Griechenland im Frühling

Grundsätzliches zu unseren Erfahrungen in Griechenland.
Werfen Sie alle Bilder, die Sie von Griechenland im Kopf haben über Bord. Sie treffen nur für diverse Fremdenverkehrszentren (Inseln, Seglerhäfen ...... ) zu. Griechenland im Frühling ist grün, duftet nach Erde, Orangen, Kaffee, Wald und Blumen. Die Wassertemperatur ist - ich sag mal ab Mitte Mai - zum Baden geeignet (Wir waren schon Mitte April im Meer schwimmen).
Das Verkehrsgeschehen läuft in echt südlicher Weise ab. Manchmal hat man den Eindruck, es gibt kein Morgen! Es wird an den unmöglichsten Stellen überholt, Tempolimits sind nicht einmal eine Empfehlung. Wer was zu erledigen hat, aktiviert die Warnblinkleuchte und bleibt ganz einfach stehen. Ob im Halteverbot, in 2. oder 3. Spur ist vollkommen egal. Irgendwie kommt der Verkehr aber nicht zum Erliegen. Da wird sehr geduldig gewartet, bis der Gegenverkehr nachlässt, um dann selbst weiterfahren zu können. Im Großen und Ganzen ist der Grieche jedoch ein geduldiger Autofahrer (zumindest im ländlichen Bereich).
Der Straßenzustand ist teilweise sehr gut, stellenweise lässt er sehr zu wünschen übrig. Die Bergstraßen werden aus dem Hang gesprengt, der Fels jedoch nicht gesichert. Daher muss man immer damit rechnen, dass Steine in größeren Mengen auf der Fahrbahn liegen (meist überraschen sie nach einer unübersichtlichen Kurve). Es ist auch oft zu sehen gewesen, dass die Straße ganz einfach wegbricht, weil der Unterbau zu instabil ist. Vor allem aber muss man damit rechnen, dass Haustiere als gleichwertige Verkehrsteilnehmer zu beachten sind. - Und nicht immer kommen die Esel auf der "richtigen" Fahrbahnseite entgegen!
Das Freistehen war in unserem Fall kein Problem (beachte die Reisezeit) weder in Buchten noch auf anderen Plätzen. Über die Polizei kann ich leider kein Urteil abgeben, da wir nur einen Kontakt hatten.
Und der spielte sich in englisch ab wie folgt:

Polizei: "Hier ist das Parken verboten. Sie müssen wegfahren." (Wir standen in einer Bucht, ca. 30 m vom Ufer entfernt, Tisch und Sessel vor dem WOMO.)
Ich: "Hier in Griechenland ist es so schön und diese Bucht gefällt uns so gut. Können wir noch etwas hierbleiben?
Polizei: "Bleiben sie noch stehen und fahren dann später weg.

Fuhr mit dem Wagen vor an den Strand, rauchte eine Zigarette und setzte dann seinen Streifendienst fort.
Die Bevölkerung war stets freundlich und zuvorkommend. Uns sind die Griechen viel weltoffener erschienen wie die Spanier.
Von den Krawallen und Demonstrationen (mit Übergriffen auf Fremde und Schwarzafrikaner die in den Medien kolportiert wurden) haben wir nichts gemerkt. Das hat sich offensichtlich nur auf die Ballungszentren ausgewirkt.
Der Dieselpreis lag zwischen € 1,37 und € 1,53. Manche Autobahnen sind mautpflichtig - wir sind ohne diese Straßen ausgekommen, wir hatten bei unserer Streckenlegung auch wenig Möglichkeiten, Autobahn zu fahren.
Zusammenfassend: Griechenland ist im Frühling ein wahrer Traum in Grün, übersät mit Blüten aller Art, die Orangenbäume duften und die Früchte leuchten von den Zweigen. Ein "Normaltourist" kann diese Pracht nicht erahnen..

 

 

April 2011

1

2 Labuttendorf

3 Spilimbergo

4 Porto Garibaldi

5 Urbino Tarugo

6 Ancona

7 Ergio

8 Cap Araxos

9 Kalogria

10 Killini Beach

11 Killini Beach

12 Olympia

13 Olympia

14 Glifadaki-Beach

15 Glifadaki-Beach

16 Mistras

17 Githio

18 CP Meltemi

19 Sauriereierbucht

20 Cap Tenaro

21 Sauriereierbucht

22 Sauriereierbucht

23 Paleokastro

24 Agio Fokas

25 Agio Andreos

26 Nauplio

27  Nea Epidaurosidauros

28 CP Verdelis

29 Akrokorinth

30 Delphi

31

       

Mai 2007

1 Cap Drepano

2 Nea Anchialos

3 Katigiorgis

4 Kanalia

5 Kalambaka

6 Meteora

7 Aoos Springs

8 Limni Pamvotida

9 Limni Pamvotida

10 Kanali Beach

11 Kanali Beach

12 Ammoudia Beach

13 Ammoudia Beach

14 Amphithea

15 Borsh

16 Bistrice/Podgorica

17 Dubrovnik

18 Dubrovnik

19 Zaostrog

20 Trogir

21 Cave Cerovacka

22 Plitvice

23 Plitvice

24 Varazdin

25 Banovci

26 Banovci

27 Lockenhaus

28 Wien

29

30

31

       

Frühling in Griechenland 2011

 

Samstag 02.04.2011 Wien 12h40 - Labuttendorf 337 km
Lebensmitteleinkauf und ab die Post. Wir wollen wirklich nur weg und bummeln durchs östliche und teils auch schon österliche Burgendland und die Steiermark bis zu unserem Winzer, bei dem wir – wie immer – herrlich essen, Wein verkosten und dann ins Womo abmarschieren, weil beim Chauffeur der seit Tagen lauernde Schnupfen mit aller Wucht ausbricht und ihn auf die Matte wirft.

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Sonntag 03.04.2011 Labuttendorf - Spilimbergo 358 km
Meinem armen Ewald geht´s sehr untermittelprächtig, sodass wir gleich die Gelegenheit für meine ersten “Gehversuche” in Womofahren nützen. Das Schicksal meint es gut mit mir: Autobahn und das am Sonntagvormittag, da kommt nicht allzuviel Stress auf. Nicht nur der Minimax, sondern auch die Autobahn ist breit und ich fahr halt einmal zu weit links, einmal zu weit rechts, bis ich halbwegs ein Gefühl für die Abmessungen bekomme. Das Wetter gebärdet sich postkartenartig, die Karawanken sind noch ganz weiß, hier ist der Winter grad erst vorbei.
Ab Arnoldstein übernimmt Ewald wieder das Steuer und ich freu mich dran, wie die Landschaft mit jedem Kilometer grüner und frühlingshafter wird. In Spilimbergo ist Platz genug für uns und jetzt wird erst einmal Siesta gehalten.

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Montag 04.04.2011 Spilimbergo 08h40 - Porto Garibaldi 247 km
Gestern abend waren wir noch bummeln und haben den Magnolienbaum besucht in der Hoffnung, dass er blüht. Er tut es nicht und mittlerweile besteht der leise Verdacht, dass es vielleicht doch keiner ist. Ein Einkehrschwung beim fliegenden Esel war natürlich unerlässlich und wieder sehr lohnend.

Heute geht es im Montagmorgenverkehr wieder einmal durch die Dörfer des Friaul, weil doch der Ewald eine Italien-Autobahn-Phobie hat und sich nicht von Automaten in rabiatem Italienisch anplärren lassen will. Dann schon lieber Schulkinder, Zubringerverkehr und der ganz normale Verkehrswahnsinn – recht anstrengend, auch für den Beifahrer. Solcherart erreichen wir Porto Garibaldi, das noch unbelebt ist, da aber mittlerweile der Zirkus auch bei mir losgeht, stellen wir alle beide an unsere Umwelt keine großen Ansprüche und sind mit Wärme und sauberer Luft schon hochzufrieden. Das WOMO parken wir auf einem Parkplatz im Hinterland und genießen eine herrlich ruhige Nacht.


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Dienstag 05.04.2011 Porto Garibaldi 09h30 - Urbino Tarugo 17h45 208 km
Das Navy lotst uns an den sattsam bekannten Namen des Teutonengrills vorüber: Rimini, Cesenatico etc., und wir beschließen, unseren Weg durch die Berge fortzusetzen  – in Urbino soll es einen tollen Stellplatz geben. Um es kurz zu machen: der tolle SP ist unauffindbar, der Blick von dort, wo er sich befinden sollte, auf die Stadt ist umwerfend.Aber so imposant das Ganze aus einer gewissen Entfernung wirkt, so sehr verliert es beim Näherkommen. Der Stadtkern von Urbino wirkt – obwohl Universitätsstadt – sehr reserviert, ja geradezu abweisend. Also kehren wir diesem Unesco-geehrten Kulturdenkmal den Rücken und machen uns auf die Suche nach einem Ü-Platz.

Wie nicht anders zu erwarten, endet es nach einer unbeschreiblichen Bergwertung in Targo, einem weltabgeschiedenen Weiler, bestehend aus einer Kapelle, einem Friedhof und 3-5 Häusern. Aus einem davon taucht ein uraltes Mütterlein auf, fragt nach unserem “Woher” und zeigt uns daraufhin prompt das Grab eines “Tedesci”, der hier vor einigen Jahren das Zeitliche segnete. Damit erklären wir die Formalitäten als erledigt und legen uns  nieder, erledigt und verkühlt, wie wir sind.

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Mittwoch, 6.4.2011 Targo 08h30 - Ancona 10h45 101 km
Angeschlagen, wie wir sind, wählen wir eine recht unkomplizierte Weiterfahrt und sind dementsprechend früh beim Terminal, holen unsere Tickets und legen uns erst im Schatten, dann in der Warteschlange auf die faule Haut. Man merkt schon: Griechenland ist nahe. Erst heißt es, Start ist um 16h, was sich nicht ganz ausgeht, weil die Fähre da gerade erst um die Ecke biegt. Wir amüsieren uns eine ganze Weile damit, den LKW´s bei ihren gekonnten Rangiermanövern zuzuschauen, ausgelaufen wird schlußendlich um 19h30 vor der Kulisse der Altstadt von Ancona, die unter einem tintenblauen Himmel von der Abendsonne in hinreißend rotgoldenes Licht getaucht wird. Das klassische Camping an Bord gibt es nicht, der Minimax steht in der Garage in Gesellschaft anderer WOMO´s, wir haben eine Innenkabine und einen Gutschein für ein Essen unserer Wahl. Die Luft in der Kabine ist überraschend gut, der Ventilator wir über Nacht abgedreht.

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Donnerstag, 07.04.2011 auf der Minoan Lines Hafen Patra 19h30 – Ergio 46 km
Ausschlafen, wieder auf die Füße kommen, RB nachschreiben, lesen, griechische Geographie und Geschichte ins Gedächtnis zurückholen – genug zu tun an Bord.
Ankunft in Patra:  19h30 – die Stellplatzsituation unterscheidet sich gründlich von den Beschreibungen und der von Ewald geplanten Örtlichkeit (Megabaustelle). Bis wir endlich zum Stehen kommen, ist es finster und wir sind um 7,50 ärmer. Wir sind auf eine Autobahn gekommen, die laut WOMO-Buch taxfree ist, jedoch eine Maut eingehoben wird. Einen Schlafplatz finden  wir in einem Wohnviertel des Städtchens Ergio mit dem vielversprechenden Namen “Panorama”.

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Freitag, 08.04.2011 Ergio 10h10 - Cap Araxos 11h45 97 km
Wir sind auf griechischem Boden, aber es dauert doch eine Weile, bis wir wirklich ankommen. Die erste Berührung mit griechischem Straßenverkehr lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, einen Sehfehler bekomm ich auch, das rechte Auge schielt entweder auf den mageren Zwischenraum zu den parkenden Autos oder nach oben zu den schon ziemlich angeschlagenen Balkons. Garniert wird das Ganze durch Straßenschilder in griechischer Schrift, gelegentlich finden sich auch lateinische Buchstaben, aber dann sind wir meist schon vorbei.
Seit heute vormittag hängt vor mir am Handschuhfach ein DIN A4 Blatt mit dem griechischen Alphabet!!!
Ein zweites hatten wir schon zuhause an die Wand über meinem Sitzplatz gehängt, wo es aber bis jetzt nur sehr weniger Blicke gewürdigt wurde. Das wird sich zweifellos ändern. . . .
Nach etlichen Umleitungen stehen wir jetzt endlich beim Cap Araxos auf einer leidlich ebenen Fläche, haben einen Spaziergang gemacht und durch den Dunst aufs Meer hinausgeschaut. Auf dem SP steht bereits das französiche WOMO, das unserem Minimax auf der Fähre Gesellschaft geleistet hat. Während wir einen Spaziergang machen, setzen die Franzosen ihre Fahrt fort – Richtung Süden. Die Macchie ist über und über mit blühenden Sträuchern und Blumen bedeckt und ein Grieche zeigt uns den grünen Spargel, den er gefunden hat. Er dürfte aber das ganze Areal abgesucht haben, Ewald hat keinen mehr gefunden.
Jetzt wird nur relaxt, die Verkühlung ist ausgesprochen anhänglich und ich bin ziemlich geschlaucht.

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Samstag, 09.04.2011 Cap Araxos 09h30 - Kalogria I. 10h30 23km
Als wir am SP “on the beach” ankommen, stehen bereits 3 Wohnmobile da und leben ganz ausführlich Camping. Auch unser Franzose steht da, ist aber schon abreisebereit und fährt kurz darauf – Bon voyage! Ganz weit draußen am Horizont berührt ein schmaler, tief indigoblauer Streifen den strahlend blauen Himmel, dann wechselt die Farbe des Meeres nach smaragd- und türkisgrün. Wo es flacher wird, stolpert die Brandung und wirbelt den feinen Sand vom Grund auf, der das Wasser goldgrün erscheinen lässt, dann laufen die weißen Schaumkronen auf den Strand aus – Kalogria.

Auf der einen Seite endet der Strandbogen in einer zerklüfteten Felsenwand, davor hat der Wind eine hohe Sanddüne aufgebaut, die von Ewald natürlich erklommen werden muss. In der Ferne kann man den Bergrücken von Kefalonia erahnen. Auf dem rd. 1km langen Strandabschnitt sind zunächst vielleicht zehn Menschen; im Laufe des Nachmittags kommen ein paar Badegäste mehr – abends ist alles wieder leer. Allmählich macht sich griechisches Lebensgefühl breit – die Sonne geht unter und die Zeit kommt abhanden.

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Sonntag, 10.04.2011 Kalogria I Kalogria II – Killini Beach 63km
Weicher grauer Nebel versteckt die rote Felswand und die Silhouette von Kefalonia, das Meer liegt silbern da, wir brechen unsere Zelte ab und rollen ein paar Kilometer weiter. Ganz plötzlich lichtet sich der Nebel und ein herrlicher Wald aus Schirmpinien und Kiefern nimmt uns auf. Wir kommen an zwei Schilfteichen vorbei, in dem zahllose schneeweiße Reiher stehen und landen am nächsten Strand – Kalogria II. Zuerst wandern wir eine ganze Weile unter diesem herrlichen tief dunkelgrünen Dach, die saftig grünen Wiesen sind über und über gesprenkelt mit zahllosen Blumen in allen erdenklichen Farben von weiß über zitronen-, sonnen-, dotter- und sonstiges Gelb bis zartlila, purpur und enzianblau.

