Morgen geht's ab Richtung Portugal

  • Hallo ihr beiden,


    ich lese noch immer fleissig mit und euer Mißgeschick ist mir natürlich nicht entgangen.
    Jaja da denken wir an Valencia und es ist doch so schön, wenn man wieder an das Gute
    in den (meisten) Menschen glauben darf. :thumbsup:
    Ihr habt euer Hoppala schon abgedient, jetzt kann alles klaglos weiter gehen. Bei uns
    geht es kommenden Samstag los. Wir melden uns, sobald wir den Brenner erfolgreich
    bezwungen haben.


    Liebe Grüße Gusti und Walter

  • Hallo, das ist aber ein interessanter Bericht. Besten Dank dafür. Ich lese mit Interesse, denn einen Teil der Tour haben wir auch gemacht. Allerdings sind wir im Februar losgefahren mit dem Ziel Marokko und wir hatten ab Nîmes zunehmend besser werdendes Wetter. Es war ein herrlicher Kontrast zu der Heimat, als in Andalusien alles in Blüte stand.


    Marokko ist dann aber wegen der Erkrankung unseres Hundes ausgefallen und wir haben uns ausgiebig in Andalusien herum getrieben mit einem Abstecher nach Portugal.


    Aber ihr werdet sicher für euer tapferes Durchhaltevermögen auch noch belohnt. Ich wünsche es euch jedenfalls von Herzen und freue mich auf die weiteren Berichte, denn von Portugal kenne ich nur wenig.



    Gruß Antonius

  • Mein Gott, Ewald, das war vielleicht ein Schock für euch. Zum Glück ist alles gut ausgegangen.
    Letztes Jahr im August an der Donau, ist beim Grillen dem Bernhard der Schlüssel aus der Hose gefallen. Da habe ich auch dem hl. Antonius was versprochen. Und er hatte ein Einsehen mit uns. Aber da wird einem schon anders.
    Aber Glück braucht man auch ein wenig. Jetzt kanns nur noch besser werden. Wir warten auf jeden Fall ganz gespannt auf die Fortsetzung der Reiseberichtes :2-winke:

  • Wir danken euch allen für die Anteilnahme. Aber wir sind noch nicht am Ende, es geht noch weiter.....


    Mittwoch, 13.4.2016 Quarteira – Praia dos Arrifes
    Km-Stand: 166663 gef. km: 33
    Heute kommen wir ähnlich weit wie gestern. Morgens gibt´s blitzblanken Himmel mit Sonnenschein. Also planen wir so eine Art Algarve-Reiseprospektmotiv-Suchaktion. Mit Koordinaten ausgestattet machen wir uns auf den Weg, schütteln mehrmals die Köpfe über die schauerlichen Bausünden, die hier begangen wurden und schwenken nach 33km auf einen schiefen PP oberhalb der Praia dos Arrifes. Wir machen lange Hälse, denn weiter unten stehen auch noch etliche Womos. Das wird erst einmal zu Fuß erkundet, denn die Gegend ist nicht sonderlich wegsam. Steil und schottrig, wie wir´s gern haben mit unserem Vorderradler. Trotzdem fahren wir hinunter und ergattern einen feinen Stellplatz mit großartiger Aussicht auf die kleine Sandbucht und die skurrilen Felsgestalten, die sie umrahmen.


    Vom Winzigstrand trennen uns nur einige Stufen. Nach ausführlicher Inspektion und Fotosession wenden wir uns dem allseits hochgelobten Fischrestaurant „A Sardinhas“ zu, das praktischerweise gleich bei den Stufen liegt und genießen vor dieser herrlichen Kulisse unser Mittagsmahl. Der restliche Nachmittag gehört dem süßen Nichtstun und einem kurzen Erkundungsgang zum vorgelagerten Kap mit Blick in die Nachbarbucht.


    Wahrlich absonderliche Formationen hat das Meer aus der Küste herausgenagt!

  • Donnerstag, 14.4.2016 Praias dos Arrifes
    Hier ist es viel zu schön, um gleich weiterzufahren! Wir hängen noch einen Tag an.


