Morgen geht's ab Richtung Portugal

  • Dienstag, 10.5.2016 Stehtag
    „Land unter“! Gestern schon bei der Herfahrt stehen die Felder unter Wasser; in den Pinienwäldern schimmern regelrechte Seen zwischen den Stämmen durch. Unter solchen Umständen ist auch der Handlungsspielraum auf dem CP nicht üppig. Ewald verzieht sich mit dem Läppi, so hab ich Platz, das Womo wieder mal zu säubern. Das geht so bis nachmittags. Dann stiehlt sich ein verschämter Sonnenstrahl durchs Gewölk, der uns sogleich aus dem Womo lockt.


    Wir statten der praia einen Besuch ab, wo der Atlantik noch immer etwas ruppig seine Brecher an den Strand wirft. Strandwandern geht gar nicht. Bleibt lesen. Abends gehen wir essen. Wir bekommen „fish stew“ – das Beste, was ich bis jetzt überhaupt in Portugal gegessen habe. Ein Gedicht. Und viel! Mit von der Partie ist Peter, ein „Münchner aus Berlin“; von ihm erfahren wir, dass es hier Brauch ist, dem Gast, wenn er das „Stew“ nicht aufgegessen hat, den Rest in Form einer Suppe noch einmal zu servieren – und er behält recht. Im Womo wird noch eine Flasche Rotwein geköpft, die Herren tauschen Computerfeinheiten aus, dann wird´s Zeit für die Heia.

  • Mittwoch, 11.52016 Furadouro - Porto
    Km-Stand: 168997 gef. km: 72
    Die gestrige Regenpause hält nur bis 2h früh, dann rauschen die Wassermassen wieder auf uns herab. Das ist besonders lästig, weil man die Tiefe der Schlaglöcher auf den Straßen nicht mehr abschätzen kann und davon gibt es in dieser Gegend eine erkleckliche Anzahl. Trotzdem machen wir uns fertig, um die paar Kilometer nach Porto hinter uns zu bringen. Wir sind wetterberichtgläubig – morgen soll es schön werden. Vorläufig allerdings schüttet es noch; wir machen also nur einen kurzen Abstecher nach Cortegaca zu einer Kirche, deren Außenfassade zur Gänze mit Azulejos bedeckt ist.


    Teamwork ist gefragt: Ewald knipst, ich halte den Schirm. Danach bleiben wir erst wieder vor den Toren Portos auf dem Stellplatz am Südufer des Douro stehen. Es regnet natürlich noch immer oder schon wieder – ich weiß es nicht mehr so genau! Dagegen hilft nur Essen und Trinken. Wir gestalten einen beschaulichen Hausabend und trotz Regen haben wir einen hübschen Blick auf den vorbeiziehenden Fluss, in dem sich die Lichter des gegenüberliegenden Ufers spiegeln.

  • Donnerstag, 12.5.2016 P o r t o
    Aller Regenfrust ist vergessen, als wir im Sonnenschein am Douroufer flussaufwärts wandern und die Stadt mit ihrer atemberaubenden Brücke in Sicht kommt. Wir gönnen uns eine Flussfahrt unter allen Brücken hindurch,


    lassen uns per Hop on – Hop off - Bus durch Porto chauffieren und notieren, was wir alles anschauen wollen. Den Bahnhof mit seinen riesigen Fliesenbildern bewundern wir gleich heute,


    ebenso die hübschen Jugendstilfassaden. Die Kathedrale hält Siesta, die kommt morgen dran. Ohne ein paar Schritte auf die Brücke geht´s natürlich auch nicht – am faszinierendsten finde ich ja den Umstand, dass da die Metro einfach auf der Brücke dahinrattert und die Fußgänger einfach daneben her schlendern – ohne die geringste Abgrenzung. Das gäbe ein schönes Hallo, wenn das einer bei uns versuchen wollte (siehe Mahü in Wien)!

