Von der Adria zur Ostsee 2012
Juni 2012
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Juli 2012 |
15.2012: 09h00 Wien – ca. 14h30 Banovci/Trnek 304km
So spät im Jahr sind wir noch nie gestartet, aber jetzt ist es
so weit. Zwei Tage vorher musste uns noch schnell ein LWK ins linke
obere Eck vom Aufbau ein Loch bohren (war grad von Alex frisch
repariert!) – offenbar können wir nicht ohne
Troubles losfahren, aber jetzt rollen wir gen Süden! Der
Wettergott meint es gut mit uns und wir freuen uns.
Bei den
„Pregärtnern“ dürfen wir uns
frische Kirschenmarmelade von Silvia abholen, mit der wir grad nette
BÜK-Badetage verbracht haben, dann geht es nach Banovci
– diesmal allerdings nicht zum Baden, sondern zum Gasthof
Trnek, wo wir in gottvoller Stille zwischen Fischteich und
Getreidefeldern übernachten und uns von Vogelgezwitscher
wecken lassen.
16.06.2012: 08h25 Trnek – Duga Resa/CP Slapic 239km
Juni ist Rosenmonat! Wir schaukeln mit dem Minimax durchs slowenische
Hügelland, durchqueren winzige Dörfchen, in denen
jeder zweite Garten überquillt vor Rosen in allen erdenklichen
Farben – es ist einfach eine Pracht. In Kroatien
schaut´s nicht viel anders aus. Überall ist alles
noch frisch grün und in voller Blüte. Vor lauter
Schauen verfahren wir uns traditionsgemäß wieder
einmal, bringen einige Zeit damit zu, ohne Autobahn (Ewald´s
Hobby – das macht das Reisen mit ihm so spannend!) an Zagreb
vorbeizufinden. Das neue Navi kann´s auch noch nicht so gut,
jagt uns durch halb Zagreb und lockt uns schlussendlich doch auf die
Autobahn, die wir aber bei Karlovac wieder verlassen und dann sind wir
auch schon am CP Slapic,
wo uns die Mresnica ein sehr erfrischendes Bad beschert. 19° sind nicht sonderlich viel, da verliert sich die Reisemüdigkeit schnell!
17.06.2012: 09h00 CP Slapic – 13h00 Cres/CP Kovacine 196km
Letzte Etappe – auf ans Meer! Wir fahren weiter durchs
Hinterland, von dem das neue Navi keine besonders gute Karte zu haben
scheint. Wir verfahren uns wieder, finden uns höchst
unplanmäßig in Vrbosko wieder und verlegen uns dann
doch aufs Kartenlesen, denn plötzlich hat uns das mediterrane
Klima am Wickel und es wird ordentlich heiß. Ein
Hügel noch und da liegt in der unendliche Bläue auch
schon der riesige bleiche Felsbuckel von Krk vor uns. So wie im Herbst
erwischen wir in Valbiska ganz knapp die Fähre und sind eine
halbe Stunde später auf Cres und nach einer weiteren halben
Stunde in Kovacine, wo wir sehr herzlich von Inge und Horst (und Max!)
in Empfang genommen werden. Wir sind unendlich dankbar, dass wir einen
reservierten Platz haben – danke Horsti!!!!!!
Wir lernen liebe Menschen kennen, Monika und Herbert aus Braunau, Erika
und Alfred aus dem Schwarzwald . . . .
Es wird heiß, sehr heiß sogar und wir folglich
immer fauler. Schwimmen, lesen, schwimmen, essen, schwimmen,
dösen – mehr ist nicht drin. Wir lassen uns
erzählen, dass es zu Hause genauso heiß ist und
freuen uns, dass wir das Meer vor der Haustür haben.
Nachdem mehrere Tage lang ein Wetterumschwung angekündigt
wurde, kommt eines Abends dann wirklich eine Minifront daher und mischt
das Meer ordentlich durcheinander, das plötzlich nur mehr
19° hat. Jetzt können wir gleich üben
für die Ostsee!
26.06.2012
Heute sind Inge und Horst abgerauscht mit Zwischenstop bei Ulli und
Thomas in Unterschwarza, bevor es endgültig nach Hause geht.
Ideale Campernachbarn, die zwei; dabei haben sie heuer wohl ein
Pechvogerl als blinden Passagier mitgehabt. Einmal der eine krank, dann
der andere – sie sind, glaub ich, jetzt schon gerne nach
Hause gefahren.
Morgen sind wir dran.
27.06.2012: 09h15 Cres/Camp Kovacine – Spilimbergo 250km
Wir probieren heute die zweite Möglichkeit von der Insel zu
kommen: von Porozina an der Westküste an die istrische
Ostküste, von dort über Opatija nach Triest Richtung
Spilimbergo.
Im Morgenlicht sehen wir die dunklen Inselrücken im tiefblauen
Meer liegen, dann geht es nach Norden.
Wir kennen dieses Hinterland schon von früher und jetzt am
Beginn des Sommers ist es ganz besonders schön. Die Wiesen
sind noch nicht gemäht und voller Blumen und über die
Gartenzäune ergießen sich ganz Kaskaden von Rosen
– herrlich.
In Monfalcone wird es drückend heiß, wir kaufen ein
und schauen, dass wir nach Spilimbergo zum Stellplatz kommen.
Dort
bietet sich uns ein ziemlich überraschender Anblick: gut zwei
Drittel der Plätze sind von einer Roma-Großfamilie
belegt. Oma, Opa, Männer, Frauen, etliche Kinder
unterschiedlichen Alters und ein Hund. Wir sind recht froh, noch einen
Platz zu ergattern und erholen uns zunächst einmal von der
Hitzeschlacht, stecken die Köpfe unter die Wasserleitung und
essen eine Kleinigkeit. Währenddessen kreuzt die Polizei
zweimal auf und notiert allerhand Daten – so hat man gleich
alles, sollte etwas passieren. . . . Der Platz hat heute entschieden
Ähnlichkeit mit einem Zigeunerlager und das dürfte
einigen Unmut hervorgerufen haben.
28.06.2012: 09h00 Spilimbergo – Südtirol/Grödner Joch 185km
Bei mir ruft in der Nacht lediglich der Hund heftigen Unmut hervor,
weil dieser – ein Rehpinscher! – dementsprechend
keift und das die halbe Nacht. Der Morgen hat ein ziemlich fades Aug!
Und die Moral von der Geschicht`: ganz sicher hast an` Stellplatz
nicht, wenn du das Städtchen anvisierst, kann sein, dass du
dich schrecklich irrst.
Wir werden es aber sicher wieder versuchen; für heute langt es
aber – wir möchten nach Südtirol! Die Route
führt zunächst durch das Schwemmland von Tagliamento
und Isonzo, dann bekommen wir es mit den friulanischen Dolomiten zu
tun. Schroffe Felswände ragen vor und neben uns auf,
viel Platz bleibt da nicht für die Straße,
die oft beängstigend schmal wird. Für Gespannfahrer
ist das nix – aber eine bildschöne Landschaft.
Allmählich kommen wir in vertrautere Gefilde, Cortina,
Falzaregopaß, Corvara. Unseren Plan, dort zu
nächtigen, lassen wir fallen, weil der Platz allzu sehr
hängt. Wir rollen weiter zum Grödner Joch und stellen
uns unterhalb auf den riesigen
Wanderparkplatz „Via
ferrata“, was so viel heißt wie Klettersteig.
Riesige Felstürme stehen um uns herum, unmittelbar vor dem Parkplatz endet eine Geröllhalde, über die wir etliche Wanderer dort hinauf steigen. Ewald kraxelt auch ein Stück über den Schotter, aber er kommt bald wieder zurück. Wir kriechen recht bald in unsere Betten, denn die Fahrt war wegen der unglaublichen Hitze doch sehr anstrengend. Umso mehr genießen wir die Temperaturen hier oben. In der Nacht rutscht das Thermometer auf 15°!
29.06.2012 09h00 Grödner Joch – Seiser Alm 43km
Nach einer wunderbaren Nacht mit frischer Luft wachten wir putzmunter
auf, genehmigten uns ein reichliches Frühstück und
machten uns auf die Socken. Sprich der Minimax wurde Richtung Seis in
Gang gesetzt. Dort eingetroffen, es hat mittlerweile übeer 30
° fuhren wir mit der Seilbahn auf die so berühmte
Seiser Alm.
In der Hitze, die nur vom Wind gelindert wurde machten wir eine ca 4 Stunden lange Wanderung.
Mir persönlich war die
wunderschöne Alm viel zu stark zersiedelt. Dabei meine ich
jetzt nicht die alten Hütten, Heuhütten und
Unterstände für die Almtiere, sondern die vielen
Unterkünfte für Touristen.
Trotzdem war es ein wunderschöner Tag, viele Wiesen leuchteten
in allen möglichen Blumenfarben und das Panorama ist wirklich
schwer mit anderen zu vergleichen.
Nach der Talfahrt fuhren wir auf den CP Seis, der sich in St.
Konstantin befindet. Ein schöner Platz,
äußerst gepflegt und streng geregelt.
30.06.2012: 09h40 CP Seis – Andrian Freibad – CP Naturns 109km
Ziemlich schwierig, bei Tagestemperaturen bis 38° und
dementsprechenden Womo-Innentemperaturen einigermaßen fit zu
bleiben, geschweige denn, einen halbwegs brauchbaren RB zu schreiben.