Es ist ganz still, nicht einmal Vögel hört man – es ist die Stunde des Pan. Zurück beim Womo schnappen wir uns zwei Matten und gehen wieder “Meer schauen”.
Leider ist dieses Jahr unsere Vorratswirtschaft noch unvollkommen, sodass wir uns notgedrungen nach einem Wirtsgehäuse umschauen müssen. Spätestens jetzt merkt man, wie früh im Jahr es noch ist: kaum eine Taverne hat geöffnet und so arbeiten wir uns bis auf die Killini - Halbinsel vor, wo wir in Kastro fündig werden und mit dem Restaurant Dionysos einen sehr guten Griff machen.  Kurz bevor es dunkel wird, rollen wir hinunter zum Strand und landen schnurstracks auf einem Stellplatz, auf dem schon 4 Womos stehen und wo es vor allem  - hoch willkommen (!) - eine WC-Entleerungsmöglichkeit gibt.
Glück muss man haben!


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Montag, 11.04.2011 Killini Beach......
Unser Nachbar teilt uns heute morgen mit, dass links zwei Lamperln nicht leuchten. Der Vormittag vergeht daraufhin mit angeregtem Herumgewerkel unter der Kühlerhaube und bringt mehrere wesentliche Ergebnisse
a) das eine Lamperl ist derart raffiniert eingebaut, dass es nur unter größten Schwierigkeiten auswechselbar ist – das andere gar nicht
b) wir haben gar kein solches Lamperl und müssen es erst beschaffen
c) es gibt Christos, einen äußerst liebenswerten Griechen, der versucht, das Lamperl zu besorgen und im übrigen nach eigenen Angaben Bio-Landwirt ist, der folgendes zu liefern bereit ist:  Orangen, Zitronen, große Zucchini, Lady fingers , Wein -
d) in der Nähe gibt es auch Frischwasser und einen Entsorgungsplatz
damit ist unser Versorgungsengpass bis auf weiteres beseitigt.
Der Rest des Tages ? Strandwandern, Lesen, RB schreiben, tratschen . . . . .

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Dienstag, 12.4.2011 Killini Beach 10h40 - Olympia 13h30 101km
Wir rutschen wieder ein Stückchen weiter nach Süden. Die fehlenden Lampen werden erstanden, dann fahren wir in paar “Badeplätzchen” an, die uns nicht so recht zusagen und bauen das Programm um auf Olympia. Dort stellen wir uns erst einmal auf den öffentlichen PP (wo prompt unsere Franzosen einschwenken!), und gehen erst einmal auf Erkundungstour. Am Berg entdecken wir den CP Diana, wohin wir den Minimax schlussendlich verlegen, hauptsächlich, weil`s hier Internet gratis gibt und Ewald ins Forum möchte. Der sehr reizende 88-jährige (!) CP-Betreiber versorgt uns mit allen Informationen und wir legen einen gemütlichen PC-Abend ein, etwas Wäsche wird gewaschen und schnell noch über Olympia nachgelesen, dann geht´s ab in die Heia.

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Mittwoch, 13.04.2011 Olympia . . . . . . . .
Olympia ist sicher die gelungenste Ausgrabung, die ich bisher gesehen habe.
Die Spuren der riesigen Waldbrände rund um die Ausgrabungsstätte sind verschwunden - das Heiligtum liegt wie eh und je in einer bezaubernden Landschaft umgeben von sanften, wieder begrünten Hügeln. Olympia ist auch für archäologisch Unbelastete ein Highlight – kaum irgendwo sonst bekommt man einen so unmittelbaren Zugang zur geistigen Welt des alten Griechenlands. Und dass man anläßlich der Ausgrabungen nicht alles weggeschleppt und andernorts völlig unmotiviert in irgendwelche Museen gestopft, sondern hier belassen hat, verdient großes Lob.

Wir haben fünf Stunden im Gelände und in den Museen verbracht und uns keine Sekunde gelangweilt.  Der Besucher wird  -  drinnen wie draußen - vorbildlich informiert (in 4 Sprachen, auch in deutsch, was ich in Paris bitter vermisst habe), zwischen den Ruinen sprießt und blüht es überall, und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Weil´s noch recht früh im Jahr ist, sind auch die Besucherzahlen recht moderat – im Sommer ist das hier wohl eher ein Albtraum . . .
Ein rundum gelungener Tag – jetzt sitzen wir fußlahm im Womo und es regnet.

CP Diana in Olympia

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Donnerstag, 14.04.2011 Olympia 09h30 - Glifadaki-Beach 17h45 294km
Der ganze Peloponnes blüht! Heute sind wir im Gebirge unterwegs – ja, das kann man ohne Übertreibung sagen: Griechenland ist gebirgig und hat auch noch ein ganz anderes Gesicht als jenes, die man von den Prospekten her kennt. Wir fahren die BS 74 von Olympia nach Osten, und biegen in Karkalou nach Süden ab mit dem Ziel Andritsena und dann weiter an die Küste, bis Romanos und auf unseren gewünschten Stellplatz am Meer. Sobald wir die Ebene verlassen, wird es kalt; nachts hat es heftig geregnet, alles glänzt frisch gewaschen und es pfeift ein kräftiger Westwind. Wir fahren zwischen Olivenhainen dahin, in denen die Wiesen von abertausenden Gänseblümchen und Kamille beschneit sind; dazwischen leuchten alle erdenklichen Farben hervor. Am Straßenrand stehen Mimosen, Schmetterlingsginster, Zistrosen, wilde Kirsch- und Birnbäume stehen in voller Blüte und alles, was nicht immergrün ist, hat ein neues, zartgrünes Blätterkleid angelegt. In unzähligen Kurven windet sich die Straße in die Höhe und bald ändert sich die Vegetation. Macchie und niedrige Eichenwälder überziehen die felsigen Hänge, an manchen sieht man noch Terrassen angelegt, dann gibt es nur noch undurchdringliches Gebüsch und auch die Schafherden bleiben zurück. Je höher wir kommen, desto mehr Bergketten bauen sich hintereinander auf, oft durch spektakuläre Schluchten voneinander getrennt.

Später rollen wir wieder in eine breite Ebene hinunter, die passenderweise vom Kühlturm eines Atommeilers verunziert wird. Und wieder hinauf – wie auf einer Hochschaubahn. Wir fädeln uns durch enge Dörfchen, die am Hang angeklebt zu sein scheinen – unvorstellbar, dass wir da durchkommen. Aber es geht, vor uns ist sogar ein Bus unterwegs – das stimmt zuversichtlich. Den Apollon-Tempel in Passai lassen wir aus, er ist ohnehin fein säuberlich in Plastik verpackt, also sicher kein besonders ergreifender Anblick. Und schon sind wir an der Küste, finden auch eine Einkaufsmöglichkeit und landen auf Umwegen (Gargalia) auf unserem Strandplatz in Romanos.

Ein Traum! Das Meer ist von der Wetterfront noch in heftigem Aufruhr und baut eine herrliche Brandung auf, der wir den ganzen Abend lang zuschauen – lediglich unterbrochen vom Abendessen (die Erbsen von Christos!).

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Freitag, 15.04.2011 Glifadaki Beach.....
Das Meer ist wieder ruhig, wir machen eine Strandwanderung, die durch eine Bachmündung vor einer relative neuen Ferienanlage zwangsläufig endet, kehren um und nehmen ein ausgiebiges Sonnenbad – natürlich nicht, ohne vorher eifrig photographiert zu haben.
Jetzt ist es Mittag und wir hatten gerade Besuch von zwei Blaulichtern, die uns freundlich weiterbitten. Also werden wir die Küste weiterwandern und nachlesen, wo wir heute unser Haupt betten können.
Die zweite Etappe des Tages bringt uns an die Südspitze des westlichsten Peloponnes-Fingers. Wir besuchen die Befestigungsanlage in Methoni (sehr eindrucksvoll!)

und ziehen etliche Nieten beim Anfahren der Plätze aus der “Schulz-Bibel” -  teils noch nicht geöffnete Tavernen, teils nicht mehr vorhandene Zufahrten – und landen schlussendlich in Petalidi, wo es angeblich einen ganzjährig geöffneten CP gibt, den wir aber erst gar nicht suchen, sondern uns gleich zum Hafen bzw. Fussballplatz stellen.  Der Rest des Abends verläuft recht “frühgriechisch”.  Für “gehobene” Ansprüche ist es eindeutig zu früh im Jahr (dabei ist es gerade jetzt so schön, blütenübersät, aber nicht zu heiß). Wir umkreisen den Ort auf der Suche nach einer Taverne, weil wir hungrig sind, finden dabei unzählige Kaffeehäuser vor, aber nirgends gibt´s was zu essen! Griechisches Drama! Als wir schon alle Hoffnung fahren lassen wollen, entdecken wir ein Mini-Restaurant, das uns verköstigt:  Ewald bekommt frittierte Calamari (sportliche Variante- man muss beißen!) und ich habe mich nach Topfgucken für Eintopf entschieden, der ziemlich abenteuerlich ausschaut und erst beim Servieren preisgibt, was er ist: auch Calamari, aber eben mit jungem Spinat gedünstet, was einen sehr delikaten Saft ergibt und köstlich schmeckt. Wir sitzen noch eine Weile und beobachten das Treiben rund um die Platia.  Männer kommen mit Einkäufen nach Hause, andere bringen Kindern zum Spielplatz, und beaufsichtigen sie vom Kaffeehaus aus. Dann wandern wir langsam zum Womo zurück – wir sind sonnenmüde.

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Samstag, 16.04.2011 Petalidi 10h20 - Mistras 14h45 92km
Der Peloponnes trägt heute mausgrau. In der Nacht hat es reichlich geregnet und die weiße Mütze des Taygetosgebirges ist etwas größer geworden. Schade, aber nicht zu ändern. Wir bleiben bei unserem Vorhaben, Mistras zu besichtigen. Die abenteuerliche Fahrt durchs Gebirge nimmt aber derart viel Zeit in Anspruch, dass wir viel zu spät hinkommen und das Ganze auf morgen verschieben. Die Strecke nach Mistras ist von großer landschaftlicher Schönheit, zeitweise geradezu dramatisch und wir bekommen auch zum ersten Mal die Spuren der furchtbaren Waldbrände in natura zu sehen - ein ziemlich erschreckender Anblick.

Die wahrlich nicht niedrigen Berge sind durch tiefe Schluchten voneinander getrennt und derart unzugänglich, dass jeglicher Löschversuch an dieser Topographie scheitern muss. Die Spur der Verwüstung überzieht ganze Berghänge, jegliche Vegetation ist dahin, nur Bäume ragen – ihrer Äste beraubt – kahl und schwarz in den Himmel oder sind umgestürzt. Das Ganze macht einen ausgesprochen gespenstischen Eindruck. Es läßt sich kaum vorstellen, wie sich die Bewohner der schwer zugänglichen Dörfer angesichts eines solchen Flammenmeeres wohl gefühlt haben mochten.
Nach Mistras kommen wir zunächst einmal von der “falschen” Seite, nämlich von hinten und wie gesagt reichlich spät. Der April zählt noch zum Winter und Sperrstunde ist um 15h. Zum Thema “Stellplatz” gibt es derart divergierende Auskünfte, dass wir auf den “Oberen Parkplatz” verzichten und uns zu guter Letzt doch auf einen CP stellen, zumal es zu regnen beginnt, morgen Sonntag ist und Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit nicht wirklich Spaß machen. Dafür haben wir Womo gereinigt, gekocht, Forum gelesen und darüber nicht wenig gestaunt. Campen ist dort zur Zeit offenbar nicht das Hauptthema . . . .
Der Wetterbericht für morgen ist nicht berauschend, aber wir werden uns Mistras auf jeden Fall anschauen.

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Sonntag, 17.04.2011 Mistras 08h10 bzw. 12h00 - Githio 14h30 98km
Schon vor 08h00 verlassen wir den CP, rauschen um 08h15 auf den PP “Main Gate” ein, frühstücken und machen uns an den Aufstieg. Es ist kühl, überall hängen Tautropfen an Gräsern und Blüten und bereichern für mich das Erlebnis dieses Vormittags unglaublich. Auch in der Türkei habe ich nicht eine solche Vielfalt an Pflanzen gesehen wie hier. Wir steigen den unerhört steilen Hang hinauf und lassen diese Siedlung auf uns wirken, was sie vielleicht umso intensiver tut, als der Eindruck nicht durch eitel Sonnenschein verniedlicht wird, sondern ein recht eindrückliches Bild davon entstehen kann , was es hieß, hier und unter diesen Bedingungen zu leben.

Pünktlich um 12h00 sind wir zurück beim Womo und ebenso pünktlich beginnt es zu schütten – perfektes Timing- ein gelungener Ausflug!
Die Mani haben wir trotz der erbärmlichen Wettersituation nicht aus dem Auge veloren und machen in “Verzögerungstaktik”. Wir lassen uns von der Womo-Bibel verleiten, sehen ein, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist und machen uns selbständig auf die Suche - aber:  wo  nix is, da is nix! Und wo keine Sonne, da keine Solarenergie – es schüttet nämlich eigentlich seit Verlassen von Mistras ohne Erbarmen. Weil außerdem alle möglichen “Stellplätze” hoffnungslos aufgeweicht sind, wird es dann der CP “Meltemi” (sehr zu empfehlen). Dort führt eine nette Begegnung mit zwei leicht unterkühlten niederösterreischischen Bikern (Melk und St. Pölten) zu einem ausführlichen Spaghetti-Essen im Womo. Wir hoffen, sie haben sich bei uns wohl gefühlt – sehr nett habe ich gefunden, dass sie nach dem Essen abwaschen gegangen sind. 
(Ich glaube, wir haben heute Vollmond)

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Montag, 18.04.2011 CP Meltemi
Nachts rauscht es recht ordentlich vom Himmel, wir schieben einen Pflegetag ein, denn bei diesem Wetter würden wir rein gar nichts sehen. Hier gibt es massenhaft heisses Wasser, wir stehen ganz in der Nähe der Sanitäranlagen – also rücke ich dem Womo bzw. dem Schmutz zu Leibe, während sich Ewald ganz diskret verkrümelt. Um Erkundigungen über die zu erwartende Wetterentwicklung einzuholen – wie er sagt.


