Am Anfang war das
Buch.
Der Titel:
Teppiche der Welt - Geschichte, Herstellung und
Typologie von Ian Bennett, herausgegeben vom Bertelsmann
Lexikon-Verlag. Das sind ca. 350 Seiten Information,
Geschichte, Techniken und wunderbare Ausstellungsexponate
sowie Abbildungen von ganz "normalen" Gebrauchsteppichen. Und
diese Abbildungen sind die Ursache dafür, dass Wünsche
entstehen. Wünsche nach Teppichen, die man nur in Museen
sieht, die kaum zu kaufen sind - und wenn, dann zu horrenden
Preisen.
Was ist die
Alternative? Richtig! Selber knüpfen!
Unter den vielen
Teppichen hat es mir einer besonders angetan. In seiner
kunstvollen Einfachheit, Urwüchsigkeit und farblichen
Gestaltung war er sehr schnell mein Favorit. Es handelt sich
um ein Museumsstück, den sogenannten Berliner Drachen und
Phönix Teppich.
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Obwohl man ihn
allgemein für vollständig hält, abgesehen von einer
Bordüre, könnte es sich um ein Fragment eines größeren
Teppichs handeln. Er wurde 1886 von Wilhelm von Bode in
einer mittelalterlichen Kirche entdeckt und gilt als
anatolische Arbeit aus dem frühen 15. Jahrhundert. Hubel
und andere Experten bezweifeln die Datierung.
(Zitat aus
Teppiche der Welt - Geschichte, Herstellung und
Typologie von Ian
Bennett) |
Nun begann die
Planungsarbeit. Das Auszählen der Knoten mit der Lupe war zwar
etwas beschwerlich, jedoch das kleinere Übel. Dabei hat mir
ein Tabellenkalkulationsprogramm gute Dienste geleistet. Die
Kästchen wurden von mir quadratisch gestaltet, um sie als Feld
je Knoten zu verwenden. Dann habe ich die ausgezählten Knoten
farblich eingetragen und so manches mit der Kopierfunktion
vervielfacht. So entstand ein Zählmuster, das ich dann
ausgedruckt habe und vergrößern ließ.
Viel schwieriger war
es entsprechende Wolle, in meinem Fall Seide/Wolle-Gemisch zu
bekommen. Ich wollte auf gar keinen Fall chemisch gefärbtes
Material. Es war gar nicht so leicht jemanden zu finden, der
diese Seide/Wolle-Mischung mit Tier- Pflanzen-, Kräutern-,
Blättern- oder Blütenextrakten färbt. Diese Teppiche leben
abgesehen vom Muster von der Natürlichkeit und
Uneinheitlichkeit der Farben in allen ihren
Schattierungen.
Wochen- ja
monatelang recherchierte ich im Internet und wurde nicht
fündig, weil ich offensichtlich mit den falschen Codeworten
gesucht habe. Dann absolvierte ich einen Webkurs bei Beate von Harten,
einer Restauratorin und Konservatorin mit Atelier für
Textildesign. Von ihr bekam ich dann den rettenden Tipp.
Frauwolle hieß
die Geheimadresse. Hier wurde ich fündig.
Bewaffnet mit dem
Buch stellte ich mich ein und wir diskutierten um Farben,
Material und Menge der herzustellenden Wolle. Einiges war
vorhanden, anderes musste frisch gesponnen und gefärbt, oder
nur gefärbt werden, damit ich mit der Arbeit des Knüpfens
beginnen konnte............
Nach dem Bespannen
des Knüpfstuhles habe ich einige Schüsse gewebt um einen
breiteren Rand zu bekommen. Dann ging es mit den Knoten
los.
Mittlerweile ist der Teppich
schon etwas gewachsen.....
Fortsetzung
folgt......
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