Kurzurlaub in Lappland

  • Na ja, so ist das halt im Leben. Meine Nachbarin, die Karin, kommt zu uns und bittet mich ihr beim Aufstellen der Waschmaschine zu helfen. Dabei erzählt sie uns, dass sie mit der Margit (eine weitere Nachbarin) nach Lappland fliegt.
    Nach getaner Arbeit komme ich nach Hause und Sylvia empfängt mich mit der Äußerung "Geh frag mal die Karin, ob es ihnen recht ist, wenn wir mitfliegen." - Und folgsam wie ich nun mal bin, mache ich das auch gleich.
    Was darauf folgt hier in kurzen Worten: Karin ist es recht, sie ruft die Margit an, der Margit ist es recht, sie kommt auch gleich mit den Reiseunterlagen, Karin greift sich ihr Handy und bucht für 4 Personen. Eine Aktion von nicht ganz einer halben Stunde.
    So kommt es dazu, dass wir einen Kurzurlaub in Lappland machen.


    20 Jänner
    Der Abflug in Wien Schwechat ist gegen Mittag angesetzt. Eingecheckt haben wir schon per Internet und haben am Flughafen keinerlei Stress.
    Nach dem Enteisen der Tragflächen geht es in ca. 3 Stunden nach Kittilä in Lappland. Das ist nördlich des Polarkreises. Der kleine Flughafen empfängt uns mit einer Temperatur um die -15 Grad und einem herrlichen Sonnenuntergang.


    Nach dem Bustransfer nach Sirkka beziehen wir unser Quartier im Levi Spa Hotel. Zur Erläuterung: Sirkka heißt die Ortschaft - nein es ist eine Stadt - direkt am Fuß des Berges Levi, dem Austragungsort der ersten Slalomweltcupbewerbe im Jahr. Kein Mensch kennt Sirkka, jeder Levi - und so heißt Sirkka umganssprachlich eben - Levi.

  • 21. Jänner
    Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück vom Buffet gehen wir zum vereinbarten Treffpunkt für die geplante Motorschlittenfahrt. Von der Sonne ist natürlich weit und breit nichts zu sehen. Wir haben ja erst 08.15 Uhr. Aber es ist nicht soooo dunkel, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir brauchen keine Taschenlampen, es gibt ausreichendes Dämmerungslicht.
    Da die Temperatur wohlige -20 Grad hat, werden wir für die Fahrt mit dem Motorschlitten eingekleidet.


    Dann, nach einer theoretischen, kurzen Einschulung, geht die Post ab. Ich bin noch nie auf einem Motorschlitten gesessen, geschweige denn, dass ich einen gelenkt hätte. Gasgeben mit dem Daumen, Automatikgetriebe, keine Räder, keine Schräglage - es ist ganz anders als Motorradfahren. Es ist kaum zu vergleichen. Na ja, das Tempo ist anfangs gering. Zum eingewöhnen. Ich komme mit den Kufen immer wieder in die Spurrinnen der Voranfahrenden und den Motorschlitten - und auch die Silvia am Sozius - werden durcheinandergeschüttelt. Das Verlassen der Spurrillen gestaltet sich immer wieder sehr anstrengend. Beim ersten Halt sage ich das dem Guide, der die Spitze macht und nachschauen kommt, wie es uns geht. "Am besten ist, sie fahren immer versetzt, achten aber auf den Gegenverkehr, fahren sie nicht zu weit auf der linken Seite." Tipp bekommen, gemacht, nullo Problemo. Jetzt geht es genussvoll durch den Wald, über den zugefrorenen See, durch die wundervoll verscheite finnische Landschaft. Ein Traum in weiß!


    Am Scheitelpunkt unseres Kurses machen wir einen längeren Halt und laben uns mit einem heißen Getränk und Kuchen.


