Auf Umwegen nach Marokko

  • :thumbup:
    Hallo Ihr Reisenden !
    Schön von Euch zu LESEN,schickt uns weiterhin interessante Fotos,so daß, WIR EIN BISCHEN MITREISEN KÖNNEN.


    WEITERHIN " GUTE FAHRT "
    Vicky

  • Mittwoch, 25.2.2015 08h45 Safi - 12h00 Essaouira 144km

    Heut pfeift er genauso, als wir Richtung Essaouira aufbrechen. Nachdem wir Safi und sein potthässliches Phosphatwerk hinter uns gebracht haben, nimmt uns eine recht windzerzauste Küstenlandschaft auf, in der aber dennoch Ackerbau betrieben wird, Weidewirtschaft sowieso. Irgendwie wähnt man sich im 19. Jh., man sieht kaum landwirtschaftliche Maschinen, Männer hinter dem Pflug sind auf den Äckern wesentlich häufiger zu erspähen. Gegen den ewigen Wind sind auch hier die Felder durch Mauern aus mühselig zusammengeklaubte Steinen geschützt - jeder Kroatienurlauber kennt das sattsam. Nur die Farben sind anders. Auf der ersten Anhöhe haben wir zum ersten Mal einen unfassenden Blick auf die Küste mit der unaufhörlich hereinrollenden Brandung. Wo sie über besonders flache Stellen stolpert, steigt die Gischt meterhoch auf - ein herrliches Schauspiel, das wir nie müde werden, zu betrachten. Kein Wunder, dass Surfer diese Küstenabschnitte schätzen. Der Zustand der Straße ist ein Kapitel für sich, aber besser, als er in alten Reiseführern beschrieben wird. Dennoch gibt es lange Strecken, auf denen das Bankett breiter ist als die eigentliche Fahrbahn; nur die berüchtigten Schlaglöcher sind weitgehend verschwunden. In Essaouira können wir folgendes feststellen: bei der Ortseinfahrt gibt es einen nagelneuen Carfour-Supermarkt (ohne Alkoholika), beim Hafen und bei der Stadtmauer dürfen keine Womos mehr parken. Es gibt einen ausgewiesenen Womo-Parkplatz hinter den Dünen (30,-- Dirham f. 24h, N31°29´44,7´´; W9°45´50,1´´)


    Ein kurzer Besuch des Hafens,


    dann "strömen" wir zu sechst in Richtung Medina. Auf dem Weg dorthin können wir noch einmal das Spiel der Brandung genießen,


    dann verschlucken uns die Souks mit ihrer reizvollen Vielfalt und Buntheit. Neben dem üblichen Krimskrams gibt es sehr schöne Dinge, wie zum Beispiel Intarsienarbeiten aus Thujenholz, für die die Stadt berühmt ist.


    Pflastertreten macht bekanntlich müde, es wird Zeit zum Essen. Diesmal muss es Fisch sein, also lassen wir uns von den temperamentvollen Werbern einfangen und futtern zu sechst für 420,-- DH, was das Meer so hergibt. Danach besuchen wir noch eine Patisserie, in der Anni und Franz vorher schon zugeschlagen haben und in der auch Kaffe und Tee serviert wird. Hier schlägt die Geburtsstunde der schönsten Wortschöpfung dieser Reise: aus dem Tee de menthe wird der "demente Tee". Wir sind sehr begeistert von unserer Kreativität; Rückschlüsse geneigter Leser auf den geistigen Zustand der Reisenden sind verständlich und durchaus statthaft.
    Falls es untergegangen sein sollte: Essaouira hat uns sehr gut gefallen und eigentlich erstmals so etwas wie Afrika-Gefühl aufkommen lassen.

