Auf Umwegen nach Marokko

  • FEBRUAR 2015 - AUF NACH AFRIKA!


    Mittwoch, 11.2.2015 09h10Wien - 17h35 Sulzemoos 560km


    So ein erster Womo-Reisetag hat´s in sich, besonders dann, wenn man auf den Tag genau drei Monate vorher gerade den Operationssaal mit einem neuen Hüftgelenk verlassen hat. Ein wirklich knappes Timing!
    Das vorgestrige Wetterintermezzo, das uns tiefwinterliche Straßenverhältnisse beschert hat, konnte einem auch fast die Hoffnung auf einen rechtzeitigen Start rauben.
    Aber: allen Unkenrufen zum Trotz stehen wir nun in Sulzemoos, das im übrigen sozusagen der Geburtsort unseres Womodaseins ist - hier haben wir unseren ersten Minimax erworben.
    Unsere "Mitreisenden" sind schon am SP in Ettlingen, wir werden morgen vielleicht aufholen oder uns zumindest "annähern". Heute war das für uns nicht machbar.

  • Donnerstag, 12.2.2015 08h25 Sulzemoos - 15h50 Besancon 613km


    Ein idealer Reisetag! Morgens hängt noch der Nebel herum, aber im Laufe des Tages gewinnt die Sonne das Match, auf der Fahrt über die Schwäbische Alb lacht sie vom tiefblauen Himmel auf eine märchenhaft schöne Rauhreiflandschaft. Jedes Zweiglein, jeder Zaun, jede Stromleitung - die reinste Filigranarbeit. Irgendwann zwischen Augsburg und Stuttgart ein Megastau. Wir können uns nur gratulieren, dass er auf der Gegenfahrbahn stattfindet. Im Rheintal die erwartete Nebelsuppe, ab Mulhouse wieder Sonne und angenehme Fahrt an dem hübschen Fluss Doubs entlang bis nach Besancon zum SP, wo wir schon von unseren Reisegefährten erwartet werden.

  • Freitag, 13.2.2015 08h20 Besancon - 16h40 Perigueuz 636km


    Wieder ein herrlicher Reisetag, wenn auch etwas anstrengend. Drei SP stehen zur Auswahl, in demokratischer Abstimmung wird der am weitesten entfernte ausgewählt. Die Strecke ist einfach zu lang, auch wenn sie von großen Abschnitten mautfreier Autostraße unterbrochen ist, auf denen man flott vorwärts kommt. Noch bei Tageslicht schwenken wir in Perigueuz auf einen schönen, am Fluss gelegenen SP ein (45°11´16´´, E 0°43´51´´). Der Schranken steht offen, wir müssen nichts bezahlen, weil die Saison noch nicht begonnen hat - daher aber auch kein V+E. Ein Uferpromenade führt in die Altstadt (800m). Obwohl wir ziemlich geschlaucht sind und es auch eifrig regnet, machen wir noch einen Spaziergang dorthin, verkrümeln uns dann aber ziemlich schnell in die Federn.

  • Samstag, 14.2.2015 08h35 Perigueuz - 15h30 Zumaia 426km


    Heute steht uns keine so lange Fahrt bevor, und das ist gut so, denn streckenweise schüttet es wie aus Kannen. Die Straßen sind aber wirklich gut bis hervorragend und so landen wir problemlos in Biarritz und kommen sogar in den Genuss eines Stückchens Küstenstraße, von der aus man die großartige Brandung beobachten kann, die als Überbleibsel der abgezogenen Wetterfront an die Felsen donnert - Atlantik eben. Jetzt stehen wir in Zumaia windgeschützt auf einem SP zwischen zwei Lagerhallen (N 43°17´35´´, W 2° 14´51``). Spaziergang entfällt heute, obwohl es einen hübschen Weg am Fluss in den Ort gibt, aber leider regnet es noch immer/schon wieder.
    Wir sind im übrigen bereits auf spanischem Boden, was lediglich an der geänderten Farbe der diversen Orts- und Straßentafeln feststellbar ist; einen erkennbaren Grenzübergang - vielleicht ein Schild: Willkommen in Spanien oder so - haben wir vergeblich gesucht.