    Ich bin ja ein Typ, der immer alles beim Zuschauen lernt. So schaue ich natürlich auch beim Kaffeeautomaten zu, wie dieser Typus bedient wird. Der danebenstehende Guide erklärt es der vor mir stehenden Dame und ich denke mir, wieso hat sie solche Probleme mit dem Automaten? Das kann doch nicht so schwer sein! Jetzt bin ich an der Reihe, verzichte natürlich auf die Anleitung des Guides, drücke an der Maschine herum, freue mich auf den dampfenden Kaffe und fülle die Tasse mit - - heißer Schokolade! Nun ja, ist ja auch gut und vor allem süß.
    Auf der Fahrt zurück wird das Tempo ein wenig angezogen. So fahren wir mit ca. 50 bis 60 Sachen über den See und tauchen wieder in den zauberhaften Wald ein. Die Sonne lugt inzwischen über den Horizont und übergießt das weiße, glitzernde Land mit einem sanften, warmen Licht. Ich komme mir vor wie in einem Märchen - Der edle Ritter auf seinem Feuerroß im tiefverschneiten Wald auf dem Weg zur Burg mit der verzauberten Prinzessin.
    Na ja - die Prinzessin sitzt hinter mir auf dem Sozius und leidet unter Angstzuständen, weil ich immer wieder etwas Abstand zum Vordermann lasse, um dann mit etwas mehr Gas und Tempo aufholen zu dürfen. Mir macht das richtig Spaß. (Egiost, der ich bin)
    Am Stützpunkt zurückgekehrt, entledigen wir uns wieder der geborgten Kleidung, gehen noch einkaufen und verbringen den Nachmittag entspannt bis zum Abendessen. Wie es heute üblich ist Buffet. Mit viel Lachs und anderen Fischen, Rentierfleisch und -suppe. Es ist jeden Tag ein Gedicht.

  • 22. Jänner
    Heute - ja, so ein kurzer Urlaub mit Reiseleitung ist richtiger Stress - steht der Besuch einer Rentierfarm an. Nach einem, wie könnte es anders sein, ausgezeichneten Frühstücksbuffet werden wir mit dem Bus zu einer Rentierfarm gekarrt. Nun ja, gekarrt ist etwas negativ ausgedrückt, gefahren ist besser. Die Fahrt dauert auch nicht lange - in einer guten Viertelstunde sind wir schon am Ziel und werden von einer Samenfamilie empfangen. Wir freuen uns schon auf die Begegnung mit den lappländischen "Haustieren". Es steht ja auch eine Schlittenfahrt am Programm.


    Da wir eine große Gruppe sind, werden wir in zwei Teile aufgeteilt. Wir entschließen uns, der zweiten Gruppe anzugehören und stellen uns gleich auf die entsprechende Seite.
    Während die erste Gruppe zu den Rentieren geht und anschließend die Schlittenfahrt macht, gehen wir in das Haus, genießen heiße Getränke und Kuchen und lauschen aufmerksam dem Lichtbildervortrag über das Leben der Samen. Da gibt es allerhand Neuigkeiten für uns. Wir erfahren, dass im Samenland kein Rentier OHNE Besitzer unterwegs ist. Jedes hat einen Besitzer, auch wenn es noch so entlegen irgendwo in der Gegend herumkrebst. Auch gibt es keinen Grundbesitz im engeren Sinn, das Land gehört allen und die Rentiere konnen daher auch das ganze Land besiedeln ohne irgendwelche Besitzrechte zu stören. Wir erfahren Details über das Einsammeln der Tiere wo alle Familien zusammenarbeiten, die Tiere wieder den einzelnen Besitzern zugeteilt werden bzw. die Jungtiere die entsprechenden Markierungen an den Ohren eingeschnitten bekommen.
    Anschließend gehen wir hinüber zu den Gehegen mit den Rentieren und besteigen die Schlitten um uns durch den Finnischen Wald führen zu lassen. Ich muss leider wieder sagen, dass dieser Wald im Winter - wir kennen ihn ja auch schon im Sommer - eine so wunderschöne Kulisse für alle Unternehmung darstellt, dass mir einfach die Worte fehlen. Etwas, das nicht so leicht passiert. Und den Gipfel an Schönheit setzt noch die aufgehende Sonne drauf. Wir haben ja schon fast 11.00 Uhr, Da darf sie schon....


    Abschließend besuchen wir das Jungtiergehege. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass diese Besuche dazu benützt werden, die Tiere an die Menschen zu gewöhnen. Der Umgang mit Rentieren muss leise verlaufen, laut sein kann Aggressionen wecken und bei den Schlittenfahrten kann es dazu führen, dass die Rentiere ganz einfach stehen bleiben und sich nicht mehr vom Fleck rühren. Die Heimreise durch den tiefen Schnee, kilometerweit, kann sich dann etwas mühsam darstellen..... Wir bekommen auch Moose bzw. Flechten zum verfüttern und man sagt uns auch, dass wir die Tiere angreifen sollen, jedoch nicht am Geweih, da sie gerade im Bast stehen und die Berührungen für die Tiere schmerzhaft sind.