    Hoch über der vom Atlantik ausgefransten Küste wandern wir ein Stück durch Pinienwald und über stark erodierte Flächen, die mit Macchia bedeckt sind, soweit sie die wüsten Regengüsse nicht ausgewaschen haben. Immer wieder wagen wir uns ganz an die Kante, um vorsichtig in die Tiefe zu lugen.



    Das weißliche, ockergelbe und rotbraune Felsgestein mit seinen Torbögen, Ritzen und Grotten bildet einen phantastischen Kontrast zu den blauen, grünen und türkisfarbenen Wasserflächen mit der weißen Gischt, der an den Felswänden emporsteigt. Man wird nicht müde, zuzuschauen. Die liebe Sonne brennt uns ordentlich auf den Pelz; sie treibt uns zurück zum Womo und an den Strand. Aber der Atlantik ist halt noch arg kalt – sogar zu kalt zum abkühlen! Vielleicht 14°? Das tut ganz schön weh - Sonne liegen tut den Gelenken besser. Die Zehen bohren im Sand Richtung Australien, der kostbare Kopf kommt in den Schatten, denn die Aprilsonne ist ordentlich bissig. Einfach ein wundervoller Tag. Später essen wir Sardinen und ganz viel Salat. Beim Schlafengehen stellt sich heraus, dass wir beiden einen netten Sonnenbrand eingefangen haben.

  • Freitag, 15.4.2016 Praia dos Arrifes - Praia de Luz
    Km-Stand: 166793 gef.km: 130
    Zwischen diesen beiden Praias ereignet sich einiges. Regen in der Früh lässt uns weiterreisen. Vorräte ergänzen, in Porches einen ganz besonderen Keramikteller erstehen. Nächstes Ziel: Senhora da Rocha, nahe Porches. Tip stammt aus „Mein Womo“. Ist aber nur durch den Blick von sehr weit oben auf zwei relativ ereignislose Buchten sehr weit unten entschuldbar. Brauchbarer SP ist das keiner. Wir verlassen die Örtlichkeit leicht ergrimmt, auch weil eine böse Kette zwischen zwei Stehern - sehr niedrig gespannt, daher im Rückspiegel nicht zu sehen - unser Womo beschädigt hat.
    Wir fahren aber nicht weg, ohne eine Rarität zu fotografieren:


    Inzwischen schaut der Himmel auch wieder finster drein, diese Küste hat es wirklich in sich! Wir steuern Lagos an – die viel gepriesene Ponta da Piedade. Dort eingelangt, zieht der Himmel die Vorhänge endgültig zu und man sieht genau gar nichts mehr. Wir trösten uns zunächst mit Eierhörnchen und motzen sie musikalisch mit STS auf. Leider lässt sich der Himmel damit nicht bestechen, also wieder Schlafplatzsuche (bei diesem Hotspot ist ja Camper-Schlafverbot!). Und siehe da – unser Scheibenwischer ist mittlerweile sanft entschlafen! Sehr spannend – immerhin haben wir Freitagnachmittag! Wieso hat eigentlich noch niemand erforscht, weshalb diese Dinge immer zum Beginn eines Wochenendes passieren? Die Navisoftware schickt uns nach Lagos, die dortige Firma nach Portimao. Dort hat man noch fünf Minuten offen, gerade lange genug, um uns mitzuteilen, dass die nächste Woche restlos ausgebucht ist. Guter Rat ist teuer. Weil´s zufällig grad nicht regnet, schlage ich vor, zurück nach Lagos und weiter Richtung Luz zu fahren zu einem CP der Orbitur-Kette; möglicherweise kann man uns dort weiterhelfen – in Englisch - unser Portugiesisch ist praktisch nicht existent. Der vorläufige Stand der Dinge: wir wohnen am CP, der Himmel ist wolkenlos, in der Rezeption ist man ratlos. Wir auch, deshalb überschlafen wir die Dinge erst einmal.