CP Meltemi


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Dienstag, 19.04.2011 CP Meltemi 10h50 - Sauriereierbucht 13h00 54km
Wir glauben den Griechen mehr als dem Wetterbericht, beenden unser Campingplatzdasein kurzerhand, fahren einfach los und werden fürstlich belohnt. Auf der kurzen Fahrt vom CP bis zu unserer Bucht präsentiert sich die Mani gleich gründlich. An den hohen Bergen, die vom Meer ziemlich unvermittelt bis in 2000m Höhe aufragen, stauen sich Wolken, durch die im Zusammenspiel mit der intensiven Sonneneinstrahlung eine aufregende Wetterdramatik entsteht. Über die von Stechginster vergoldeten Berghänge jagen die Wolkenschatten, dazwischen leuchtet der tiefblaue Himmel durch und als wir auf der anderen Seite der Halbinsel angelangt sind, hat die Sonne gewonnen.

Keine idylllische Landschaft, nein – aber unerhört eindrucksvoll! Wir machen einen Abstecher in ein Fischerdorf, dann verfahren wir uns “nur” einmal – und sind in der “Saurier-Eierbucht”. Nein, diesen Namen muss man nicht erklären, wenn man einmal dort war. Unsere Nürnberger Nachbarn vom Killini-Beach sind da, Münchner, Freiburger und eine Jungfamilie aus Erfurt. Camperleben beim Freistehen – ganz neu, aber nett. Wir sind alle erwachsen – was man halt so nennt – aber alle (alle!!!) steigen am Strand herum und suchen “Eier” – es ist unglaublich ansteckend.
Und so werden wir halt alle wieder zu Kindern und suchen nach dem “ultimativen Osterei”.
Albern sein ist herrlich!


Sauriereierbucht

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Mittwoch, 20.04.2011 Eierbucht 10h00 - Cap Tenaro 14h15 49km
Wir unterbrechen unser “Eierbucht-Idyll”, denn wir möchten nicht nur die Höhle von Pirgos besichtigen, sondern auch eine “Mani-Runde” drehen.
Die Höhle durchfährt man mit einer Plätte, was schon ein ganz besonderes Erlebnis ist. Die sonderbarsten Gestalten und Formationen gleiten an einem vorbei, oft entstehen wunderschöne Spiegelungen – es ist ein wirklich gelungener Ausflug – uns sind etliche wunderbare Aufnahmen geglückt.

Mani: eine sonderbare Welt; es sind nicht nur die Berge abweisend, alles wirkt hermetisch nach außen abgeschlossen, unnahbar, steinern. Am freundlichsten wirken noch die grünsilbernen Olivenhaine mit ihren blumenübergossenen Wiesen. Soweit wir sehen können, wird die einheitliche Bauweise ziemlich konsequent beibehalten und so ist speziell die westliche Seite der Halbinsel ein sehr beeindruckendes Kulturdenkmal vergangener Lebens- und Bauweise – wie fragwürdig die Beweggründe ihrer Schöpfer auch gewesen sein mögen.
Als Tagesziel haben wir uns das Cap Tenaro ausgesucht – gegen den Südzipfel der Halbinsel wird es sehr rauh, sehr imposant. Wir kommen an Vathia vorbei – ein beeindruckender Anblick vor der Kulisse der grauen Bergrücken. Wir merken uns einen Stellplatz und rollen weiter Richtung Kap. Wo die Welt zu Ende ist, gibt es meistens einen Parkplatz - so auch hier. Wir besuchen das Totenorakel – ein Steinbogen und noch ein paar Steine mehr; vielversprechender ist der Weg zum Leuchtturm am Kap Tenaro. Er führt an einer kleinen Bucht mit kristallklarem Wasser vorbei zu einem hübschen Bodenmosaik, das wohl einst Bestandteil eines Badehauses gewesen sein dürfte – mehr oder weniger am “Ende der Welt” . . . . dort zumindest steht der Leuchtturm auf dem Kap Tenaro (um ein Unbedeutendes nördlicher als Gibraltar), zu dem Ewald dann allein hinwandern muss, weil mir die bissige Aprilsonne allerhand zu schaffen macht.

Langweilig wird mir in der Zwischenzeit ohnehin nicht; was sich an Flora auf dem Hang vor mir ausbreitet, kann mich stundenlang beschäftigen. Der “gemerkte” Stellplatz ist ein herrlicher Schlafplatz, es gibt Abendessen nach Art des Hauses und dann wird bis an die Grenze der Unvernunft photographiert.

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Donnerstag, 21.04.2011 Cap Tenaro 09hh10 - Eierstrand 13h00 67km
Vathia ist im Morgenlicht noch schöner anzuschauen als am Abend – ein Traum. Allerdings nur optisch – zu leben ist hier sicher eher ein Albtraum – etwas für Asketen. Wir setzen unsere “Mani-Runde” auf der Ostseite fort. Es wird steil – sehr steil!  Und sehr eng!  Immer wieder bieten sich atemberaubende Ausblicke auf die tief unter uns liegende endlose Bläue des Meeres mit winzigen Schiffchen drauf;  steil in den Himmel ragende Felswände wechseln mit Berghängen, die goldgelb in der Sonne leuchten. In Lagia machen wir einen kleinen Rundgang; alte Wohntürme fallen langsam in sich zusammen, zwischen den Trümmern blühen   hundert verschiedene Blumen, an anderen Stellen wird Neues aufgebaut – trotzdem, wie und wovon die Menschen hier leben, ist ein Rätsel. In Areopolis machen wir Großeinkauf in einem “Supermarket” – berieselt von “Gründonnerstagsmusik”, Wir hören: "Für Elise", "guten Abend, gut`Nacht", und Tschaikovsky – ein bemerkenswertes  Einkaufserlebnis . . . .
Bepackt mit vielen guten Sachen kehren wir zum Eierstrand zurück, werden freudig begrüßt, beziehen unser “Quartier" und machen uns an die Verdauungsarbeit all` unserer Erlebnisse.

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Freitag, 22.04.2011 Eierbucht.....
Vormittags machen wir eine kleine Wanderung auf der rechten Seite der Bucht, die in eine botanischen Exkursion ausartet – die unbeschreibliche Vielfalt läßt uns nicht so recht weiterkommen. Wir finden wilde Gladiolen, Knabenkräuter, wilden Fenchel, Teppiche aus strahlend weißer Kamille und leuchtend gelben Korbblütlern (?), von denen wir nach wie vor nicht wissen, wer sie sind, und dazwischen – wie Blutstropfen – das unwahrscheinlich glühende Rot der Mohnblumen. Ein traumhafter Duft schwebt über allem; nach zwei Stunden kehren wir zurück zum Womo.

Sonnenmüde schlüpfen wir unter die Markise und sind einfach nur mehr faul.

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Samstag, 23.04.2011 Eierbucht 09h45 - Paleokastro 17h00 155km
ter. Das “wilde Lakonien” ruft. Der Kühlschrank auch – ein Zustand, den der Haushaltsvorstand nur sehr schwer erträgt. Wir verlassen die rauhe Mani – es hat uns hier ausnehmend gut gefallen – rollen nach Githio, wo wir endlich einen Bankomaten finden, der mit uns kommuniziert, kaufen ein, trinken einen Café Greco und rollen zum nächsten Finger der Peloponnes. Unterwegs klauben wir noch ein paar Orangen auf, dann arbeiten wir uns nach Süden vor.

Auf der lakonischen Halbinsel sind die Berge nicht so hoch und abweisend wie auf der Mani, aber doch auch recht beachtlich. Vinglafia ist recht enttäuschend, es gibt zwar Dünen, aber dahinter schaut´s nicht sehr einladend aus und auch die “Camper-Oase” ist entweder noch nicht oder nicht mehr in Betrieb. Wir verlassen den Fähranleger und nehmen Neapolis ins Visier und den Stellplatz in Paleokastro. Der erste Akt ist noch nicht sehr vielversprechend, wir nehmen die beschriebene Anfahrt (Schotterstraße), bei der einem angst und bang werden kann, so unterwaschen ist sie. Wir landen im “Hafen”, hinter uns eine ausgewaschene Steilwand, der Sturm wütet – so richtig glücklich sind wir nicht. Aber dann: ein Erkundungsgang auf die andere Seite des Halbinselchens – und wir sind fast im Paradies. Eine reizende kleine Bucht, oberhalb Stellplätze unter Tamarisken, einigermaßen windgeschützt und ein traumhafter Blick hinaus aufs Meer und hinüber nach Kythera.

Wir richten uns häuslich ein, essen erst einmal und wandern dann noch die Straße hinauf, um die Straßensituation zu erkunden. Als wir zurückkommen, gibt´s Zuwachs: ein Toyota Hiace aus Graz hat neben uns Quartier bezogen. Hut ab: 4 Personen sind in dem Bus unterwegs! Wir wissen, was das heißt, wir hatten mal einen – aber zu zweit.
Einen zweiten Rundgang machen wir auch noch, der aber vor den hermetisch verschlossenen Toren eines Klosters endet. Abends klopft das Grazer Familienoberhaupt an und teilt uns mit, dass sie noch einmal wegfahren und erst spät in der Nacht heimkommen werden – wir sollen uns nicht schrecken. Das ist wirklich sehr nett – vielleicht fahren sie zu einem Auferstehungsgottesdienst . . . .


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Ostersonntag, 24.04.2011 Paleokastro 10h40 - Agio Fokas 17h00 85km
Von meinem Bett aus hab ich in der Nacht durchs Fenster “meerferngesehen”; etliche Schiffe sind vorbeigezogen, der Leuchtturm auf Kythera hat brav seinen Dienst getan und zum Frühstück herrscht eitel Sonnenschein. Anschließend gibt´s eine Runde Tratsch mit dem Nachbarn, der mit Familie tatsächlich zum Ostergottesdienst in einem nahen Dorf eingeladen war, was offenbar bis tief in die Nacht gedauert hat. In Griechenland beginnt das neue Jahr nämlich mit dem Osterfest und wird wie ein Volksfest begangen. Nachbars bekommen heißes Wasser für den Morgenkaffe, weil ihnen das Gas ausgegangen ist und wir machen uns auf den Weg zur kleinen Kapelle auf der Halbinsel. Ein hübscher Platz ist das mit einem ausführlichen Rundumblick über die große Bucht von Neapolis.
Ein kurzes Sonnenbad, dann geht´s zurück zum Womo, wir wollen auf die andere Seite des wilden Lakoniens schauen – ja, und das wird wirklich wild. Der Nordostwind pfaucht um die Ecken, stürzt die Berghänge hinunter und peitscht das Wasser auf, bis es stellenweise fast weiß ist. Binnen kürzester Zeit schraubt sich die Straße in die Höhe, vor uns baut sich ein Bergrücken nach dem anderen auf, dazwischen immer wieder Ausblicke auf die unwahrscheinlich tiefblaue Weite des Meeres. Nach der Passhöhe wird der Wind erträglicher, unbeschreibliche Ausblicke tun sich nach jeder Kurve auf; wir landen im Dörfchen Velanidia, dessen schneeweiße, ziegelgedeckte Häuschen höchst pittoresk in- und übereinander geschachtelt an den Hängen einer kleinen Schlucht kleben. Hier ist es derart steil und eng, dass der Minimax ausgeplaudert hat und wir zu Fuß auf Erkundung gehen.

Zur Belohnung besuchen wir dann ein urgriechisches Cafe und trinken ausgezeichneten Kaffe Greco, Tee, Ouzo, dazu bekommen wir ein Tellerchen mit kleinen “Küchengeheimnnissen” – köstlich! Da ja die Welt für unseren Dicken hier zu Ende ist, machen wir kehrt, fahren diese phantastische Strecke zurück und lachen uns gleich die nächste an, die uns durch eine genauso großartige Landschaft führt – wahrhaftig ein wildes Lakonien! Noch einmal pfaucht der Wind wütend über die Grate, dann wird es milder, wir fahren wieder durch ein Blütenmeer: Stechginster, Besenginster, Mimosenbäume, Schopflavendel, blühende Disteln, gelber Klee, tiefvioletter Klee, Wicken, Zistrosensträucher, weiß und in allen rosa-lila-Schattierungen, dicke goldgrüne Kugeln der Wolfsmilch stehen am Straßenrand und auch der wilde Fenchel ist wieder da.
Plötzlich sind wir wieder auf Meeresniveau. Wir stehen in einem Ort “Namenlos”, vor uns den wuchtigen Felsen von Monemvassia, wo wir momentan noch nicht hinwollen. Also auf nach Süden, nach Ag. Fokas, wo es (noch!) einen herrlichen  Übernachtungsplatz geben soll. ES GIBT IHN! Und er ist herrlich. Im Rücken die hohen Berge, von denen wir gerade heruntergekommen sind, vor uns ein tiefblaues Meer, weiße Schaumkronen tanzen auf der heranrollenden Brandung und vollendet wird dieses Bild durch einen winzigen Friedhof, über dessen schneeweiße Mauer immer wieder die Gischt steigt. Wir stehen – gemeinsam mit zwei anderen Womos - in einer Wiese, umgeben von einem strahlend gelben Blütenmeer und beenden den herrlichen Tag mit einem späten Sonnenbad  und einem sehr würzigen Reisfleisch nach “Womoart”.


Agio Fokas


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Ostermontag, 25.04.2011 Agio Fokas 10h45 - Agio Andreos 16h15 166km
Seit 04h00 früh beschäftigt mich mein linkes Auge, das ich offenbar irgendwie beleidigt habe. Also nütze ich gleich mein “Fernsehfenster” und genieße das Vorspiel zum und den Sonnenaufgang selbst, der sich - recht undramatisch - um 06h40 OEZ ereignet.  Danach bin ich so erledigt, dass ich noch eine Runde schlafe.
Unsere heutige Route führt uns am wuchtigen Felsen von Monemvassia vorbei, an dessen Zufahrt wir schon Massen von Auto sehen und uns schleunigst aus dem Staub machen. Ich kenne die Festung, Ewald verzichtet leichtesten Herzens.

Bis Apidia geht es auf breiter Straße zwischen macchieüberzogenen Felsbergen dahin, dann kommt ein Stück “Abenteuerstrecke”. Es ist eine traumhafte Landschaft und noch traumhafter ist der Platz, an dem wir zufällig stehenbleiben, um eine Pause zu machen. Auf einem Wiesenfleck von vielleicht 40m x 20m, umgeben von einem niedrigen Steinmäuerchen hat sich eine botanische Sammlung niedergelassen, wie man sie sich bei uns kaum vorstellen kann. Dicht wie auf einer Gänseblümchenwiese blühen dort – gleichzeitig! – dunkelrote Frühlingsanemonen, Milchstern, tief violettes Knabenkraut, Kamille, ganz kleine rote und orangefarbene Tulpen, purpurfarbene Zyklamen, wilde Gladiolen, schwefelgelb und ziegelrot blühende Wolfsmilch, dazwischen Zistrosen- und Weißdornsträucher und noch gut ein Dutzend anderer Gewächse  – es ist einfach überwältigend. Man kann kaum einen Schritt tun, ohne irgend eine Schönheit niederzutreten. So gut es geht, wird natürlich geknipst – leider geht es nur mäßig gut, denn es ist Mittag und das Licht sehr grell. 