    Der Nachmittag ist wieder der Entspannung gewidmet. Ich weiß nicht, warum ich schon wieder müde bin. Aber ich möchte ja auch das Nordlicht sehen darum schaue ich auf dem Tablet nach, ob es heute Nacht noch eine Möglichkeit gibt. Und siehe da, es soll so zwischen 22.00 und 23.00 Uhr diese sagenhafte Lichterscheinung geben.
    Nach dem Abendessen registriere ich, dass wir eine sternenklare Nacht haben. Also gute Voraussetzungen.
    Ich mache mich auf den Weg zum See, da dort keine Lichtverschmutzung ist. Das heißt, es sind dort keine Lampen oder ähnliche Lichtquellen die stören würden. Ewald denkt, Gott lenkt. Der See ist nicht weit weg. Gleich neben dem Informationsgebäude geht der Weg durch den Wald zum See. Ich nehme natürlich keine Lampe mit, die würde nur stören. Also folge ich den Spuren und dem Weg immer geradeaus. Abzweigungen nehme ich keine, denn die finnischen Wälder sind grenzenlos und eine Orientierung ist schwierig. Für mich wahrscheinlich unmöglich. Deshalb folge ich dem Weg, wie gesagt, immer in gerader Richtung. Keine Abzweigung. Immer geradeaus. Wunderschöner Wald ringsum. Plötzlich komme ich zu einer Straße. Wo ist der See? Na ja, ich folge der Straße und sehe in der Ferne Straßenlaternen.
    Zu meiner Verwunderung komme ich aus südlicher Richtung nach Sirkka. Ich bin doch nördlich zum See gegangen! - Ja, so sind sie, die finnischen Wälder.
    Nordlicht habe ich keines gesehen, dafür bin ich aber redlich müde und gehe zu Bett.

  • 23. Jänner
    Heute gibt es einen Tag zur freien Verfügung. Keine Besichtigungs- oder Aktivitätstermine. Deshalb stehen wir auch gleich später auf, lassen uns mit der Morgentoilette Zeit und schlendern dann gemütlich zum Frühstücksbuffet. Ist doch schön, den Tag so langsam beginnen zu lassen. Beim Frühstück beplaudern wir den Tagesablauf. Wir wollen noch einmal in den Supermarkt, ein Stadtspaziergang machen und in ein Kaffeehaus gehen. Am Nachmittag ist dann für Sylvia und für mich Sauna eingeplant. Margit und Karin lieben die Sauna nicht so und wollen nicht mitgehen. - Auch gut, jeder soll das machen, was ihm Spaß macht.
    Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg. Sirkka ist nicht groß. Auch nicht dicht besiedelt. Eine Ortschaft verbunden mit - - Wald.


    So schlendern wir durch den Ort und sind doch nicht in einer Stadt. Wir machen auch die üblichen Touristenfotos und haben erstaunlicherweise unseren Spaß dabei.


    Es ist so richtig entspannend (wo wir doch schon so entspannt sind) und bei schlanken -22 Grad erfrischend. Also besuchen Karin und Margit ein Kaffeehaus und wir beide bringen unseren Einkauf nach Hause und gehen dann in das Spa-Zentrum.
    Wir wurden von der Reiseleitung schon vorgewarnt. Spa und Sauna ist hier nicht so, wie in Österreich. Es gibt im Wellnessbereich - entschuldigung, im Wohlfühlbereich - keine Ruheräume mit Liegen zum entspannen. Die Finnen gehen schwimmen und dann nach Hause. Nix ist mit herumknozen. Nix mit lesen im Ruheraum. Und die Sauna wird nur bekleidet mit Badehose betreten. Nun ja, dieses Mal werden wir das schon überstehen.
    Ja, das mit den Ruheräumen stimmt. Das mit der Sauna schon weniger. Während Sylvia nicht aus dem Wasser zu kriegen ist, gehe ich in die Sauna. Männlein und Weiblein haben einen eigenen Bereich, also streng getrennt. Aber im Vorraum entledigt man sich der Badehose und zieht sich beim Automaten ein Stück wasserfestes Papier, das als Sitzunterlage dient. Aufgegossen wird nach Belieben, die Temperatur eher gemäßigt. Ich würde sagen, sie liegt so zwischen 80 und 90 Grad. Das ist aber trotzdem richtig angenehm.
    Dann hole ich aber doch die Sylvia aus dem Wasser, denn es wird Zeit für das Abendessen.
    Eines habe ich vergessen zu erwähnen. Auf dem Hotelparkplatz bemerken wir, dass viele Plätze mit Stromversorgern versehen sind. Wir sind uns nicht ganz klar darüber, ob sie nun für die Versorgung von Elektromobilen installiert wurden, oder dazu dienen den Autobatterien eine Erhaltungsladung zu gewährleisten. Wir wissen aber, dass hier viele Elektroautos unterwegs sind. - Sei es, wie es sei. Es ist auf jeden Fall eine gute Sache.