  • Sonntag, 15.2.2015 08h00 Zumaia - 14h30 CP Cabrera/Madrid 425km


    Mit jedem Stückchen weiter westlich kommt die Morgendämmerung ein bisschen später - um 7h00 früh ist es noch stockfinster. Leider verregnet es auch heute die ersten 150km, die durch eine wunderschöne Landschaft und an einem spektakulären Stück Küste entlangführen, erst in Vittorio Gasteiz reißt die Wolkendecke auf. Ab Burgos durchfahren wir eine Art Hochland, umkränzt von weitläufigen Hügelketten, die teilweise noch angezuckert sind. Was an Frühlingsgrün noch fehlt, machen die wilden Wolkengebilde der abziehenden Wetterfront wett - ein großartiges Schauspiel.


    CP Cabrera (N40°51´30´´, W 2°36´59´´) ist sehr zu empfehlen, es gibt jede Menge heißes Wasser - ohne Münzen! - ein sehr brauchbares Restaurant in der Nähe (Eduardo), in dem wir uns die Bäuche voll schlagen, und im Sommer steht sogar ein Schwimmbad zur Verfügung!

  • Montag, 16.2.2015 08h00 CP Cabrera - 19h15 Algeciras 790km


    Ein sehr abwechslungsreicher Tag. Beginn mit Sonne und leerer AB, was sich bei Annäherung an Madrid schlagartig ändert. Vielspurig geht´s mit 100 Sachen dahin, eigentlich ziemlich reibungslos, nur einmal stehen wir fast Kopf, weil uns ein PKW schneidet, um in die Ausfahrtspur zu kommen, in der er dann prompt stecken bleibt. Das war knapp - hätte sonst einen richtigen Montag-Mega-Stau verursacht! Süden wälzt sich eine Nebelbank über irgendeine Sierra und ab dem Moment ist alles grau. Der Himmel, die Felder, die endlosen Olivengärten, einfach alles, lediglich die sattsam bekannten Riesenstiere und einige "Mann von La Mancha" - Gestalten am Straßenrand unterbrechen das Einerlei. Dafür ist das Verkehrsaufkommen mager und das Fahren ein Vergnügen, soweit auf AB möglich. Um zu unserem geplanten Schlafplatz zu gelangen, machen wir von Antequera ab eine Bergpartie, die auf dem PP von El Torcal leider in dichtem Nebel und mit der Erkenntnis endet, dass wir hier heute sicher nicht nächtigen können. Es ist bitterkalt und ein boraähnlicher Fallwind braust auf uns herunter. Nix wie weg! Der Weg ins Tal zurück tröstet uns aber reichlich über unser Missgeschick. Hier im Windschatten ist Frühling! Wiesen und Felder sattgrün, voller Zwergiris und Schlüsselblumen und die Berghänge übersät mit unzähligen weißen und rosa Wolken blühender Mandel- und sonstiger Obstbäume. Im Spätnachmittagslicht einfach ein Traum. Der Ersatz-CP ist weit weniger traumhaft und vor allem geschlossen! Nach kurzer Beratung wird beschlossen, die Etappe bis Algeciras doch noch heute zu packen - noch einmal rd. 130km! Die haben es dann in sich: die Sonne steht verdammt tief und genau in Fahrtrichtung - es ist wirklich harte Arbeit, die unsere drei Womo-Piloten da leisten. Dafür dürfen sie jetzt auch vor den Vorhang!!!!!

  • Dienstag, 17.2.2015 12h30 Algeciras - 15h15 Conil del la Frontera 110km


    Faschingsdienstag! Passend dazu der Knalleffekt des Tages: unser Zulassungschein ist unauffindbar. Einfach weg. Wir drehen das ganze Womo um, suchen an den unmöglichsten Stellen, telephonieren nach Wien, lassen zu Hause in der Wohnung suchen, im Auto am heimischen Stellplatz (wg. WKZ) - es nützt alles nichts - er bleibt verschwunden. Und ohne ihn geht hier gar nichts. Also fährt der Rest unseres Konvois alleine los. Wir verlassen den LIDL-PP ebenfalls schleunigst, nachdem ein PKW-Fahrer unsere Womo-Treppe attackiert hat und flüchten erst einmal auf einen CP an der Costa del Luz, um die Lage zu sondieren. Nach drei Stunden taucht in meinem Gehirn ein Lösungsansatz auf. Da ich ein Vieteljahrhundert bei Zürich Versicherungen gearbeitet habe - u.a. auch im Zulassungswesen - telephoniere ich mit meinem ehemaligen Brötchengeber, finde dort (nach acht Jahren!) auch noch Kollegen, die mich offenbar in guter Erinnerung haben. Sie sind bereit, ohne die sonst erforderlichen Formalitäten einen neuen Zulassungsschein auszustellen und auf schnellstem Weg zur Agentur Viajes Normandie in Algeciras zu befördern. Einfach so. Wie schön, dass es so was noch gibt - selbstverständlich ist das absolut nicht. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass der Postweg klappt.