Wir fahren ins Etschtal hinunter, wo es unglaublich dunstig ist und
dementsprechend schwül. Auf unserer Suche nach einer
vernünftigen Einkaufsmöglichkeit geraten wir
schlussendlich nach St. Pauls, wo zu unserer Freude ein Kleinsupermarkt
entstanden ist, den es vor zwei Jahren noch nicht gab. Weit weniger
erbaut sind wir vom Treiben eines Campers auf dem Parkplatz neben dem
wunderschönen Friedhof. Den halben Haushalt hat er um sein
Womo ausgebreitet- kein Wunder, wenn die Camperfreiräume immer
mehr eingeschränkt werden – wir sehen es heuer in
Südtirol sehr deutlich. Vieles, was früher
möglich war, geht heute nicht mehr. Na ja, für uns
geht heute auch kaum was außer Baden - also fahren wir ins
nächstgelegene Freibad nach Andrian. Mit viel Glück
ergattern wir sogar einen Parkplatz und stürzen uns
– ganz gegen unsere sonstigen Gewohnheiten –
erleichtert in die Chlorbrühe. Den ganzen Tag verbringen wir
im tiefen Schatten, ausgestattet mit Lektüre und hoffen, dass
es vielleicht etwas abkühlen möge. Das tut es nur
sehr zögerlich und hilft auch nicht viel, denn das Womo ist
natürlich richtig mollig warm, als wir es um 18h30 aufsperren:
37°C!
Die Stellplatzsuche gestaltet sich daher etwas mühsam und wird
außerdem von glänzenden Misserfolgen
gekrönt:
Stellplatz 1
Teppichstange
Stellplatz 2
Parkverbot für Womos nachts
Um einen dritten Misserfolg einzufahren, ist es zu spät, sogar
um Mittsommer wird es irgendwann finster. Also bleibt nur mehr
Campingplatz. In Naturns finden wir den CP Adler .
Sehr freundlich, unkompliziert, sauber, schöne
Sanitäranlagen. Besonders für Gespanne gut
anzufahren.
Wir können das Chlor wegduschen, setzen uns frisch
gewaschen vors Womo und genießen den Abend. Es ist
dreiviertelneun und hat immer noch 31,5°, die sich aber dank
Wind direkt angenehm anfühlen. Hinter dem
gegenüber liegenden Berggrat taucht ein hellgoldenes
Ei am Himmel auf, wandert langsam von Gipfel zu
Gipfel, und steigt schließlich ins Nachtblau hinauf.
01.07.2012: 10h00 Naturns – 14h10 Reschensee/Rojan 112km
Wenigstens auf 27° haben wir´s dank Wind in der Nacht
gebracht und gut geschlafen. Lang hält der Zauber aber nicht
– der angenehm kühle Morgen geht lückenlos
über in einen unangenehm schwül-heißen
Vormittag, den man am besten fahrenderweise verbringt. Beim leuchtend
türkisfarbenen Vernagtstausee vertreten wir uns ein bisschen
die Füße, rätseln über ein
seltsames Betongebilde im Wasser, verzichten aber bei dieser Hitze auf
eine Umrundung und machen uns auf Richtung Reschenpass.
Beim Kirchturm im Reschensee herrscht sonntäglicher Touristenrummel; ich mach auch Aufnahmen von diesem Unding, dann schwenken wir links ab und lassen den Minimax nach Rojen hinaufkraxeln.
Die 500 Höhenmeter wirken Wunder! Wir landen
beim Haus Rojen auf 2000m Höhe und schauen in ein
wunderschönes Tal voller saftig grüner Almwiesen
umgeben von einem Kranz von schneebefleckten Dreitausendern und
„Fast-Dreitausendern“. Die Luft ist herrlich frisch
und duftet wunderbar nach Heu; der Apfelkuchen schmeckt riesig und
guten Kaffee machen sie hier auch. Ein wirklich toller
Übernachtungsplatz – vielleicht ein bisschen schief
. . . .
Weil die Wirtin wegen eines möglichen Gewitters schon
sorgenvolle Blicke gen Himmel geschickt hat, werden wir uns nach dem
Essen zum Skilift ins Tal verholen – dort
stehen wir nicht ganz so exponiert, sollte der Himmel Zirkus machen.
02.07.2012: 09h20 Rojan – 15h20 Feldkirch Waldcamping 187km
Hat er nicht – nur Tautropfen glitzern an jedem Grashalm und
jedem Blütenblatt – ein zauberhafter Anblick im
schrägen Morgenlicht. Weil´s draußen nur
17°C hat, frühstücken wir doch lieber drinnen
und erinnern uns mit verklärtem Blick ans gestrige Essen.
Kaspressknödelsuppe, hinterher Jungstiergulasch mit wahlweise
Polenta oder Knödel. So was Zartes von Gulasch haben wir noch
nie gegessen – einfach köstlich. Salat
gab´s auch noch, obwohl nicht bestellt und zum Schluss als
Verdauungshilfe einen Schnaps. Es muss einfach an den Ausgangsprodukten
liegen – so etwas bekommt man wirklich nicht alle Tage. Das
Haus Bergkristall in Rojen ist jede Empfehlung wert.
Wir müssen trotzdem weiter, machen uns auf den Weg nach
Landeck, wo wir einkaufen und tanken.
Und weiter geht es Richtung Silvretta Hochalpenstraße. Das
Wetter ist durchwachsen, zeitweise regnet es sogar und oben beim
Stausee schaut so manche Wolke finster auf uns knipsende Touristen
herunter. Dazwischen reißt es aber immer wieder auf und die
Schneefelder und Gletscher gleißen im Sonnenlicht. Ein
eindrucksvoller Kranz von Gipfeln umgibt den See,
vom Womoparkplatz bewundern wir die Pracht, als uns plötzlich ein dichter Nebelvorhang jede Sicht raubt und wir in milchigem Weiß sitzen.
Es will heute nicht sein, dass wir hier heroben schlafen, also machen wir uns an den „Abstieg“ und spätestens jetzt rechtfertigt sich die Maut ganz von selbst. Haarnadel an Haarnadel arbeitet sich die Straße die unglaublich steilen Wände der Schlucht hinunter – eine tolle Straße- auch bei Regen, und davon gibt es jetzt reichlich. Wir schaffen es einfach nicht, das Montafon einmal bei halbwegs schönem Wetter zu erleben. Also rollen wir hinaus ins Flachland und steuern das Waldcamping im Norden von Feldkirch an – unser Quartier fürs Florumstreffen im Herbst. Damit unsere lieben Foristi dann nicht verhungern, müssen wir natürlich Testessen gehen. Der erste Test verläuft nicht gerade berauschend, Ewald sitzt ziemlich ratlos vor seiner gerösteten Leber, deren Saft verdächtig nach Glutamat riecht und aussieht. Meine Käsespätzle sind zwar gut, besonders nachdem ich den dazu vorgeschlagenen Kartoffelsalat dankend abgelehnt und dafür einen Blattsalat bekommen habe, trotzdem ist das keine Basis für einen erfolgreichen Abend. Wir marschieren wieder zum CP zurück und überschlafen die Sache erst einmal.
03.07.2012: Stehtag
Der CP bietet zwei erfreuliche Extras an: Gratiseintritt ins direkt
angrenzende Freibad und Gratisfahrscheine für den Bus nach
Feldkirch. Gleich nach dem Frühstück holen wir uns
die an der Rezeption (Bad hat noch nicht offen, weil Wetter nur
mittelschön) und begeben uns in die
„City“. Nichts Aufregendes, aber liebevoll
hergerichtete alte, oft recht interessante Häuser, der
Katzenturm, ein Teil der ehemaligen Stadtmauer, von der ein anderer
Teil sogar noch bewohnt wird. Ein hübscher Marktplatz mit
etlichen Straßencafes;
in einem davon mache ich die Bekanntschaft eines sehr netten Herrn. Er heißt Hugo, offenbart schon nach kurzer einen wohltuend erfrischenden Charakter und besteht aus Hollersirup, Prosecco, Soda und Minze – ein köstliches Gesöff - schmeckt durchaus nach mehr. Lediglich das schwüle Wetter lässt mich davon Abstand nehmen, mich ausführlicher mit ihm zu befassen – das könnte leicht danebengehen.
Stattdessen fahren wir wieder nach Hause und tauchen genüsslich in die kühlen Fluten. Das ist ein sehr vornehmes Bad, das Sportbecken besteht aus Edelstahl, besitzt einen Sprungturm und Startsockel – richtig profimäßig! Ordentlich erfrischt wagen wir uns an unser zweites Testessen und das wird eine rundum gelungene Angelegenheit. In den „Nofler Stuba“ machen wir uns über Steinpilzragout mit Tagliatelle sowie eine Pfanne „Rusticana“ her und sind beide sehr angetan und auch ziemlich satt. Trotzdem erklärt mir Ewald mit dem ernstesten Gesicht, dass es die Mehlspeisen sind, in denen sich die wahre Qualität der Küche offenbart und dass wir deshalb jetzt noch unbedingt Heidelbeerschmarrn kosten müssen. Der beschäftigt uns eine ganze Weile, erstens, weil er wirklich ein Gedicht ist und zweitens, weil wir ja eigentlich vollkommen satt sind. Der Heimweg erfolgt in einer etwas trägen Gangart und wir wissen können jetzt beruhigt schlafen gehen, weil wir wissen, wohin wir im Herbst essen gehen werden.