  • Donnerstag, 26.2.2015 Essaouira - Agadir 157km


    Irgendwo müssen wir heute unsere Womos entsanden. Das geht am besten auf einem CP und da uns die Stadt Agadir sowieso nicht interessiert, werden wir die Strecke dorthin genießen und dann an die Arbeit gehen. Schmutzwäsche gibt es auch schon eine Menge, also auf nach Süden. Knapp nach der Ausfahrt von Essaouira begleiten uns Dünen, auf denen alles wächst, was diese Sandberge festhalten kann, sodass die Straße, die übrigens recht gut ist, weitgehend sandfrei bleibt. Am Ende der Dünen präsentiert sich wieder einmal der Atlantik, heute recht zahm. Bald danach nimmt uns eine hügelige, ja bergige wunderschöne Landschaft auf, die von Arganplantagen überzogen ist, so weit das Auge reicht. Es bleibt natürlich nicht aus, dass wir entdecken, was uns seit den Reisevorbereitungen fasziniert: Ziegen auf Bäumen! Allen Ernstes kraxeln in den Ästen der Arganien Ziegen herum - und zwar ausgesprochen artistisch, um an die Früchte zu gelangen.


    Ein köstliches Bild. Weiter geht´s; es wird grün, die Berghänge sind dicht bewaldet. Kurze darauf ändert sich das Bild grundlegend, jetzt ist der Bewuchs nur mehr schütter und wir überqueren den einen oder anderen völlig ausgetrockneten Flusslauf. In Tamri erstehen wir Gemüse, Brot und ganz kleine, sehr schmackhafte Bananen (die wachsen in einer Flussniederung), dann geht´s noch einmal an die Küste. An einer Ausweiche hoch über dem Meer mitten in der Einöde machen wir noch einen Fotostop. Und siehe da: aus der kahlen, fast unbewachsenen Wildnis wachsen Buben heraus, die zu den Autos kommen, um etwas zu erbetteln. Sie bekommen auch was, dann geht´s wieder abwärts und plötzlich sind wir im Nebel. Das ist nicht weiter schlimm, viel schlimmer ist, dass wenige Kilometer weiter bei Helmuts Womo der linke Aussenspiegel von einem zu knapp entgegenkommenden Womo abgerissen wird. Außer, dass es ein Hobby war, wissen wir leider nichts und der unerfreuliche Zeitgenosse lässt sich natürlich auch nicht mehr blicken. Der Schreck ist groß, der Ärger auch, denn der losgerissene Spiegel des entgegenkommenden Fahrzeugs hat die ganze linke Fahrzeugseite von Helmuts Womo beschädigt. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert. Der traurig herabhängende Außenspiegel wird endgültig demontiert, dann bekommt Helmut den Platz zwischen den beiden anderen Womos und so bewegt sich unser Trüppchen vorsichtig Richtung CP Atlantica Parc. Der ist ziemlich voll, wir bekommen aber doch drei nah beieinander liegende Plätze. In der Rezeption organisiert man Hilfe, dann gehen wir erst mal essen. Mit einem herrlichen Blick aufs Meer essen wir die wahrscheinlich zähesten Hendln unseres Lebens - schade um den schönen Platz. Bevor wir zum CP zurückgehen, tauchen wir noch schnell die Zehen in den Atlantik und erklären ihn für noch nicht badetauglich. Der Rest des Tages gehört der Womo- und Wäschepflege. In 17 Tagen sammelt sich doch einiges an, selbst bei minimalistischer Lebensweise. Helmuts Womo soll in zwei Tagen fertig sein.