    Den Tag lassen wir in der Hotelbar ausklingen.........

  • 24. Jänner
    Heute heißt es wieder zeitiger aufstehen, es geht zur Huskyfarm zum Hundeschlittenfahren! Wir schauen auf das Thermometer, es hat -28 Grad, also gilt es sich etwas wärmer anzuziehen. Das Frühstück ist damit natürlich mit etwas schwitzen verbunden, weil wir dazwischen zu wenig Zeit haben uns umzuziehen. Pünktlich, 5 Minuten vor 09.00 Uhr sind wir vor dem Hotel und warten auf unseren Bus.


    Der kommt aber nicht. ein schöner, grüner Ollibus steht da und einige Leute drängen sich um ihn herum. Unser Bus ist noch nicht da, vielleicht holt er zuerst die Teilnehmer vom anderen Hotel ab und kommt nachher zu uns. - Es rührt sich nichts. Kein Bus, kein Guide, nur klirrende Kälte und weiße Landschaft. nach einer Viertelstunde gehen wir dann zum Info-Ständer um nachzusehen, ob wir uns vielleicht im Termin geirrt haben. Leider ist da keine Information bezüglich der Huskyschlittenfahrt ausgehängt. Der Info-Stand ist erst wieder am Abend besetzt. Zu blöd. Wir haben uns doch auf die Hundeschlittenfahrt so gefreut. Na, wir werden das am Abend mit der Reiseleitung besprechen.
    Sylvia und ich beschließen kurzerhand einen Spaziergang um den See zu machen, Karin und Margit wollen etwas rasten und mit uns dann am Nachmittag in die Stadt und ins Kaffeehaus, das sie mittlerweile schon gut kennen, gehen.
    Gesagt, getan. Sylvia und ich machen uns auf den Weg. Noch schnell die Foroausrüstung mitgenommen und los geht es.
    Diesmal, bei Licht (die Sonne wird in einer knappen Stunde über den Horizont kommen) gehen wir nicht in die Irre, wie ich bei meiner Supernordlichtwanderung. Wir kommen entlang der Straße nach einer Abzweigung nach links zum See und wenden uns nach rechts um dem Wanderweg zu folgen. Es gibt kaum Worte um zu beschreiben, was wir sehen. Tief verschneit, die Bäume, schneeschwer, neigen ihre Äste, biegen sich über den Weg und verzaubern die Landschaft. Da es die Sylvia liebt, unter einem Baum zu stehen und sich den Schnee von den Ästen zu schütteln, will ich ihr eine Freude machen. Ich platziere sie unter einem Baum und gehe zum Stamm, um ihn zu schütteln. Kaum verlasse ich den Weg, sinke ich auch schon bis zur Hüfte im tiefen Schnee ein. Bis zum Baumstamm komme ich gar nicht erst. Also, darf Sylvia den ihr zugedachten Platz wieder verlassen, ich kämpfe mich auf den Weg zurück und wir setzen unseren Spaziergang fort. Zu Hause blühen schon die Schneeglöckchen. Davon sind wir hier noch weit entfernt. Eine Winterlandschaft, wie man sie sich nicht schöner vorstellen kann. Die Blumen werden erst in 4 bis 5 Monaten herauskommen. und ein Monat später die Stechmückenschwärme. Doch daran wollen wir gar nicht denken. Wir genießen ganz einfach das, was wir hier sehen.

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    Am anderen Ende des Sees führt der Weg dann direkt auf die Eisfläche. So windstill es im Wald war, so greift uns jetzt der Wind von vorne an. Bei -28 Grad beißt das ganz schön im Gesicht, auch wenn der Wind nicht wirklich stark bläst. Mein Atem gefriert an meinem Bart in Sekundenschnelle und ich komme mir vor wie auf einer Nordpolexpedition.
    Da ist der Stadtspaziergang am Nachmittag doch etwas ganz anderes. Die Karin will noch ein Rentierfell für ihre Tochter kaufen und wird auch fündig. Das Fell haart nicht, was sehr wichtig ist. Denn sollte es haaren, dann ist das ein Zeichen dafür, dass das Tier im Fellwechsel geschlachtet wurde und man hat dann zu Hause in kurzer Zeit kein Fell, sondern einen Lederfleck liegen. Das Fell lassen wir noch im Geschäft und holen es später, denn wir wollen noch ins Kaffeehaus gehen um gute Mehlspeise mit Kaffee zu genießen.
    Am Abend entern wir nach dem Essen den Infostand um zu fragen, was mit der Hundeschlittenfahrt schiefgelaufen ist. Das war doch alles in Ordnung und hat auch termingemäß stattgefunden wurde uns mitgeteilt. Aber der Bus! Unser Bus war doch gar nicht da! Wie kann dann der Ausflug zu den Hunden stattgefunden haben?!? Des Rätsels Lösung: Wir hätten den grünen Ollibus nehmen sollen, der war dafür vorgesehen. Leider war aber niemand von der Reiseleitung vor Ort, um uns darauf hinzuweisen. Die Dame am Infostand entschuldigte sich für die Umstände, die dadurch entstanden sind und teilte uns dann einer anderen Gruppe zu, die später fährt. Wenn das so ist, soll es uns recht sein. Wir wollen auf die Hundeschlittenfahrt nicht verzichten.
    Habe ich das mit der Hausbar und dem Ausklingenlassen des Tages schon erwähnt??....