04.07.2012: 10h20 CP - Gunzenhausen, STPL Altmühlsee 303km
Nachdem wir uns an Bregenz vorbeigefranst haben, geht es
recht zügig voran. Nicht allzu viel Verkehr, nicht allzu
heiß; hübsche Landschaften, in denen dann und wann
eine Burg auftaucht, so landen wir schließlich am STPL beim
Altmühlsee in Gunzenhausen. Dann beginnt der Stress: wir
probieren verschiedene Plätze, leider sind alle sonnig, bis
auf einen nahe einer Hecke, die einen spärlichen Schatten
wirft. Leider wirft sie diesen auch auf die tiefe Mulde, die sich
listig unter dichtem Grasbewuchs verbirgt. In die rutscht der Minimax
beim Rangieren sanft hinein, um nie mehr herauszukommen. Alle Versuche,
ihn mit den zur Verfügung stehenden Mitteln herauszuholen -
wir holen Schotter, räumen die Garage aus, ich schiebe (sehr
witzig!) – scheitern und enden mit einer stinkenden Kupplung.
So geht´s also nicht. Ewald marschiert zum Bademeister, der
holt einen Kollegen, der kommt mit PKW, zieht an, rutscht durch,
fährt wieder weg und kehrt schließlich
zurück mit einem tollen Traktor, der unseren Dicken aus seiner
misslichen Lage befreit.
Der nette Mann erzählt uns noch, wie
gut es ihm in Wien gefallen hat, dann rauscht er wieder ab. Uns ist
ordentlich warm geworden, da ja zunächst der Ausgang unseres
Missgeschicks recht ungewiss, und selbstredend findet das alles in der
prallen Sonne statt. Wie schön, dass der See ganz nahe ist, in
den waten wir jetzt sehr erleichtert hinein und bringen uns langsam
wieder auf Normaltemperatur. Eine sehr erfreuliche Anlage
übrigens; zwar sind die Parkplätze
gebührenpflichtig, der Zugang zum See ist aber frei. Es gibt
WC-Anlagen, einen Restaurationsbetrieb, am Strand stehen zwei Duschen
(sehr kalt im Gegensatz zum See). Wirklich sehr gelungen. Die Nacht auf
dem Womo-Stellplatz kostet € 6,--.
Ein Nachbarwomo ist gerade auf der Rückreise aus Polen; wir
verbringen einen netten Abend mit den beiden
„Bewohnern“, die sich als ergiebige
Informationsquelle entpuppen. Danke nochmals für die
zahlreichen Tipps.
05.07.2012: 08h50 Gunzenhausen – 14h50 Eibenstock/Erzgebirge 311km
Der Morgen ist recht feucht, gefrühstückt wird
drinnen, dann geputzt und schon ist es wieder heiß und
schwül. Also noch einmal unter die Eisdusche und ab nach
Norden. Wieder deutsche Lande, deutscher Wald, deutsche Burgen, eine
streckenweise sehr schöne Autobahn. Ein paarmal schickt uns
das neue Navi ins Gemüse, dann sind wir an der Talsperre
Pöhl beim SP und CP. Sehr schön gelegen, sehr ruhig,
etwas für Managerkranke. Das sind wir nicht, also fahren wir
weiter, zumal es nicht so wahnsinnig preiswert ist und suchen uns im
STPL-Verzeichnis ein neues Ziel: Eibenstock (Erzgebirge). Das arme Navi
möchte schier verzweifeln, die Strecke strotzt nur
so von Baustellen und damit verbundenen Umleitungen. Nach mehreren
Wendemanövern erreichen wir dennoch das Ziel unserer
Wünsche
und finden eine Tafel vor, die uns davon in Kenntnis setzt, dass die Waldgaststätte Zimmersacher donnerstags geschlossen ist. Der Parkplatz, auf dem wir jetzt stehen, tut´s aber auch, kostet erfreuliche 2,50 und bietet Waldesruh, Bachgeplätscher und auf Wunsch zur Abkühlung einen Wolkenbruch.
Hier bleiben wir, morgen soll es nach Dresden gehen.
6.7.2012: 10h10 Eibenstock – Dresden 138km
Heut gibt´s – weil Geburtstag – ein
besonders liebevoll hergerichtetes Frühstück vom
Oberfrühstücksmeister. Dann packen wir die letzten
Kilometer bis Dresden und landen nach mehreren Ehrenrunden (das Navi
drückt sich manchmal etwas unklar aus!) auf dem Stellplatz
Wiesentorstraße. Für das, was er alles nicht hat,
ist er nicht unbedingt als preiswert zu bezeichnen, aber er besitzt
etwas, was bei dieser Affenhitze absolut unbezahlbar ist –
tiefen Baumschatten und in selbigem stehen wir jetzt und delektieren
uns an den traumhaften Kirschen, die wir unterwegs am
Straßenrand erstanden haben. Dicke, knackige, fast schwarze,
zuckersüßte Herzkirschen . . . . . .
Ein weiteres Plus, das uns die € 18,-- STPL-Gebühr
leichter verschmerzen lässt, ist die Nähe zur
Innenstadt. Man marschiert vom Platz, wendet sich nach links, schreitet
auf der Augustusbrücke über die Elbe und steht am
Theaterplatz umringt von imperialem Barock, leider schon wieder etwas
geschwärzt vom Zahn der Zeit: Semper-Oper, Frauenkirche,
Kreuzkirche, Zwinger, Schloss, Brühl`sche Terrasse kann man
gut zu Fuß erreichen und erzählen von einstiger
Macht- und Prachtentfaltung. Stadtplanerisch ein großartiger
Entwurf - mir persönlich ist diese Art des Barocks allzu
wuchtig.
Das feucht-schwüle Wetter mit drohenden
Regenwolken kürzt den Rundgang dann auch erheblich ab, und wir
flüchten mit den ersten Eindrücken ziemlich nass ins
Womo zurück. Morgen werden wir die Stadt per Bus in
Augenschein nehmen – Hochsommer ist definitiv nicht die
ideale Zeit für Städtetourismus.
Ewald überrascht mich damit, dass er mich in ein interessantes
Restaurant entführt: Mama Africa, wo wir ziemlich
ausgefallen, aber sehr gut (Antilope) essen. Rechtzeitig vor dem
nächsten Guss kehren wir ins Womo zurück, das ich
trotz Regen aber noch einmal verlassen muss, um den
herrlichen Blick über die Elbe auf das nächtliche
Dresden aufzunehmen.
7.7.2012: 12h30 Dresden – Görlitz 139 km
Während der eineinhalbstündige Stadtrundfahrt
erfahren wir von unserem äußerst eloquenten
Busfahrer ziemlich viel über die Geschichte, die
Zerstörung und den Wiederaufbau Dresdens. Wir bekommen die
Elbschlösser zu sehen, das „Blaue Wunder“,
die „Gläserne Manufaktur“ und vieles
andere mehr. Sehenswert ist die Stadt allemal. Pünktlich um
12h30 verlassen wir den STPL und wenden uns nach Osten. Die
Regengüsse der letzten Tage haben deutliche Spuren
hinterlassen; das Navi muss mit etlichen Umleitung fertigwerden und
mehr als einmal sehen wir Menschen ziemlich verzweifelt vor ihren
Häusern neben völlig durchnässten
Einrichtungsgegenständen stehen. Auch in Görlitz, wo
wir um 16h auf den offiziellen STPL Hugo-Keller-Straße
rollen, ist der Pegelstand der Neiße ziemlich hoch. Unser
Abendspaziergang führt hinunter an den Fluss und über
die Brücke nach Polen. Einmal mehr wird man mit der
Absurdität einer zweigeteilten Stadt konfrontiert . . . . . .
8.7.2012: 11h Görlitz – 12h Bunzlau 63
km
Heute sind wir schon unterwegs; einerseits der Hitze wegen,
außerdem kann man besser fotografieren. Einen sehr
schönen einheitlichen Stadtkern haben sie hier, die
Häuser rund um den Stadtplatz und in den schmalen Gassen sind
liebevoll restauriert. Besonders gefallen uns die kunstvoll
ausgeführten Torbögen und die vielen lauschigen
Gastgärten, die sich auftun, sobald man besagte
Torbögen durchschreitet – und natürlich
findet man auf so mancher Wirtshaustafel das „Schlesische
Himmelreich“. Wir lassen das Himmelreich aber den Schlesiern
und machen uns schleunigst auf den Weg nach Bunzlau, um dort einen
brauchbaren Stellplatz aufzutreiben. Der im Womobuch beschriebene
bleibt uns zunächst verborgen und wir stellen das Womo in der
prallen Sonne ab, um uns wenigstens den hübschen Marktplatz
anzuschauen.
Das dauert nicht allzu lang, denn wie´s so ist um zwölf Uhr mittags: der Platz bruzzelt vor Hitze, sodass wir uns unter den Sonnenschirm eines Gastgartens flüchten und eine Kleinigkeit essen. Natürlich empfängt uns das Womo mit Backofentemperaturen, wir stellen auf Durchzug, dann machen wir uns auf die Suche nach der Keramikmanufaktur, die erst Montag früh wieder aufsperrt. Trotz GPS und zahlloser einschlägiger blauer Schilder mit den berühmten Bunzlauer Kringeln geraten wir ordentlich ins Schwitzen, bevor wir vor den Toren der Firma endlich auf den dort befindlichen Parkplatz einschwenken (gehört eigentlich zum Friedhof). Die Backofentemperatur hält sich eisern – eine Erfrischung wäre jetzt herrlich, es bietet sich aber lediglich das Anfüllen des Wassertanks per Gießkanne aus der Friedhofswasserleitung an und als es dunkel genug ist, stecke ich noch schnell den Kopf unter die selbige. Das gehört sich vielleicht nicht, erfrischt aber enorm. nac
9.7.2012: 9h40 Bunzlau – 15h40 Jeziero BUKOWKA
124 km
Überraschung! So leer der PP gestern Abend war, so voll ist er
heute früh – bis auf den letzten Platz.