  • Freitag, 13.5.2016 P o r t o
    Wie könnte es anders sein – es regnet schon wieder! Diesmal – dem Himmel sei Dank – nur bis kurz vor 11h, dann können wir unser Tagesprogramm angehen. Zu Fuß bis zur Gondel, die bringt uns auf die Höhe der oberen Fahrbahn der Brücke. Diese wird ausführlich geknipst,


    ebenso die tolle Aussicht, dann spazieren wir hoch über dem Douro in die Altstadt


    zum Mercado Bolhao. Der wird zwar gerade renoviert, was dem Gesamteindruck gar nicht guttut, dafür fühlen wir uns intensiv an Marokko erinnert. Auf steilen Straßen bergauf und bergab durchwandern und besichtigen wir Porto,


    entdecken an der Praca Bathala ein türkisches Lokal „Kappadokya“ – gleich stellen sich Erinnerungen ans Ballonfahren ein. Nach Döner Kebab und Falafel „on plate“ besichtigen wir die Kathedrale „Se“ - unübersehbar, dass sie eine Wehrkirche war, was ja in Zeiten wie jenen (12./13.Jh) ziemlich wichtig war.


    Ihren Schatz – den Silberaltar – hätten die Kirchenväter aber schon ordentlich putzen lassen können! Nach der weiß ich wievielten fliesenverzierten Kirche geht´s dann durch uralte, enge Gässchen mörderisch steil zur Ribeira hinunter, wo die Rabelos schaukeln. Wir verkosten ein Schokoladetigerl Portwein, gekauft wird auf der anderen Seite in Vila Nova de Gaia. Schüchtern sind die Herrschaften Sandemann, Burmeesters & Co mit ihren Preisen ja nicht! Bepackt mit Mitbringseln treten wir unseren Fußmarsch zum Womo an und landen dort - wie locker das so nett formuliert hat - am Ende unserer Beine! `Tschuldige Walter, ist nicht geklaut, nur geliehen. Weil´s mir gar so gut gefällt. So wie Porto.

  • Samstag, 14.5.2016 Porto – Vila Real
    Km-Stand: 169191 gef. km: 194
    Ewig können wir aber trotzdem nicht bleiben, zumal nicht zu erwarten ist, dass sich an der Atlantikküste ein meteorologisches Pfingstwunder ereignen wird. Wir kehren dem Meer den Rücken und setzen aufs Landesinnere, was sich als goldrichtig erweist. Zunächst ist der Rio Douro unser Weggefährte. In Jahrtausenden hat er sich durch das Granitgestein sein Bett gegraben; tief unten schlängelt er sich nun dahin durch eine üppig grüne Wunderwelt. Die steilen Hänge sind von unglaublich artenreichen Mischwäldern bewachsen, wahre Kaskaden strahlend goldgelber Ginsterblüten begleiten die Straße und dazwischen setzen Spornblumen, wilde Gladiolen, Fingerhüte und ich weiß nicht was noch alles ihre Farbtupfer. In den Vorgärten der Dörfer leuchten Rhododendronbüsche in allen erdenklichen Farben; aus genau diesen Vorgärten dürften Calla und Strelitzien offenbar ausgewandert sein – sie stehen neben Margeriten und Lupinen einfach wie Unkraut am Straßenrand. Einfach unglaublich. Noch unglaublicher ist, dass auf all diese Pracht die Sonne scheint! Ganz allmählich weichen die Wälder und machen den Weinbergen Platz. Vielen Weinbergen! Das ganze Bild erinnert – abgesehen von der Höhe – dem Moseltal, wo der Fluss auch so stark mäandert. Bei Cinfaes trifft das Navi - von uns unbemerkt - eine eigenmächtige Entscheidung und entführt uns in, auf und über die Serra de Montemuro. Ein Straßenschild mit Eiskristall, Schneepflug und kettengegürtetem Reifen taucht auf – hier? Im Mai?


    Wir staunen, das Womo kraxelt und plötzlich verschluckt der Nebel die Straße. Auch das ist Portugal. Kaum sind wir „überm Berg“, ändert sich das Bild schlagartig. Die Vegetation ist trocken bis dürr, einige wenige Pinien – selten eine so klassische Wetterscheide gesehen! Dafür gibt es auf dem Bergkamm zahlreiche Windräder. Noch ein paar Kilometer, dann ist Lamego erreicht. Wallfahrtskirchen sind ja nicht so ganz unser Ding, dabei ist diese durchaus sehenswert, jedoch trauungshalber besetzt. Die Treppenanlage, die dazugehört, hat uns betört. Nicht, dass ich sie erklimmen will, oh nein, nicht nach Porto! Aber wenigstens ein Foto möchten wir gerne machen, sowas sieht man nicht alle Tage - 650 Stufen!


