Auf Umwegen nach Marokko

  • Dienstag, 24.3.2015 09h30 Ourika - 11h30 Marrakesch/Kouboubia 29km


    Vor lauter Regentropfen zählen verschlafen wir und kommen recht spät weg. Eingekauft muss auch noch werden, was zu einer heftigen Suchaktion in der Neustadt von Marrakesch führt. Danach lassen wir uns vom Navi zum allseits bekannten Stellplatz bei der Koutoubia lotsen und finden dort - Glück muss man haben! - zwei Plätze nebeneinander. Das Wetter macht weiterhin auf April, weshalb wir erst einmal zu Hause bleiben, gemeinsam mit Anni und Franz kochen, unsere Produkte verzehren und eine Siesta ansagen. Zum Dunkelwerden wollen wir auf den Jemaa el Fnaa, der soll ein besonderes Erlebnis sein.



    Vielleicht ist er es, wenn´s grad mal nicht regnet - heute tut es das ohne Unterlass; nicht einmal in den Souks ist man vor dem Wasser sicher! Wir belassen es daher bei ausgezeichnetem The marocaine, kaufen Datteln und Nüsse und flüchten recht rasch wieder in unsere trockene Behausung. Morgen werden wir neu durchstarten - heute muss die Wäsche trocknen!

  • Mittwoch, 25.3.2015 Stehtag


    Ganz hat sich das Tief noch nicht verabschiedet, nachts und frühmorgens regnet es noch, dann trauen wir uns aber wieder hinaus.



    Wir nehmen uns noch einmal die Souks vor, was uns diesmal viel besser gelingt. Wir dringen in die hintersten Winkel vor, wo recht wenige Touristen unterwegs sind. Sehen, unter wie beengten Bedingungen hier gearbeitet wird (Lederverarbeiter, Ziseleure, Schnitzer . . . . ), es ist einfach unglaublich. Schließlich lassen wir uns kopf- und fußmüde auf dem Jemaa el Fnaa zum Essen nieder, danach ist erst einmal Siesta angesagt. Nachmittags starten wir zu einer Sightseeingfahrt per Hop-on-hop-off-Bus, damit wir uns orientieren können, wo wir morgen zwecks genauerer Besichtigungen aussteigen müssen. Zum Schluss landen wir noch im Ensemble Artisanal, in dem es wirklich schöne Dinge zu sehen und zu kaufen gibt - was wir natürlich auch tun. Zum Tagesausklang köpft Franki eine Flasche Rotwein und wir steuern Käse und Salzgebäck bei.

  • Donnerstag, 26.3.2015 Stehtag


    Wir haben alles gesehen, was wir wollen, aber wir haben es uns hart erarbeitet! Jardin Menara finden wir zwar problemlos, entpuppt sich aber als großer Olivenhain, durchquert von einem asphaltierten Weg. Es gibt ein riesiges Wasserbecken, stellenweise umrahmt von Tribünen. Aus. Nicht unbedingt ein Garten in unserem Sinne. O.k., nächster Punkt: die Grabliegen der Saadier-Dynastie. Prachtvoll ausgeschmückte offene Mausoleen und Gebetsnischen in einem stimmungsvollen Garten, dessen Atmosphäre leider durch unerwarteten Touristenandrang ein bisschen leidet - Schlangestehen in Marokko, damit haben wir nicht gerechnet. Dann wird´s haarig. Der von uns gewünschte Palace Bahia ist unauffindbar. Eine gute Stunde rennen wir im Kreis - dank hilfreicher Tipps Einheimischer, die uns möglicherweise missverstanden und uns zum Palace Badia geschickt haben, wo wir schließlich etwas ratlos vor Ruinen stehen. Wir wollen aber den wunderbaren Palace Bahia!!! Und wir finden ihn letztlich auch - und er ist prachtvoll. Wundervoll geschnitzte Decken und Türen, Steinmetzarbeiten in den Torbögen und an den Fassaden, Malereien, Mosaiken, ein begrünter, herrlich schattiger Innenhof - sicher eine wundervolle Zuflucht vor der Sommerhitze. Wir sind mittlerweile schon ziemlich matsch; weil ich aber unbedingt die Medersa sehen will, chartern wir zwei Taxis. Schon während der Fahrt gratulieren wir uns zu diesem Entschluss - es ist ganz schön weit! Bevor wir erneut in Kultur machen, essen wir am Rand der Souks in einer Winzigausspeisung mit Tisch und Stühlen auf dem schmalen Gässchen, - marokkanischer geht es kaum noch - unentwegt umknattert von Mopeds, die fast durch unsere Teller fahren. Dann neuerliche Sucharbeit, diesmal aber relativ schnell erfolgreich. Auch die Medersa ist unbedingt sehenswert; der Innenhof mit seinen Stuckarbeiten, Mosaikwänden und Zedernholzschnitzereien ist unbeschreiblich schön. Heim müssen wir aber auch - und jetzt zeigen die Souks erst wirklich, was sie können.