  • 25. Jänner
    Heute fahren wir in den Süden, zu wohliger Wärme. Rovaniemi steht auf dem Programm. Und dort hat es zwischen 0 und +3 Grad. Also nicht zu viel anziehen! In Rovaniemi erwartet uns eine Führung im Arktikum, ein Museum, das das Leben der Lappen darstellt und dann, man höre und staune, will uns der Weihnachtsmann eine Audienz gewähren.
    Wir schwitzen heute beim Frühstück nicht. Wir sind leicht bekleidet. Kein zweiter Pullover, keine zweite Jacke, nur normale, mitteleuropäische Winterbekleidung. Wir können uns richtig locker bewegen. Heute haben wir keine Ähnlichkeit mit dem allseits bekannten Michelin-Männchen aus der Werbung. Unser Bus wartet schon und ab geht die Reise. Wir holen noch einige Teilnehmer vom zweiten Hotel ab und dann zeigt die Nase des Busses nach Süden. Richtung Polarkreis. Rovaniemi liegt direkt am Polarkreis. Das muss so sein, denn dort wohnt ja der Weihnachtsmann - und der wohnt am Polarkreis. (Wir wissen alle, dass der Polarkreis keinen fixen Verlauf hat, dass er immer wandert, das ist aber für den Weihnachtsmann unerheblich.) Also, es geht in gemütlicher Fahrt durch die tiefverschneite Landschaft. Wunderschön anzuschauen. Was mir auffällt, es fährt niemand mit Schneeketten. Nirgends hier in der Gegend. Das Tempo wird den Straßenverhältnissen angepasst. Es gibt auch kein Salz auf den Straßen und keinen Sand. Lediglich die Schneeräumfahrzeuge sind unterwegs und befördern die Schneemassen an den Straßenrand. Dazu muss ich aber auch bemerken, dass der Schnee hier aufgrund seiner Trockenheit sehr griffig ist. Auch beim Gehen richtig angenehm. Und er knirscht auch so schön...
    Zurück im Bus nach Rovaniemi. Bei der Ankunft in dieser Stadt machen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt und parken dann vor dem Arktikum. Ich bin eigentlich sowohl vom Museum als auch von der Führung enttäuscht. Es werden nur Allgemeinplätze belegt, wirkliche interessante Details über das Leben der Lappen kann ich nicht wirklich ausmachen. Da haben wir am Inarisee schöneres erlebt. Es kann nicht immer alles perfekt sein.


    Dann geht es weiter zum Weihnachtsdorf. Fremdenverkehr. Kitsch. Abzocke. So stelle ich es mir vor. Ich habe aber nur ein klein wenig recht. Nur ein kleines bißchen. Jetzt im Schneezauber ist das "Dorf" wirklich sehr reizend. Es wirkt wie Alice im Wunderland im Winter. Es ist richtig nett hier zu spazieren. Tief verschneit zeigt sich das Weihnachtsmanndorf von seiner schönsten Seite. ...und auch Rudolph is here