    In Vila Real gibt es einen sehr netten Stellplatz beim Schwimmbad (steht in „Mein Womo“). Gleich daneben gibt´s Baum, Tisch und Bank – und ein recht idyllischer Wanderweg führt den Rio Corgo entlang, der sich derzeit – nach den mehr als ergiebigen Regenfällen der letzten Woche – wie ein Wildbach gebärdet. Ein herrliches Geräusch zum Einschlafen!

  • Sonntag, 15.5.2016 Vila Real – Pedras Salgadas
    Km-Stand: 169339 gef. km: 148km
    Das Pfingstwunder findet wirklich statt und beschert uns einen strahlend schönen Frühlingstag. Den wollen wir nicht an das schönste Herrenhaus Portugals – Mateus – verschwenden und auch nicht an das blutrünstige römische Heiligtum „Panoias“. Beides lassen wir unbesucht und freuen uns an der verschwenderischen Pracht, die die uns die Fahrt nach Pinhao beschert. Die Straße schwingt sich durch endlose Weinberge, deren Stützmauern sehr sorgsam aus dem hier vorhandenen Gestein gefügt sind.


    Diese Trockenmauern begleiten uns kilometerlang und faszinieren mich sehr: sie sind über und über mit Mauerpfeffer bedeckt, der momentan intensiv purpurrosa blüht – es ist einfach eine Pracht.


    So wie die gesamte Landschaft ein einziger Frühlingstraum ist. Pinhao wird als das Herz der Portweinregion bezeichnet; hier laufen die Wege aus den Nebentälern des Douro und dem oberen Douro zusammen, der hier eine Kehrtwendung macht und den Blick auf endlose, aber durchaus unterschiedlich gestaltete Weinriede freigibt.


    Besonders sehenswert ist auch der putzig kleine Bahnhof mit seinen Fliesenbildern; die Brücke wurde erst 1909 erbaut, vorher musste alles auf Fährbooten übers Wasser gebracht werden.


    Das Womo wendet seine Nase wieder nach Norden, wir wollen nach Pedras Salgadas, des Wassers wegen. Die Fahrt gestaltet sich recht abwechslungsreich. Zunächst natürlich wieder wundervolle Landschaft, darin Bäume mit knallgelben Zetteln dran. Feira do Vinho + Azeite 13.,14.u.15.5. 2016 in Murca. Das liegt auf unserer Strecke – nichts wie hin! Wir sind früh genug dort, um mühelos einen PP zu finden. Eine Stunde später gibt´s nicht einmal mehr einen klitzekleinen. Aber da haben wir schon gar köstliche Dinge eingekauft und schwingen uns wieder über die nächste Serra. Dort ist´s richtig nördlich, sogar der goldgelbe Ginster wird plötzlich weiß – wahrscheinlich ist ihm kalt. Riesige runde Granitblöcke liegen dekorativ in der Landschaft herum, mehr gibt´s hier nicht. Oh ja, doch – Windräder zuhauf! Schließlich kippt die Straße hinunter ins Tal, es wird wieder üppig grün und hier liegt – so glauben wir - die Quelle unseres Glücks: Pedras Salgadas.
    Wie geistesgestört fahren wir im Ort hin und her, studieren Wegweiser, auf denen „termas“ steht und werden nicht und nicht fündig. Schließlich hat´s der Ewald satt – was Wunder nach der Fahrerei – und wir stellen uns auf den einzig brauchbaren PP vor einem „spa & natur park, a member of DESIGN HOTELS“. Super! Nichts von all dem, was in den Reiseführern beschrieben, scheint mehr vorhanden bzw. zugänglich zu sein – vor allem die Therme nicht!
    Ewald rastet sich erst einmal aus; mich plagt die Neugier. Es kann doch nicht sein, dass wir ohne Navi nicht mehr existenzfähig sind! Folgendes ist passiert: Aufgrund des mehr oder weniger segensreichen Wirkens der EU wurde nach 2014 mittels Förderung der gesamte Thermenbereich samt Park umgekrempelt, was zur Folge hat, dass jetzt nur mehr Gästen des Designhotels die Zufahrt gestattet ist. Daher also keine schattigen Parkplätze mehr! Zum Glück gar nicht betroffen von diesen Bemühungen ist der Zutritt zum kleinen, aber feinen Park, in dem ich endlich das Brunnenhaus entdecke. Der Park birgt manchen botanischen Schatz; am köstlichsten finde ich – hab sie aber leider nicht finden können – eine fünfnadlige Pinie. Vielleicht finde ich ja mal jemanden, der mir das etwas genauer erklärt. Alle Pinien, die ich bisher gesehen habe, hatten viel mehr Nadeln! Dreimal „finden“ in einem Satz - mir scheint, der Schlusssatz dieses Tages ist nicht sehr gelungen.