  • 26.3.2015 Fortsetzung


    Es ist wahrhaftig nicht ganz leicht, sich in dieser verwinkelten Welt zu orientieren; außer der Sonne haben wir nichts, Schilder gibt es in diesem ärmsten Teil der Souks schon lange nicht mehr und die Gassen sind so schmal, dass sie keinen Durchblick auf irgendein Minarett oder eine sonstige Orientierungshilfe ermöglichen. Schließlich finden wir trotzdem hinaus und landen wieder auf dem Platz der Plätze, der inzwischen brodelt vor Leben. Ein Stündchen lang betrachten wir uns das Treiben von einer der Cafe-Terrassen hoch oben über dem Platz, dann geht nichts mehr.
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    Heim ins Womo, Fußbad, RB schreiben.

  • Freitag, 27.3.2015 09h00 Marrakesch - 17h30 Ouzoud 206km


    Heute rutschen wir ein Stückchen nach Osten und möchten zu den Cascades in Ouzoud. Kaum haben wir der Königsstadt den Rücke gekehrt, kehrt die Farbvielfalt der marokkanischen Landschaft zurück. Grünbraun, gelbbraun, graubraun, rotbraun, tiefes Dunkelrot, das manchmal ins Violette spielt, kontrastieren mit dem besonders frischen Grün, mit dem der Frühling hier nördlich des Atlas Einzug gehalten hat. Mohn blüht schon, leuchtend gelbe Margeriten, Ringelblumen überziehen mit ihrem Orange ganze Wiesen - und im Hintergrund die strahlend weiße Kette des Hohen Atlas. Er begleitet uns den ganzen Tag; durch welche Landschaft wir auch rollen, immer wieder lugt zwischen grünen Hügeln irgendein verschneiter Gipfel hervor. Ein prachtvoller Anblick. In Imi-n-Ifri erwartet uns eine Naturbrücke, unter der man in einer engen Schlucht hindurchwandern kann - ja, wenn es nicht vorher tagelang ausgiebig geregnet hat!


    Zwei Männer bugsieren sogar einen alten Telegrafenmast über die Stiege hinunter in die Schlucht, um uns das Überqueren des reißenden Baches zu ermöglichen - was wir aber dankend ablehnen. Letztlich sehen sie auch selber ein, dass das nicht ungefährlich wäre. Also steigen wir wieder hinauf und auf der anderen Seite hinunter, um den Austritt des Baches aus der Schlucht zu sehen. Ich bleib diesmal aber oben, setze mich in die Sonne und schau den hunderten Dohlen zu, die die Thermik der Schlucht nutzen. Offenbar aus reiner Lebensfreude vollführen sie Flugakrobatik pur: die Flügel eng an den Körper gepresst, die Beinchen angezogen stürzen sie sich waghalsig in die finstere Tiefe, beschreiben schwungvolle Kurven, breiten ihre Schwingen aus und schweben ohne einen einzigen Flügelschlag wieder in die Höhe. Man kann sich gar nicht satt sehen. Durch eine Landschaft - irgendwo zwischen Toskana und Andalusien angesiedelt - gelangen wir zum Höhepunkt des Tages: die Cascades von Ouzoud. Sie dürften auch sonst viel besucht sein, die Infrastruktur zeugt davon; heute aber (der tagelange Regen!) liegen die Dinge etwas anders. Die Wege, die uns ein Führer zeigt (in diesem Fall sehr notwendig!) waren vor zwei Tagen noch unpassierbar, manche sind heute noch überschwemmt. Enorme Wassermassen stürzen zu Tal, feinster Wasserstaub steigt aus der Schlucht auf - sehr eindrucksvoll. Überhaupt in einem Land, in dem Wasser eine Kostbarkeit ist.