Weg kommen wir aber trotzdem, vorher erhalten wir aber eine
Spezialführung durch die Manufaktur, die uns die Augen
für so Einiges öffnet. Von Akkordarbeit bis zu
einigem künstlerischen „Freiraum“
gibt´s hier mannigfaltige Arbeitsvorgänge; die
Auftragslage dürfte mehr als gut sein, die Lagerhallen mit dem
Biskuit (die Formen nach dem ersten Brand) sind randvoll. Die Keramik
geht in die ganze Welt, Hauptauftragsgeber sind die U.S.A., China liegt
auch weit vorn. Da ist man aber recht zurückhaltend
– siehe Spionage bzw. Imitation . . . . ein
äußerst informativer Vormittag!
Bevor wir Bunzlau verlassen, besuchen noch eine Glasbläserei,
deren Exponate zwar äußerst originell und witzig
sind (Borowski im Nachbarnest Tomaszow), die aber so gar nicht in
unsere Behausung passen. Und jetzt ist es wirklich genug mit der Hitze
– ein See muss her – und wir in ihn hinein!
Fündig werden wir beim Jez. Bukowka (Womobuch S. 40 ), schleichen über einen ausgewaschenen sandigen Feldweg ans Ufer und atmen erst einmal durch. Hier halten wir es bis morgen sehr gut aus.
10.7.2012: 9h30 – 18h30 LKW-PP an der E65/Bundesstr. 3 128 km
Sehr erfrischt starten wir in den neuen Tag. Wichtigstes Ziel ist ein
LKW-PP mit Ver- und Entsorgung (Womo-Buch Polen Süd S. 29,
GPS: N50°52´15,5´´,
E15°36´52.2´´), den wir nach
längerem Warten in einem Stau erreichen und –
weil´s schon Mittag ist – auch gleich dort essen.
Bei Karpacz gibt es zwei Wasserfälle; einen davon peilen wir
an, man kann ja nicht ständig nur im Auto sitzen! Es wird eine
wunderschöne Waldwanderung, teilweise recht steil, aber immer
schön schattig und in Begleitung des hübschen Baches,
der munter neben uns her plätschert.
Die berühmte Holzkirche Wang nahe Karpacz ist das dritte Ziel des heutigen Tages und das wird zu einer echten Herausforderung. Das Navi führt uns auf den unmöglichsten, spiralförmig gewundenen Straßen durch die Gegend; als wir endlich in Reichweite sind, steht ein Ordnungshüter im Weg, schüttelt den Kopf und weist uns kommentarlos in eine andere Richtung. Bevor Frust aufkommt, entdecken wir aber ein Schild, das die Lage – und auch die Menschenansammlung – erklärt: die Tour de Poulogne wird hier erwartet – da dürfen wir natürlich nicht stören. Also heute keine Kirche, aber auch kein Stellplatz! Hier in Karpacz ist überfallsartig der „Schneekoppentourismus“ über uns hereingebrochen und wir irren einige Zeit herum, bis wir uns auf den Platz von heute Mittag besinnen, kehrt machen und uns dort dankbar in unsere Federn begeben.
11.7.2012: 9h30 LKW-PP - 17h Jez. Mietkowskie 140 km
Aber so leicht geben wir nicht auf! Heureka – wir haben sie
gefunden! Im zweiten Anlauf bekommen wir die norwegische Stabholzkirche
endlich zu Gesicht. Es gibt in Norwegen bedeutend schönere
Exemplare, aber wohl nur eine mit so ausgefallener Geschichte. 1840
erwarb sie der preußische König Wilhelm III., um sie
vor der Vernichtung zu bewahren. Sie wurde zerlegt, per Schiff und
Pferdewagen nach Schlesien gebracht und hier wieder aufgebaut.
Mit einer Kirche haben wir heute aber nicht genug, es darf noch eine zweite sein: die Friedenskirche in Swidnica! Ihre Entstehungsgeschichte ist spannend – vor allem aber lang! Deshalb hier nur in aller Kürze: es durften für den Bau nur „vergängliche“ Materialien verwendet werden und die Bauzeit durfte nicht mehr als ein Jahr betragen. Angesichts dieser Auflagen ist das prachtvolle Innere des Gotteshauses mehr als überraschend und wir sind dementsprechend beeindruckt. Wir erwerben als Erinnerung ein kleines Büchlein, da Fotografieren im Inneren leider untersagt ist.
Für einen Tag ist das Kultur genug, wir hätten jetzt gerne Natur. Durch einen regelrechten Rübezahlwald verlassen wir die Hänge des Riesengebirges und rollen ins Flachland hinaus. Über goldenen Gerstefeldern steigen schneeweiße, barocke Wolkentürme in den blauen Himmel und wir machen nach nur einer Fehlfahrt einen richtigen Glücksgriff: am Nordufer des Jez. Mietkowskie liegt ein kleiner CP „im Aufbau“. Namen hat er noch keinen. Wir werden sehr nett empfangen, dürfen WC und Dusche des Gästehauses benützen.
12.7.2012: Stehtag
Wir fühlen uns sehr wohl hier, können unsere
Strommisere gut überbrücken, also bleiben wir noch
einen Tag länger. Ich kann endlich Reisebericht nachschreiben,
Ewald einen Tag lang das Lenkrad auslassen und morgen haben wir nur
30km nach Breslau.
Von einem Polen erfahren wir, dass der See, an dem wir hier stehen, die
gestaute Bystrica ist. Er wurde notwendig, um die ständigen
Überschwemmungen in den Griff zu bekommen und wird laufend
ausgebaggert, weil der Fluss riesige Mengen Geschiebe heranbringt, die
weggeschafft werden müssen.
13.07.2012: 11h30 Jez. Mietkov – 11h30 Breslau/CP Olimpskij
32 km
Der gestrige Wolkenbruch beschwert uns abends noch einen prachtvollen
Regenbogen samt blasserem Zwilling. Heute haben wir wieder annehmbares
Wetter, richten in aller Ruhe das Womo her und starten in Richtung
Breslau. Das neue Navi bringt uns tadellos ans Ziel, wo wir uns
häuslich einrichten und mit der Bim einen ersten Trip in die
Stadt unternehmen. Alles geht ganz unkompliziert, an der Rezeption
bekommt man Tickets, die Fahrzeit beträgt 12 Minuten und am
Platz Dominikanski steigt man aus und wandern zum Rynek – und
ist begeistert.
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Zumindest wir sind es; mittlerweile haben wir doch schon eine ganz
erkleckliche Anzahl historischer Plätze – dieser
hier ist wirklich sehenswert. Der nahezu quadratische Platz ist rundum
von pastellfarbenen, barock beschwingten
Bürgerhäusern gesäumt – kein
Giebel gleicht dem anderen und viele Fassaden sind höchst
phantasievoll geschmückt. Mitten auf dem Platz thront das
Rathaus mit der gotischem Filigran an der Hauptfassade und herrlicher
mittelalterlicher Steinmetzkunst an den Balkonen und Erkern. Immer
wieder entdeckt man neue Details, ein recht heiteres findet sich an der
Seitenfront über dem Eingang zum Swidnitzer Bierkeller
– der von dort nach Hause wankende Zecher wird von seinem
Eheweib mit dem Prügel in der Hand empfangen . . .
Weil wir noch keine rechte Vorstellung von der Ausdehnung der Stadt
haben, entern wir ein“Elektrowagerl“ und lassen uns
eine Stunde lang durch Breslau schippern und die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten zeigen und erläutern. Danach sehen
wir etwas klarer; während Ewald Fußball schaut,
umkreise ich mehrere Male diesen bezaubernd Platz, auch den Salzmarkt;
damit lassen wir gut sein und suchen uns fernab vom Touristenrummel ein
kleines Lokal mit polnischer Küche, futtern Piroggen und
freuen uns, dass wir da sind. Auf dem Heimweg machen wir noch einen
Abstecher in die Markthalle, ein riesiger Backsteinbau, der in seiner
Konstruktion eher an eine Bahnhofshalle erinnert. Ein bisschen
Gemüse nehmen wir mit, mehr brauchen wir nicht –
morgen ist die Dominsel an der Reihe.
14.07.2012: Stehtag
Kurz die Details zum CP: weitläufiger Wiesenplatz, die
Fahrzeuge stehen in großen Abständen. Die
Sanitäranlagen kann man nur als heruntergekommen bezeichnen;
man ist aber um Sauberkeit bemüht und es gibt ausreichend
heißes Wasser.
Ausgiebiges Frühstück im Sommersonnenschein, danach
eine Portion Kultur – zunächst die Dominsel. Dort
steht – nomen est omen – der Dom Johannes der
Täufer. Zwei himmelstürmende Türme, ein
mächtiger, gotischer Backsteinbau, innen recht
düster, wodurch aber die bunten Glasfenster besonders gut zur
Geltung kommen. Wir sind für diese Düsternis seit
Skandinavien ein bisschen verdorben, darum gefällt uns
später auch die Kirche Maria Magdalena so gut: das
Kreuzgewölbe ist mit terrakottaroten Ziegeln betont, die
Felder dazwischen sind weiß und hinter dem Altar
fällt das Sonnenlicht durch leuchtend rote – moderne
– Butzenscheiben und lässt das Kircheninnere
erstrahlen. Es ist ein hinreißender Eindruck, der durch die
einsetzende Orgelmusik noch verstärkt wird.