  • Hallo Ihr Beide
    Was macht Ihr Euch Gedanken über den Scheibenwischer. Da sieht man, das MonkeyTwin kein Bastler ist.
    Nimm a Schnürl und ab geht die Post
    Gute Weiterfahrt Zotty

  • Hallo Ewald und Silvia,


    danke für die schönen Aufnahmen und die wunderbaren Berichte von Silvia. :danke: :dafuer:
    Der Unfall an "deinem Heck und deinem Wischer :zerkugel:" tut uns aufrichtig Leid, hoffentlich ist nicht allzu viel kaputt.


    Wie könnt ihr so oft Berichte und Fotos reinstellen, seid ihr da immer wieder auf Campingplätze ?


    Da steht ihr dieses mal nicht so viel "Frei".


    Wie seid ihr eigentlich mit dem Stellplatzführer "meinWomo" zufrieden ?


    Wir wünschen euch weitere schöne Eindrücke und weniger aufregende Erlebnisse.

    Mit lieben Grüssen Anni und Franz
    Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen anderen Vorurteilen auf.
    Oscar Wilde

  • @ franki100000
    1.) wir fahen so ca. alle 3-4 Tege einen CP an
    2.) Der Stellplatzführer MeinWomo ist super. Wird viel verwendet.


    Samstag, 16.4.2016 Orbitur „Valverde“
    Wie nicht anders zu erwarten ist: es regnet nachts, es regnet morgens, auch tagsüber immer wieder einmal. Also nicht nur der Schlüssel, sondern auch ein funktionierender Scheibenwischer ist fürs Weiterkommen ungemein hilfreich. Wir rasten; und damit wir nicht rosten, gibt´s längst fälligen Womo-Putz. Ewald sucht das Internet nach Werkstätten ab. Der Wetterbericht verspricht einen trockenen Sonntag, also planen wir die Route unter Berücksichtigung der zunächst liegenden Werkstattadresse in Beja. Mehr können wir heute nicht tun.

  • Sonntag, 17.4.2016 Praia de Luz – Evora
    Km-Stand: 167062 gef. km: 269
    Heilfroh, dass es trocken ist, machen wir uns auf den Weg in den Norden. Die brandneuen Straßen an der Küste bringen das Navi ganz durcheinander. Ab Silves


    passt aber alles wieder und wir finden uns unvermittelt in einer wunderschönen Hügellandschaft. Die Serra de Monchique hält die bösen Winde ab und so ist hier ein kleines, immergrünes Paradies entstanden. Orangen- und Zitronenplantagen, Feigenhaine und Weinberge begleiten uns – es ist eine Freude nach den Bausünden in den Küstenstädten. Nach rund 40km gelangen wir in den Alentejo. Hervorragende Straßen führen durch eine wellige Ebene, die jetzt im Frühjahr übersät ist mit Wildblumen in allen Farben. Besonders auffällig sind die intensiv purpurfarbenen Wildgladiolen, die büschelweise in den Wiesen stehen und tausende Zistrosensträucher, dicht an dicht mit weißen Blüten besteckt. Weiter im Norden bestimmen Getreidefelder, Korkeichen und Weideflächen voller Rinder und Schafe das Bild.
    In Beja suchen wir erst mal die Werkstatt, werden sehr schnell fündig und sind ziemlich überrascht, dass sie am Sonntag geöffnet hat. Leider kann man uns aber nicht helfen, wir müssen weiter nach Evora. Noch einmal 80km. Hier angekommen, ist es für Reparaturaktivitäten ohnehin zu spät, also wandern wir in die Innenstadt. In einer Viertelstunde sind wir im historischen Zentrum, das recht hübsch und von einer 4km langen Mauer umgeben ist, an der Römer, Mauren und portugiesische Könige gebaut haben.


    Beim (original!) römischen Tempel setzen wir uns ein bisschen in die Sonne, dann geht´s zurück zum Womo. Wir wollen doch noch herausfinden, ob die Adresse der Werkstatt, die man uns im Touristenamt herausgesucht hat, stimmt. Sie tut es und wir kehren zufrieden zum Stellplatz zurück. Und jetzt hoffen wir auf morgen.