    Wir passsieren auch zwischen den großen Säulen den symbolisierten Polarkreis und wenden uns dem Haus des Weihnachtmannes zu. Bevor wir ihn besuchen, machen wir noch einen Einkehrschwung in ein uns empfohlenes (von einem Österreicher geführtes) Fastfood-Lokal und essen einen gar köstlichen Rentierburger. An sich sind Burger nicht gerade meine Leibspeise, der hier schmeckt mir aber ganz ausgezeichnet. Dann kommt der große Augenblick. Die Audienz beim Weihnachtsmann. Wir gehen an dem großen Andenkenshop vorbei - beim Herauskommen müssen wir sowieso durch - und reihen uns hinter gefühlten 1000 Japanern ein. Zum Weihnachtmann dürfen immer nur 4 Personen auf einmal. Das dauert.....
    Dann ist es so weit. Wir werden vorgelassen und postieren uns beim Weihnachtsmann. Die Frauen sitzen neben ihm und ich stehe dahinter. Er spricht uns in deutsch an und wir plaudern einige Minuten. Derweilen klickt die Kamera der professionellen Fotografin und die Filmkamera läuft. Nach der Audienz streben wir dem Ausgang zu, kommen an einem kleinen Stand vorbei, wo wir Bilder vom Besuch beim Weihnachtsmann erstehen können. Pro Bild € 40.- (vierzig!). Wir verzichten großzügig, die Erinnerung kann uns keiner nehmen. Es war nett.
    Auf der Heimfahrt in das Hotel schläft die Karin, es ist natürlich schon lange dunkel. Der Kurzbesuch der Sonne ist ja schon wieder seit Stunden Geschichte.
    Im Hotel angekommen sind wir müde und gehen nach dem Essen gleich zu Bett. Ich, für meine Person, wäre den ganzen Tag lieber durch die Wälder gewandert. Aber wie sagt der Herr Karl? "Wenn mich das Reisebüro nicht vermittelt hätt..."

  • 26. Jänner
    Heute ist der Ersatztermin für die Hundeschlittenfahrt. Und weil die eingeschoben worden ist, hab ich Streß. Ich gehe heute am Abend noch bei einer Schneeschuhwanderung mit. Vielleicht gibt es heute Nordlicht zu sehen??
    Es läuft heute ähnlich ab, wie bei der Rentierfarm. Um 10.00 Uhr fahren wir mit dem Bus zur Huskyfarm.


    Auch heute werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und wir sind in der Zweiten. Vorher gibt es aber noch Informationen zur Huskyfarm und zur Schlittenfahrt. Die Aufgaben des Mushers werden genau erklärt. Zum Beispiel darf er den Schlitten NIE verlassen, denn die Hunde würden sonst mit dem Gefährt über alle Berge sein. Beim Stehenbleiben muss auch ständig die Bremse betätigt werden, denn, sonst - siehe oben.
    Während die erste Gruppe die Schlittenfahrt unternimmt, sitzen wir in einer mäßig geheizten Hütte, trinken heißen Tee und freuen uns schon auf die Schlittenfahrt. Karin hat ein ganz dringendes körperliches Bedürfnis. Dazu muss sie erst in die klirrende Kälte, denn das (Herzerl)haus steht am Waldrand. Da es hier weder Wassserzu noch -ableitung gibt, weiß jeder, wie sich das abspielt. Es macht dann "plums" und die Sache ist erledigt. Was sich so einfach anhört, birgt auch seine Tücken in sich. Die Umgebungstemperatur. Die damit verbundene Bekleidungsstrategie. Die räumliche Enge. Die ungewohnte Technik (Karin ist jünger und hat das noch nicht erlebt). - Aber es ist gut gegangen.
    Dann ist es so weit. Wir dürfen zu den Hunden. Auf dieser Farm sind ca. 100 Huskys unterschiedlichster Huskyrassen vertreten. Auch ein Malamut ist dabei. Man hat uns erklärt, dass der Malamut alleine einen Schlitten mit einem Gewicht bis zu 1000 kg ziehen kann. Nun ja, er ist auch fast doppelt so groß wie die normalen Schlittenhunde. Erst schlendern wir zwischen den Hunden herum und streicheln einzelene. Sie sind alle sehr zutraulich und es sind keine Aggressionen erkennbar. Über die ganze Lichtung versteut sind Hundehütten aufgebaut für je einen Hund. Die Huskys hängen da an Ketten, die ihnen jedoch genügend Bewegungsfreiheit lassen. - Und Bewegung haben sie ja wahrhaft genug.
    Dann setzt sich Sylvia in einen Schlitten und ich spiele den Musher. Wir haben 5 Hunde im Gespann.