Später wandern wir über die kleinen Brücken,
die sich über die Oder spannen, halten noch ein bisschen nach
Motiven Ausschau und geraten auf dem Weg zurück zum Rynek ins
Uni-Viertel,
wo wir wieder in ein „Zweite –
Reihe-Lokal“ geraten und neuerlich Landesküche
verkosten. Vom Gastgarten aus ist eine ziegelrote Hausfront zu sehen,
in die das Steinrelief eines Stierkopfes eingelassen ist. Neugierig
geworden, nehmen wir das Haus näher in Augenschein. Es ist das
ehemalige „Butcher´s house“, heute
beherbergt es Künstlerateliers und kleine Galerien, im Hof
tummelt sich das liebe Vieh in Messing: Gans samt goldenem Ei, ein
Hahn, eine Ziege samt Bemmerln, ein Schwein – auf dessen
Rücken sämtliche Kleinkinder zwecks Foto landen
– eine sehr liebenswerte Szene.
Hübsche Dinge gibt es in den kleinen Geschäften, auch
der Glaskunst Borowski´s begegnen wir hier wieder.
Es ist gut sein in dieser Stadt, sie quirlt vor Leben, viele junge
Leute sitzen in Gastgärten oder auf den Stufen irgendwelcher
Brunnen oder Denkmäler. Irgendwann sind wir aber doch
müde vom Schauen, die Füße melden sich auch
und – Maria und Georg kommen!
Um 18h bekommen wir einen Anruf, wir möchten doch den Grill
anwerfen, sie seien gleich da und hätten Hendlhaxen mit. Aus
„gleich“ wird dann 20h, was uns aber auch nicht
daran hindert, noch ausführlich zu tafeln, zu
erzählen und zu planen. Es wird ein richtig netter Abend.
15.7.2012: Stehtag
Nach einem ausführlichen Frühstück im
Sonnenschein auf der grünen Wiese gibt´s neuerliche
Stadtbesichtigung- teils zu viert, teils gehen wir getrennte Wege. Uns
fehlt noch das Rathaus von innen und die Universität. Ein sehr
schöner harmonischer Bau mit einem wunderbaren Stiegenaufgang
– nur die viel gepriesene Aula Leopoldina ist mir dann doch etwas zu viel Barock – das hätte für zwei Festsäle gelangt!
Abends sind wir rechtschaffen müde vom Pflastertreten, reichlich frisch wird es auch, also kürzen wir die Abendgeselligkeit ab und verschwinden in den Womos zum Reisebericht-Schreiben.
16.07.2012: Breslau – CP Stare Miasto b. Kleka bzw. Boguszyn
150 km
Heute wird getrennt marschiert. Maria und Georg wollen zur
Friedenskirche nach Swidnica, wir fahren voraus, wollen in Kokrin das
merkwürdige „schottische Schloss“ und das
Arboretum besichtigen und den CP bei Kleka ausfindig machen. (Tip aus
Gunzenhausen). Der Tag wird nur mäßig erfolgreich.
Zunächst einmal müssen wir pfadfinderische
Fähigkeiten entwickeln, um den CP zu finden. Auf einer Wiese
neben der B 11 steht nämlich lediglich ein Schild, auf dem
– beide Seiten sind völlig ident – ein
kleiner Pfeil lapidar nach Westen weist und behauptet, dort sei der
Campingplatz. Keine brauchbare Straße in Sicht, keine
Entfernungsangabe, nur ein sandiger Feldweg am Wiesenrand –
der wird uns nicht viel helfen. Beherzt startet Ewald auf zwei
Männer zu, die in der Nähe stehen und die drei
veranstalten eine hübsche Pantomime, die ich vom Auto aus
beobachte und der deutlich zu entnehmen ist, dass wir noch nicht am
Ziel unserer Wünsche sind. Aber wir bekommen eine brauchbare
Auskunft und landen schließlich glücklich bei
Annika, einer „ausgestiegenen“
Holländerin, die gemeinsam mit ihrem Mann hier den kleinen
Wiesencamping „De kleine Stad“ aufgebaut hat, der
vier Monate im Jahr geöffnet hat. Weil´s erst 14h30
ist, fahren wir nach Kokrin, stellen dort fest, dass eigentlich Montag
und somit das Schloss nicht zu besichtigen ist, gratulieren uns zu
unserer Umsichtigkeit (immerhin sind wir dorthin 37km gefahren!) und
können dann aber wenigstens ins Arboretum, das uns mit sanftem
Schnürlregen empfängt. Wirklich ein
glücklicher Tag! Im übrigen stehen dort
tatsächlich zahlreiche – teils schon recht betagte
– Bäume aus aller Herren Länder. Sehr
sehenswert.
Ansonsten geht´s im gleichen Stil weiter; zurück auf
dem CP bekommen wir von Georg einen Anruf: er hat sich auf dem
Rückweg von Swidnica verfranst, die von uns geschickten
GPS-Daten vertragen sich nicht mit seinem Navi, so dass wir ihn die
letzten Kilometer per Handy her lotsen und Ewald sich schlussendlich
aufs Rad schwingt und den beiden die letzten paar hundert Meter
entgegenfährt.
Die glückliche Heimkehr muss natürlich begossen
werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Wir schmieden auch gleich
Pläne für den nächsten Tag . . . .
Wir feiern diesen “Fund” gleich, indem wir die
Taverne ansteuern und dort viele kleine gebackene Fische
verdrücken (in Kroatien Girize). Köstlich –
die häuslichen Lammkoteletts müssen noch einen Tag
warten!
17.7.2012: CP „De kleine Stad“ - Wenecja
220 km
. . . . aber es nützt das ganze Planen nichts, wenn der Himmel
anders disponiert hat. Er weint heute morgen bitterlich, weshalb wir
bis Mittag hier bleiben und die Zeit nützen, um
Häusliches zu erledigen. Maria ist schon furchtbar
fleißig, man kriegt direkt Komplexe; Georg wühlt mit
seinen Fotos herum, Ewald betreibt Gehirnjogging und ich schreib
Reisebericht. WIR HEIZEN – ES HAT 16°!
Zu Mittag reißen die Wolken auf und lassen den blauen Himmel
durchblinzeln. Das bringt uns aule Wichte auf die Beine, ein Womo hat
Posen und Gnesen zum Ziel, das andere ein Freilichtmuseum –
das sind wir. Der Weg den das Navi aussucht, ist nicht unbedingt der
schnellste, führt aber durch wundervolle Wälder und
flache Hügellandschaft, über die sich
Getreidefelder in allen Schattierungen zwischen gold und braun
erstrecken. Über allem ein endlos weiter Himmel, an dem die
abenteuerlichsten Wolken dahinjagen – stabil ist die
Wetterlage noch lange nicht. Als wir am Ziel sind, regnet es schon
wieder, also drehen wir die Reihenfolge um und essen erst, danach sind
die Bauernhäuser an der Reihe. Es ist nur ein kleines Museum,
aber liebevoll instand gehalten. Vom Herrenhof hat man einen
phantastischen Blick über den See; man kann sich recht gut
vorstellen, wie es sich hier leben ließ – als Herr
natürlich.
Für die Bauern war`s entschieden weniger lustig – auch wenn die Bauernhäuser dieser Gegend wesentlich geräumiger waren als wir sie in Freilichtmuseen anderer Länder gesehen haben. Um 17h wird geschlossen, wir machen uns auf den Weg zum vereinbarten Stellplatz in Wenecja. Dort stellen wir uns in die Sonne, hören Musik und warten auf Maria und Georg, die zwei Stunden später auf den Platz kurven.
18.07.2012: 09h30Wenecja – Thorn 109 km
Erste Station heute ist Biskupin – der Nachbau einer 1933
entdeckten Siedlung aus der Eisenzeit. Wen es auf seinen Reisen hierher
verschlägt, der sollte sich das nicht entgehen lassen. Die
Siedlung liegt auf einer Halbinsel des Biskupin-Sees, die den Charakter
einer Moorwiese hat, also kein besonders fester Baugrund, um rund 1000
Menschen anzusiedeln. Neben allem anderen, was man aus anderen
Ausstellungen dieser Art kennt, ist es vor allem die Wohnanlage, die so
bemerkenswert ist. Dreizehn „Reihenhäuser“
mit einer Grundfläche von 70m2-90m2 lagen dicht nebeneinander,
jeweils nur durch eine dazwischen liegende, mit Eichenbohlen belegte
Straße voneinander getrennt, strohgedeckt mit Wänden
aus Eichenbohlen, ein ganz eigentümlicher Anblick, der
unweigerlich an Zinskasernen erinnert. Jedes dieser
„Reihenhäuser“ enthielt acht
„Wohneinheiten“ in denen 7-10 Personen lebten.
Ziemlich müßig, das zu beschreiben, man muss es
wirklich gesehen haben. Mir gefällt diese Ausgrabung
außerordentlich gut, es gäbe noch viel anzuschauen,
aber wir haben heute noch ein bisschen was vor. Hunger hat sich auch
schon eingestellt, wir futtern polnisch und starten zur zweiten Station
– Bromberg (Bydgoszcz).
Vom Parkplatz hat man einen hübschen Blick auf den Fluss und
die Häuserfronten; natürlich muss der
Seiltänzer fotografiert werden;
wir wandern zur Pfarrkirche, die innen mit ganz ungewöhnlicher Farbgebung aufwartet: die Wände und die Felder des Kreuzgewölbes sind purpurrot, violett und tiefblau ausgemalt und viel Gold.
Der Marktplatz
ist eher blass – wohl auch wegen des sehr milchigen Lichts,
das wir heute haben.
Dritte Station: CP Camping „Tramp“ in Thorn. Vorher
wird eingekauft, getankt, aber nichts mehr besichtigt.