  • Freitag, 27.2.2015 Stehtag


    Ein Tag voller Überraschungen! Als erstes siedeln sich Arganbäume samt Ziegen auf unseren Womos an. Es hat sich nämlich ein Kunstmaler eingestellt, der nicht nur den Schaden an Helmuts Womo beseitigt, sondern sich auch der Kehrseiten unseres und Frankies Womo annimmt und dort, wie gesagt, Arganbäume pflanzt. Er macht das ausgesprochen gekonnt, es sieht auch ausgesprochen hübsch aus, ist grundsätzlich ausgesprochen überflüssig, macht aber den Herren der Schöpfung viel Spaß und ist auch nicht wirklich teuer. Warum also nicht? Die zweite Überraschung ist der Verlauf unseres Weinkaufes in Agadir. Frankie und ich machen uns auf die Reise, um die Vorräte aufzustocken. Wir brauchen jede Menge Geduld, erleben dafür aber eine tolle Fahrt an der Küste entlang - im Linienbus um 18 DH. Einfach großartig! In Agadir gelandet, macht man uns bewusst, dass heute Freitag und somit der Tag des Freitaggebetes ist, an dem die meisten Geschäfte geschlossen haben. Wie schön. In solchen Situationen dauert es hierzulande nicht lange, bis sich jemand der "hilflosen Touristen" annimmt und sie lotst - gegen Bakschisch, versteht sich - wohin sie wollen bzw. wohin er will. Also zuerst ein Geschäft, das Arganöl in allen Variationen feilbietet und im Keller ein "Laboratorium" hat, in welchem man betrachten könnte, wie dieses Öl gewonnen wird. Als alle Lobpreisungen nichts nützen, werden wir in Richtung Getränkemarkt entlassen, in dem es jede Menge Alkoholika gibt. Dort kaufen wir erst einmal fleißig ein, was sich wiederum günstig auf die Hilfsbereitschaft des Herrn Geschäftsinhabers auswirkt, denn irgendwie müssen wir mit all dem Zeug ja wieder heim - und diesmal sicher nicht per Bus. Er telephoniert eifrig, ein Taxi kommt und bringt uns zu einem weiteren Taxi, das seinerseits außerstädtische Fuhren übernehmen darf (kann, will?) und wir lassen uns mit unseren Schätzen zurück zum CP fahren. Erst auf der Rückfahrt wird uns bewusst, wie lang diese Strecke ist - 23km, für die wir 150DH löhnen. Daheim erwartet uns die dritte Überraschung: Helmuts Womo ist schon fertig. Ein funkelnagelneuer Original-Außenspiegel prangt an der Fahrerseite und unserer morgigen Abreise steht somit nichts mehr im Wege. Alle sind glücklich, die Womos sind sauber (innen!), morgen fahren wir weiter.

  • Samstag, 28.2.2015 09h00 Agadir CP Atlantica Parc - 11h50 Tiznit 133km


    Die Umrundung von Agadir gelingt ohne Probleme, die weitere Strecke bringt auch so gut wie keine, allerdings ist die Landschaft, die wir durchqueren, recht ereignislos. Unterbrochen wird die Eintönigkeit nur durch unseren Einkaufsstop in Sachen Arganöl. Wir dürfen kosten, was wir wollen und kaufen dann gleich Mitbringsel für unsere Daheimgebliebenen. Kurz darauf sind wir schon in Tiznit und bekommen auf dem CP Municipal noch Platz für alle drei Womos. Die Paare "Baden" und "Mödling" streben gleich in die Stadt; ich möchte der prallen Mittagssonne aus dem Weg gehen und lieber noch warten, weil ich mir eine Sonnenallergie eingefangen habe - trotz aller Vorsicht. Gegen halbdrei brechen wir aber auch auf,


    finden nach langer Herumlauferei den Mechouar, eine großen Platz, der praktisch der einzige uns bekannte Orientierungspunkt ist, und rufen vereinbarungsgemäß unser Quartett an, das inzwischen gemütlich im Atrium des Riad Le Lieu sitzt und futtert.


    Mir ist der Name aus der Lektüre des Reiseführers geläufig, aber gefunden hätte ich das nie. Brauchen wir aber auch nicht, denn im Sauseschritt naht ein Angestellter, holt uns vom Mechouar ab und lotst uns zum Lokal. So kommen wir zu unserer ersten Kamelfleischtajine und einer vagen Vorstellung davon, wie orientalische Gastfreundlichkeit aussehen kann.
    Ein sehr nettes Erlebnis. Zurück am CP wird noch die morgige Route besprochen, dann flüchten alle vor der einsetzenden Abendkühle - ein langjähriger Afrikafahrer hat Frankie erzählt, dass es heuer hier so kalt ist wie die letzten 15 Jahre nicht.