  • Montag, 16.5.2016 Pedras Salgadas – Vila Nova/Chaves
    Km-Stand: 169372 gef. km: 23
    Etwas genauer wollen wir aber schon wissen, was es mit dem „member of design hotels“ auf sich hat! Heute besichtigen wir das Areal gemeinsam. Am hübschen Teich vorbei


    spazieren wir zu den historischen Bauten, die sehr liebevoll restauriert wurden (Balnearium, Brunnenhäuser,


    Casino). Es schaut aus wie in Karlsbad. Neu und wirklich originell sind die „eco houses“.


    Mit sehr viel Feingefühl hat man - weit genug voneinander entfernt - insgesamt 12 Stück davon und dazu noch zwei wahrhaft innovative Baumhäuser in den bewaldeten Park eingefügt.


    Das Ganze erinnert uns lebhaft an „huttopia“, dessen Konzept ja ähnlich ist. Ob das Balnearium auch öffentlich zugänglich ist, konnten wir aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten nicht herausfinden.
    Wir haben aber ohnehin anderes im Sinn, kehren zum Womo zurück und bewältigen die 23km bis Chaves bzw. Vila Nova zum dortigen CP. Uns ist nach Entspannen, Duschen und Womoputz. Der CP ist ganz reizend, an einem glucksenden Bach gelegen, mit schönem, altem Baumbestand, Grillplätzen und mehreren Tisch-Bank-Kombinationen im tiefen Schatten – im Sommer zweifellos höchst notwendig. Wir beziehen einen herrlichen Platz zwischen Sanitärgebäude und Bachgeriesel und lassen uns für den Rest des Tages von der Sonne verwöhnen.

  • Hallo ihr Lieben,
    wollt ihr nicht endlich nach Hause kommen, :nixwissen: wir wollen ja gemeinsam Rumänien bereisen. :tanz:
    Besten Dank für den schönen Bericht und die interessanten Bilder aus Portugal.


    Ganz liebe Grüsse von uns.


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    Mit lieben Grüssen Anni und Franz
    Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen anderen Vorurteilen auf.
    Oscar Wilde

  • Dienstag, 17.5.2016 und Mittwoch, 18.5.2016
    Hier ist es so hübsch, dass wir beschlossen haben, zwei volle Tage Pause zu machen.


    Um den CP führt ein Pfad durch eine Art Naturschutzgebiet, in dem recht ausgefallene Bäume wie Atlas-Cedern, Pyrenäen-Eichen, Mesquoias und alles mögliche andere angesiedelt werden.


    Ein Gehege mit Damwild gibt es auch und mehrere große Volieren, in denen Papageien, Sittiche, Fasane, Pfauen und anderes gefiedertes Getier wohnen. Rundherum grünt und blüht es; man weiß gar nicht, wohin zuerst schauen. Den Rest der Zeit verbringen wir mit Ausruhen und Kräftesammeln für die Heimreise.

  • Donnerstag, 19.5.2016 Chaves - Stausee – Chaves
    Km-Stand: 169480 gef. km: 108
    Chaves-Besichtigung fällt vorläufig ins Wasser mangels PP. Das Städtchen ist gesteckt voll; wir ändern wieder mal das Programm und fahren zum Barragem do Alto Baragao.
    Es wird ein extra schöner Tag! Anders als wir das von Stauseen auf der Iberischen Halbinsel gewohnt sind, ist dieser nach den lang anhaltenden Regenfällen buchstäblich am Übergehen. Bäume stehen im Wasser, Strand- und Picknickplätze sind verschwunden; wir suchen das ganze Seeufer ab und finden einfach keinen brauchbaren Schlafplatz. Auf einem PP machen wir Mittagsrast und bewundern den in die maigrüne Landschaft eingebetteten tiefblauen See. Weil wir auf einer Halbinsel ein Auto erspäht haben, wandern wir noch eine Weile am Seeufer entlang