Der Himmel gibt uns auch recht, es regnet bereits wieder – ein ziemlich eigentümlicher Sommer!
19.07.2012: 14h20 Thorn – ca. 19h Malbork 286
km
Thorn ist eine wirklich sehenswerte Stadt – speziell, wenn
man sich näher mit der Backsteingotik befassen will! Leider
ist uns der Wettergott heute nicht sehr freundlich gesinnt, was
besagter Gotik nicht besonders gut bekommt – sie
drückt dann gewissermaßen aufs Gemüt.
Wir
arbeiten uns aber tapfer durch die ungemein kompakte Bausubstanz der
Innenstadt und belohnen uns dann für unsere Mühe in
einer „Pierogeria“, wo wir die bisher besten
Pieroggen vorgesetzt bekommen – vor allem eine uns noch
unbekannte Art, die nicht in Wasser gekocht wird, sondern aus dem Ofen
kommt. Köstlich!
Da wir schon am frühen Nachmittag wieder „zu
Hause“ sind, wird beschlossen, nach Malbork weiterzufahren
und nur in Kulm einen kurzen Stopp einzulegen.
Kulm kann man sich die nächsten zwei bis drei Jahre schenken,
die Stadt ist eine einzige Baustelle, von der sagenhaften
Backsteingotik und anderen Schätzen ist kaum etwas zu
entdecken; dafür setzt es einen saftigen Platzregen, der uns
blitzartig ins Womo zurückkehren und nach Malbork weiterfahren
lässt. Der Guss ist bald vorbei und vor uns breiten sich die
weiten Ebenen Pommerns aus. Goldene Felder, soweit das Auge reicht,
kleine Dörfchen, Uferbewuchs kleiner Teiche und Bäche
und über all dem spannt sich ein verheißungsvoll
blauer Himmel mit vielen eiligen Wolken, die gelegentlich einen
Wasserschleier auf die Erde herabfallen lassen. Man kann hier so
herrlich weit schauen . . . . .
In Malbork schaut Georg allerdings zunächst einmal leicht
entsetzt, denn wir müssen auf dem Weg zum CP durch eine
Bahnunterführung, die aufgrund von Bauarbeiten auf 3,0m
Höhe reduziert wurde. Das können beide Womos nicht;
also muss erst einmal umständlich gewendet werden, dann darf
sich unser Navi ein bisschen anstrengen, parallel dazu wird die Karte
studiert und so landen wir glücklich doch beim CP
„Nr. 197“ in der ul. Portowa. Hübsch
gelegen, allerdings mit sehr saftigem Boden und mit Wegen, die mit
unvernünftig hohen Randsteinen begrenzt sind, was beim
Auffahren auf die weichen Wiesen in den selbigen sehr unliebsame Spuren
hinterlässt. Darauf angesprochen reagiert die
CP-Leitung allerdings nur mit Achselzucken – also
kann´s uns recht sein, auch wenn es uns eigentlich
stört. Die Sanitäranlagen sind polnisch –
mehr gibt´s dazu nicht zu sagen. Ewald und ich machen noch
einen Abendspaziergang an der Nogat entlang bis zur Burg, wo wir alles
Wichtige wie Ticketkassa, Ausfolgung der Audio-Guides und
Öffnungszeiten erforschen und entdecken, dass gerade
„Ritterspiele“ im Gange sind, die dem musealen
Charakter der riesenhaften Anlage im Handumdrehen einen
fröhlichen Anstrich verleihen.
Mit diesen Neuigkeiten kehren wir auf den CP zurück – gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Wolkenbruch.
20.7.2012: Besichtigung Malbork
Auf geht´s! Nach dem Moskauer Kreml und dem Prager Hradschin
ist die Marienburg der drittgrößte Burgkomplex
Europas und das größte Backsteinschloss weltweit.
Allein daraus ergibt sich, dass Beschreibungen hier keinen Platz finden
können – sie füllen viele, viele Seiten und
geben doch nicht wieder, was man einfach selbst erleben muss.
Eine
ungemein imposante Burg- und Verteidigungsanlage, deren gesamtes
Ausmaß man nur vom gegenüberliegenden Ufer der Nogat
so richtig ins Auge fassen kann.
Informiert durch den Audio-Guide steigen wir geschlagene sieben Stunden
in der Burg herum, bis wir uns zum Schluss leicht
„überinformiert“ zu Bratwurst und Bier
flüchten. Aber wir sind außerordentlich beeindruckt!
21.07.2012: 10h15 Malbork – 15h30 Danzig 67 km
Heute lassen wir es langsamer angehen, allen tun die Beine weh von den
ungleich großen runden Steinen, mit denen die Höfe
gepflastert sind, von den zahllosen Stiegen ganz zu schweigen! Die
Fülle des Gesehenen und Gehörten muss erst einmal
verdaut werden, möglichst ohne Beteiligung irgendwelcher
Backsteinbauten. Darum rollen wir ganz gemütlich nach Norden,
biegen nach Osten auf die Frische Nehrung ab – Georg will die Ostsee sehen. Wir auch; dass das allerdings ein so kurzes Vergnügen wird, ist vorerst nicht abzusehen. Während die Ostseewellen bei mir Kindheitserinnerungen an Laboe wachrufen, rufen sie bei Georg den Magen wach!
Mit Strandspaziergang wird´s nichts, wir gehen essen. Aus zweimal Borschtsch, einmal Fischsuppe und einmal Gulaschsuppe im Brot werden nach und nach zur Verwirrung des Servicepersonals einmal kein Borschtsch und zwei Gulaschsuppen mehr, deren Brotmäntel allerdings mit nach Hause müssen, weil sie keiner aufessen kann. Nach diesem heiteren Intermezzo fahren wir auf funkelnagelneuen Straßen (das Navi kennt sie noch gar nicht!) nach Danzig, kaufen unterwegs ein, halten Einzug auf dem CP „Stogi“, grillen unsere Koteletts und vernichten etliche Biere.
22.07.2012: Besichtigung Danzig
Danzig ist sicher eine der schönsten Städte Polens.
Man wird nicht müde, die wunderschönen
Patrizierhäuser entlang der Langgasse zu bewundern, die
mächtigen Kirchenbauten zu bestaunen. Es hatte ja kaum einer
der Bauten der Innenstadt den Krieg überstanden; über
700 Häuser wurden nach alten Plänen in akribischer
mühevoller Arbeit wieder aufgebaut. Nach der Innenstadtrunde
wandern wir am Mottlawaufer entlang, steigen ins Krantor hinauf, essen
am Flussufer Heilbutt und machen eine Rundfahrt durch den Danziger
Hafen, in dessen Werft vor dreißig Jahren Geschichte
geschrieben wurde, aber auch vorbei an der Westerplatte, an der am 1.
September 1939 der Zweite Weltkrieg begann. . .
Wir haben echtes Ostseewetter: sonnig, aber kühl und windig, ideal für Stadtwanderungen. Irgendwann ist aber doch der Punkt erreicht, wo man keine Häuser und Kirchen mehr sehen mag – und seien sie noch so schön! Wir setzen uns wieder in die abenteuerliche Danziger Straßenbahn und sind hoch erfreut, ohne Entgleisung wieder zu unserem CP zurückzukommen.
23.07.2012: 09h30 Danzig - 14h30 Czolpino - PP mitten im Wald
342 km
Was für ein Tag – man sieht es an den
Kilometern! Das machen wir sonst nie, uns ist aber auch das
Glück zunächst nicht unbedingt hold. Raus aus Danzig:
Stau! Sopot: Stau!! Abfahrt Richtung Hel: Stau!!! Also bleiben wir auf
der „Hauptstraße“, das ist aber so
unlustig, dass wir uns dann doch irgendwann ins Gesträuch
wagen – was wir besser nicht getan hätten. Wir irren
eine ganze Weile im Küstenhinterland herum (erinnert uns stark
an Finnland . . .), bis wir endlich in Leba ankommen – na,
mehr haben wir nicht gebraucht! Fremdenverkehr puuuuuur.
Gerammelt voll, die Parkplätze so überfüllt,
dass nur der rein kann, der abwartet, dass einer rauskommt.
Nein, das wollen wir nicht, wir wenden uns mit Grausen und ich gebe
meine Ostsee und die Wanderdünen schon verloren. Nicht aber
mein Göttergatte! Ich soll meine Ostsee haben, komme, was da
wolle. Mit vereinten Kräften finden er, das Navi und ich mit
viel Glück die wundervoll „fast
unsichtbar“ in den Naturpark eingefügten
hölzernen Schilder, die uns den Weg zum Latarnia
Morske und damit einen – nämlich den wirklichen -
Zugang zu den Wanderdünen weisen. Die zu erklimmen wir
vorhaben. Unsere Vorstellungen bezüglich eines Zeitrahmens
sind ziemlich naiv. Ich kenne aus meiner Kindheit zwar
Sandstrände an der Ostsee und Dünen an der Nordsee,
aber was wir hier zu bewältigen haben, ist doch eine etwas
andere Größenordnung. Es ist unglaublich anstrengend
(so lange ist meine Hüft-OP auch noch nicht her), aber auch
ein unglaublich tolles Erlebnis.