    Nachdem alles ausgiebig besichtigt und geknipst ist, wird gespeist - danach halten wir Einzug auf dem CP Zebra. Sicher das Reizendste, was wir auf dem Gebiet Campingplatz je gesehen haben. Klein, heimelig, persönlich, originell. Neben allem anderen besitzt er ein wirklich sehenswertes Zeltrestaurant, das unglaubliche Behaglichkeit ausstrahlt. Hier könnte man es gut noch einen Tag aushalten.

  • Samstag, 28.3.2015 09h35 Ouzoud - 15h30 Khenifra 236km


    Dicht bewaldete Berghänge, maigrüne Obstplantagen, Viehweiden voller Blumen - auch das ist Marokko. 40km sind es von den Kaskaden bis zur N8. Die Männer kurbeln wie wild, die Straße schlängelt sich durch großartiges, schluchtenreiches Bergland.


    Die Beifahrerinnen äugen besorgt in die Tiefe, in der vermutlich ein Bächlein fließt. Endlich taucht es auf, die Berge werden niedriger, das Land offener, die rote Erde herrscht wieder vor: die Vielfalt der marokkanischen Landschaft ist wirklich bemerkenswert. Als wir vor Ouled Ayad um den letzten Hügel kurven, trifft uns fast der Schlag. So eine scheußliche Industrieansiedlung! Aber, das muss wohl sein. Die Ebene, die wie Richtung Kasba Tatla durchqueren wird landwirtschaftlich und gewerblich intensiv genutzt; sie ist nicht schön, schön sind nur die Berge, die uns begleiten und schließlich müssen wir ja auch einmal Kilometer machen.


    Von Kasba Tatla bis Khenifra geht´s durch hübsches Hügelland, wir sehen einen riesigen Stausee, der geradezu unverschämt blau leuchtet. Nur die Straße ist stellenweise zum Erbarmen, was die heute zahlreich entgegenkommenden Reisebusse leider herzlich wenig kümmert. Mit dem "Recht" des Stärkeren provozieren sie gelegentlich recht riskante Situationen und wir sind sehr erleichtert, als wir endlich in Khenifra landen. Da waren einige Schutzengel beschäftigt! Dafür stehen wir jetzt gut bewacht wie der Kronschatz - gegenüber der Gendarmerie royale. Schnell noch Geld abheben, Essen gehen (sehr urig, sehr gut und sehr preiswert) und Schluss für heute.

  • Sonntag, 29.3.2015 08h50 Khenifra - 11h30 Meknes + 15km CP Zerhoune Bellevue 157km


    Fast 150km Straße ohne Löcher bzw. Waschrumpelbelag - ein herrliches Sonntagsgeschenk! Wunderhübsche Hügellandschaft, die landwirtschaftlich genutzt wird - teils Getreide- und Gemüseanbau (jede Menge Bohnen!), teils als Weideland. So viele Rindviecher (vierbeinige!) haben wir in fünf Wochen Marokko nicht gesehen. Der CP Municipal in Meknes ist leider Geschichte, das Militär residiert jetzt dort. Also begeben wir uns zum CP Zerhoune Bellevue, ziemlich genau zwischen Meknes und Moulay Idriss. Ein recht hübscher Platz mit viel Olivenbaumbestand und Blumen, angenehme Stellplätze auf mehreren Terrassen. Die Sanitäranlagen sind ein bisschen heruntergekommen, aber es gibt heißes Wasser. Das wiegt alles andere auf und wird auch gleich genützt für einen gründlichen Womoputz, der dringend notwendig ist. Meknes und Moulay Idriss stehen morgen auch noch und Volubilis gibt´s schon viel länger und läuft auch nicht weg. Als Lohn für unseren Putzanfall wird gegrillt, danach gibt es Obstsalat und Geschirrabwaschen - es wird einem nichts geschenkt auf dieser Welt! Doch - jetzt grad haben wir ein großartiges Abendrot. Morgen geht´s per Bus nach Meknes.

  • Montag, 30.3.2015 Stehtag


    Meknes macht´s uns nicht leicht; sehr unterschiedliche Stadtpläne (einer ist sogar handgezeichnet von unserem CP-Chef!) noch viel weniger und am allerwenigsten die endlos lange Stadtmauer mit zahllosen Toren. Trotzdem sind wir beeindruckt vom imposanten Bab el Mansour, dessen Schaufassade schönes gitterförmiges Keramikfliesendekor zeigt. Noch besser gefällt mir sein Nachbar, nicht so wuchtig, dafür aber schöner proportioniert. Wir bewundern das Mausoleum Moulay Ismail, die vielen kleinen Keramikbrunnen in der Stadt, finden die Medersa leider nicht, weil wir uns wieder mal verlaufen.