    – vielleicht können wir ja dort nächtigen? Wahre Wolken aus tief goldgelbem und duftig weißem Ginster säumen unseren Weg,


    der jedoch an einem verschwiegenen Fischerplatz endet – und dort wollen wir doch nicht stören.
    Auch recht; fahren wir halt zurück nach Chaves, stellen uns für die Nacht zum Fluss und besichtigen die Stadt morgen. Das Thermalbad hat nur „Anwendungen“ für seine Besucher im Programm, normal Schwimmen gehen kann man dort nicht – wohl aber im „Banho municipal“. Wir organisieren uns geschwind zwei Badehauben, ohne die dort gar nichts geht, löhnen € 2,- Eintritt p.P. und sind auch schon im Wasser. Das winzige Bad ist sichtlich schon in die Jahre gekommen, wir allerdings auch! Das merken wir deutlich, als wir von einem hoch motivierten „Vorturner“ einer Aquagymnastik-Damengruppe äußerst engagiert zum Mitmachen eingeladen werden. Wir heben den Altersschnitt sicherlich um 10 Jahre, turnen aber brav mit, so gut es geht, und werden sehr gelobt. Ein Anblick für Götter: Ewald als einziger Mann inmitten lauter Weiblichkeit – so hat er´s gern!

  • Freitag, 20.5.2016 Chaves (P) – Carrion (E)
    Km-Stand: 169888 gef. km: 348
    Wir starten unseren Stadtrundgang recht früh, Stadtplatz mit Kirche Matriz (romanisch), Kirche Misericordia (recht extravagante Öffnungszeiten: 16-18h wochentags, Sonntag 8h40 – 10h, daher Fliesen nicht gesehen), Rathaus, Pelhourino, Torre.


    Eine schnuckelige kleine Stadt, die recht wohlhabend zu sein scheint.


    Schnell noch ein Foto von der Römerbrücke (echt sind zumindest die Meilensteine!),


    dann geht´s wieder ins Grüne, wegen der Wackelsteine. Es handelt sich letztlich nur um einen, der aber sehr dekorativ zu Bruch gegangen und dann so liegen geblieben ist.


    Jetzt heißt es Abschiednehmen. Abschied von einem vergleichsweise kleinen Land mit einem großen Meer vor der Haustür, an dem großartige Küstengebiete zu finden sind. Ein Land, das sich – besonders im Frühling – durch eine unglaubliche Vielfalt an bezaubernden Landschaften, aber auch durch herrliche Bauwerke auszeichnet, die in der Zeit des mächtigen Kolonialreiches entstanden sind. Und last but not least ein Land, dessen Bewohner seine Besucher sehr herzlich willkommen heißt.


    Muito obrigado


    12h Grenzübertritt – Verin N525, dann Wechsel auf A24 – hier ist ja fast alles mautfrei – San Cristobal A66 – vor Leon A231 kurzer Abstecher ins Gemüse zu einem SP, den „Mein Womo“ ausgespuckt hat – Calzadilla de la Cueza, der leider unbrauchbar ist. Laut Atlas befindet sich in Carrion an der N120 ein Monasterio. Klöster sind fast immer ein guter Tip; auch hier ist das so. Es gibt einen riesigen, ebenen Schotterplatz mit Ver- und Entsorgung, die Info-Tafel ziert sogar ein sonnengebleichter Aufkleber vom WOMO-Verlag. Stromversorger stehen auf dem Platz, sind aber abgesperrt. Kostenpunkt derzeit: € 0,-. Wir befinden uns hier übrigens direkt am Camino de Santiago, einigen Pilgern sind wir heute bereits begegnet. Wir pilgern jetzt aber lieber in unsere Betten – die Uhren sind schon wieder umgestellt.