Ich kann mich kaum sattsehen: irgendwann müssen wir trotzdem weiter und fahren über Niata, Ag. Dimitrios, Mari und Poulithra nach Plaka, wo es einen Stellplatz gibt, der uns aber gar nicht zusagt. Auch beim zweiten lehnen wir dankend ab und freuen uns darüber beim dritten diebisch, denn in Ag. Andreon gefällt es uns sehr (Womobuch Peloponnes, STPL 53, und zwar nicht der Badeplatz, sondern der kleine Fischerhafen. Zwei Holländer stehen schon da, als wir hereinrollen; wir stellen uns ganz nach vorn zur Flussmündung und sind sehr angetan von dem, was wir sehen. Sehr sauber, sehr gepflegte Boote, kein Müll liegt herum – es ist ein Vergnügen.

Wir feiern diesen “Fund” gleich, indem wir die Taverne ansteuern und dort viele kleine gebackene Fische verdrücken (in Kroatien Girize).
Köstlich – die häuslichen Lammkoteletts müssen noch einen Tag warten!

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Dienstag, 26.04.2011 Agio Andreos, 09h35 - Nauplio, 18h50 293km
Das Wetter empfiehlt den Daumen des Peloponnes – die Argolische Halbinsel. Es ist eine wunderschöne Landschaft, weicher als Lakonien und Mani, wärmer, Orangenhaine begleiten uns, endlose Olivenhaine, die bereits sattsam bekannten Blumenwiesen – bereichert um Margeriten und die ersten lichtgelben Königskerzen, die vorwiegend am Straßenrand Spalier stehen. Als es wieder in die Berge geht, fängt der Minimax an, Zicken zu machen. Er hat in den letzten Tagen schon ein paarmal Aussetzer gehabt und da wir kurz vorher getankt haben, vermuten wir zuerst schlechten Sprit. Langsam keimt jedoch der Verdacht, dass es die Einspritzpumpe ist, die Manderln macht. Der Minimax läuft nicht auf allen Zylindern! Bald verdichtet sich der Verdacht zur Gewissheit und - ach ja, wie es so ist, haben wir den point of no return längst hinter uns!
Also stellen wir uns erst einmal an den Strand, retten die Lammkoteletts vor dem Verderben und halten eine kurze Krisensitzung ab. Nach mehreren sorgenvollen Blicken in die Karte machen wir uns wieder auf den Weg und entdecken nach wenigen Kilometern einen Mechaniker, der allerdings unerbittlich auf Siesta bis 17h besteht. Es ist grad halb vier, also wieder zurück zum Strand, Kaffeejause, Reisepläne überdenken, dann wieder in die Werkstatt. Alle sprechen deutsch, das ist schön; sie können uns jedoch nicht helfen, das ist weniger schön. Es wird mit einer Werkstatt in Nauplio telephoniert und zu der machen wir uns jetzt notgedrungen auf den Weg. Knieweich, denn es liegt allerhand Steigung vor uns, wir müssen von fast Meeresniveau auf fast 1000m! Alle Schutzengel nehmen Womo + Fahrer auf ihre Flügel, wir erreichen Nauplio, die Fiatwerkstatt hat noch offen, wir dürfen im Hof nächtigen und morgen früh um 08h antreten. Hier stehen wir nun - umrahmt von etlichen still vor sich hin rostenden Autos – und der Himmel weint leise auf uns herab.

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Mittwoch, 27.04.2011 Nauplio, 09h35 - Nea Epidauros 14h20 46km
Der Minimax ist wieder heil, der Motor läuft wieder auf allen Häferln!  In der Früh erscheint ein Mann  mit einem geheimnisvollen Gerät – schaut aus wie ein Laptop. Er hört sich den unrund laufenden Motor an, schließt das Gerät am Minimax an und lauscht in ihn hinein. Dann findet er ein Kabel, dessen Existenz ihm nicht ganz erklärlich zu sein scheint. Er will wissen, ob wir Erstbesitzer des Fahrzeuges sind (?), es wird eine Weile im Motorraum herumgewerkelt und plötzlich heißt´s schon: Probefahrt. Die rote Fehleranzeige ist erloschen und der Motor läuft wieder rund. Was nun genau los war, läßt sich aufgrund der sehr schwierigen Sprachsituation nicht wirklich sagen – wir vermuten einen Zusammenhang mit dem erwähnten Kabel. Gekostet hat die Reparatur € 49,-- + € 5,-- Maut.
Sehr erleichtert machen wir uns auf den Weg nach Epidauros, das kann man auch bei Regen besichtigen. Wir plagen uns auf hohen Stufen die 55 Reihen hinauf; oben bekommt man den besten Eindruck von den Dimensionen des Theaters und wird Ohrenzeuge der phantastischen Akustik. Sehr beeindruckend – das Asklepeion nicht ganz so sehr, das auf der Insel Kos hat mir sehr viel besser gefallen.


Wir dürfen auf dem Parkplatz nicht nächtigen, also verfügen wir uns ins Tal und fahren an der Küste zwischen duftenden Orangenhainen aufs Geratewohl einen Campingplatz an. Das ist bei diesem reizenden Wetter doch etwas behaglicher, wir sperren die grausliche Nässe kurzerhand aus, heizen ein und kochen was Gutes. Internet gibt´s auch, gierig schauen wir uns den Wetterbericht an, der zu bescheidenen Hoffnungen Anlaß gibt – mal sehen, was der morgige Tag so bringt.

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Donnerstag, 28.04.2011 CP Verdelis Stehtag 
Es regnet nur mehr ganz wenig, die Pausen dazwischen nützen wir zu einer Strandwanderung, die ziemlich schnell vorbei ist – weil Strand aus! Zwischen duftenden Orangenhainen - schon wieder - marschieren wir in den Ort hinein und “von hinten herum” wieder zu unserem CP zurück, wobei etliche Orangen über den Zaun lugen und rufen: “Nimm mich mit”!  Der restliche Tag wird seeeehr geruhsam verbracht, das braucht man zwischendurch, wenn man ständig auf der Achse ist.

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Freitag, 29.04.2011 CP Verdelis 10h30 - Akrokorinth 12h00 84km
Heut` schaut´s schon freundlicher aus und wir machen uns flugs auf den Weg nach Korinth, denn wir möchten auf die Festung, wenn wir das schon in Nauplio nicht geschafft haben. Ein riesiger Felskoloss hockt beherrschend in der Landschaft und was die Alten da in 575m Höhe hinaufgebaut haben, ist geradezu gigantisch. Eine mächtige Fliehburg mit drei Verteidungsmauerringen, in die sich die Bevölkerung Korinths zurückziehen konnte und an der wohl jeder Angreifer gescheitert ist. Sogar eine Quelle gab es innerhalb der Festung. Zwischen dem vielen Gestein leuchtet wieder die allgegenwärtige Blumenpracht in der Sonne – ich bin ganz in meinem Element. Bis es wieder bergab geht, denn es ist lausig steil und das ist so gar nicht meine Stärke. Aber dann ist auch das geschafft, wir stellen das Womo für den Abend um und Ewald fabriziert ein köstliches Abendessen. Die Sonne verschwindet hinter einer aufziehenden Wolkenfront und im schwindenden Licht sehen wir die ersten Lichter im Tal aufflammen. Wir machen Musik und nach einer Stunde ist das ganze Tal vor uns ein kleines Lichtermeer – ein herrlicher Übernachtungsplatz. (Der Festungseingang wird außerhalb der Saison bereits um 15h geschlossen)


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Samstag, 30.04.2011 Akrokorinth 09h00 - Delphi 18h30 260km
Altkorinth lassen wir aus – der Kanal interessiert uns mehr. Ich kenn ihn schon, Ewald noch nicht.
Es ist und bleibt ein tolles “Bauwerk” – wir kommen gerade rechtzeitig, um einen geschleppten Frachter in der Ferne zwischen den hohen Wänden verschwinden zu sehen. Dann fahren wir zum Nordende es Durchstichs; dort führt eine Brücke 2m über dem milchig-grünen Wasser über den Kanal und wird bei Bedarf abgesenkt. Dieses Schauspiel geben wir uns auch noch, es geht aber ganz unspektakulär zu – eine Schleusendurchfahrt auf der Donau ist entschieden aufwendiger.


Im Süden und Westen schaut es ausgesprochen grauslich aus, drum machen wir uns auf nach Norden, lassen Mykene aus (ich kenn es schon) und peilen auf Umwegen Delphi an. Dieser Umweg führt uns durch ein recht wenig bekanntes Gebiet. Erst zwischen dichten Kiefernwäldern, später zwischen steilen Felswänden schraubt sich die Straße steil in  die Höhe, aus der man auf das nördliche “Hörndl” des korinthischen Golf hinuntersieht, dann nimmt uns Karstlandschaft auf, auch hohe Berge, aber runder, nicht so steil. Schließlich geraten wir in die Ebene, in der sich Industrialisierung mit all ihren Schattenseiten bemerkbar macht – leider, aber nicht zu ändern.
Plötzlich steht der Parnass vor uns – und hat nicht Besseres zu tun, als verschneit zu sein !!!!!!!!
So kommt der Ewald heuer nie auf einen Berg; es ist einfach zu früh im Jahr – oder das Wetter zu schlecht. Also gut, keine Berge, dafür entdecke ich als Zuckerl auf der Strecke in der Nähe von Distomo eines der schönsten byzantinische Klöster Griechenlands – Osio Loukas - mit prachtvollen Goldmosaiken und Fresken, von denen einige als die bedeutendsten Zeugnisse byzantinischer Kunst überhaupt gelten. Absolut sehenswert –


nach diesem Genuss wirkt das Durchfahren von Arachova mit seinem Touristenramsch wie eine Ohrfeige. Man muss schnell wegschauen und sich wieder den zerklüfteten Hängen des Parnass widmen – die Landschaft ist wirklich ein Traum, sogar jetzt, wo sich der Himmel wieder verdüstert. Deshalb schwenken wir auch auf einen CP (Apollon) ein (ohne Sonne wenig Strom) und hören mit wachsendem Groll dem Regengetrommel auf unserem Womodach zu.
(Heute ist Walpurgisnacht!)

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Sonntag, 1. Mai 2011 Delfi 10h20 - Cap Drepano 17h10 143km
Walpurgisnacht, das ist´s gewesen –

die Hexen jagten auf den Besen

hinweg im Nu das miese Wetter

und morgens war es gleich viel netter.


In der Früh um sieben ist noch das gleiche Getrommel im Gange, eine Stunde später ist die Überraschung perfekt. Die Sonne lacht! Um 10h sind wir reisefertig. Gefrühstückt, geputzt, geschniegelt, grau `raus, frisch rein und ab die Post! Die nächste Überraschung läßt nicht lange auf sich warten: wir schreiben den 1. Mai und am Tag der Arbeit arbeitet man in Griechenland in Ausgrabungen und Museen nicht.
Ätsch, uns macht das aber gar nichts, denn ein ganz wichtiger Teil der Ausgrabungen ist frei zugänglich und im Morgenlicht glänzt noch alles vor Nässe  – ein ganz besonderes Vergnügen.


Von der tiefer liegenden Fläche mit dem Rundtempel und dem Gymnasion ist die einzigartige Lage des eigentlichen Heiligtums mit seinem Theater, den Tempeln und Schatzhäusern am Hang unter den steil aufsteigenden zerklüfteten Felswänden sogar wesentlich besser wahrnehmbar als wenn man zwischen den steinernen Überresten im Heiligtum selbst herumkrebst. Als Entschädigung für den entgangenen Museumsbesuch haben wir ein informatives Büchlein mit recht ordentlichen Abbildungen erworben, das auch ausführlich Auskunft über die Kultstätte des Apollon und natürlich das Orakel gibt. Nach dem Kulturunterricht steigen wir wieder in die Berge – immer noch beseelt von dem Glauben, dass das Wetter dort besser sein wird. Wir umrunden den Parnass im Westen,

neben uns bauen sich immer höhere und verschneitere Berge auf, wir durchqueren eine fruchtbare Ebene und schwenken beim Abzweig Damasta nach Westen, wo sich ein warmer Quellsee befinden soll. Aufgrund einer höchst unnatürlichen Ansammlung von Fahrzeugen mitten in landwirtschaftlich genutztem Gebiet müssen wir gar nicht lang suchen. Plötzlich stehen wir an einem kleinen Teich, in dem sich etliche Menschen in äußerst eigenartiger Weise durchs Wasser fortbewegen. Das muss man genauer untersuchen – am besten von drinnen. Also nichts wie hinein ins kühle Nass! Denkste  – das Wasser hat ca. 34°C ! Ein Thermalsee  mitten in der Einschicht, ganz seicht, Ewald kann sogar knien, dafür bin ich doch etwas zu kurz geraten, aber der Genuss ist grenzenlos. Vom Grund sieht man kleine Säulen von Luftblasen aufsteigen, die herrlich kitzeln - das macht richtig Spaß. So griechisch und unvollkommen das Ambiente auch ist, eines gibt es: eine funktionierende Uhr.  In dieser Umgebung ist das derart ungewöhnlich, dass wir diesen Wink mit dem Zaunpfahl ernst nehmen und unser Bad nach einer dreiviertel Stunde schweren Herzens beenden. Frisch gewaschen machen wir uns auf den Weg Richtung Lamia, biegen dort ab nach Osten, fädeln uns auf der “National Road” an der Küste entlang und finden unseren Übernachtungsplatz am Cap Drepano, rd. 6km östlich von Stilida – wir befinden uns mittlerweile am Kolpos Maliakos, einem Amöbenarm des Golf von Euböa, östlich von Lamia.

Ein heftiger Wind pfeift uns aus Osten um die Ohren, wir flüchten in die windgeschützte Terrasse der Taverne vor unserer Nase, essen Fisch, griechischen Salat mit ganz hervorragendem Feta, genießen die letzten Sonnenstrahlen und ziehen uns in unser Wigwam zurück. Wenn ich an heute morgen sieben Uhr zurückdenke, muss ich sagen – ein rundum gelungener Tag (Cap Drepano liegt übrigens zwischen Kouvela und Raches)

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Montag, 02.Mai 2011 Cap Drepano, 10h20 - Nea Anchialos 14h00 115km
In der Früh ist der Wind eingeschlafen und die See verdächtig ruhig – fast zum Schwimmen gehen -  nur noch nicht heiß genug. Bis wir endlich uns und das Womo so weit haben, ist klar, dass irgendwas in der Luft liegt. Die Halbinsel Pilion wird daher vertagt und wir begnügen uns damit, nahe Volos Warteposition zu beziehen, bis erkennbar ist, wie das Wetter werden wird. Der Autobahn weichen wir aus und fahren wieder ein Stück in die Berge. Auch diesmal wird es steil, das Arbeiten in diesen steilen Olivengärten kann kein reines Vergnügen sein. Neue Blüten tauchen auf, pudrig-gelbe Königskerzen stehen am Straßenrand Spalier, in den Wiesen leuchtet das Blau des  Borretsch, Ackerwinden in einem ganz wilden Rosa bedecken ganze Schotterhalden und die Berghänge leuchten wieder goldgelb vom Stechginster. Inmitten dieser Pracht entdecken wir auch das nachstehende, besonders hübsche Verkehrszeichen:

Nach einer Irrfahrt zu Militär- und Zivilflughafen treffen wir in Dimitriada bei den sogenannten Stränden ein, die sich bedauerlicherweise als Mülldeponien entpuppen, die noch niemand entsorgt hat. Ob das jemals geschehen wir, ist mehr als fraglich – das Gebiet dürfte in seiner Entwicklung zum Freizeitstrand steckengeblieben sein – schade!