  • Sonntag, 1.3.2015 0900 Tiznit - 14h00 El Ouatia 285km


    Bald nachdem wir Tiznit in Richtung Guelmim verlassen haben,


    tauchen vor uns im Dunst Berge auf - die südwestlichen Ausläufer des Anti-Atlas. Eine neue Facette der marokkanischen Landschaft: die rotbraunen Berghänge sind bedeckt mit unzähligen großen Felsbrocken, zwischen denen tausende kugelige Kakteen und Schmetterlingsginsterbüsche wachsen, die gerade ihr leuchtend goldgelbes Frühlingskleid angelegt haben. Im Streiflicht der Morgensonne ein ganz zauberhaftes Bild. Später wird der Bewuchs lockerer, dafür tauchen an den Hängen Ansiedlungen auf, deren Häuser mit ihrem rotbraunen Lehmputz förmlich mit der Umgebung verschmelzen.


    Unten in der Ebene herrschen wieder die Arganbäume vor; leider finden wir keinen mehr, der von Ziegen belebt ist. Es wir zunehmend trockener, die meisten Flüsse führen überhaupt kein Wasser, obwohl es hier im Winter extrem viel geregnet haben soll. Vielleicht deshalb ist der Talboden stellenweise mit tausenden wenige Zentimeter hohen zartlila, hellgelb und kupferrot blühenden (Un?-)kräutern bedeckt - eine phantastische Farbkombination. Man kann gar nicht genug davon kriegen. Wir durchqueren Tan-Tan mit seiner originellen Ortseinfahrt


    - eine sehr saubere, gepflegte Ansiedlung. Ein marokkanischer Radfahrer sieht unser "A", spricht uns auf deutsch an, erzählt, dass sein Bruder in Salzburg lebt, fragt nach unserem Reiselziel, drückt uns einen Zettel in die Hand, wo wir Fisch essen gehen sollten, dann biegen wir ab nach El Ouatia und stehen eine halbe Stunde später wieder an der Küste zwischen zwei CP. Wir besichtigen beide, entscheiden uns für CP "Le sable d´or" und sind hochzufrieden. Wir stehen Aug in Aug mit dem Atlantik, der sich von seiner besten Seite zeigt. Die Sanitäranlagen sind 15 Schritte entfernt, heißes Wasser gibt es auch, CP-Herz, was willst du mehr!
    Kaum stehen wir, laufen die Vorbereitungen für das Geburtstagskind Helmut an: wir wollen eine Yoghurt-Obst-Terrine machen. So eine Art Tortenersatz halt. Obst wird geschnitten, Gelatine (österreichisches Qualitätsprodukt!) eingeweicht und aufgelöst, alles mit Yoghurt vermischt, Biskotten als Boden - zu Hause x-mal gemacht und geglückt.

  • Montag, 2.3. Stehtag


    In Marokko funktioniert Gelatine offenbar anders! Unser Produkt ist nämlich auch am nächsten Morgen noch nicht fest, also taufen wir es auf Obst-Yoghurt-Speise um und erklären nach einem inbrünstig dargebrachten Ständchen dem Geburtstagskind unser Missgeschick. Milde lächelnd nimmt er unser Präsent in Empfang - und lädt uns für Nachmittag gleich zum Mitgenießen ein - vorsichtshalber. Wir hoffen, dass er sich gefreut hat. Als zusätzliches Geburtstagsgeschenk bekommt er einen "Friseurbesuch" - Frankie verpasst Helmut mitten auf dem CP einen Haarschnitt.


    Der Rest des Tages vergeht mit Strandspaziergang samt unvermeidlichem Muschelsammeln, Ewald nimmt sein obligates Frühlingsbad im Meer, dann ist Sonnenfaulenzen angesagt. Später wandern wir in den Ort zum Fleischhauer, kaufen dort ein und reichen unsere Schätze gleich dem benachbarten Grillmeister weiter. Köfte, Lammkoteletts, Brot und Salat - alle werden satt.