  • Montag, 18.4.2016 Evora – Evoramonte (20. Tag)
    Km-Stand: 167100 gef. km: 38
    Morgens stellen wir uns vor die Werkstatt und frühstücken dort, die sperren nämlich erst um 09h30 auf. Nach Überwindung der üblichen Sprachbarrieren wird die Sachlage geklärt und wir begeben uns in Warteposition, jeder mit einem E-Book in der Hand, weil noch jemand anderer vor uns drankommt. Um 15h ist es soweit, um 16h wischen die Wischer wieder und auch der beleidigte Rückfahrscheinwerfer samt Piepserl tut wieder, wie er soll. Der Übeltäter war eine Sicherung, die sichtlich die Feindberührung mit der Kette nicht ausgehalten hat und ausgerechnet für diese beiden Funktionen zuständig ist – wer kommt denn auf so was? Jedenfalls sind wir froh, wieder mobil zu sein. Es ist noch früh genug, um die 34km nach Evoramonte zu rutschen. Es geht wieder durch Korkeichenwälder; erstmals sehen wir auch Bäume mit geschälten Stämmen. Dieses Schälen darf nur alle neun Jahre geschehen, haben wir gelernt; und außerdem darf es nach der Ernte drei Tage lang nicht regnen, sonst sterben die Bäume ab. In der weiten Ebene erkennt man die beherrschende Lage der eigenartig geformten Festung auf ihrem knapp 500m hohen Hügel schon von weitem.



    Die Burg war ursprünglich eine maurische Gründung und das Dörfchen innerhalb der Festungsmauer hat seinen mittelalterlichen Charakter mit den flachen Häusern und sorgfältig gepflasterten Straßen weitgehend bewahrt. Von dort oben hat man einen wundervollen Blick in die Weite des Alentejos. Geschlafen wird eine „Etage“ tiefer, bewacht von einer kleinen Kapelle.

  • Dienstag, 19.4.2016 Evoramonte – Beja
    Km-Stand: 167279 gef. km: 179
    Alentejo im Hochsommer bei 45° - 50°? Dürre braune Felder, magere Wiesen mit Rinder- und Schafherden, dazwischen staubige Korkeichenwälder und darüber makellos blauer Himmel und eine erbarmungslose Sonne?


    Der Kenner reist im Frühling: üppig grüne Felder, grasende Rinder- und Schafherden auf bunte Wiesen mit vielen unbekannten Blumen (dottergelbe Minilupinen z.B.), frischer Austrieb an den Korkeichen und über all dem ein tief dunkelgrauer Himmel, aus dem es erbarmungslos schüttet. Seit ungefähr 4h früh tut es das. Dank unserer wieder eifrig tätigen Wischer sind wir wenigstens mobil und machen uns auf nach Arraiolos.


    Für diese Fahrt bekommen wir sogar ein privates Wolkenfenster und genießen die frisch gewaschenen Wiesen und Korkeichenwälder im schönsten Sonnenschein.


    Der Ort ist weithin bekannt für eine besondere Art der Teppichherstellung. Auf relativ grobem, aber weichem Stramin (so wie Sackleinen) wird mit Wollfäden gestickt. Die Technik scheint ein Mittelding zwischen Gobelin- und Kreuzstichstickerei zu sein. Etwas außerhalb des Ortes, liegt der Conventos dos Loios, der mit EU-Mitteln zu einer ausnehmend schönen Pousada umgewandelt wurde. Besonders sehenswert ist die Kapelle, die zur Gänze mit blau-weißen Fliesenbildern aus der Zeit der Jesuiten ausgekleidet ist.


    Zur Burg wandern wir auch hinauf, sie gibt aber nicht viel her außer einen tollen Aussicht, die wir uns heute aber malen müssen. Dafür pfeift es ganz schauerlich und wir sind froh, als wir wieder beim warmen Womo sind. Da es hier nicht ganz so viel geregnet hat, wagen wir uns auf einer schlaglochübersäten Sandpiste auch noch zum Menhir-feld Cromelique dos Almendres, eines der größten in Europa. Inmitten eines lichten Korkeichenwaldes bilden - an einem sanften Hang gelegen - Monolithen aus dem Neolithikum zwei aneinander gereihte Ovale.