    Statt dessen lassen wir uns ein bisschen durch die Stadt kutschieren, essen zu Mittag und besuchen dann noch das Museum für marokkanische Volkskunst. Mit einem Gang durch die Souks (sehr angenehm, kaum aufdringliche Verkäufer)


    beenden wir den Stadtrundgang. Im Bus können wir tatsächlich vier Sitzplätze ergattern und rattern etwas erschöpft nach Hause. Es scheint, wir brauchen eine Pause. Niemand ist mehr so recht aufnahmefähig und die arme Anni hat sich eine beachtliche Verkühlung zugezogen.

  • Dienstag, 31.3.2015 Stehtag


    Gestern beschlossen - heute durchgeführt - wir pausieren und bleiben einen Tag länger hier. Wir haben hier aber auch Idylle pur: viel Grün, viele Blumen, viele Olivenbäume, viel Sonne. Der Chef des CP bringt den Gästen morgens Tee zu den Womos und frisches Brot gibt es auch. Der Ruhetag tut gut, wohlige Trägheit macht sich breit und da wir in Meknes küchentechnisch nicht vorgesorgt haben, lassen wir uns vom Chef verwöhnen und bekommen Harira, Tajine pruneaux, Obstsalat und Tee mit Orangenblüten. So lässt sich das Leben schon aushalten!

  • Mittwoch, 1.4.2015 09h50 CP Bellevue - 14h15 Fes/CP Diamant vert 111km



    So schön es ist, wir sollten weiter! Moulay Idriss samt rundem Minarett überlassen wir den Gläubigen; wir bewundern lediglich den schönen Blick auf das Städtchen im Morgenlicht - damit stören wir gewiss niemanden. So sind wir rechtzeitig vor den großen Touristenbussen in Volubilis und können uns die Ausgrabung in Ruhe zu Gemüte führen. Allzu umfangreich ist sie ja nicht, ebenso wenig wie die Beschilderung, aber der strahlende Frühlingsmorgen entschädigt uns reichlich für das, was wir vielleicht übersehen haben.


    Eine Weile steigen wir zwischen Ruinen und tausenden Wildblumen umher, genießen die umliegende Landschaft und die Mosaike, erinnern uns an die Villa Romana auf Sizilien und trollen uns nach einer guten Stunde.


    Mittlerweile ist es brütend heiß geworden und die ersten Touristenkolonnen begegnen uns auch schon. Fes ist unser Tagesziel und wieder erleben wir eine neue Landschaft. Hinter herrlich grünen Hügelketten mit Feldern, Wiesen und Olivengärten erhebt sich schließlich der Höhenzug Cheraga, zerfurcht von tiefen Rinnen, die die heftigen Regenfälle aus dem mondbleichen lockeren Gestein gewaschen haben. Erinnerungen an die Crete in der Toskana werden wach. Ein paar Kurven weiter überrascht uns die riesige leuchtend türkisblaue Wasserfläche eines Stausees, der uns dann doch zu einem Fotostop verleitet. Der CP Diamant vert am Rand von Fes ist schnell gefunden; als erstes wird Wasser gebunkert, dann der Platz besiedelt, Frankie baut die Feldküche auf und die Hilfskräfte werden zum Schneiden eingeteilt. In weiser Voraussicht haben wir vorher schon eingekauft, so dass einer neuen Schlemmerei nichts im Wege steht.

  • Donnerstag, 2.4.2015 Stehtag


    Fes - ein Höhepunkt dieser Reise und mit Sicherheit die gelungenste Stadtbesichtigung seit langem. Wir lassen uns zu den schönsten Aussichtsplätzen fahren,


    unser Guide führt uns in der Medina zu den sehr versteckten Moscheen und anderen Sehenswürdigkeiten und er lotst uns durch die Souks. Er spricht deutsch ebenso gut wie französisch und erzählt uns in rasantem Tempo viel über die Geschichte der Stadt und des Landes. In einer Keramikwerkstatt (wieder einmal!)