    Eine Straßenecke weiter wird eine Patisserie gestürmt - ich bin umzingelt von lauter Leckermäulern, alle lieben süß! - dann gibt´s noch Tee und ab geht´s Richtung CP.


    Frankie kann´s nicht lassen und köpft eine Flasche Rotwein; wir stoßen auf Helmut an, palavern noch ein bisschen, dann wird´s aber empfindlich kalt und alle verziehen sich hinter die Öfen.

  • Dienstag, 3.3.2015 08h40 E Ouatia - 13h00 Sidi Ifni 226km


    Erst einmal geht es zurück nach Guelmim.


    Im Morgensonnenschein genießen wir die Farben Marokkos: das kühle Violett des Meerlavendels, die roten und gelben Ockertöne der Äcker und Dörfer, das Blau des Himmels und das Grün der Getreidefelder beidseits der Straße. Später gesellt sich noch das helle Gelb des Ackersenf dazu. Wirklich interessant wird dann die Strecke durch den Antiatlas nach Sidi Ifni. Die Straße schlängelt sich durch eine sehr reizvolle Landschaft;


    die Berge sind hier gar nicht so niedrig, aber sanft gerundet und die Hänge über und über gesprenkelt von dem matten Grün tausender Opuntien, durchsetzt von gelbgrünen, kugeligen Wolfsmilchbüschen und dunkelgrünen Arganienbäumen. Später kommen wir in eine relativ fruchtbare Ebene, es gibt Wasser und saftig grüne Felder und Wiesen. Über die Hügelkette, der wir entgegenfahren, wälzen sich Nebelschwaden und als wir in Sidni Ifni einlangen, hat der Nebel die Sonne verschluckt. Wir beziehen den CP El Barco (N29.38382°, W10.17432°) und steigen die schön angelegte Treppe hinauf in die Stadt. die sehr hübsch angelegt und wohltuend sauber ist.


    Helmut und Evi wissen, wo sie "einst" gut gegessen haben und das ist auch heute noch so. Tajine, gemischte Fischteller, Salat - alles ist ausgezeichnet. Tee und Patisserie vervollständigen das Programm, dann steigen wir wieder hinunter zum CP. Mit einem Stockerl ausgerüstet, setze ich mich noch eine halbe Stunde an den Strand und schau dem ruhelosen Atlantik zu. Die Abendkühle treibt mich schließlich ins Womo.

  • :2-winke:
    Hallo IHR Reisenden !
    Interesant Eure <Berichte< von wegen Abendkühle,eine Freundin von mir steht auf 1.740 m Seehöhe,auf einem Pass im hohen Altlas,sie hat Nächtens immer 10° Minus und eine Piste zum Grausen,aber ihr gefällt es.
    Wünsche Euch weiterhin eine eindrucksvolle Reise<<<<<<<Männer ÜBEN :anbet: :anbet: :anbet: :anbet: für einen Besuch in der Moschee Vicky

  • Hallo!


    Schöner Bericht.
    :danke:
    Bis wir solche Reisen unternhemen können dauert es bei uns leider noch etwas.
    Aber auch diese Zeit wird kommen.
    Noch weiterhin viel Spass und Gute Fahrt.

    Text: Christian
    Anregungen und Beschwerden bitte an Andrea senden.

    Der Unterschied zwischen Gott und uns:
    Gott ist überall, wir fahren überall hin
    :alkoven:

  • Danke für den schönen Bericht!!!
    Machten im Jänner 1 Woche Rundreise in Marokko
    ( um zu schnuppern) Dieses Land hat uns sehr beeindruckt.
    Wir wollen nächstes Jahr diese Reise mit dem WOMO machen!
    Heuer gehts zu den Lofotten.
    lb Grüße die Hubers :danke:

  • Mittwoch, 4.3.2015 08h30 Sidi Ifni - 15h00 Tafraoute 218km

    Beim Aufstehen herrscht noch dicke Nebelsuppe, sodass wir Legzira mit den schönen roten Felsentoren streichen und gleich nach Norden bzw. Osten streben. In Mirleft durchqueren wir eine ziemlich zerstörte Furt, der Ozean lugt noch einmal überraschend um eine Felsnase; dann verlassen wir endgültig die Küste. Und leider auch die weiten, von Meerlavendel übersäten Flächen, die im Morgenlicht in so einem wunderbaren Blau leuchten. Ab Tiznit folgen wir den Wegweisern Tafraoute und sehen, was der Fluss nach den verheerenden Unwettern des vergangenen Winters angerichtet hat.