    Einige Steine sollen astronomische oder geometrische Verzierungen tragen – wir können sie nicht finden, zumal es auch wieder bedrohlich finster wird und erneut zu schütten beginnt. Zu weiteren Regenexkursionen sind wir heute nicht mehr bereit; auf den bereits bekannten ausgezeichneten Straßen begeben wir uns – begleitet von weiteren heftigen Wolkenbrüchen – nach Beja, dem wir ja noch unseren Besuch schuldig sind. Der SP (Parque de Perendeas) aus dem Schulz-Womo-Buch ist ein ausgezeichneter Tip.

  • Mittwoch, 20.4.2016 Beja – Silves
    km-Stand: 167466 gef. km: 187km
    Die Wolkenbrüche haben hierzulande ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl! Das ändert sich zunächst auch tagsüber nicht, sodass wir sogar darauf verzichten, den Fotoapparat mitzunehmen. Wir steigen ein wenig im historischen Zentrum herum, das praktisch leergefegt ist und flüchten uns dann ins Regionalmuseum, wo wir neben vielen anderen hochinteressanten Dingen die allerherrlichsten Azulejos (Fliesenbilder) bestaunen können.
    Auf dem Weg zum Womo verlaufen wir uns gründlich – Beja ist uns nicht wohlgesonnen. Ewald will trotz aller Widrigkeiten zum Cabo de Sao Vicente, also müssen wir wohl oder übel wieder nach Süden.


    Freundlicherweise läßt sich die Sonne blicken und wir genießen die Fahrt durch die verschwenderisch blühende Natur. Wir legen die Route über Monchique, das aber seinem Ruf wohl nur in der „Saison“ gerecht wird; jetzt ist es ein verschlafenes Nest, das wir gerne wieder verlassen.


    Unser Plan, unser Nachtquartier wieder an der Küste aufzuschlagen, scheitert neuerlich an den brandneuen Straßen, die das Navi nicht kennt. Wir landen in Silves, wo auch alles ganz anders ist, als unsere Reiseführer berichten. Immerhin scheint hier die Sonne! Schlussendlich fahren wir auf den SP „Parque do Rio“ neben dem Schwimmbad, offenbar der Nachfahre des SP Nr. 158 aus dem Womo-Handbuch v. Schulz. Ebener Sandplatz, V+E, Kostenpunkt € 3,--. Auch die Stadtverwaltung von Silves lernt dazu!

  • Donnerstag, 21.4.2016 Silves - Cabo de Sao Vicente
    km-Stand: 167548 gef. km: 82
    Kein Regen! Und wir haben uns schon durchnässt und sturmgebeutelt am Cabo de Sao Vicente gesehen. Wir nützen die Gunst der Stunde, lassen Silves hinter uns und rollen Richtung Land´s End von Europa. Ab Sagres fühlen wir uns stark an die Westküste Irlands erinnert. Die Steilküste vom Meer zerfressen, die Vegetation durch den ewigen Wind auf Polsterwuchs reduziert. Besagter Wind hat heute aber offenbar Urlaub, das Meer ist blau und friedlich. Nichts mit sturmumtoster Weltmeerdramatik!



    Die Thüringer Bratwurst zwinkert freundlich von ihrem Schild herunter, sie schmeckt ausgezeichnet und wir genießen die unverhofften Sonnenstunden, mit denen wir - ausgerechnet hier - wahrhaftig nicht gerechnet haben.
    Allzulange dauert der Zauber aber ohnehin nicht, nach zwei Stunden zieht der Himmel doch wieder zu und wir verfügen uns zum CP unter die Pinien. Nachdem wir uns und unser Womo ordentlich geschrubbt haben, vergnügen wir uns damit, die höchst unterschiedlichen Erscheinungsformen zu studieren, die das Thema Womo so hervorbringt. Hier mal ganz was Neues


    die Insassen sind ziemlich bärige Teutonen, sie gebärden sich aber recht friedlich.

  • Freitag, 22.4.2016 Cabo de Sao Vicente – Vila Nova de Milfontes
    Km-Stand: 167771 gef. km: 223
    Der fortaleza Heinrich des Seefahrers sieht man förmlich an, dass sich ein ausführlicherer Besuch nicht lohnt.