  • Mittwoch, 18.2.2015 Ruhetag 38km


    Der CP "La Rosaleda" in Conil de la Frontera (N 36°17´36´´, W 6° 5´44´´) ist ein ACSI-Platz und sehr empfehlenswert. Alles da, was man braucht, sogar ein Platz, an dem man sein Womo waschen kann. Es gibt ein Schwimmbecken, ebenso eine Sauna. Wir richten unser Womo her, nach dieser Woche Dauereinsatz ist es durchaus reif dafür. Gegen Mittag verlassen wir den Platz, fahren an die Küste, machen einen Spaziergang am Strand,


    einen zum Leuchtturm,


    einen ins Clublokal "Nautico" zu einem Thunfischsalat. Dann stellen wir uns auf einen "Supersonderaussichtsschlafplatz" direkt an einem Stück Steilküste, wo wir einen herrliche Aussicht auf den Atlantik und den Sonnenuntergang genießen.

  • Donnerstag, 19.2.2015 zurück nach Algeciras - 145790 112km

    Zurück nach Algeciras; Ewald ist von der Hoffnung beseelt, dass der Zulassungsschein schon da sein könnte, was er natürlich nicht ist. Statt Tickets kaufen wir Zutaten fürs Mittagessen ein und wappnen uns für eine längere Wartezeit.
    Nach dem Essen marschiert Ewald noch einmal zur Agentur und - siehe da - der Brief aus Wien ist da! Ewald kommt zurück mit Zul.schein, Tickets, Dirhams und einem Abholtermin, zu dem uns der Mann von der Agentur holen und zum Hafen bringen will. Der platzt zwar auch und wir umrunden in der Dunkelheit unverdrossen die Kreisverkehre vorm Hafen, bis wir unseren Pier finden. Leider dürfen wir dort aber nicht nächtigen. Um nicht noch aus lauter Verdruss einen Unfall zu riskieren, stellen wir uns in eine stille Seitenstraße ganz in der Nähe des Hafens, wo wir herrlich ungestört schlafen.

  • Freitag, 20.2.2015 Spanien - Afrika/Asilah 129km


    07h30 ist Tagwache; wir stellen uns auf de PP zum Einchecken und frühstücken erst einmal in aller Ruhe. Jetzt sollte ja eigentlich nichts mehr passieren können. Und es passiert auch tatsächlich nichts - nämlich überhaupt nichts. Das beginnende Einschiffen gerät nach kurzer Zeit ins Stocken, von Ablegen um 10h kann längst keine Rede mehr sein. Ich hocke auf der Womo-Stiege gemütlich in der Sonne, Ewald liest und schließlich wird es zur Gewissheit, dass wir erst um 14h auslaufen werden. Kommentar seitens des Fährbetriebes gibt es dazu keinen. Auch recht. Fünf Stunden Wartezeit für eine Stunde Überfahrt wirken ausgesprochen entschleunigend, das braucht man für Afrika ohnehin.


    Dagegen sind die Grenz- und Zollformalitäten ausgesprochen harmlos. Wir machen uns auf den Weg nach Asilah, freuen uns über die saftig grüne Landschaft, die vom Atlantik sichtlich mit viel Regen und Nebel verwöhnt wird. Die AB ist in ausgezeichnetem Zustand, gewöhnungsbedürftig sind lediglich die Ziegen- und gelegentlich auch Schafherden, die reichlich knapp neben der Fahrbahn weiden - natürlich ohne Zaun dazwischen! Den CP in Asilah darf man ruhig als primitiv bezeichnen, ohne Strom kostet er € 6,-, mit €8,--, mehr steht ihm auch nicht zu; so haben wir aber unsere Ruhe vor möglichen Widrigkeiten, wie sie im Reiseführer in Aussicht gestellt werden. Das Fischerdörfchen ist ziemlich authentisch, besonders so früh im Jahr. Auf der Esplanade flanieren hauptsächlich marokkanische Paare, wir schlendern durch die malerische blau-weiße Altstadt, staunen über die Konsequenz, mit der hier die Männer ihre Jellabas tragen, entdecken sogar einen Bankomaten und genießen auf dem Heimweg die hereinrollende Brandung des Atlantik. Als wir zurück auf dem CP sind, steigt am Strand schon dichter Nebel auf.
    Maut: 71,--Dh