    Geradezu apokalyptisch; die enormen Regenmengen haben offenbar an den Berghängen mächtige Felsbrocken frei geschwemmt; jetzt liegen sie im Flussbett nebst entwurzelten Bäumen und jeder Menge Unrat. Die Straßen bzw. Brücke aber sind bereits alle wieder hergestellt, was angesichts der Größe des marokkanischen Straßennetzes wirklich bemerkenswert ist.
    Da wir heute nicht Konvoi fahren, machen wir einen Abstecher nach Zaouia-Sidi-Ahmed-ou-Moussa - ein Stück ursprünglichstes Marokko. Nach 10km Teersträßchen gelangt man zu einer Oase, in der dieser den hier lebenden Menschen heilige Ort liegt. Wir parken am Rand des Flussbettes, dessen Verwüstung nach den Unwettern noch nicht beseitigt werden konnte. Die Brücke ist aber schon erneuert. Etwas erhöht am Hang gelegen finden wir den Marabout; ein strahlend weißer Bau mit quadratischem Grundriss und leuchtend grünem Ziegeldach. Der heilige Bezirk ist offen zugänglich; wir dürfen sogar in den Raum mit dem Sarkophag lugen, nur fotografieren dürfen wir nicht.


    Von hier oben hat man einen tollen Blick über die Oase und den ganzen Ort, der übrigens über einen Marktplatz verfügt, der gut und gern so groß ist wie der Platz Moulay Hassan in Essaouira - ziemlich ungewöhnlich in dieser Abgeschiedenheit - die Oase macht´s offenbar möglich. Zurück auf die Hauptroute. Hinter Tighmi steigt die Straße steil an - von 700m auf 1200m. Immer dramatischere Blicke ins Tal tun sich auf und an den Berghängen bewundern wir die Terrassen - wie viele Generationen daran wohl gearbeitet haben mögen? Auf der Passhöhe umrunden wir das Hotel Kerdous, und die Landschaft ist womöglich noch phantastischer als vorher. In Jemaa ida Oussemlal nehmen wir den linken Abzweig nach Tafraoute, der uns durch ein hübsches Tal führt. Kleine Dörfer kleben an den Hängen oder thronen auf den Anhöhen, sie wirken recht wehrhaft. Als wir in Tafraoute ankommen, geraten wir in eine bizarre Felslandschaft - El Torcal lässt grüßen. Die Farben sind anders, nicht grau, sondern ein warmes Rotbraun, das sich bei Sonnenuntergang in pures Gold verwandelt, aber die Formen sind genauso phantastisch. Nach Frankies Anweisung, der uns unterwegs schon Anreisehilfen gegeben hat, schwenken wir auf den Stellplatz neben dem CP Les Trois Palmiers ein, pflanzen ihn telephonisch noch ein bisschen, bis wir fast Nase an Nase mit seinem Womo stehen und er uns endlich entdeckt, hi, hi. Wieder vereint, schlendern wir in den Ort, essen einheimisch, machen einen Stop in einer Teestube, in der auch sehr feine Fruchtscocktails fabriziert werden und schauen auf den sehr lebendigen Markt. Abends sitzen wir ERSTMALS vor den Womos im Freien, trinken ein Glas Wein, müssen uns mit einem lästigen, ziemlich anhänglichen und leicht angesäuselten einheimischen jungen Mann herumärgern, sodass wir schlussendlich der orientalischen Zudringlichkeit weichen und in die Womos verschwinden. Wahrscheinlich war der Vollmond schuld!