    Wir bewundern lieber die Vegetation rund um uns, äugen da und dort in die Tiefe – die Steilküste lässt an Dramatik ja wirklich nichts zu wünschen übrig.
    Da es aber grau und diesig ist und der Atlantik weiterhin geradezu aufreizend unbewegt daliegt, kommt das nicht so recht zur Geltung. Wir geben unserer Route einen energischen Schwenk nach Norden und erkunden die Costa Vicentina und ihr Hinterland. Grün, grün und nochmals grün. Die zahllosen Pinien verneigen sich mehrheitlich demütig nach Osten, so wie´s der derzeit auf Urlaub befindliche Wind diktiert. Etliche Riesen liegen entwurzelt am Straßenrand und so mancher Baum scheint sich überhaupt entschlossen zu haben, kurzerhand in der Horizontalen weiterzuwachsen. Wenn man aber ein Stückchen weiter ins Landesinnere rückt, wird´s beschaulicher.
    Wir fahren durch wunderbares, mit Macchia überzogenes Hügel- bzw. Bergland; wir sehen auch viele uns ganz unbekannte Pflanzen. Ein paarmal machen wir einen Abstecher hinaus an die Küste (Praia do Amado,


    Praia do Bordeira,


    Praia de Odeceixe, Praia de Carvalhal), allesamt wunderschöne, ganz unterschiedliche Badebuchten. An der P.d. Amado hat ein findiger Kopf am Parkplatz das Blau unserer „Gebots“-Verkehrsschilder zweckentfremdet, um für uns arme Womoisten Parkraum zu schaffen.


    Sehr lobenswert, aber etwas kümmerlich in der Ausführung!
    Eine Zeitlang beobachten wir die Surfer, die mit Engelsgeduld im kalten Wasser auf die Welle warten, auf der sie dann – mehr oder weniger erfolgreich – dahingleiten. An der Zufahrt zur P.d. Carvalhal


    werden wir überrascht durch den Anblick von Gnus, Antilopen, Lamas und Straußen; sogar von Zebras kündet ein Schild. Da hat offenbar jemand eine zündende Idee gehabt und Mitglieder der Fauna des ehemaligen portugiesischen Kolonialreiches ins Land geholt. Gott sei Dank kennen die „Mitglieder“ den Zweck nicht!
    Unser heutiges Etappenziel ist Vila Nova de Milafontes, die Praia Furnas. Hier gibt es Dünen! Wir treffen pünktlich um 18h ein und ebenso pünktlich beginnt es zu regnen. Da hilft nur Essen und Rotwein.

  • Samstag, 23.4.2016 V.N.d.Milfontes – Alcacer do Sol
    Km-Stand: 167830 gef. km: 119
    Nachts und morgens weint der Himmel noch immer/schon wieder; wir werden es wohl auch bald tun. Und dem Minimax werden Schwimmhäute wachsen, wenn das so weitergeht. Wir begegnen dem Elendswetter mit Schinken und Melone zum Frühstück, wandern über die Dünen zur wirklich empfehlenswerten Badebucht und brechen dann unsere Zelte ab.
    Auf der Fahrt nach Osten bzw. Norden ereignet sich dann ein mittleres Wunder: die Wolken reißen auf und geben tatsächlich einen blauen Himmel frei. Kaum zu glauben! Ewald hat Alcacer


    aus dem Reiseführer heraugepickt; wie dessen Verfasser auf einen Vergleich mit Salzburg verfallen konnten, bleibt unerfindlich: weder gibt´s hier einen Untersberg, noch bauen die Salzburger Reis an. Hier tut man das aber sehr wohl. Daneben beschäftigt man sich mit der Salzgewinnung, und die Pinien der umliegenden Wälder liefern hervorragende pignoli. Im übrigen bildet der Sado mit seinen umliegenden Feuchtwiesen von hier bis zur Mündung in den Atlantik ein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet. Wer dort keine passende Bleibe findet, baut sein Nest auf dem Kirchturm. Bis zu acht Störche sind schon im Schutz der Kirche untergekommen. Wir durchwandern das Städtchen, kaufen erste Mitbringsel ein und erspähen jenseits des Flusses, der übrigens durch eine stählerne Zugbrücke überspannt wird,