  • Samstag, 21.5.2016 Carrion – St. Jean-Pied de Port
    Km-Stand: 170284 gef. km: 396
    Ein Teppich aus sattgrünen Getreidefeldern überzieht die Weiten des Hochlands von Kastilien, hier und da aufgelockert durch ein leuchtendes Rapsfeld – in der Morgensonne ein unwiderstehliches Farbenspiel. Dazwischen tauchen die Konturen von Tafelbergen auf, dicht besetzt von zahllosen Windrädern. Neben der Straße regt sich Leben – nämlich in Gestalt von Pilgern, die in unterschiedlichen Müdigkeitsgraden zwischen den Feldern Richtung Santiago stapfen oder zumindest zum nächsten Sammelpunkt streben. Die N120 bringt uns nach Burgos, wo leider Ordnungshüter für heftige Verkehrsverwicklungen sorgen, sodass wir erschreckt flüchten und das Navi vor die fast unlösbare Aufgabe stellen, uns an diesem neuralgischen Punkt vorbei zu lotsen. Schließlich ist auch das geschafft und wir folgen brav der N120 und dem Pilgerweg.


    Die samtig grünen Felder werden abgelöst von Weingärten – wir durchfahren das Anbaugebiet des Rioja. Die N20 verwandelt sich in die A12, auf der wir problemlos Logrono umrunden und auch gleich am geplanten Schlafplatz Estella Lizarra vorbeirauschen – es ist noch viel zu früh und unser Heimweg doch ziemlich lang!
    Mit „Mein Womo“ wird ein neues Ziel auserkoren, wir lassen Pamplona links liegen und jetzt wird´s erst richtig schön. Die N135 entführt uns in die „Pyrenäen occidentale“. Keine himmelstürmenden Felswände, keine Schneegipfel – nein, Frühling pur!


    Lichtes Grün, blauer Himmel und die Temperatur steigt und steigt. Eine Föhnfront schiebt uns vor sich her; am Pass Ibanera stürmt es derart, dass man sich dagegen lehnen kann.


    Und wir befinden uns im Baskenland. Das kann man mühelos an den Verkehrsschildern ablesen, wir verstehen kein Wort. Erinnert irgendwie an keltisch. Oder eher finnisch? Freundlicherweise sind die Schilder aber zweisprachig abgefasst und spanisch können wir zumindest enträtseln (vielleicht kommt daher die Redewendung „etwas kommt mir spanisch vor" ...). Diese westlichen Pyrenäen sind eine ganz eigene Welt; man würde glauben, ein weltvergessener Winkel – mitnichten! 60km lang schlängelt sich die Straße durchs Bergland und wir sehen, dass der Tourismus auch hierher gefunden hat – nicht nur in Gestalt der unbeirrbaren Wanderer, die nach Santiago de Compostela unterwegs sind. Als wir endlich am CP landen, hat der Föhn die Temperatur auf 34,5° hinaufgetrieben. Jetzt sind seit unserer Ankunft drei Stunden vergangen und wir messen gerade noch 19° - ein Temperatursturz von 15°! Wir werden wundervoll schlafen.

  • Sonntag, 22.5.2016 St. Jean – Antonne /huttopia
    Km-Stand: 170686 gef. km: 402
    Dem Föhn folgt das erwartete himmlische Donnerwetter, das uns die ganze Nacht unterhält. Die Wetteraussichten sind trübe; also nützen wir den Tag, um Kilometer zu machen. Zu Beginn schaut das nicht sehr Erfolg versprechend aus. Ewalds Konkubine, die Frau Navigationsrat, führt uns derart konsequent durchs Gemüse, dass der Himmel wieder in Tränen ausbricht. Dann endlich erscheint ein Silberstreif am Horizont; die richtige Straße wird gefunden, plötzlich geht es flott dahin und sogar der Regen macht Pause. Wir sind in Aquitanien (Obelix!), man erzeugt hier Schaf- und Ziegenkäse, Foie gras, mahlt Walnüsse zu Öl und bläst Glas. Die Trüffel wachsen hier ohne menschliches Zutun, quasi freiwillig. Ein gesegnetes Stück Land, gesegnet auch durch die Feuchtigkeit, die der Atlantik bis hierher entsendet. Die Straßen sind sonntags- und regenhalber praktisch leer, sodass wir uns entschließen, bis zu unserem Lieblings-CP durchzufahren. Ca. 16 km nach Perigueux beim Örtchen Antonne biegen wir glücklich in unsere Wald- und Wieseneinsamkeit ab – und es ist noch alles so wie voriges Jahr! Wir freuen uns sehr, stehen am selben Platz und haben sogar Fernsehempfang, um den originelle Ausgang der heimischen Bundespräsidentenwahl mit zu verfolgen.