  • Donnerstag, 5.3.2015 Stehtag


    Sonne pur! Ewald und Frankie stürmen auf einen Berg,


    Anni, Evi und Helmut gehen in den Ort einkaufen. Ich bleib gern zu Hause. Womoputz steht an, RB schreiben auch, ansonsten nur Faulenzen und Sonne + Wärme genießen.
    Abends findet ein Fest statt, möglicherweise die Eröffnung des Mandelfestes. Am Veranstaltungsplatz von Tafraoute finden sich rund 300 Männlein und Weiblein ein, nehmen feiner säuberlich getrennt auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Gevierts Platz (Touristen dürfen auf die Männerseite), an der dritten Seite wird ein Buffet aufgebaut, auf der vierten sitzen die Musiker. Nach einer endlos langen Rede findet eine Art "Ausspeisung" statt. Jeder, wirklich jeder Besucher erhält vom Buffet zu essen: Mandelbrot, kleine Palatschinken mit Erdnusscreme bestrichen, Tee de menthe. Nach Beendigung des nahrhaften Teils beginnt der erbauliche. Unter Trommelklängen erscheinen Berber in violetten Gewändern auf dem Platz - eine Männertanzgruppe, ca. 30 wahrhaft stattliche Männer, die gut eine Stunde lang verschiedene Tänze vorführen und dabei eine ziemlich beeindruckende Kondition unter Beweis stellen.


    Eine sehr temperamentvolle Darbietung, die uns allen sehr gut gefällt. Nur die Musik dazu ist etwas anstrengend, weshalb wir nach Ende Programmteils doch Richtung Womo streben.

  • Freitag, 6.3.2015 08h45 Tafraoute - 14h00 Taroudannt 216km
    .
    Unser Ziel ist Taroudannt mit Zwischenstop bei der Speicherburg Tizourgane.


    Die sattsam bekannte Vorliebe des Navi für "die kürzeste Strecke" führt uns buchstäblich in die Wüste. Die Straße ist abwechselnd Baustelle und Kraterlandschaft und als wir endlich auf das erste Schild mit lateinisch geschriebenem Ortsnamen stoßen, sind meine Zweifel bestätigt - wir sind auf dem falschen Weg. Also das ganze retour. So unerfreulich das ist, so nachdrücklich werden uns in diesem entlegenen Seitental des Antiatlas die in weiten Teilen Marokkos herrschenden Lebensumstände vor Augen geführt. Wer das gesehen hat, kann erahnen, warum Menschen von hier fort möchten. Der Besuch von Tizourgane gestaltet sich aufgrund des Zeitverlustes etwas kurz, es wird nämlich schon ziemlich heiß. Ewald marschiert allein hinauf und bringt schöne Bilder mit.


    Weiter geht´s. Das interne Marokkotelephon klingelt und lockt uns auf eine Alternativstrecke nach Taroudannt, die Helmut kennt und die sich als landschaftlich äußerst reizvoll entpuppt. Wie auf einer Hochschaubahn führt die tadellose Straße durch hügeliges Land. Wir sehen Opuntien, Arganienbäume, sogar klitzekleine Felder auf mühevoll angelegten Terrassen. Die letzten Kilometer nach Taroudannt absolvieren wir auf einer Schnellstraße. Das Navi lotst uns zum vereinbarten Stellplatz und das Verhängnis nimmt seinen Lauf - Ewald mit Womo in Medina - mehr sage ich dazu nicht. Recht überraschend gestaltet sich unsere Rückkehr vom Stadtspaziergang am Abend.


    Neben unsern Womos werden gerade Festzelte an der Stadtmauer aufgebaut und man ersucht uns freundich, zu verduften. Murrend fordern wir unsere Parkgebühr zurück, dann setzt sich der Womotross in Bewegung und wird - von einer Pferdekutsche, wie stilvoll! - zu einem anderen Stellplatz gelotst. Fast leer, sehr ruhig und gratis. Weil es so schön warm ist, setzen wir uns noch eine Weile vors Womo und verbringen sozusagen unseren ersten Frühsommerabend bei- 24°. Schon schön!