    einen wesentlich besseren Stellplatz. Sofort übersiedeln wir und dann machen wir erst einmal Siesta. Abends suchen – und finden – wir ein sehr bodenständiges, nur wenig auf Touristen eingestelltes Restaurant, in dem wir mit Vergnügen eine Cataplana tamboril verzehren. Das ist ein Eintopf mit Seeteufel, Meeresfrüchten, Reis und Gemüse. Cataplana heißt das Gefäß (Pfanne + Deckel hängen zusammen), in dem das Gericht, wenn es authentisch zubereitet wurde, in noch geschlossenem Zustand zu Tisch gebracht wird. Ein Gedicht! Danach noch ein vinho verde und das Bett ruft.

  • Sonntag, 24.4.2016 Alcacer – Lissabon/Costa Caparica
    Km-Stand: 167955 gef. km 125
    Heute scheint tatsächlich schon wieder die Sonne – sie könnte sich das ruhig zur Gewohnheit machen! Schnell noch einkaufen, dann geht´s ab an die Costa Caparica zum Orbitur-CP. Das Navi macht seine Sache sehr ordentlich, wir können uns ein bißchen die Gegend anschauen, durch die wir da rollen. Am interessantesten sind die Hochspannungsmasten, von denen einige geradezu von Störchen überbevölkert sind.


    Auf den Straßen geht es sonntäglich beschaulich zu und so erreichen wir problemlos unseren Campingplatz, richten uns erst einmal häuslich ein und verfolgen das Ergebnis der heimischen Bundespräsidentenwahl.

  • Montag, 25.4.2016 Lissabon
    Heut wird der Tag der Nelkenrevolution gefeiert! Wir haben diese Treffsicherheit in Sachen Stadtbesichtigung schon öfters unter Beweis gestellt, so also auch diesmal. Das Wetter ist prächtig, Lissabon ist in Feierlaune, in den Straßen quirlt es nur so. Wir quirlen mit, weil ja die wichtigsten Sehenswürdigkeiten geschlossen haben (Feiertag und Montag). Nach einigen Irrungen starten wir am Praca de Comercio, schlendern durch die Baixa, Rua Augusta, Rua Aurea, bestaunen den Elevador,


    suchen die Rua Garrett, in der das Literatencafe A Brasileira liegt. Sehr sehenswert, aber gestopft voll und dementsprechend stickig. Statt Süßem essen wir in einem hübschen, kühlen Innenhof Lachsquiches, danach arbeiten uns langsam zum P. Rossio und der Praca Pedro IV. vor.


    Ein außerordentlich großzügiger Platz mit zum Teil sehr schönen Jugendstilhäusern. Wir entern eines der niedlichen Schmalspurbähnchen, das uns durch unfassbar steile und schmale Gassen hinauf zum Mirador de Santa Luzia befördert.


    Oft wird´s so eng, dass wir durchs Fenster auf die Hausmauer greifen können.....

  • .... Zwischendurch steigen wir aus, um die Kathedrale Se zu besichtigen.


    Danach lassen wir uns zu unserem Ausgangspunkt zurückfahren. Bei der Mercado Ribeira besteigen wir die ziemlich überfüllte Linie 15 und fahren ohne die geringste Chance, ein Ticket zu lösen, sozusagen schwarz bis zu unserer Fähre, die uns auf die andere Seite des Tejo nach Trafaria bringen soll. Tut sie auch, allerdings mit einem unfreiwilligen Zwischenstop eine Anlegestelle früher. Ewald missversteht die Beschilderung am Fähranleger gründlich, hüpft flugseilig von Bord und bis wir erkennen, dass das etwas voreilig war, hat die Fähre auch schon wieder abgelegt.


    Eine Stunde Wartezeit, die wir uns mit Essen und Trinken vertreiben. Schließlich geht auch das vorbei und landen erschöpft, aber zufrieden beim Womo.

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