Neun Meter pro Jahr legt dieses Sandgebirge pro Jahr zurück und ist kaum durch irgendetwas aufzuhalten. Wir haben riesiges Glück mit dem Wetter. Schatten gibt es ja schließlich nicht in dieser wüstenähnlichen Landschaft; da der Sommer aber gerade erst wieder zum Leben erwacht ist, wird diese Dünenquerung ein ganz herrliches Erlebnis, aber – wie gesagt: sehr anstrengend. Vor dem letzten, sehr steilen Hang gebe ich w.o., Ewald geht allein zum Meer hinunter und ich freu mich an dem traumhaften Anblick: tiefblaue See, dunkelgrüne Kiefernwälder und fast weiße Dünen: manchmal wirken sie wie verschneit.
Unser Ausflug dauert immerhin dreieinhalb Stunden; zurück beim Womo verzwicken wir erst einmal eine Jause, dann kommt die Schlafplatzsuche. Die zieht sich erstmals; einerseits möchten wir so nahe wie möglich an unseren morgigen Treffpunkt mit Maria und Georg, wirklich finster darf es aber auch nicht werden. Schließlich wird es ein Parkplatz mitten im Wald. . . .
24.07.2012: 08h20 PP mitten im Wald – 17h00 Swieta Lipka
356 km
. . . auf dem wir herrlich ausgeschlafen der Sonne beim Aufgehen
zuschauen. Hauchzarter Flaum rötlicher Gräser bedeckt
den Waldboden; die Tautropfen darin blinken im Licht der ersten
Sonnenstrahlen - ein zauberhafter Anblick! Das kann kein Campingplatz
bieten. Leider sind solche Augenblicke immer viel zu kurz -
Straßenarbeit ist wieder angesagt, die sich aber anfangs sehr
abwechslungsreich gestaltet. Wir erleben das
„Landpolen“ hautnah. Das Navi findet wieder einmal
die denkbar kürzeste Strecke – diesmal besonders
originell. Die ausgewählte Straße ist
„fast“ fertig. Im Klartext heißt das: ein
funkelnagelneuer Belag, wunderbar zu fahren; nur sind über die
nächsten 30 Straßenkilometer noch zahlreiche
Baumaschinen, Kräne und LKW´s sowie die
dazugehörigen Bauarbeiter verteilt, alle eifrig damit
beschäftigt, neue Busstationen anzulegen. Das Navi ist genauso
verwundert wie wir, vor allem ist der gesamte Abschnitt nicht als
Baustelle deklariert – jeder fährt, wie´s
ihm gerade einfällt!
Trotzdem sind wir pünktlich um dreiviertelzwölf am
vereinbarten Treffpunkt, und ein paar Minuten später taucht
auch schon Georgs Womo auf zum Fototermin am Oberländer Kanal:
eine wirklich beeindruckende technische Einrichtung, vor allen, wenn
man bedenkt, dass schon vor 150 Jahren darauf Bedacht genommen wurde,
ohne Fremdenergie auszukommen.
Der Kanal führt von Ostroda bis nach Elblag, ist ca. 65km lang und überwindet auf einer Distanz von 10km auf insgesamt 5 „Geneigten Ebenen“ einen Höhenunterscheid von rund 100m.
Wir sind gerad rechtzeitig da, um zuschauen zu können, wie ein Segelschiff auf seinem „Untersatz“ mittels eines ausgeklügelten Seilzugsystems den Berg herunter auf die nächst niedrigere Staustufe befördert wird. Im wahrsten Sinn des Wortes ein schräger Anblick: Schiff auf Wiesenhang „an der Leine“!
In den Womos ist es dank Schattenparkplatz erfreulich kühl; wie entern dieselben und fahren in unterschiedlicher Richtung davon: Georg will Frombork anschauen, wir fahren gleich nach Swieta Lipka, vertrauen uns abermals dem Navi an und geraten auf eine unglaubliche Rumpelpiste, die bestenfalls 10-15kmh zulässt, uns dafür aber mit einer bezaubernden Landschaft belohnt. Über die Hügel ziehen sich Wiesen und Wälder, auf den Feldern steht das reife Getreide, durchsetzt von leuchtend blauen Kornblumen und in den Senken blinken die ersten masurischen Seen. So nähern wir uns langsam und bedächtig der barocken Wallfahrtskirche „Heilige Linde“, einem der bedeutendsten Orte der Marienverehrung in Polen, erbaut vom Tiroler Baumeister Georg Ertly.
Bei Barock immer recht skeptisch, werden wir diesmal aber recht angenehm enttäuscht. Die Farbgebung verblüfft uns zwar etwas; früher war der gesamte Komplex gelb, heute streiten sich zwei Rosa- oder Terrakottatöne miteinander, was dem Ensemble nicht gut bekommt. Aber innen erstrahlt die Kirche in barocker Farbenpracht.
Eine Augenweide ist das wertvollste Stück der Inneneinrichtung – die Orgel mit ihren 4965 Pfeifen und den zahlreichen beweglichen Goldstatuetten, die sich je nach gezogenem Register, in Bewegung setzen lassen. Natürlich nehmen wir uns gleich vor, morgen eine der Orgelvorführungen zu besuchen, beenden unseren Rundgang durch die Kirche und setzen uns ins gegenüberliegende Restaurant. Pierogen stehen zwar nicht auf der Speisenkarte, wir bekommen sie aber auf Anfrage trotzdem und sie schmecken auch hier ausgezeichnet. Um dreiviertelneun tauchen Maria und Georg auf, leicht geschlaucht und etwas reisemüde. Das Tagesprogramm war wohl doch etwas zu üppig.
25.07.2012: 10h30 Swieta Lipka – 11h45 Harsz CP Sonata
49 km
Fünfviertel Stunden für 49km sagen eigentlich alles.
Das Navi ist Spitze! Die Gegend aber auch – zauberhaftes
Masuren! Seen, Wälder, Wiesen, auf jedem dritten Bauernhaus
eine Storchenfamilie, manche stehen auch einbeinig auf einem Zaunpfahl.
. .
Wir rumpeln gemütlich Richtung CP – fest
entschlossen, die Kultur zu beurlauben und uns dem erholsamen Nichtstun
hinzugeben. CP ist ein sehr weitläufiger Wiesenplatz an einem
See.
Sehr einfach, sehr viel Natur, was sich ziemlich bald in Gestalt lästiger Gelsen und Bremsen äußert, die großes Interesse an uns zeigen. Wir flüchten ziemlich eilig ins Wasser; schön kühl ist es dort und so interessante Kugerln schwimmen da drin herum! Sieht aus wie Grießsuppe, aber da viele andere Menschen auch in der Grießsuppe schwimmen, zerbrechen wir uns nicht weiter den Kopf, sondern sind heilfroh, Abkühlung zu finden – der Sommer ist zurück!
Abends essen wir beim Campingwirt, das abendliche Zusammensitzen fällt kurz aus, weil ganze Geschwader von Gelsen über uns herfallen: Sommer in Masuren . . . . . .
26.07.2012: Stehtag
Wir wissen noch immer nichts über die Kugerln im Wasser,
allerdings verwandeln sie sich bei „Landaufenthalt“
in der Badekleidung in Gatsch – eine undefinierbare braune
Masse. Sehr spannend, vielleicht bringen wir ja noch was in Erfahrung .
Der geplante Bootsausflug entfällt, der CP-Betreiber ist
abgängig, außerdem schaut der Himmel finster drein
und Gewitter auf dem Wasser brauchen wir nicht unbedingt. Maria und
Georg fahren mit dem Rad einkaufen für eine abendliche
Grillerei, wir gehen schwimmen, halten Nachlese in unseren
Reisebeschreibungen und genießen den Ruhetag. Morgen
soll´s ja für uns langsam Richtung Süden
gehen. . . . .
27.07.2012: CP Sonata – Augustow PP b. Strandbad
218 km
Aufbruchsstimmung! Die einen wollen nach Norden, die anderen nach
Süden. Nach einem gemeinsamen Frühstück
werden die Womos startklar gemacht, dann heißt´s
Abschied nehmen. Maria und Georg werden das Baltikum
erforschen, wir machen uns langsam auf die Heimreise. Vorerst wollen
wir aber versuchen, einen Campingplatz wiederzufinden, den wir vor zwei
Jahren zufällig entdeckt haben und dessen
Zufahrtsbeschreibung im Reisebericht etwas
dürftig ausgefallen ist. Bis Mikolajki verläuft alles
wunschgemäß, dann fahren wir auf der 609
auf einen Stau nach einem Unfall auf. Wir warten eine dreiviertel
Stunde, Polizei, Rettung, Feuerwehr – das volle Programm wird
abgewickelt. Das wird sich in die Länge ziehen. Also wendet
Ewald mit Unterstützung meines Gefuchtels auf dem schmalen
Sträßchen, dann lotse ich ihn mittels Spezialplan
vom know how-Reiseführer tatsächlich
erfolgreich bis zu unserem hübschen Wiesencamping am See: Nad
Zatoka. Nach Erledigung dieser Fleißaufgabe machen wir uns
auf nach Augustow. Es wird mordsmäßig
heiß, aber wir kommen flott voran, denn wir sind auf sehr
guten Straßen unterwegs.