    können wir zuschauen, wie die kleinen Steinchen entstehen, aus denen die wunderbaren Mosaiken zusammengesetzt werden, dann geht es in das Viertel Fes el Bali, das noch ganz mittelalterlich strukturiert ist und in dem man nur zu Fuß weiterkommt - manchmal sind die Gässchen nur schulterbreit. Wir essen in einem kleinen Dar, besichtigen eine Gerberei,

  • Freitag, 3.4.2015 09h50 Fes - 15h00 Berkane/Zergez 350km


    So viele Kilometer wollten wir wahrhaftig nicht fahren, aber das Schicksal spuckt halt immer mal dazwischen.
    Autobahn ab Fes zwischen grünem Hügelland, viel Ackerbau, Olivengärten, rechts der Rest des Mittleren Atlas mit Schneespuren, links ahnt man langsam das Rif-Gebirge. Das Mittelmeer sowieso, denn es ist ausgesprochen dunstig und vergleichsweise kühl. Plötzlich ist Schluss mit Grün, es wüstet wieder. Keine Dünen, aber endlose, ockergelbe Hügelketten und Schotterfelder, durchfurcht von - derzeit leeren - Flussläufen. Knochentrockene Ödnis; dennoch ziehen Nomaden mit ihren Herden über die weiten Flächen. in denen sie offenbar etwas finden. In Taourirt stehen wir vor verschlossenen CP-Toren, machen kehrt und fahren - dem Rat von Frau Kohlbach folgend - nach Berkane bzw. zum Picknickplatz Zergez, der sich zum Übernachten super eignen soll.


    Mitnichten! Wir verbringen einen angenehmen Nachmittag, steigen ein bisschen in der Gegend herum, in der man das Mufflon wieder ansiedelt und entdecken auch einige Exemplare, die keck zwischen den Felsen herumturnen.


    Kaum steigen die Abendnebel empor, nähert sich der Wächter des Platzes und erklärt uns, dass wir hier nicht schlafen dürfen - zu gefährlich! Ob er die Mufflons meint, die nahe Höhle, in der archäologische Arbeiten durchgeführt werden, ob er an Felssturz oder Nebelgeister denkt, bleibt ungeklärt - wir dürfen nicht bleiben. Murrend räumen wir alles weg, was beim Fahren ins Rutschen geraten könnte, fahren zurück nach Taforalt und stellen uns in die Nähe des Fussballplatzes. Dort erleben wir morgen hoffentlich einen Supersonnenaufgang.

  • Samstag, 4.4.2015 09h00 Zergez - 18h00 Oariat (Kariat) 253km


    Wir erleben ihn! Während unserer Fahrt zwischen Hügeln mit wunderbaren Küstenwäldern kriecht dann aber leider der Nebel von der Küste her in die Täler, in die wir hinunterfahren und aus ist es mit der Sonne.


    Die Welt ist grau in grau und das bleibt sie auch bis wir nach langer Fahrt endlich am Meer stehen. Durch Nador geht es nach Beni Enzar, wo wir uns erst einmal verfransen und in den Grenzzirkus mit der spanischen Enklave Melilla geraten. Mühselig fädeln wir uns wieder heraus und flüchten zu den "Drei Gabeln", einer 25km langen Landzunge aus vulkanischem Gestein - eine atemberaubende Landschaft. Und eine ebenso atemberaubende Fahrt, im wahrsten Sinne des Wortes. Schmale, schadhafte, ungesicherte Teerstraße, steile, zerklüftete Felsenhänge, tief unten das Meer - es kann einem wirklich die Luft wegbleiben. Hoch oben auf einem Felsen thront der Leuchtturm, knapp darunter gibt es einen Stellplatz, von dem man eine phantastische Aussicht hat, aber leider spielt das Wetter nicht mit, so dass wir darauf verzichten, hier zu nächtigen. Jammerschade!


    Zurück nach Nador bzw. Beni Enzar, wo wir zwar bei einer Fischbraterei köstlich essen, unseren Ausweichstellplatz nahe der Grenzabfertigung aber sehr bereitwillig wieder aufgeben, weil er von ganzen Horden zudringlicher Jugendlicher belagert wird und abzusehen ist, dass die auch in der Nacht keine Ruhe geben werden. Schlussendlich stellen wir uns nach Kariat (Oariat) direkt an den Strand mit Blick aufs Meer. Hier haben wir unsere heilige Ruhe.