  • Hallo ihr Afrikafahrer,


    wunderschön, speziell von Kleinspatz, daß wir auch als Fenstergucker ein bissl mitfahren dürfen.
    Hoffentlich kannst du schon wieder schmerzfrei gehen? Unsere besten Wünsche begleiten dich.
    Lustig, daß eure Anreise sich in weiten Strecken mit unserer Heimreise 2014 deckt.
    Den Nebel rund um Gibraltar habt ihr ja jetzt schon hinter euch und ich wünsche euch allen eine
    schöne Weiterfahrt auf dem schwarzen Kontinent. Lass uns bitte auch ab und zu wieder mitfahren.


    Liebe Grüße, Walter

  • :2-winke: hallo an die Afrikareisenden, ein schöner Bericht! Wir wünschen eine knitterfreie Weiterfahrt! Schreibt weitere schöne Texte mit Bildern, damit wir im Forum auch mal was aus Afrika lesen können. :danke: :dafuer:

    LG aus Thüringen

  • Samstag, 21.2.2015 08h40Asilah - 12h15 El Jadida 427km


    Der heute beim Aufwachen in Form von Regen in unser Gemüt tröpfelt. Tapfer begegnen wir ihm mit heißem Kaffee, packen uns zusammen und machen uns auf gen Süden, unter anderem in der Hoffnung auf besseres Wetter. Nix da, auch in Sale schaut der Himmel grämlich drein.
    Wir parken nach Angabe von Anni auf dem Parkplatz ggü. dem Hafen (N34°1´54´´, W6°49´17´´) und machen uns auf in die Medina.


    In den Souks ist noch Betrieb, ebenso in der Markthalle, in der es jede Menge Fisch gibt, Fleisch, Obst, Käse, sehr originelle Nudeln und natürlich auch Süßigkeiten, von denen Ewald gleich mehrere Kostproben mitnimmt. Leider beeinträchtigen der Regen und der reichlich kalte Wind das Vergnügen sehr. Trotzdem suchen wir noch die Medersa und die Große Moschee auf, in die wir sogar einen Blick hineinwerfen dürfen.


    Von der Stadtmauer aus bewundern wir die Aussicht über den Friedhof hinweg hinüber nach Rabat und aufs Meer und pilgern dann zurück zum Womo.


    Ein zweiter Blick nach Rabat und in den Himmel lässt uns dann aber doch weiterfahren. Ewald packt gleich die Gelegenheit beim Schopf, marokkanisches Fahrverhalten "ins Gefühl" zu bekommen. Meine Gefühle sind danach durchaus gemischt. Ewald bringt es auf den Punkt: "Ich frage mich, ob die alle eine Führerscheinprüfung gemacht haben". Auf der Weiterfahrt nach El Jadida haben wir das gleiche Szenario wie vorher: fast ausschließlich Landwirtschaft; alles wird per Hand gemacht. Auf den Feldern sieht man Menschen den Boden lockern, Bewässerungsleitungen verlegen und andere Arbeiten verrichten. Hirten beaufsichtigen ihre Schafherden oder einige wenige Kühe - und leider hüpfen auch immer wieder sehr risikofreudige Menschen über die Autobahn - es ist wirklich zum Fürchten. Das Wetter ist es auch, man glaubt sich eher im Salzkammergut als in Marokko. Der CP International in El Jadida ist vom Gelände her sehr hübsch, die Sanitäreinrichtungen sind - gelinde ausgedrückt - trostlos bis erschütternd (N33°14´24´´, W8°29´19´´). Morgen kommt der Rest der Mannschaft nach.

  • Sonntag, 22.2.2015 Stehtag


    Und da sind sie auch schon - mit blitzblank gewaschenen Womos! Großes Hallo - jetzt sind alle wieder beieinander. Nachdem wir alles haarklein berichtet haben, wird gemeinsam in die Stadt marschiert. Die Sonne lacht und am Strand herrscht reges Treiben. Nach einem ersten Tee de menthe machen wir uns auf den Weg zu einem verspäteten Mittagessen und ich komme zu meiner ersten Tajine d´agneau - ein Gedicht. Das war sicher nicht meine letzte. Nachmittags heißt es für mich Womo-Putzen, die anderen spielen Karten, Eva löst Kreuzworträtsel. Nachdem ich fleißig war, komme ich sogar noch zu einem Sonnenbad. Aber kaum ist die Sonne weg, wird es empfindlich kühl und alle verschwinden in den Womos.