    Montag, 23.5.2016 Antonne – Tronget
    Km-Stand: 170993 gef. km: 307
    Heute früh regnet es wieder einmal, drum verlassen wir schweren Herzens unseren Platz im grünen Dickicht


    und streben weiter nach Osten. Die Strecke ist vertraut vom vorigen Jahr, den nächsten Stellplatz kennen wir auch, der Frühling ist herrlich, das Wetter wird es auch und um 15h stehen wir am SP, kochen Spaghetti und warten auf das endgültige Wahlergebnis, das wir dann mit einem großen Strauß Margeriten von der Nachbarwiese feiern!

  • Dienstag, 24.5.2016 Tronget – Besancon - Müllheim
    Km-Stand: 171505 gef. km: 512
    Gestern in den Regionen Limousin und Auvergne unterwegs, kommen wir heute ins Burgund, schon erkennbar an den Reben! Dijon winkt mit dem Senftiegel, in der Franche Comte streckt der Schweizer Jura seine Ausläufer herüber und prompt taucht ein Wegweiser Richtung „Geneve“ an einer Kreuzung auf. Die heutige Strecke ist ein einziges Flickwerk aus Bundesstraßen, Autostraßen und mautfreien Autobahnen, auf denen sich ausschließlich das Navi zurechtfindet – es macht keinen einzigen Fehler.
    Der alternative SP in Besancon ist wahrhaftig alternativ: er liegt am Doubt-Ufer direkt gegenüber der Zitadelle, fasst laut P-Schild 400 Fahrzeuge (?) und dort steht neben PKW`s so ziemlich jede denkmögliche Womo-Variante, von De-Luxe-Mobil bis schrottreifer Wüstenheimkehrer.


    Auf jeden Fall aber ist er übervoll, weshalb wir uns wieder auf den Weg machen. Inzwischen hängt wieder die berühmte Karotte vor dem Minimax; es gibt kein Halten – Auto und Herrl streben nach Germanien: endlich wieder alles verstehen, was so geschrieben und gesprochen wird! In Müllheim – 12km nördlich von Mulhouse an der A5 – schwenken wir auf den Womo-PP des Gasthofs „Kreuz“, der – es kann nicht anders sein – heute Ruhetag hat. So werfen wir halt wieder die Bordküche an. Ausgehlustig ist heute ohnehin niemand mehr; bald wird´s Zapfenstreich geben.

  • Mittwoch, 25.5.2016 Müllheim – Rothsee/Allersberg
    Km-Stand: 171954 gef. km: 454
    Geplant ist: A5 bis Kreuz Walldorf, auf A6 bis Nürnberg Fürth und auf A3 bis Regensburg. Das Verkehrsaufkommen ist gewaltig, die LKW´s reihen sich kilometerlang nahtlos aneinander, die kleinen PKW´s schleichen vorsichtig links an ihnen vorbei. Trotzdem geht bis kurz vor Schwabach alles gut, dann kracht´s irgendwo weit vorn und wir stehen alle einträchtig auf der Autobahn herum. Ziemlich lang. Im Rundfunk hören wir etwas von 6km Stau, einer Stunde Wartezeit und so. Also bei nächster Gelegenheit runter von der AB; andere haben die Idee – und vor allem die Ortskenntnisse! – natürlich auch. Bald staut es wieder. In Allersberg liegt unsere Rettung – ein Stellplatz! Dort verschnaufen wir erst einmal, erkunden den reizenden Marktplatz und melken den Bankomat. Die Milch kaufen wir und erfahren dabei, dass alle brauchbaren Wirtshäuser geschlossen haben – Fronleichnam. Im Tourismusamt (so was gibt es hier) finden wir einen Prospekt vom Rothsee, dort wollen wir hin!


    Ein kleiner, verträumter See; durch einen befahrbaren kleinen Damm in zwei Hälften geteilt und den Gästen mit unterschiedlich großen Parkplätzen sehr klug zugänglich gemacht. Sogar WOMO-PP gibt es hier – kostenpflichtig natürlich!