    Beim Wegfahren muss ich den Schlitten kurz anstoßen und schon springen die Hunde los. Munter geht es dem Wald entgegen. Vor uns fährt ein Schlitten mit einem 6er-Gespann und ganz vorne der Guide auf einem Motorschlitten. Nun ja, wenn ich sage, die Hunde springen los, dann gilt das für die Hunde an meinem Schlitten nur bedingt. Die beiden Hunde ganz vorne sind sich nicht ganz einig, was die Arbeitsteilung betrifft. Der rechte will den linken immer aus der Bahn drängen. Dabei vergißt er leider, wozu er eingespannt ist. Der Zug nach vorne fehlt. Der in der Mitte laufende Hund läuft wie eine Schlaftablette und denkt offensichtlich an seine gemütliche, mit Stroh ausgepolsterte Hundehütte. - - Das bremst seinen Eifer. Und erst die beiden Hunde, die direkt vor dem Schlitten eingespannt sind. Der rechte von den beiden dreht sich immer zur Sylvia um. Vielleicht vermutet er Futter in ihren Taschen?
    Das Fazit: Ich bin der Einzige, der wirklich arbeitet. Ich stoße mit dem rechten Fuß ab um den Schlitten zu beschleunigen. Ich stoße mit dem linken Fuß ab. Ich springe von den Kufen und laufe mit. Ich rücke den Schlitten wieder in das Zentrum des Weges. Stoße mit dem rechten Fuß.... Am Ende bin ich Schweißgebadet. Dabei hatte ich noch eine kurze Rastpause, denn beim 3. Schlitten hinter uns gab es eine lurze Beißerei. Das hieß natürlich alles Halt. Wäre ja nicht so schlimm. Wenn die Hunde nicht so neugierig wären. Erst schauten sie zurück um zu sehen, was da vor sich geht. Dann haben sie sich entschlossen, der Sylvia einen Besuch abzustatten und wollten bei ihr im Schlitten mitfahren. Sie haben wohl den Begriff "Schlittenhunde" falsch interpretiert!!!!


    Aber ich muss sagen. es war trotzdem wundervoll! Eine richtige Huskyabenteuertour war das. In herrlichster Landschaft. Bei aufgehender Sonne. Einfach ein Traum.

  • Es ist noch immer der 26. Jänner
    Nach dieser doch etwas anstrengenden Schlittenfahrt beschließe ich, mich etwas niederzulegen und mich für die Schneeschuhwanderung am Abend auszurasten. Bei der Karin (sie fuhr mit dem Schlitten direkt hinter mir) stößt dieses Vorhaben auf Unverständnis. Sie war überhaupt nicht müde. Sie hat hinter mit immer bremsen müssen.....
    So - jetzt ist Abendessenszeit. Ich stehe nach einem kurzen Schläfchen auf und freue mich schon auf die Wanderung. Am Abendbuffet halte ich mich stark zurück, denn ein voller Magen läuft nicht gerne. Und in meinem Alter, wo die Verdauung nicht mehr so funktioniert wie früher, läuft er noch weniger gerne.
    Pünktlich bin ich zur Stelle. Sylvia, Margit und Karin geben w.o. Es ist ihnen zu anstrengend. Schneeschuhwandern erfordert doch eine gewisse Grundkondition. Zwar glaube ich nicht, dass der Veranstalter die Gäste überfordert, aber es ist ja niemand verpflichtet alles mitzumachen. Es ist schon der Kleinbus mit dem Schneeschuhen und den Schistöcken da und wir bekommen unsere Utensilien ausgehändigt. Dann kommt der große Bus, wir steigen ein und es geht ganz gemütlich den Berg Levi hinauf zum obersten Parkplatz. Dort angekommen schnallen wir uns die Schneeschuhe an und wandern leicht ansteigend zum Gipfel, wo der Sendemast steht. So, das wäre geschafft. Jetzt haben wir keine Steigung mehr zu überwinden, jetzt geht es nur mehr abwärts. Wir haben sternenklaren Himmel, der Mond steht groß und hell am Himmel und leuchtet uns den Weg. Wir gehen Richtung Weltcuppiste, immer am Bergkamm entlang. Dort erwartet uns eine wahre Märchenlandschaft. An sich würde mich das orange Licht - das ist die Nachtbeleuchtung der Bergstation - stören, weil sie die nächtliche Stimmung empfindlich stört. Aber heut nehme ich sie gerne in Kauf, weil ich dadurch einige Fotos von Bäumen machen kann, wie ich sie noch nie erlebt habe. Es ist ein wahrer Skulpturengarten, der sich da vor mir auftut.



    Nach einem ausgiebigen Fotostop gehen wir durch den Wald, neben der Piste den Berg hinunter. Hier mache ich keine Bilder, sondern sauge die Eindrücke auf. Bilder von schneebedeckten Bäumen mit Blitzlicht aufgenommen, kann ich mir nicht anschauen. Sie sind einfach gräßlich. Deshalb genieße ich diese Wanderung mit allen Sinnen. Nach einigen Kehren kommen wir zur Piste zurück, direkt beim Berghotel. Das ist dort, wo der Weldcupslalom gestartet wird. Hier genießen wir den Ausblick auf das nächtliche Sirkka.