  • Samstag, 7.3.2015 08h30 Taroudannt - 11h45 Taliouine 122km

    Unsere Reise steht unter keinem besonders guten Stern! Nicht nur bekommen wir heute eine schauerliche baustellengespickte Straße serviert, die viele Kilometer lang oft nur mit 15km/h zu fahren ist, nein, unser Minimax hat einen Schaden an der Dieseleinspritzanlage und der Tacho funktioniert auch nicht mehr. Pfui,das haben wir nicht bestellt! Einziger Trost ist, dass wir ohne Probleme bis zum sehr brauchbaren CP Koubkal. kommen, sodass wir die Zeit der Pannenbehebung wenigstens in angenehmer Umgebung abwarten können.


    Abends trösten wir uns mit einem ordentlichen Essen, mehr können wir momentan nicht tun, der herbeigerufene Mechaniker hat noch nichts ausrichten können.

  • Sonntag, 8.3.2015 12h00 Taliouine - 15h20 Agadir ca. 210km


    Heute kann er das genau so wenig und zu Mittag steht fest, dass wir in den sauren Apfel beißen und nach Agadir zurückfahren müssen, um unsere Panne zu beheben, der wir bis jetzt noch nicht einmal genau wissen, was genau die Ursache ist. Also hinein ins warme Womo und auf nach Agadir. Natürlich wieder über die nette Straße von gestern. Zumindest zunächst. Bei genauerem Kartenstudium ergibt sich findet sich dann doch eine "Schnellstraße", die nur mit einer 3km langen Baustelle garniert, aber ansonsten äußerst passabel ist. Um 15h20 stehen wir hinter der FIAT Verkaufsstelle, der auch eine Werkstatt angeschlossen sein soll. Heilfroh, dass wir hier sind, rühren wir uns keinen Zentimeter mehr vom Fleck und plündern erst einmal unseren Kühlschrank. Danach nimmt Ewald Kontakt mit dem Nachtwächter auf, der mitteilt, dass die Firma om 08h30 morgens aufsperrt.

  • Montag, 9.3.2015 17h30 Agadir - 19h00 CP El Jardin de la Koudya ca. 60km


    Morgens um 09h00 kommt Mann mit Laptop, sieht drei Probleme: Tacho, Tempomat, vor allem aber die Einspritzung funktionieren nicht. Die Verständigung gestaltet sich schwierig, erst der schriftliche Hinweis darauf, dass wir noch gute 6000km zu bewältigen haben, klärt die Lage: muss sofort behoben werden. Also zurück in die Warteschlange. Da ein Unglück selten allein kommt, hat sich auch der Zustand der Vorderreifen durch die letzten 3500km in Richtung "sehr untermittelprächtig" entwickelt. Neue Reifen müssen her. Kein Problem, 200m weiter ist eine Tankstelle mit Reifenservice. Wir nützen die Wartezeit, die Reifen werden bestellt und sollen nachmittags da sein. In der Mittagspause machen wir uns auf die Suche nach einem Bankomaten und stehen um 14h wieder auf der Matte. Mittlerweile hat es im Womo gut 35°. Um 16h kommt Bewegung in die Szene, um 16h15 sind zwei Chips eingesetzt (€ 50,--), die Probefahrt absolviert. Um 17h sind die neuen Reifen drauf (€ 360,--). Wir kaufen schnell noch Wein ein, dann schauen wir, dass wir bei Tageslicht zum Stehen kommen. Das misslingt gründlich, der angepeilte CP ist unauffindbar. Ab 18h30 - ist es hier (zumindest jetzt) stockdunkel und man sollte Freilandstraßen nicht mehr befahren. Es ist einfach zu gefährlich. Fuhrwerke und Radfahrer sind grundsätzlich ohne Beleuchtung unterwegs und man sieht sie viel zu spät. Ihr Vertrauen in Allah ist offenbar grenzenlos, unseres ist es nicht. Wir stellen uns in einem Kuhdorf auf eine freie Fläche unter eine Laterne und überlassen die Straße den anderen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!