Wir probieren es in Nea Anchialos, auch nicht ganz leicht, aber mit einiger Hartnäckigkeit finden wir einen Platz, stellen uns dreimal um und schlafen gut. Vorher gehen wir noch in den Ort Brot kaufen – einen sehr herzigen Hafen haben sie hier: kreisrund und blitzsauber. Es gibt sogar einer Flaniermeile mit unterschiedlichsten Tavernen – im Sommer herrscht hier sicher high life, aber – wie man uns glaubhaft versichert: die Saison hat noch nicht begonnen.


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Dienstag, 03.Mai 2911 Nea Anchialos 10h21 - Katigiorgis 16h00 105km
Natürlich regnet es in der Früh!  Was tun ? Erst einmal einkaufen, das ist wichtig. Trotz Regen quirlt es in Volos vor Betriebsamkeit, Ewald quirlt gleich mit – das bringt Unruhe in den Tagesablauf. Nach einer Weile laufen wir wieder rund und erklimmen den Pilion – zwar nicht über den Pass – weil nass, aber doch. Was für eine Landschaft: trotz Ankündigung haben wir das nicht erwartet. Ein Meer in grün – nicht ein Quadratmeter, der nicht von Pflanzenwuchs bedeckt ist. Nach dem Regen glänzt alles wie frisch gelackt, Nadelbäume wechseln ab mit Olivenhainen und  uns recht vertrautem Waldbestand, durchsetzt mit allerlei mediterranen Gewächsen. Wir machen einen Stop in Vizitsa, wo man gerade alte Herrenhäuser (uns aus der Türkei als Konaks geläufig) revitalisiert – ein mühevolles Unterfangen, allein schon wegen der geographischen Gegebenheiten. Außer steil ist es hier ja nur steil, grad, dass die Häuser nicht übereinander stehen!  An genau diesem Umstand scheitern wir in Milies.  Es ist schlicht und ergreifend kein Platz für uns, sodass ich ums “Tierkreiszeichen” umfalle und wir weiterfahren zum Bahnhof der Schmalspurbahn samt “Wendekreis”. Eine tolle Gegend, urwaldähnlich mit tiefen Schluchten, überall rauschen Bäche von den Bergen herab und – eng ist es hier, verdammt eng.

Über den Bergen hängen die schwarzen Wolken, im Süden lacht die Sonne – also nichts wie hin. Angepeilt wird Katigiorgis, gefahren wird auf verschlungenen Wegen, denen man kaum zutrauen mag, dass sie das gewünschte Ziel jemals erreichen. Wieder geht es in die Botanik; viele Sträucher und Bäume haben hier einen gelb- bis orangefarbenen oder sogar leuchtend roten Austrieb, sodass die Berghänge manchmal geradezu in Herbstfarben leuchten. Der goldgelbe Ginster dazwischen und die zahllosen – schon wieder anderen – Blumen erinnern uns wieder daran, dass Frühling ist. Auf immer schmaler werdenden Sträßchen mit ausgefranstem Belag ringeln wir uns langsam zu Tal und landen schließlich an einer kleinen Bucht, wo buchstäblich die Welt, oder zumindest die Straße zu Ende ist: Katigiorgis. Der Inbegriff griechischer Ferienidylle breitet sich vor uns aus: rechts Felsen, links Felsen + Anlegeplatz, an dem ein Kaiki und zwei kleine Motorboote schaukeln, dazwischen ein Halbmond Sandstrand mit drei Tavernen und einem Minimarket, dahinter noch einige Häuschen mit Ferienwohnungen – für mehr ist kein Platz.


Gegenüber -  20 Motorbootminuten entfernt – liegt die Insel Skiathos - der richtige Ort zum “Aussteigen”. Wir fangen gleich damit an, indem wir köstlichen Kaffee Greco schlürfen. Später findet sich ein herrlicher griechischer Salat ein und wir hegen arge Bedenken, ob wir noch für ein Abendessen aufnahmefähig sein werden. Sicherheitshalber lassen wir zwei Stunden vergehen, bevor wir uns wieder “bei Tisch” einfinden. Es wird ein Festessen, Ewald bekommt seine Muscheln, ich die sicher beste Mousaka meines Lebens, dann gibt´s roten Merlin und Seegrassalat – ein Traum. Hoffentlich find´ ich den noch einmal! Müde und satt bummeln wir zum Womo und verschwinden unverzüglich in den Betten. 

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Mittwoch, 04. Mai 2011 Katigiorgis, 10h20 - Nähe                18h30 217km
Uff – ein langer Fahrtag! Kurven, Kurven, Kurven, Regen, Sonne, Wolkenbruch – das Programm gerät ziemlich durcheinander. Auf dem Weg über die Berge geraten wir in einen heftigen Wolkenbruch, der den Zustand der Straßen, die wir später vorfinden, recht plausibel macht. Solche Wetterereignisse scheinen hier an der Tagesordnung zu sein, weil am Mt. Pilion sich die Wolken stauen und unglaubliche Wassermengen anfallen. Wir passieren nicht nur eine Stelle, an der die Straße zur Hälfte weggewaschen ist und gerade mehr oder weniger fachmännisch instand gesetzt wird.

In dieser Region ist wahrhaftig nicht leicht wirtschaften, die Örtchen sagenhaft eng, es ist unerhört steil, auch die Hänge mit den unzähligen Apfelbäumen in der Region um Zagora – sicher kein komfortables Leben. Aber die Landschaft! Der Kontrast zum restlichen Griechenland ist wirklich erstaunlich. Ich glaube, auf dem ganzen Pilion gibt es keinen Quadratmeter Boden, der nicht bewachsen ist. Olivenhaine, Obstgärten, Wiesen, Macchie – nie sieht man den nackten Boden, außer, wenn gerade irgendwo gerodet wird. Auch “richtigen” Wald gibt es hier; als wir über den Chania-Pass fahren, durchqueren wir Tannenwälder, dann folgen  Platanen, Kastanien und Buchen (!), ganz frisch grün – man könnte glauben, man ist im Wienerwald unterwegs! Aber der Himmel, er hat einfach kein Einsehen. Wieder dicke schwarze Wolken, also lassen wir das letzte Dörfchen aus und machen uns auf der brandneuen Umfahrung von Volos aus dem Staub nach Norden. Ziel ist ein Strandübernachtungsplatz bei Agiokambos. Die Sache gelingt nicht ganz, wir landen in der Nähe von Keramidi an einem Ministrand, der völlig verwaist ist und nur stolz mit dem Schild “no camping” protzt. Der Weg dort hinunter ist so steil und die Wolken über uns so schwarz, dass wir beschließen, diesen ungastlichen Ort sicherheitshalber bei trockener Straße wieder zu verlassen. Das erweist sich als sehr klug, denn oft ist sogar der 1. Gang notwendig, um die Steigung zu bewältigen; wie sich das bei nasser Straße gestaltet hätte, will ich lieber nicht wissen.
Und sie wäre nass gewesen, denn es schüttet bereits wieder aus vollen Kannen. Jetzt haben wir aber einen tollen Stellplatz im Halbrund eines (ehemaligen ?) Schiefergestein-Abbaugebietes.

Hier kann weder Geröll herabkommen noch eine Mure, was man   angesichts dieser Wassermassen sonst nicht ausschließen könnte. Wir stehen hoch über einem höchst eigenartigen See, Karla mit Namen. Er ist fast ringsum von einer (Stau)mauer umgeben, Inselchen lugen aus dem Wasser und in der Karte ist seine blaue Fläche mit “Grasbüscheln” durchsetzt, über die die Legende aber keine Auskunft gibt. Es ist traumhaft schön hier, die Landschaft, die uns umgibt, erinnert stark ans Hinterland des Velebit in Kroatien. Herden von Ziegen, Schafen, Kühen ziehen bei uns vorbei, dazwischen wuseln Schweine herum. Ein Zustand, der in unserem “Maschendrahtzaun-Mitteleuropa” wohl undenkbar ist. Jetzt heißt´s mit “unserem Kaiser”: ein bisserl brav sein, damit morgen die Sonne wieder scheint.

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Donnerstag, 05. Mai  2011 Kanalia 10h50 - Kalambaka 14h30 170km
Offenbar waren wir kein bisserl brav! Wir wachen in einer Waschküche auf, dichte Nebel wabern um uns herum, es hat 12°C Außentemperatur – ade Olymp.
Das wird heuer nichts mit uns. Zum Trost frühstücken wir gemütlich und machen Pläne für die Weiterfahrt.
Wandern wird in den nächsten Tagen wohl kaum möglich sein, also steuern wir Meteora an. Wir schaffen es tatsächlich, in Larissa eine falsche Ausfahrt zu erwischen; ein überaus freundlicher Deutsch sprechender Grieche betrachtet unser ratloses Gebaren und macht sich erbötig, uns auf die richtige Ausfahrt zu lotsen. Er war früher Fernfahrer, erzählt er uns und er trägt uns liebe Grüße an Österreich auf, die wir hiermit sehr gerne überbringen. Wir rollen ohne Kurvenkurbelei auf geradezu fürstlichen Straßen gemütlich durch die thessalische Ebene, der man förmlich ansehen kann, wie ertragreich sie ist. Rund um uns brodelt die Wetterküche; beim  Lidl-Einkauf wagt sich sogar die Sonne hervor, bei unserer Ankunft in Kalambaka schauen aber wieder finstere Wolken auf uns herab, sodass wir uns erst gar nicht auf Experimente in der Botanik einlassen, sondern zum Hotel/Taverne Arsenis einschwenken, das Campern einen kostenlosen Stellplatz anbietet, den wir gerne annehmen.
Abends essen wir dafür bei ihm. Vorher muss allerdings noch das Hühnerfleisch verarbeitet werden, damit es nicht verdirbt. Ich fabriziere ein Hendlgulasch, das jetzt fertig und ausgekühlt in den Kühlschrank übersiedelt ist. Sehr praktisch, wenn wir morgen müde sind von den vielen Stufen, brauchen wir nur noch Bandnudeln kochen, den Rahm ins Gulasch rühren und fertig ist das Essen. Wir haben unserem Wirt ein kleines Buch abgekauft (€ 4,--), das noch wesentlich informativer ist als unsere beiden Reiseführer. Außerdem sind recht gute Bilder drin; das wird mich trösten, wenn morgen das Wetter auch so weiter spinnt. Jetzt tröst` ich mich damit, dass ich eine Flasche südsteirischen Welschriesling aufmache - man darf sich nicht unterkriegen lassen!!!

Prost !

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Freitag, 06. Mai 2011 Meteora
Brav sein hilft ja doch! Nachts sehe ich schon den Großen Wagen am Himmel und um zehn vor sieben ist der Felsen von Agia Stefanos schon rosa. Es wird ein strahlend schöner Tag, vorerst allerdings nur 12°C frisch.  Wir starten zum ersten Kloster; das dauert, denn während der Fahrt bieten sich An- und Ausblicke, die man einfach festhalten muss – noch dazu in diesem wunderbaren Morgenlicht.


Einfach phantastisch, diese Felsengebilde, und noch phantastischer, dass Menschen imstande waren, dort hinauf auch noch Behausungen zu bauen!  Die Statistik des Tages: besuchte Klöster drei (Megalo Meteoro, Rousanou, und Agia Stefano), die Anzahl der Stufen dürfte bei rd. 300 Stück liegen, die der Fotos bei ca. 60, die Zahl der Filmsequenzen ist noch unbekannt. Zu Hause wird mich wahrscheinlich der Schlag treffen.

Es war ein herrlicher Tag, in der Pause haben wir das vorgefertigte Menu verzwickt und jetzt sind wir rechtschaffen müde. Wir schlafen heute in Warteposition vor dem Kloster Varlaam (200 Stufen!), dann geb` ich sicher w.o.

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Samstag, 07. Mai 2011 Meteora, 10h20 - Aoos Springs 13h00 102km
Heute kommt das letzte Kloster an die Reihe – Varlaam. Die angedrohten 195 Stufen entpuppen sich als weit aus harmloser als die 115 von gestern. Die Malereien im Inneren haben weit weniger "harmlose" Vorgänge zum Thema; die Greueltaten, denen die Märtyrer ausgesetzt waren, waren, sind von einer beispiellosen Grausamkeit. Es ändert sich offenbar wirklich gar nichts auf der Welt. . . eine Weile bewundern wir von der Terrasse des Klosters aus noch die monumentalen Steinriesen, dann kraxelt der Minimax wieder hinauf in die Berge. Ganz schön hoch sind sie, ein Skigebiet soll es hier auch geben. Bevor wir es entdecken, werden wir von der Bundesstraße E 92 geschubst und finden uns auf der – teils noch in Bau befindlichen und daher mautfreien - Autobahn wieder, die wir bei Anilio wieder verlassen, weil wir zum Quellgebiet des Aoos wollen. Das erweist sich als großer Fehler, denn wir sind eine Ausfahrt zu früh abgefahren und es gibt von Anilio aus keine Auffahrt mehr auf die Autobahn. Wir drehen im Baustellenbereich mehrere Kreise, ohne zurück auf die Autobahn zu finden (gottseidank ist Sonntag!), also müssen wir uns jetzt durch das winzige, beängstigend enge und vor allem baufällige Dörfchen Anilio zwängen, um nach Metsovo zu kommen, wo unsere Seezufahrt abzweigt. Mir steht der Angstschweiß auf der Stirn, irgendwie geht es aber doch und wir finden wieder auf die Bundesstraße zurück und zu unserem “technischen See” Aoos Springs, im Prinzip ein Quellgebiet, dem man eine Staumauer vorgesetzt und damit wohl ein ganzes Tal, das vielleicht ohnehin schon ein Sumpf oder Hochmoor war, unter Wasser gesetzt hat. Entstanden ist dabei eine traumhaft schöne Seenlandschaft, durchsetzt mit Inselchen - das Alles wirkt  ganz und gar nicht wie ein Stausee. Das Rad der Zeit hat sich zurückgedreht, wir sind auf knapp 2000m Seehöhe, also herrscht hier gerade Vorfrühling. Die Schneerosen haben schon ihre hübschen Samenkapseln, wir finden Knabenkraut, rahmgelb und violett, Petergstamm, Milchstern und alles mögliche andere. In den Tümpeln quaken die Frösche und Teichmolche flitzen flott herum.