  • Montag, 23.2.2015 Stehtag


    Auch heute wird kein Lenkrad gedreht, sondern wir lassen uns zur cite portugaise chauffieren. Wir besuchen die sehr sehenswerte Zisterne,


    besteigen die Stadtmauer,


    von der man einen guten Ausblick auf die Türme der Stadt und den Fischerhafen hat.


    Leider lässt sich die Sonne nicht blicken, was das Fotografieren etwas schwierig macht. Später schauen wir uns in den Souks um,


    kaufen am Markt Lebensmittel ein und gehen wieder mal essen - diesmal libanesisch! Ein pieksauberes Lokal, die Speisen sind recht hübsch angerichtet, es gibt unglaublich viel Gemüse - allerdings ist das meiste kalt. Nur das Fleisch ist warm. Preiswert ist das Ganze auch noch, zu sechst bezahlen wir 200 Dirham. (nicht ganz 20 €) Inzwischen ist auch die Sonne herausgekommen und wir schauen, dass wir heimkommen, um sie noch ein bisschen zu genießen. Die Route für morgen wird besprochen, dann wird´s schon wieder frisch und Zeit für den Womorückzug.

  • Dienstag, 24.2.2015 08h00 El Jadida - 10h45 Safi 160km


    07h00 Tagwache. Das Frühstück wird von Morgenrot und Regenbogen verziert, danach kommt allerdings gleich wieder das Küstenprogramm: Sprühregen und Nebelschwaden. Demgemäß fahren wir nicht Küste, sondern auf der N1 - im wahrsten Sinn des Wortes durchs Gemüse. Rechts und links der Strasse saftig grüne Felder, auf denen das Getreide schon recht hoch steht, dazwischen sieht man einsame Gestalten einzelne Kühe zu einem Futterplatz führen. An den Straßenrändern ist allerhand los: Menschen, die zu Fuß gehen, solche, die auf Eseln reiten, Fuhrwerke, oft zum Personentransport umfunktioniert und am Bankett unterwegs. Ganze Schafherden weiden in den Straßengräben und den angrenzenden Wiesen - recht beunruhigende "Begleiterscheinungen" - wer weiß, ob sich so ein Lämmchen nicht plötzlich selbständig macht und vors Womo hüpft. Je weiter wir nach Süden geraten, desto schöner wird das Wetter, das wegen Regen verworfene Ziel Oualidia wird erneut erwogen. Allerdings erwischen wir nicht die richtige Straße und landen schlussendlich sehr zu Helmuts Leidwesen doch in Safi am CP. Die Belegschaft ist nicht übermäßig entgegenkommend, aber wir haben, was wir brauchen und bleiben ohnehin nur eine Nacht. Der Töpferberg ist das Ziel unserer Begierde, wo man auch den Entstehungsprozess der Keramikgegenstände beobachten kann. Wir kennen das ja schon von diversen Besuchen in Polen, Rumänien, Norwegen, Ungarn. Unter solchen Bedingungen haben wir allerdings in diesem Gewerbe noch niemals Menschen arbeiten gesehen.


    Wie das im Sommer sein muss, will ich mir gar nicht vorstellen. Die Arbeiter sind insgesamt sehr freundlich und unaufdringlich, was hierzulande nicht ganz selbstverständlich ist. Die Keramik ist nicht wahnsinnig hochwertig, aber es sind hübsche Stücke darunter und wir werden natürlich fündig. Grün ist diesmal angesagt - die Farbe des Propheten. Wir wandern durch die Souks, essen in einem sehr angenehmen Restaurant auf einem Platz, in dessen Mitte ein schneeweißer Marabu thront, danach ersuchen wir noch einen Bankomaten zur Auffüllung der Reisekassa, dann schnappen wir uns zwei Taxis und fahren zurück zum CP ( "CP International Safi", N32° 19.056´, W 009° 14.306´), denn der Wind pfeift uns ziemlich heftig um die Ohren und hat vor allem eine Menge Sand im Gepäck. Jetzt ist nur mehr eine heiße Dusche angesagt.

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