    Jetzt wird die Sache schon etwas steiler. Einige von uns rutschen mit den Schneeschuhen aus und setzen sich auf den Hintern, weil sie das Körpergewicht zu weit nach vorne verlagern und dadurch keinen Grip im Schnee haben. Aber im tiefen Schnee im Wald immer die Piste in Blickweite geht das ohne Verletzungen oder schmerzhaften Stößen ab.
    Der letzte Streckenteil geht direkt am Pistenrand in die Tiefe. Da sieht man erst, wie steil dieser Hang ist. Manche setzen sich auf den Hintern, strecken die Stöcke und Schneeschuhe in die Höhe und rutschen am Hosenboden die letzten 100 Meter hinunter. Ein Anblick der seinesgleichen sucht.
    Da die Piste direkt am Ortsrand endet, habe ich es nicht mehr weit zum Hotel. Dort finde ich die 3 Mädels an der Bar........

  • 27. Jänner
    Heute ist unser letzter Tag in Lappland. Am gestrigen Nachmittag haben wir schon einen großen Teil unserer Siebensachen eingepackt. Dadurch haben wir jetzt keinen Zeitdruck. Wir gehen gemütlich Frühstücken, genießen noch einmal die ausgezeichneten Speisen die uns das Buffet bietet. Das Frühstück dehnt sich heute etwas aus, da wir erst um 11.00 Uhr das Zimmer räumen müssen. Und diese Zeit lassen wir in aller Ruhe und Gemütlichkeit beim Frühstück verstreichen.
    Um 11.00 Uhr wartet schon der Bus auf uns, wir verstauen das Gepäck in den Tiefen des Busses und suchen uns ein Fensterplatzerl. Wir wollen auf der Fahrt zur Snow Village (so nennt sich das Schnee- und Eishotel) noch recht viel der wunderbaren Landschaft genießen.


    Bei der Snow Village eingetroffen, erwartet uns eine finnische Führerin, die in der Schweiz deutsch gelernt hat. Das ist eine so liebe Diskrepanz: eine Finnin, die schwyzerdütsch spricht. Wir müssen richtig aufpassen, damit wir sie verstehen. Aber es ist nicht nur ihre Aussprache, die sie liebenswert macht, sie ist auch sehr locker und offenbar nicht von Zwängen belegt. Nachdem sie uns einige wichtige Details bekanntgegeben hat erklärt sie, dass wir uns selbständig in der ganzen Anlage umschauen können, wir müssen nicht im Rudel gehen und sowieso nur die Hälfte von dem sehen, was uns interessiert. Ich muss sagen, das gefällt mir.


    Nun ein wenig zu den Details. Diese Anlage wird jedes Jahr neu gebaut. Natürlich, denn im Sommer schmilzt ja alles weg. Auch da oben, hoch im Norden. Dann kommen Anfang Winter aus aller Welt Künstler und gestalten die einzelenen Bereiche, erschaffen Skulpturen aus Eis, versehen die Wände mit Reliefs oder anderen Darstellungen. Dieses Jahr war das Thema im übrigen "Game of Thrones". Uns hat das nichts gesagt, aber die jüngere Generation hat viele von den Figuren, die wir fotografiert haben, sofort erkannt. Die Anlage enthält mehrere Zimmer, einige Suiten, eine große Eisbar, Restaurant und Suveniershop. Wir streunen durch die Anlgen, besichtigen die Zimmer und Suiten in denen man auch übernachten kann und begeben uns anschließend in das Restaurant und genehmigen uns eine Rentiersuppe. - Eine Köstlichkeit!
    Wie heißt es so schön: "alles hat ein Ende.." So auch unser Besuch in Lappland. Der Bus bringt uns auf den Flughafen in Kittilä, wir checken ein und dürfen nach der üblichen Wartezeit zum Flieger hinausstapfen. Mit der AUA geht es sicher und ruhig wieder nach Wien-Schwechat zurück.

  • Hallo Kleinspatz und Monkey Twin,


    es war wunderbar, dass ihr uns auf eure Lappland Reise mitgenommen habt.
    Herrliche Fotos und Texte voller Esprit, samt ein paar Hoppalas, die jede Reise würzen.
    Das macht die Lektüre jedes Reiseberichts zu einer einzigen Wohltat.
    Ich stelle mir schmunzelnd gerade Ewald vor, wie er furchtlos mitten in der Nacht
    Richtung Nordpol stapfte. :coolman:


    Vielen herzlichen Dank
    locker

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