Inmitten dieses Biotops ernennen wir eine feste Schotterfläche am Rand einer Wiese zu unserem Übernachtungsplatz und beschäftigen uns den ganzen Nachmittag mit unserer Umgebung. Die Buchen haben schon ihr herrlich frischgrünes Laub und am gegenüberliegenden Seeufer steigen die Hänge des Pindosgebirges auf – noch voller Schneeflecken.
Die Sonne strahlt vom tiefblauen Himmel – ein herrlicher Tag.

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Sonntag, 08. Mai 2011 Aoos Springs 10h20 - Limni Pamvotida/Amphithea 14h30 79km
Auch ein ganz herrlicher Morgen - in der Früh hat es in und außerhalb des Womos 7°C!  Also wird erst einmal eingeheizt und das Frühstück verschoben auf eine Stunde später. Da ist es aber schon so traumhaft warm, dass wir zuletzt sogar den Kaffe mit hinaus nehmen und uns in die Sonne setzen. So vertrödeln wir den ganzen Vormittag, bis es Zeit ist, nach Metsovo hinunterzurollen.

Über rund hundert Höhenmeter verteilen sich die Häuser – vorwiegend traditioneller Bauart – am Steilhang – ein recht malerischer Anblick. Längst ist Metsovo kein Dorf mehr, sondern ein Touristenzentrum, das mit Wintersport, heimischen Käseprodukten und einem besonderen Wein wirbt. Den Käse nehmen wir als Mitbringsel mit, den Wein lassen wir dort:  € 21,-- für 0,75l  ist einfach lächerlich. So gut kann er gar nicht sein. Statt dessen rollen wir durch die grandiose Bergwelt unserem nächsten Ziel entgegen – Ionnina. Vor uns bauen sich noch einmal die weißen Riesen des Pindosgebirges auf, unten im Tal klaffen die Wunden des Autobahnbaues,

auf den Straßen liegen ganze Felsbrocken, die immer wieder durch Regengüsse von den Hängen brechen, die nach den Sprengungsarbeiten ganz ohne sichernde Pflanzendecke zurückbleiben – recht ungemütlich. Langsam kommen uns aber doch die Blumenwiesen des Tales wieder entgegen, es wird wieder warm und nach endlosen Kurven breitet sich vor uns der leuchtendblaue Spiegel des Pamvotidasees aus vor der großartigen Kulisse der umliegenden Berge. Geschwind rollen wir bis Amphithea, biegen links ab und finden nach wenigen Kilometern einen wunderbaren Übernachtungsplatz auf einem Wiesenstreifen neben der Straße. Ein paar Schritte bis zum See (leider nicht badefähig), vor uns die Wasserfläche mit Schilfinseln, in denen es hoch her geht: Familie Haubentaucher und Familie Blesshuhn unterrichten gerade ihren Nachwuchs, Möwen führen uns ihre eleganten Flugkünste vor, auch Wildgänse gibt es hier, Fische springen – wir haben den ganzen Nachmittag die schönste Unterhaltung.

Das geplante Grillen unterlassen wir, weil es sich hier offenbar doch um ein geschütztes Gebiet handelt. Wir verfrachten unsere Koteletts in die Pfanne – da werden sie auch sehr gut.

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Montag, 09. Mai 2011 Limni Pamvotida – Ionnina – Perama – Limni Pamvotida 43km
Der Stellplatz hat nur einen Nachteil, den wir ihm am Sonntag nicht ansehen konnten: die Straße ist nachts relativ stark befahren. Vielleicht merkt man das nicht, wenn man tief schläft, das hat sich gestern nicht so recht ergeben. Etwas schlitzäugig frühstücken wir uns erst einmal munter, bevor wir uns auf eine Stadtbesichtigung von Ionnina einlassen. Wir wandern um die Stadtmauer, steigen zur Moschee hinauf, um die Aussicht zu genießen; leider ist es sehr dunstig und drückend schwül.

Wir kürzen das Verfahren ab und tauchen ein in die kühle Welt der Perama Tropfsteinhöhle, die in jedem Reiseführer enthusiastisch gepriesen wird. Zu Recht – kann man nur sagen. Es ist zwar kein ganz billiges Vergnügen (€ 7,--/Person) und eine ganz nette Schinderei (hinauf und hinunter über 550 Stufen von erheblicher Höhe), aber ein großartiges Erlebnis und ein Muss für jeden, der hier vorbei kommt. Die Höhle birgt riesige Dome mit unzähligen Stalagmiten und Stalaktiten jeder Größe, Form und Entstehungsgeschichte. Medusen, Flaschen, Säulen, Bärte, Kerzen – die absonderlichsten Gestalten tauchen aus dem Dunkel auf - geschickt ins rechte Licht gesetzt. Was nirgendwo erwähnt wird, der Besucher aber wissen sollte: hier ist filmen und fotografieren wirklich verboten.
Letztlich erweist sich das aber sogar als Vorteil, weil man sich viel mehr Zeit nimmt, dieses Naturwunder zu bestaunen. Mit weichen Knien landen wir schließlich am Ausgang der Höhle und steigen nach einem Kaffe Greco zu Tal, kaufen noch ein und verfügen uns wieder an unseren Stellplatz beim See. Mittlerweile regnet es wieder einmal und wir sind so müde, dass wir den Verkehr vielleicht gar nicht hören werden.

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Dienstag, 10. Mai 2011 Limni Pamvotida  09h50 - Kanali Beach 13h00 115km
Nein, wir hören ihn nicht! Die Bora – oder ein naher Anverwandter aus der Familie der Winde -fegt ihn kurzerhand hinweg, dass uns Hören und Sehen vergeht. Die ganze Nacht wird das Womo gerüttelt und geschüttelt und wir natürlich mit ihm – Ewald steht sogar auf und zieht die Handbremse an, obwohl wir brettleben stehen!  In der Früh stehlen sich ein paar Sonnenstrahlen durch den Aufruhr und bescheren uns ein ganz wunderbares Bild. Düster umwölkte Berge, die Seeoberfläche – aufgepeitscht vom Sturm – leuchtet abwechselnd jadegrün, stahlgrau und braun und auf den Wellen tanzen kleine weiße Schaumkronen. Die jungen Blesshühner drücken sich ins Schilf, das ganz schief steht, die anderen Vögel haben ihre liebe Not mit der Futtersuche – kurz, die Welt des Sees ist in Aufruhr.
Da von Norden nichts Besseres nachzukommen scheint, ziehen wir nach Westen an die Küste. Von Ioannina nach Arta führt die Bundesstaße E 92 wieder durch herrliche Landschaft. Die Bergrücken sind vollständig von dichtem Wald bedeckt und oft so hoch wie bei uns, wenn man durch's Höllental fährt. Nach Filitiada biegen wir nach Süden ab und gleich darauf sind wir auch schon an der Küste und die Sonne hat uns wieder. Den Stellplatz Kanali Beach haben wir bald gefunden, das versprochene Wasser gibt´s dort nicht mehr, also zurück in den Ort, wo wir bei einem Supermarkt fündig werden, volltanken und zurückkehren zum Wiesenplateau.

Ein schöner Platz – andere teilen unser Wissen – schlussendlich sind wir sechs (!) Womos. Ab jetzt ist nur mehr Seele baumeln angesagt, bis die Sonne glutrot im Meer versinkt (vom Berühren der Kimm bis zum Verschwinden braucht sie dafür 3min20sec). Ich kann mir nicht helfen, die Westküsten sind die schöneren – ich bin halt doch eine Eule und keine Lerche. . . .

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Mittwoch, 11.Mai 2011 Kanali Beach Stehtag
Verhangen ist es heute morgen, aber nicht unfreundlich. Wir schlendern zwischen den Ferienhäusern ins Dorf hinauf, viele sind noch hermetisch verschlossen, so manches noch gar nicht fertig. Aber das Blühen läßt sich auch hier nicht aufhalten, Kaskaden von Wandelröschen und Geranien bedecken ganze Gartenmauern, die Rosen blühen hier auch schon und völlig neidzerfranst sehe ich in mehreren Gärten ganze Horste von Amaryllis ihre herrlichen Kelche in allen Farben der Sonne entgegenstrecken.
Wir erforschen das Dorf und die Richtigkeit/Überholtheit der Angaben in unserem Womo-Reiseführer (vielleicht schaffen wir es ja doch einmal, dem Verlag Mitteilungen zukommen zu lassen), dann kehren wir schleunigst zum Womo zurück – es ist drückend schwül! Macht aber nichts, wir haben gewissermaßen vor der Haustür ja das Meer und selbiges lassen wir jetzt genüsslich über uns zusammenschwappen. Herrlich erfrischend  –  wirklich frisch – vielleicht 20°C und glasklar. Solches Wasser habe ich nicht einmal am Peloponnes erlebt. Ansonsten ist das Meer hier völlig ereignislos, rechts in weiter Ferne Korfu – links Lefkas, die Kimm gerade wie ein Strich und kein einziges Schiff zu sehen. Ein kurzes Gewitter erinnert uns daran, dass wir auf erdigen Wegen hergekommen sind, die bei gründlicheren Regengüssen sicher unpassierbar werden. Wir packen uns zusammen und fahren 1km weiter, wo wir jetzt am Strand mit Schottergrund stehen. Ungehinderter Blick aufs Meer, Strandwanderung, Steine sammeln und ähnlich wichtige Dinge mehr. Die Sonne spielt heute Versteckerl, der Mond wird´s nicht anders halten.

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Donnerstag, 12. Mai 2011 Kanali Beach, 09h40 - Ammoudia Beach 11h30 45km
Wir haben gerade die faule Phase, weiter als von einem Strand zum anderen kommen wir nicht, was angesichts dieses unverschämt blauen Meeres und des strahlenden Sonnenscheins kein Wunder ist. In Ammoudia suchen wir eine Weile nach dem Zugang zum “Stellplatz”. Wir schauen hier, wir schauen dort, Womos blinzeln zwischen den Platanen hindurch – und schon stehen wir am Stellplatz entlang des Acheron-Mündungsarmes, der von vielen Fischer- und Ausflugsbooten gesäumt ist und viel milchig-grünes Wasser aus den Bergen bringt. Sehr viel beschaulicher geht es wirklich nicht mehr: die “Saison” hat auch hier noch nicht begonnen, es ist sozusagen “noch nicht zusammengeräumt”. Die ganze Bucht wird von nicht einmal zehn Womos bevölkert, Hotelgäste sind vielleicht ein paar mehr da, Tavernen haben 2-3 offen.

Die Bucht ist sehr seicht, man marschiert eine Weile, bevor man richtig zum Schwimmen kommt, dafür ist das Wasser aber schon recht warm. Man kann so richtig suhlen, mit den Zehen im Sand herumbohren, sich vom Wasser spazieren tragen lassen. Abends gehen wir Fisch essen , es schmeckt köstlich. Den Sonnenuntergang schau´  ich mir von der “Anglerspitze” aus an, da ist  nicht viel im Weg – er wird aber nur bescheiden.
Sonnenmüde sind wir beide – also schlafen.

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Freitag, 13. Mai 2011 Ammoudia Beach
Ewald macht heute ein Festtagsfrühstück, das erste richtig im Freien! Im Schatten hat es zwar nur 14°C, aber in der Sonne ist es ordentlich warm. Wir erheitern uns an unserem “Yoghurt-Erwerb” von gestern: das Zeug ist gesalzen und daher denkbar ungeeignet für die Vollendung meines Obstsalats!  Vor unseren Augen entstehen Berge von Tsatsiki – die einzige Verwendungsmöglichkeit, die uns zu diesem Produkt einfällt!
Der Strandbogen verlockt zu einer Wanderung auf die andere Seite der Bucht; es ist gerade Ebbe und wir sehen etliche Sandinseln, die von der wiederkehrenden Flut umspült werden. Auf dem Rückweg beobachten wir einen Segler, der sich bei seinem Ankermanöver zu weit in die Bucht herein wagt und prompt aufsitzt. Er muss bis nachmittag um drei warten, bis ihn die Flut wieder freiläßt. Am Strand entdecke ich eine Ansammlung von Treibholz, die ich zu einem Sonnendach für “Kopfschatten” umfunktioniere. Zu Mittag ist aber Schluss, die Sonne ist recht aggressiv, das Womo bietet Schutz vor Sonne und Wind.
Später stellt sich Hunger ein und  die Womoköchin waltet ihres Amtes, dann ist Siesta angesagt. Abends gehen wir noch zu unserm Wirt, trinken Wein, schauen den Fischern zu, die ausfahren, um Netze und Reusen auszulegen und wieder heimkommen – dann gehen wir auch heim.

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Samstag, 14. Mai 2011 Ammoudia Beach 9h50 - Amphithea 15h00 176 km
Die Strandtage waren herrlich; wenn man mit der Fähre in Igoumenitsa landet, sind diese beiden Örtchen als Start sehr zu empfehlen. Für uns ist der Schlendrian aber vorbei, wir müssen langsam an die Heimreise denken. Erste Station ist Igoumenitsa, um in Erfahrung zu bringen, ob es vielleicht auch eine Fähre nach Dubrovnik gibt. Gibt es nicht, also kehren wir durch eine traumhaft schöne Landschaft nach Ioannina zurück,

erwerben schnell noch eine Straßenkarte durch Albanien, kaufen Lebensmittel für ein paar Tage und stellen uns zum Schlafen noch einmal zum See. Morgen geht es in unbekanntes Land – wir haben da einen weißen Fleck und sehr wenige Infos.

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Sonntag, 15. Mai 2011 Amphithea 09h40 - Borsh 15h00 217 km
Hellas ade – es war herrlich ! Nach einer nahezu schlaflosen Nacht stelle ich mich mit dem Anblick des Sees in der Morgensonne und einem Frühstück einigermaßen wieder her. Tanken, Müll entsorgen, Karte studieren und ab die Post. Vorläufig bleibt die Landschaft saftig grün, nur die bunte Blumenpracht wird sparsamer. Allmählich wird es trockener, die Leeseiten der Berge haben nur noch kargen Bewuchs. Dann Albanien: Grenzübertritt ist unproblematisch, die Weiterfahrt zunächst auch; dann allerdings beginnt sich ausführlich zu bewahrheiten, worauf schon in der ÖAMTC-Karte hingewiesen wird: ALBANIEN IST ANDERS ! Abseits der wenigen Hauptdurchzugsstraßen sind die Ortsangaben mehr als dürftig. Zeitweise gerät die Fahrt zu einer Rätselrally; in Sarande müssen wir kehrt machen, übersehen aufgrund der unglaublich staubigen Großbaustelle, die alle Orientierungstafeln umgelegt hat, unsere Ausfahrt und landen in Delvine. Dort kehren wir nach kurzem Interview wieder um und starten einen neuerlichen Versuch, an die Küste zu kommen, die in der Karte mit so hübschen Schirmchen für “Badestrand” wirbt. Wieder über die staubige Großbaustelle und das alles bei Straßenverhältnissen, die teilweise zum Gruseln sind. Aber dann haben wir sie, die Ausfahrt und fahren auf einer guten Straße Achterbahn an der Küste entlang und um etliche Hügel herum. Wie steil das alles ist, will ich gar nicht erwähnen, zwei Fahrmanöver ziehen mir dann aber doch endgültig den Nerv und ich verziehe mich – zum ersten Mal in meiner Womobeifahrerkarriere - ins "Hinterzimmer". Irgendwann ist es genug und das ist jetzt. Erst als der Womomotor abgestellt wird, verlasse ich mein Refugium und sehe mich einem Strand gegenüber, der keiner ist, aber zumindest ein blaues Meer vorweisen kann. Schon in der Ebene nach der Grenze haben wir zuhauf die eigenartigen, fast kugelrunden “Einmann-Wachtürme” gesehen; hier stehen sie jetzt auch. Am Strand, sieben, acht Stück; desolat, Relikte aus einer anderen Zeit.