    Rundum Wald und viel Vogelgezwitscher - das Ganze ist ein Naturschutzgebiet. Ein offenes Wirtshaus müssen wir auch hier eine Weile suchen, werden dann aber in Eichenburg fündig. Ohne die verstopfte A6 hätten wir diese wunderhübsche Gegend und das „Fränkische Seenland“ sicherlich nie entdeckt.

  • Donnerstag, 26.5.2016 Rothsee - Gmünd
    km-Stand: 172435 gef. km: 481


    So eine feiertäglich leere Autobahn ist doch was Feines! Keine LKW´s machen sich breit, man kommt vorwärts und kann nebenbei sogar den Bayrischen Wald genießen. Nach den gestrigen Erfahrungen ein richtiges Vergnügen. Wir fahren einige Male über die Donau; zuerst ist sie noch recht schlank, nach Passau ändert sich das mit den Wasserspenden von Inn & CO ziemlich drastisch. Linz - Mühlkreisautobahn - Mühlviertel - Waldviertel - wir sind wieder zuhause. Der CP in Gmünd ist voll, wir bleiben am PP des Solebades, und werfen uns ins Vergnügen. Duschen, schwimmen, Sauna - nach zwei Monaten sparsamsten Wassergebrauchs einfach eine Wonne! Die Saunalandschaft im Gmünder Solebad ist unser absoluter Favorit. Geschlafen wird beim Dorfweiher von Gmünd.


    Freitag, 27.5.2016 Gmünd


    Nach geruhsamer Nacht am Dorfweiher starten wir einen neuen Versuch, auf den CP zu kommen und haben Glück. Kaum haben wir uns ans Stromkastl angehängt, geht die Tür des Nachbarwomos auf und: So ein Zufall! Heraus "purzeln" Maria und Georg Grondinger. Großes Hallo - lange nicht gesehen. Gemeinsames Frühstück inkl. Reiseerzählungen, dann trennen sich die Wege vorübergehend: Maria und Georg machen in Kultur, wir gehen baden und schwitzen. Abends Z´sammsitzen, g`scheit reden und bald schlafen gehen. Wir sind doch ziemlich erschöpft.



    Samstag, 28.5.2016 Gmünd


    Maria und Georg verlassen uns wieder - ein Enkel wird fünf Jahre alt - das muss natürlich gefeiert werden. Wieder allein, machen wir uns an den Womoputz - nirgends geht das besser als hier. Sogar gratis Wäsche waschen kann man. Das wird weidlich ausgenützt, dann gibt´s nur mehr entspannen, entspannen, entspannen . . . .


    Neben dem CP wurde von der Gemeinde ein Gratis-Stellplatz mit V+E (auch Strom!) installiert. Lediglich für das Wasser ist 1.- € zu löhnen.

  • Sonntag, 29.5.2016 Gmünd - Eberndorf


    km-Stand: 172582 gef. km: 147


    Mit ein Grund für die gemächliche Heimreise ist der anstehende Besuch von Minimax beim "Onkel Doktor" in Obergrafendorf bei St. Pölten. Seine Blessuren müssen begutachtet werden, damit wir wissen, wann repariert werden kann was wir löhnen dürfen. Wir gondeln gemütlich durchs Waldviertel nach Krems, überqueren die mittlerweile ziemlich breite Donau und fahren nach Eberndorf, wo es einen sehr hübschen Badeteich gibt. Wetter und Wassertemperatur eignen sich hervorragend zum Schwimmen gehen, der PP ebenso hervorragend zum Übernachten - wir genießen unseren letzten Reisetag in vollen Zügen.



    Montag, 30.5.2016 Obergrafendorf - Wien


    km-Stand: 172660 gef. km: 78


    Es ist vollbracht! Nach genau zwei Monaten und satten neuneinhalbtausend Kilometern stehen wir wohlbehalten auf unserem Stellplatz in Wien und die Batterie vom PKW ist mausetot. Nachdem wir unser Zeugs umgeladen haben, muss der große Minimax als letzte Tat dieser Reise dem kleinen PKW Starthilfe geben, damit wir unseren Krempel in die häusliche Garage befördern können. Also wirklich eine Reparaturreise - bis zum letzten Moment. Schön war´s!

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