    Ganz in unserer Nähe kommen Fischerboote mit ihrem Fang zurück; wir beobachten, wie sie an den Strand gezogen werden (ganz unterschiedliche Techniken, je nach Bauweise). Die Fische werden gleich an Ort und Stelle verkauft, manche sogar per Handy!

  • Sonntag, 5.4.2015 09h50 Kariat - 13h30 Cala Iris 198km


    Ostern! Ausschlafen, Ostereier austragen, Route festlegen und ab die Post. Der Himmel schaut trüb drein, im Landesinneren wird es etwas lichter und wir freuen uns über ein paar blaue Flecken am Himmel und die zahllosen Mimosensträuchern neben der Straße. Unser trickreiches Navi überrascht uns damit, dass wir entgegen seinen Ankündigungen uns plötzlich auf der N16 wieder finden. Das ist ein großartiger Küstenstrich! Tiefrote Erde, sattgrüne Felder und Wiesen, durchzogen von unglaublich zitronengelb leuchtendem Klee und dazu immer wieder Ausblicke auf das bleigraue Meer - eine tolle Kombination. Kurz vor Al Hoceima lässt sich die Sonne wieder blicken und setzt die hübsch an einer Bucht liegende Stadt gehörig in Szene; genauso wie kurze Zeit später das imposante Massif des Bokkoays. Bleiches Gestein, tief gefurcht von Regenauswaschungen, baut sich vor und neben uns auf - sehr eindrucksvoll. In Had Rouad geraten wir noch einmal in einen echten ländlichen Souk und dann ist es nicht mehr weit bis Cala Iris. Sehr rustikaler Campingplatz, aber eine traumhafte Aussicht auf die Bucht.


    Besonders bei unserer Ankunft - da scheint noch die Sonne. Kurz darauf verdunkelt sich die Szene vorübergehend - der rechte Hinterreifen schaut verdächtig weich aus! Ach ja, der Minimax hat einen Nagel im Huf. Wieder einmal. Und wieder einmal macht sich Ewald an die Arbeit. Da er das auf unseren Fahrten immer wieder mal übt, ist er ziemlich schnell fertig - sehr tüchtig, mein Mandi! Bin stolz auf ihn.

  • Montag, 6.4.2015 09h10 Cala (Kalah) Iris - 13h30 Tetouan 219km


    Über den Bergen im Süden ist es unheimlich finster - bloß keinen Regen, bevor wir die Zufahrt vom CP hinter uns haben! Die ist nämlich eine ordentlich steile Schotterpiste mit Lehmuntergrund - ideal für eine Rutschpartie.
    Unser heutiger Weg führt uns durch das Beni Boufrah-Massiv; schaut auf der Karte recht niedlich aus, entpuppt sich aber als 70km lange Berg- und Talfahrt mit zahllosen Kurven. Es dauert nicht lange und das düstere Gewölk hat uns verschluckt. Zeitweise sieht man keine 10m weit, so dicht wird der Nebel. Erst in El Jehba entkommen wir der Nebelsuppe und finden uns plötzlich am Meer wieder, das von einem recht steifen Nordostwind aufgerührt ist. Unglaublich steil sind hier die Berghänge, in die die Straße förmlich hineingefräst wurde; trotzdem finden sich dort Felder, Wiesen und das so intensiv grün, dass es geradezu kitschig ist. Wir haben die Schwarzmeerküste der Türkei in ganz ähnlicher Erinnerung. Noch einmal windet sich die Straße in die Höhe und wir können einige spektakuläre Ausblicke aufs "Mittelmare" (Wortschöpfung von Ewald!)genießen, bevor es in das breite Becken der Tarhamündung geht. Viele Felder, aus denen Frauen Grünfutter in riesigen Bündeln - oft größer als sie selbst - für das Vieh nachhause tragen; Esel - die Vorderfüße zusammengebunden - führen sich selbst spazieren; Kanalisationsgräben entstehen in "Handarbeit" und - ein Hund liegt mitten auf der Fahrbahn und kämpft mit einem Floh, den zu erwischen weit wichtiger zu sein scheint, als etwa einem Womo auszuweichen . . In Oued Laou steht eine schwarze Wolkenwand - genau dort, wohin wir wollen - nach Chefchaouen. Das lassen wir dann aber doch lieber, sondern fahren nach Tetouan zum CP Boustane. Alles weitere wird sich finden.

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