Daneben gelungene und misslungene Versuche, an diesem Küstenstrich mit seinen schönen Buchten so etwas wie Badetourismus aufzubauen, wir bekommen Besuch von Kühen, auch Esel schauen vorbei, das alles vor der Kulisse der Bergriesen, von denen die auf Korfu so gefürchteten Fallwinde herabstürzen können  – der Kontrast könnte nicht größer sein. Streckenweise gibt es hier nicht einmal Strom – aber unermüdliche Aufbautätigkeit. Keine leichte Sache. Wir sind von unserer Fahrt so erledigt, dass wir nicht einmal wissen, wo wir sind, aber jedenfalls bleiben wir hier stehen. Nach einem Erkundungsmarsch bin ich reif für eine Runde Schwimmen. Jetzt warten wir noch, ob wir die Lichter von Korfu sehen können, dann gehen wir wohl besser schlafen.

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Montag, 16. Mai 2011 Borsh, 08h53 - Bistrice/Podgorica, 17h00 417 km
Der heutige Tag wird eindeutig der stärkste unserer Reise – in jeder Beziehung. 417km in acht Stunden: das sagt so ziemlich alles – und da war keine Pause dabei. Die albanische Küstenlandschaft ist grandios, die Straße kann gar nichts anderes als Achterbahn sein. Vom Meeresniveau schraubt sie sich unversehens in den 2000m - Höhenbereich hinauf, wo es immer noch reichlich Bewuchs gibt, wir sehen Legföhren  - wie zu Hause und ganze Wiesen voller Orchideen. . . . . weniger wie zu Hause sind die Orte/Dörfer/Nester, die sich in die tiefen Bergeinschnitte ducken irgendwie versuchen, an dieser gewaltigen und recht schwer zugänglichen Küste ihr Leben zu fristen. Allein das Herbeischaffen von Baumaterial und der Einsatz von Arbeitsgeräten ist eine Herausforderung. Auf unserer Fahrt erleben wir, was es heißt, von der Küste ins “sanftere” Hinterland zu gelangen – es dauert Stunden! Egal, ob Schüler, Arbeitskräfte, Materialtransport - ohne Auto geht rein gar nichts. Auf der anderen Seite der Berge sieht die albanische Welt ganz anders aus. Die Berge sind immer noch hoch, aber dazwischen gibt es Ebenen, in denen sich Landwirtschaft entfalten kann und überall gibt es rege Bautätigkeit an den unwahrscheinlichsten Stellen.
Wir umrunden Durres in Richtung Tirana, gelangen auch noch bei halbwegs “gutem Wind” nach Shkoder, dann allerdings ist die Autofahrerwelt schlicht zu Ende. Wir bewegen uns auf etwas, was eine Straße sein soll, mit durchschnittlich 10-15kmh vorwärts und damit dürfen wir noch ca. 40km lang rechnen! Alternative gibt es keine außer Umdrehen – und das ist eine noch größere Horrorvision. Dieser Bereich Albaniens ist etwas für off-road – Fahrzeuge, nicht für uns. Ein dickes Bussi für Ewald und seine Nervenstärke!
Irgendwann erreichen wir dann doch die Grenze zu Montenegro. Dort möchte man von uns € 30,-- Öko-Abgabe; als wir erklären, dass wir auf der Heimreise nach Österreich sind, kommen wir mit € 10,-- davon. - Wir sind kein WOMO mehr, sondern ein ganz normaler Pkw. Ein herzliches Dankeschön an den Grenzbeamten!
Nach Podgorica finden wir einen Ü-Platz, pfeifen auf das bisschen Müll, das dort liegt und auf die Nähe der Straße bzw. der Bahn:  wir wollen nur mehr – nicht fahren! Da haben wir aber die Rechnung ohne den Wirt des Hotels “Pelikan” - und auch ohne unsere eigene Inkonsequenz gemacht! Von der Straße aus entdeckt uns der “”Senior-Chef”, fährt auf unseren versteckten Parkplatz, drückt uns einen Folder in die Hand und meint, “vielleicht schauen Sie vorbei, Camping ist gratis.”. Spricht´s und verschwindet.
Ab diesem Moment beginnt die “Psychologie” zu wirken und eine Viertelstunde später sind wir unterwegs, ungeachtet der Tatsache, dass es schon finster wird – unser einziges Gesetz, das wir fast immer befolgen: niemals bei Dunkelheit Stellplatz suchen!  Die “Strafe” folgt auf den Fuß. Von einem sehr vereinnehmenden Juniorschef werden wir zu einem vermeintlichen Campingplatz dirigiert - letztlich nächtigen wir in trauter Nachbarschaft mit einem Müllhaufen und hören Straße und Bahn noch deutlicher als vorher. Zum Ausgleich dafür finden wir uns allerdings in einem für Montenegro ausgesprochen originellen “Etablissement” wieder – in der Wirtsstube des  Hotel Pelikan hängen etliche Sombreros an den Wänden, zahlreiche Fotos aus einer offenbar lateinamerikanischen Vergangenheit der Wirtsleute, die Dame des Hauses hat ausgesprochen indigene Züge. Das Ganze ist so skurril, dass man gar nicht umhin kann, der Situation ihre ausgesprochene komische Seite abzugewinnen.

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Dienstag, 17. Mai 2011 Hotel Pelikan 08h30 - Dubrovnik 15h00 212 km
Heute morgen werden wir – diesmal vom Senior - ein Sir! - sehr zuvorkommend verabschiedet und mit einem Töpfchen Basilikum beschenkt und weiter geht´s. Montenegros Anteil an der Küste ist nicht groß, aber landschaftlich großartig. Nach 40 Jahren feiere ich ein Wiedersehen mit Sveti Stefan, Budva, der Bucht von Kotor, deren Schönheit auch der Fremdenverkehr nicht umbringen kann.

Sveti Stefan

Budva

Außer in Norwegen habe ich nirgendwo Vergleichbares gesehen – und hier sticht natürlich zusätzlich der Zauber eines mediterranen Frühlings. Schon sind wir wieder draußen aus Montenegro und kurven der Perle der Adria entgegen: Ragusa! Die Magistrale macht noch eine Kurve und gibt dann einen einzigartigen Blick frei – man muss einfach stehen bleiben. Im leuchtend blauen Meer schwimmen die vorgelagerten Inseln, am Hang drängen sich schneeweiße Häuser, ziegelrot gedeckt, in den Hafenbecken liegen große Schiffe und kleine Boote und auf der Halbinsel thront – umgeben von der wunderbaren Stadtmauer – die Altstadt des wiedererstandenen Dubrovnik. Meine Freude ist groß; zunächst wird meine Geduld aber noch auf eine harte Probe gestellt. Der einzige vorhandene CP “Solitude” ziert sich. Wir drehen mehrere Runden um und durch Dubrovnik, aber immer wieder entschwindet irgendwann das Hinweisschild und wieder stehen wir da und finden ihn nicht. Schließlich reißt mir die Geduld, ich marschiere ins Infobüro im Hafen, um Stadtplan zu beschaffen, Wegbeschreibung einzuholen – und dann geht´s auf einmal. Ein sehr komfortabler, weitläufiger CP, idyllisch auf der Halbinsel Baba Kuk gelegen, ruhig, viel Baumbestand, Zugang zu einem Strand, Busverbindung zur Stari Grad, sogar einen Womowaschplatz haben sie hier  – herrlich, aber teuer – wie alles in Dubrovnik. Wir organisieren Bustickets, gleich auch für morgen und fahren zu einem Abendbummel in die Stadt, die wirklich ganz wunderbar wiederaufgebaut worden ist – beleuchtet ein hinreißend schöner Anblick. Der Vollmond bemüht sich auch noch hinter dem Hügel hervor – ein perfekt inszeniertes Wiedersehen.


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Mittwoch 18. Mai 2011 Dubrovnik Stehtag
Heute geht´s auf die Mauer! Dort war ich nämlich noch nicht und bin natürlich entsprechend neugierig; nicht einmal 70 Kuna Eintritt können mich vergraulen. Wir steigen gute zwei Stunden dort oben herum. Es ist strahlend schön, relativ wenige Touristen sind unterwegs, sodass man sich nicht gegenseitig auf die Füße steigt und mit Muße die unglaublichen Ausblicke von dort oben genießen kann. Im Marinemuseum amüsieren wir uns über die See- und sonstigen Karten, die ein Bild von der Küste Dalmatiens wiedergeben, wie man sie vor ein paar hundert Jahren gesehen hat. Dann steigen wir zum alten Hafen hinunter.

Auf dem Weg dorthin hören wir den Wetterbericht eines Billeteurs gegenüber einem Touristen: wenn die Wolken von Westen kommen, gibt es Schlechtwetter; kommen sie von Norden, setzt´s nur ein Gewitter. Wie recht er hat! Kaum sitzen wir unter den Schirmen bei Girice und Weißwein, geht das Theater auch schon los. Zeitweise entledigen sich die Schirme ihrer Last und gießen sie den werten Gästen ins Genick. Weil´s aber warm ist, stört das nur wenig. Wir beenden unsere Mahlzeit und machen uns dann auf den Weg zum Bus, denn bei diesem Wetter hat die geplante Fahrt auf den Hausberg keinen Sinn; die Schönheit der dalmatinischen Inselwelt versteckt sich in Dunst und Regen. Schade! Kaum sind wir am CP, ist die Sonne wieder da. Wir genießen Campingplatzfaulheit, inspizieren noch den Strand und lassen den Tag geruhsam ausklingen.

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Donnerstag, 19. Mai 2011 Dubrovnik 11h15 - Zaostrog 15h15 135 km
Der Minimax ist eine Schmutznudel – darum hat der Herr Haushaltsvorstand verordnet, dass er (der Minimax!) gewaschen werden muss. Das kommt mir sehr gelegen, denn inwendig schaut´s nicht viel besser aus. Nach einem geruhsamen Frühstück werfen wir uns mit vereinten Kräften ins Zeug und wischen und waschen (Ewald außen, ich innen), bis alles wieder blitzt und strahlt. Wir dürfen auch duschen, dann treten wir unsere Weiterreise nach Norden an. Sehr weit kommen wir nicht, die Kühlschranktür öffnet sich plötzlich wie von Geisterhand und heraus purzelt der gerieben Parmesan (der Behälter geht natürlich auf!) und der Feta aus Griechenland. Auch sein Behälter hält der Belastung nicht stand; die Salzlake und der geriebene Parmesan vermählen sich auf dem Fußboden inniglich zu einem trägen Rinnsal, das am Rand der Küchenzeile Richtung vorne strebt. Es kann sogar noch um die Ecke zur Aufbautür biegen, dort kommt es zum Stillstand – mein Verstand kurzfristig auch!  Ewald will mich unterstützen, was kann ich gerade noch mit den entsetzten Worten: “ bitte nicht auch noch helfen!” verhindern, dann wird das Womo abermals geputzt. Das Zeug klebt im hinteren Bereich überall, sogar in der Führung der Badezimmertür – es ist wirklich eine Wonne, dort ist es nämlich so besonders gut zu beseitigen. Zur Belohnung zeigt sich beim Weiterfahren die Küstenstraße dafür von ihrer aller-, allerschönsten Seite. Die angedrohten Baustellen sind samt und sonders verschwunden, es herrscht sehr wenig Verkehr, sodass Ewald auch Gelegenheit hat, diese traumhafte Küste zu genießen – manchmal ist sie geradezu unwirklich schön. Von den versprochenen Campingplätzen entpuppt sich erst der dritte als brauchbar, der ist dafür wirklich erfreulich. Camp Viser in Zaostrog, sehr sauber, vom Meer nur durch eine Uferpromenade getrennt, im Hinterland die Berge  – wirklich schön.

Die Saison hat hier zwar auch noch nicht begonnen, wir wissen auch, warum, denn wir waren schwimmen. Brrrrr, ein gewaltiger Unterschied zur albanischen Küste. Glasklares Wasser, aber vielleicht 18°; das letzte Unwetter hat wieder “Frischwasser” von unten nach oben befördert. Nach dem Abendessen besuchen wir noch das kleine Klösterchen hier im Ort, setzen uns noch eine Weile zum Meer;

dann wird es aber doch kühl – was für uns im übrigen wirklich der einzige Nachteil des Reisens in der Vorsaison ist! – und kehren zu unserem frisch geputzten Wigwam zurück.

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Freitag, 20. Ma 2011 Zaostrog 10h45 - Trogir/CP Vranicija 14h00 151 km
Genussfrühstück in der Sonne, die sehr bald zu kräftig wird, ein Zehenbad im Meer – es ist doch sehr frisch – und auf geht´s Richtung Makarska Riviera. Dieser Küstenstrich ist eine wirklich grandiose Landschaft, nach jeder Kurve bauen sich immer noch höhere Felswände auf - praktisch ab Meeresniveau. Natürlich hat auch hier der “Fortschritt” Einzug gehalten, Tourismus mit allen seinen Vor- und Nachteilen – wir kennen das ja von zu Hause. Jetzt wird uns aber auch klar, was uns die ganze Zeit schon irritiert. Wir sehen oft die Landschaft vor heimischen Plakatwänden  nicht mehr – und viel heimischen noch dazu! Ob Erste  Bank, Baumax oder was auch immer: die Werbung gibt den Rhythmus, bei dem ich immer mit muss ????? Wir haben in Griechenland offenbar verlernt, das als normal zu empfinden; dort kann man Landschaft noch unzerstückelt wahrnehmen und erleben und das hat uns so sehr für dieses Land eingenommen, dass wir sicher wiederkommen werden.
Jetzt aber sind wir in Dalmatien, steuern Trogir an bzw. einen CP (Freistehen ist hier praktisch unmöglich, teils weil verboten, teils wegen Platzmangel). Ein Glücksfall:  Seget Vranicija, ACSI-Platz, 5km nördlich von Trogir, wunderschön gelegen, schattige Stellplätze, weit weg von der Straße, Schotterstrand, sehr empfehlenswert! Wir schwimmen kurz, aber schnell, das Wasser ist wieder glasklar, aber doch noch sehr huschi! Abends grillen wir Spieße, sehen die Segler in der tiefblauen Bucht heimwärts ziehen und planen die weitere Heimreise. Fazit: Die Landschaft Dalmatiens ist traumhaft schön, aber leider durch wirtschaftliche Interessen in einem sehr unbekömmlichen Ausmaß vereinnahmt. Morgen werden wir bis Sibenik noch der Küste folgen, dann auf einer Route durchs “Hinterland” nach Plitvice fahren.


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Samstag, 21. Mai 2011 CP Vranicija, 09h20 - Cave Cerovacka/Gracac, 15h30 200 km
Frühstück bei Sonnenschein, ein paar wehmütige Blicke aufs Meer – wir werden es jetzt eine ganze Weile nicht mehr sehen. Ein Abstecher nach Trogir - dort ist der wilde Tourismus ausgebrochen; vor lauter Gastgartenschirmen sieht man die Gebäude nicht mehr und vor lauter Verkaufsständen die Stadtmauer nicht. Herrlich ist dagegen der Markt – der schönste, den ich in Kroatien kenne.

Hier decken wir uns für die Weiterfahrt ein – frische Herzkirschen! – dann ergreifen wir die Flucht, nehmen die Straße nach Sibenik unter die Räder und machen auf dem PP zu den Krka-Wasserfällen im Schatten eines ehrwürdigen Baumes Pause. Hier ist erstaunlich wenig los, in Plitvice wird das wohl anders sein. Wir haben uns vorgenommen, Kroatien nicht nur als "Transitland" zu durchqueren, sondern das Land "wahrzunehmen". Also geht die Reise weiter ins Landesinnere; es wird karg, die Häuser sind zerstört, die Bevölkerung bitterarm, die Kriegsspuren noch lange nicht beseitigt. Unterstrichen wir dieses triste Bild noch durch eine schwarze Wolkenfront und kurz vor Knin dann bricht auch wirklich ein gehöriges Gewitter los. So schnell wie es gekommen, ist es auch wieder vorbei, nur der Regen bleibt. Die Landschaft ist frisch gewaschen, es ist rundum grün, eine wunderschöne, ruhige Hügellandschaft. Der Atlas belehrt mich darüber, dass es sich um die Ausläufer des Velebit-Gebirges handelt, was in meinem Hirn ein paar Gedächtniswellen verursacht und mich genauer nach Höhlen und dazugehörigen Parkplätzen Ausschau halten lässt, denn die von Ewald ins Visier genommenen sind mir doch etwas zu minimalistisch.
Endlich entdecke ich den Wegweiser, der zur Höhle in der Karte passt und wir biegen links ab: zur Cave –   kroatisch Pecine – Cerocvacka. Da ist er, mein asphaltierter Parkplatz, an dem mir bei diesem Wetter viel liegt. Alibihalber fragen wir nach bezüglich Höhlenbesuch: so ein Pech – Stromausfall!
Aber dafür dürfen wir hier nächtigen. Wir schnabulieren die herrlichen Herzkirschen, veranstalten ein Fern-Kernspucken durchs offene Womo-Fenster, drehen noch eine Runde auf dem Parkplatz wegen TV-Empfang für Wetterbericht und kehren unverrichteter Dinge wieder auf den alten Platz zurück. Morgen sehen wir ja ohnehin, wofür sich der Wettergott entschieden hat.

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Sonntag, 22. Mai 2011 Cave Cerovacka 13h00 - Plitvice, SP bei Zeljko Cvetkovic 14h50   93 km
Der Parkplatzfund entpuppt sich als echter Glücksfall!  Die Sonne kämpft am Vormittag mit dicken Nebelschwaden, wir lassen ihr das Vergnügen und nehmen gegen 11h den Aufstieg zur Höhlen in Angriff, der kurz, aber heftig und steil ist. Nach einer Viertelstunde stehen wir schnaufend vor dem Eingang. Per Funkgerät erfährt unsere “Führerin” von einem zusätzlichen Teilnehmer, der nach 10 Minuten keuchend auftaucht – dann geht es zu viert hinab in die Unterwelt. Vorteil dieser Minimalbesetzung: wir dürfen fotografieren und wir nützen diesen Umstand natürlich weidlich aus.

Im Gegensatz zur Höhle in Perama mit ihren weiträumigen Hallen hat diese hier herrliche, unglaublich hohe Dome und sie ist auch die Höhle, die am besten ausgeleuchtet ist. Sehr gekonnt, sehr wirkungsvoll!  Einziger Nachteil: es gibt keinen Rundgang, man muss zurück zum Ausgangspunkt. Also das ganze steile Elend wieder abwärts - trotzdem ein herrliches Erlebnis. Wozu gibt es Physiotherapeuten? Beim Ausgang empfängt uns glanzvolles Frühlingswetter, blauer Himmel, junges Buchenlaub, Rokokowolken, sehr verheißungsvoll für meinen Wunschtraum, seit wir in Kroatien unterwegs sind: Plitvice.
Die Realität besteht leider nicht aus besagten Wölkchen, sondern aus irrwitzigen Parkplatzgebühren und mannigfaltigen Verbotsschildern für Womos bzw. aus Taferln, die zwar Womos  einladen, zuzufahren, denen man aber deutlich ansehen kann, dass das nicht billig werden wird. Schröpfen lassen wollen wir uns nicht, auf Plitvice verzichten aber ebenso wenig! Bei der Anfahrt schon aus dem Augenwinkel gesehen – und geistig notiert – kehren wir zu  unserer  “Wahrnehmung” zurück können und uns nur gratulieren............

Wir werden herzlich empfangen und gleich aufgeklärt: € 10,-- pro Person inkl. Dusche + WC, Strom, Wasser, WC-Entsorgung + Transfer zum Eingang des Nationalparks. Wir entscheiden uns sofort zu bleiben und werden erst einmal auf der Hausbank geparkt und mit einem Bier und Infos versorgt. Küche gibt es eigentlich keine, die CP-Betreiber kochen aber für uns, weil sie meinen, in der nächsten  Umgebung gibt es nur Pizza oder Mist. Pizza wollen wir nicht, Mist noch weniger, also bekommen wir Küche des Hauses. Und dieses Haus ist absolut einzigartig! Ein Holzhaus auf einem gemauerten Sockel - jeder einzelne Balken bestehend aus Borke + Rinde + Kernholz. So was haben wir noch nie gesehen, auch nicht im ungemein holzreichen Skandinavien. Vielleicht finden wir noch Gelegenheit, diese Technik zu hinterfragen – unser Gastgeber spricht gut englisch.  Im Inneren finden sich allerlei Hinweise auf Verbundenheit mit Schamanentum und Naturreligion und wir bekommen im Laufe des Abends noch allerlei darüber erzählt, bis es zu kühl wird, draußen zu sitzen und Geschichten zu erzählen.

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Montag, 23. Mai 2011 P l i t v i c e
Plitvice war vor 40 Jahren ein Traum und es ist noch immer einer!  Man muss dieses Naturwunder einfach gesehen haben, womöglich zu verschiedenen Jahreszeiten. Jetzt im Frühling ist es besonders imposant; tosende Wasserfälle wechseln sich ab mit fröhlich vor sich hin glucksenden Bächen und still daliegenden Seen von einem geradezu unwahrscheinlichen Blau und Smaragdgrün, in denen sich gut genährte Forellen tummeln und unzählige Frösche quaken.

Unter den Stegen gurgelt das Wasser dahin, bevor es über  Travertinterrassen in die Tiefe stürzt und immer wieder stoßen wir auf botanische Raritäten – es ist und bleibt meine “Traumlandschaft”. Ich kenne Plitvice vom Spätsommer, damals gab es viel weniger Wasser und man konnte noch hinter den einen oder anderen Wasserfall schleichen – das geht wohl heutzutage nicht mehr. Ist aber eh gut, bin auch älter geworden.
Ich merke es daran, dass ich nach acht (!) Stunden dann doch ziemlich schlapp bin. Dabei ist die Zeit wie im Flug vergangen; schauen, fotografieren und filmen . . . . .

am Nachmittag setzt es ein ordentliches Donnerwetter. Der Himmel öffnet seine Schleusen, schleunigst wandert die Kamera in ein Plastiksackerl und in den Rucksack, wir schlüpfen in unsere Anoraks, die leider gegen unten hin irgendwann ein Ende haben und die Hosen gegen den himmlischen Segen nicht verteidigen können. So verbringen wir den Rest des Nachmittags mit nassen Hosen, die ewaldischen sind bald wieder trocken, meine leider nicht. Wenn Jeans einmal nass sind, dauert es bekanntlich endlos, bis sie wieder trocken sind. Punkt 18h sind wir wieder beim Ausgang, werden nach Anruf von unserem schamanischen Gastgeber abgeholt und nach Hause befördert. Dort wartet ein warmes Essen und eine heiße Dusche - herrlich!

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Dienstsag, 24. Mai 2011 Plitvice 10h00 - Varazdin, 16h10 251 km
Fast kein Muskelkater, strahlendes Wetter – am liebsten würde ich noch eine Runde drehen, aber das kann ich dem Ewald doch nicht antun! Wir machen uns reisefertig, verabschieden uns von unseren Gastgebern und führen uns Kroatien abseits der Autobahn zu Gemüte – es ist eine so schöne Landschaft, durch die wir fahren, ganz geruhsam, der meiste Verkehr rollt über die Autobahn, sodass wir mit Muße betrachten, wie die Landschaft allmählich immer vertrautere Züge annimmt. Unser Ziel ist der See östlich von Varazdin, denn wir wollen noch einen Thermentag in Ungarn einschieben. Auf einem CP mit Wasser in der Nähe ist es einfacher, das Womo-Innere wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen. Zwei Monate, und davon etliche Wochen weitab von einem Campingplatz hinterlassen allerhand Spuren, die man doch irgendwann loswerden möchte.
Beim Anblick des “Sees” trifft uns fast der Schlag. Das hässliche Gewässer ist umringt von betonierten Ufern, angefüllt mit einer braunen Brühe, die wir jederzeit für tot erklärt hätten. Zu unserer größten Überraschung tauchen im Lauf des Abends aber etliche Angler auf - einer sogar mit vier (!) Angelruten – offenbar in der Hoffnung auf Fang. Sie ziehen zwar beutelos wieder von dannen, aber immerhin scheint es hier doch “fischiges” Leben zu geben. Wenn man den See sieht, unvorstellbar! Unterhalb des Schutzdamms haben wir Gott sei Dank nur Wiese und Wald vor Augen und das ist uns hier auch sehr viel lieber.
Wir schmieden neue Badepläne – die ungarischen Bäder sind nach dem durchsichtigen Wasser Dalmatiens und der Plitvicer Seen nur von mäßigem Reiz und wir erinnern uns an unseren Brennerdoktor, der uns von einem slowenischen Bad vorgeschwärmt hat, in dem es auch einen FKK-Bereich geben soll. Her mit dem Handy  –  “nicht verzagen, Horstl fragen”! Er hat sofort den Namen und Koordinaten bei der Hand und  Zusatzinformationen, wie man in den FKK-Bereich kommt und noch ein paar andere Feinheiten:  wir sprechen von der Therme BANOVCI.

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Mittwoch, 25. Mai 2011 Varazdin, 07h12 (!) - Banovci, 08h30 66 km
DANKE HORSTL!  Kriegst eine römische Eins! Ein herrlicher Urlaubsausklang – noch dazu mit phantastischem Wetter. Hier ist es wirklich fein, besonders wenn man nach zwei Monaten Zigeunerleben bei sich einen geradezu unnatürlichen Drang nach Reinlichkeit entdeckt. In dieser Umgebung macht wirklich sogar das Putzen Spaß. Zwei Stunden Fron – zwei Stunden Lohn – super! Uns gefällt dieses Bad ausgesprochen gut, der FKK-Bereich ist ja klein, geradezu familiär, aber wir kommen sowieso aus der “Zwei-Einsamkeit”, da kommt uns das gerade recht. Von unserem Arbeitsprogramm haben wir heute noch nicht allzu viel verwirklicht, hauptsächlich sind wir faul und gefräßig, liegen im Wasser und in der Sonne und gehen jetzt schlafen – zwei Monate lang fast jeden Tag Fahrleistung und jeden Tag neue Eindrücke hinterlassen doch ihre Spuren.
Wir sind noch nicht ganz daheim – trotzdem: es war eine unserer schönsten und vor allem harmonischsten Reisen. Griechenland sieht uns ganz sicher wieder. Für uns ist Preisgünstigkeit nicht das einzige Kriterium – was wir suchen, ist die vielfach noch vorhandene touristische “Unverdorbenheit” wie eben z.B. am Peloponnnes, und die Menschen in Griechenland, mit denen in fast jedem Winkel des Landes in irgendeiner Sprache eine Verständigung möglich ist. Es hat uns unglaublich gut gefallen und wir möchten gerne wiederkommen.

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Donnerstag, 26. Mai 2011 Banovci Steh- und Putztag
Richtig sommerlich ist es heute. Der Wind von gestern ist weg und es wird gehörig warm – sehr lästig bei der selbst verordneten Putzorgie, aber was sein muss, muss sein – Ewald wäscht sogar die Garage aus! Alle Fenster werden auf Durchzug gestellt und zu Mittag sind wir fertig. Jetzt gibt es verdiente Siesta, abends gehen wir im Resti des CP essen, weil wir ja keinen fahrbaren Untersatz dabeihaben und es sonst in der Nähe nichts gibt. Es empfiehlt sich, nach Banovci mit Rad oder Moped anzureisen, um beweglich zu sein – das Resti ist nicht das Gelbe vom Ei.

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Freitag. 27. Mai 2011 Banovci, 10h - Lockenhaus Stellplatz 15h15 200 km
Es zieht uns noch immer nicht nach Hause. Einmal gehen wir noch baden, dann probier ich das Elektrorad eines reizenden Rosenheimer Ehepaares aus – mit sehr mangelhaftem Erfolg, weil Beine zu kurz. Der Sattel bleibt für mich unerreichbar. Macht nix, irgendwann werden wir schon ein Rad finden, mit dem auch ich Kürzel klarkomme. Jetzt gondeln wir erst einmal durch Slowenien und den äußersten Osten unseres Landes in eine Ecke, in die wir uns schon einmal verirrt haben – die Weinidylle Südburgendland. In einer Buschenschank gönnen wir uns eine deftige Brettljause, danach erklimmen wir die bedeutendste Erhebung des Burgenlandes – den Geschriebenstein – und sind kurz danach an unserem Stellplatz in Lockenhaus. Sehr freundlich werden wir mit einem kräftigen Wolkenbruch empfangen, der das Womo wäscht und die schwüle Hitze im Nu vertreibt. Plötzlich ist die Reise vorbei - wir sind nur mehr müde, verschwinden in die Federn und  . . . .

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Samstag, 28. Mai 2011 Lockenhaus 10h35 - Wien 12h 127 km
. . . . . und wachen elf Stunden später wieder auf – ganz ohne Lachgas!
Flugseilig machen wir uns über die B 50 und S 31 auf den Weg nach Hause, wo wir schon ungeduldig erwartet werden. Schön war´s - wann fahren wir wieder fort?

 

 


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