Um 15h wurschteln wir uns durch den
Augustow´schen Freitagnachmittagsverkehr (gibt´s
auch hier!) auf den im Womo-Buch beschriebenen Parkplatz und eilen
hurtig zum „Strand“, damit wir wieder halbwegs auf
Normaltemperatur kommen. Das braune Wasser erinnert mich an den
Spechtensee in der Steiermark, es tummeln sich ziemlich viele Leute
darin herum, also fassen wir Mut und stürzen uns auch in die
Fluten. Masurische Seen sind halt nicht kristallklar, aber das Wasser
ist o.k. – ohne Grießeinlage, dafür mit
viel Gemüse, das sich um die Beine ringelt – vor
allem aber kühl!!! Ein bisschen setzen wir uns noch in einen
schattigen Gastgarten, dann macht sich allgemeine Müdigkeit
breit. Zurück beim Womo werden alle Fenster auf Durchzug
gestellt, Abendessen vorbereitet und ausgeruht. Danach sind wir sogar
noch imstande, am Kanalufer auf ein Bier in die Stadt zu gehen und
einen Bankomaten zu suchen. Der Halbmond schaut unserem Tun wohlwollend
zu, wir bleiben aber nicht lange aus – es ist unbeschreiblich
28.07.2012: Augustov - Rybaki
Der Parkplatz ist gleich neben dem Sanatorium und wird daher nicht von
Möchtegernrennfahrern aufgesucht – wir haben eine
ruhige Nacht und morgens ist es sogar so was Ähnliches wie
kühl. Lang dauert der Zauber aber nicht, um neun Uhr machen
wir uns schleunigst aus dem Staub. Augustow kann uns nicht halten, wir
brauchen zumindest Fahrtwind, später vielleicht auch
einen See zum Schwimmen; vorläufig sind das jedoch
Wunschträume. Apropos Wunschträume: niemals
hätten wir uns träumen lassen, in dieser Ecke Polens
so erstklassige Straßen vorzufinden! Bis Bialostok
und weiter zur Grenze nach Weißrussland
geht´s wie geschmiert, schnurgerade läuft das
Asphaltband durch dichte Wälder – auch damit haben
wir nicht gerechnet. Acht Kilometer vor der Grenze zweigen wir ab nach
Kruszyniany und finden uns nach 10km lautstarker Schotterpiste in einem
Tartarendorf wieder, das zwar auf Grund von
Fördermaßnahmen einiges von seiner
Ursprünglichkeit eingebüßt haben
dürfte, aber sehr wohl einen Besuch wert ist. Unser
erster Besuch gilt der grünen Holzmoschee des
Dorfes, in der ein junger Mann je nach Bedarf in polnischer oder
englischer Sprache die Geschichte der Tataren
erläutert und dabei nicht zu erwähnen vergisst, dass
auch Charles Bronson ein Abkömmling dieses Reitervolkes ist.
Das Womo parkt glücklich im tiefen Baumschatten neben dem Gotteshaus, also lassen wir es gleich in seiner Obhut und wenden uns den irdischen Genüssen zu: eine Agroturistyka „Tatarska Jurta“ – bietet tatarische Küche an. Obwohl es barbarisch heiß ist, setzen wir uns in den Gastgarten und bestellen Köstlichkeiten, deren Namen leider nicht wiederzugeben sind. Auflauf aus Lamm, Kartoffeln und allerhand Gemüse, ein bisschen scharf, aber nicht zu sehr, eine sehr spannende Yoghurtsauce dazu, frischen Salat – ein Gedicht.
Auf die Fahrt nehmen wir noch zwei gebackene „Schlafröcke“ mit, in einem ist Marmelade, im anderen, wie sich später herausstellt, eine sehr pikant gewürzte Fleischfülle. Aber jetzt – nichts wie weg! Es hat 34°, im Womo noch ein bisschen mehr – ein Königreich für einen See! Weil wir uns auf dem Weg dorthin geringfügig verfahren, kommen wir direkt bei der weißrussischen Grenze heraus und sehen uns einer endlosen Schlange von LKW´s und Pkw´s gegenüber, die alle Richtung Weißrussland wollen. Einen Kilometer lang ist die sicher – arme Teufel! Wir sind gottlob in die andere Richtung unterwegs und nachdem Ewald ein paar Kecklinge von unserem Fahrstreifen gescheucht hat, dauert es nicht mehr allzu lange, bis wir am vielgepriesenen Strand von Rybaki eintreffen – und er ist zu Recht vielgepriesen! Wir ergattern sogar einen schattigen Parkplatz für unseren Dicken, aber dann kann uns nichts mehr aufhalten – ab ins kühle Nass! Weiches dunkelbraunes Wasser, kaum Schwebstoffe, keine Grießsuppe, keine Steine am Grund – ein Traum. Hier bleiben wir, so wie etliche andere polnische Camper auch.
Abends sehen wir am Waldrand etliche Lagerfeuer (sehr mutig!), der Mond stellt sich auch wieder ein – ein polnisches Seenidyll. Bei uns daheim wäre eine solche Handhabung eines öffentlich zugänglichen Strandes undenkbar – wie schön, dass es so etwas noch gibt! Ein wirklich toller Platz, der den Umweg unbedingt wert ist.
29.07.2012 08h40 Rybaki – 17h15 Sandomierz 451
km
Auf Reisen gleicht kein Tag dem anderen. Heute früh
genießen wir noch einmal den Luxus eines Sees direkt vor der
Haustür und gehen vor dem Frühstück
schwimmen – herrlich! Dann schauen wir aber, dass wir schnell
wegkommen, es hat nämlich schon um 07h30 29°C!
Vorläufig lässt sich aber alles sehr angenehm an, ein
großer Teil der Strecke führt durch Wald, dazwischen
leuchten goldgelbe Getreidefelder. Hier ist schon Erntezeit! Immer
öfter sehen wir Mähdrescher und in ihrem Gefolge
viele Störche auf der Suche nach Beute auf den
goldglänzenden Stoppelfeldern herumstaksen. Gegen 12h
erreichen wir unseren vermeintlichen Badesee, der sich aber leider als
völlig verschilft erweist. Eine andere Lösung muss
gefunden werden, wenn es ist brütend heiß und das
Fahren strengt an, das „Beifahren“ genauso. Es soll
offenbar heute nicht sein: auf dem Weg zu unserem nächsten
„See“ geraten wir in einen saftigen Regenguss, dem
einige heftige Sturmböen vorauseilen; der CP in Lublin (Graf
Marina), an besagtem See gelegen, ist zwar vorhanden, aber aufgelassen.
Es gibt keine Rezeption, keinen Strom, das Leitungswasser ist braun
– nein, das wollen wir nun auch nicht. Mittlerweile haben wir
aber schon mehr als 300km hinter uns gebracht, sind also reichlich
geschlaucht und bleiben erst einmal hier, stellen das Womo in den
reichlich vorhandenen Schatten und essen – wieder einmal
– Würstel. Dann nehmen wir uns die nächsten
110km vor: in Sandomierz gibt es einen netten CP, hat uns ein deutscher
„Womoist“ verraten. Gottlob ist die
Straße dorthin fast durchgehend wirklich sehr gut. Sie
führt uns durch den „Garten Polens“, hier
gibt es zahlreiche Obstplantagen. Wir sehen Apfel-, Kirsch-, Pfirsich-,
Marillen-, und Zwetschkenbäume – nur die
Störche sind fort! Für sie ist das kein Lebensraum
mehr, schade ! Nach eineinhalb Stunden erreichen wir das
Städtchen Sandomierz; eine Weil dauert es noch, bis wir die
Zufahrt zum CP „Stary Dwor“ erwischen, dann stellen
wir uns glückselig unter die Dusche. Der Himmel duscht
inzwischen das Womo und jetzt sind wir irgendwie ziemlich k.o. und
glücklich, hier zu sein. 450km auf Landstraßen in
Polen sind wahrhaftig keine Kleinigkeit! Ein dreifaches Hoch meinem
Chauffeur!!!!!!!
Jetzt warten wir erst einmal ab, wie das Wetter wird. An der
Rezeption hat man uns reichlich mit Informationsmaterial ausgestattet,
auch laut unserem Reiseführer sind wir hier in einem sehr
hübschen Städtchen gelandet.
30.07.2012: 12h45 Sandomierz – 17h30 Nowy Sacz
224 km
Gleich vom CP geht ein steiler Weg links oder eine steile Stiege rechts
direkt in die Altstadt, die wir uns vormittags zu Gemüte
führen. Es ist ein bisschen schwierig, die Schönheit
des erhalten gebliebene Stadtkerns zu würdigen, denn derzeit
ist er eine einzige Baustelle. Überall wird renoviert,
restauriert, Straßen nach historischem Vorbild
möglichst unwegsam gepflastert, man muss aufpassen, dass man
nicht vom Bagger auf die Schaufel genommen wird! Aber – es
ist ein wirklich sehr schöner Rynek mit einem
mächtigen Backstein-Rathaus in der Mitte seiner sehr
schrägen Fläche. Hübsche Häuser
umgeben den Platz, leider ist es recht diesig, gar nicht zum
Fotografieren geeignet.
Also steigen wir wieder hinab zu
unserem CP, zumal wir auch nichts gefunden haben, womit wir unserem
Töchterlein eine Freude machen könnten –
na, vielleicht finden wir noch was. Jetzt ist erst einmal wichtig,
wegzukommen, bevor es heiß wird! Das Navi führt uns
auf die Bundesstraße 79 in die Weichselniederung; die
Landschaft wird vertrauter, die Felder werden kleiner, die
große Weite des nordöstlichen Polens ist dahin. Bis
Tarnow geht alles gut, dann stellen zwei Fahrverbote uns vor die schier
unlösbare Aufgabe, irgendwie den Weg am Jez. Roznowskie vorbei
nach Nowy Sacz zu finden. Wir fragen, kehren um, fahren neue Wege,
stehen an, fragen wieder, kehren um, stehen wieder an – eine
ganze Weile geht das so, bis sich der Knoten endlich löst und
wir auf der richtigen Straße sind. Kurz vor Nowy Syacz sehen
wir die Einmündung der bis auf 2,5km gesperrten
Straße – wir wären tatsächlich
auf dem vom Navi gewiesenen Weg kurz vor dem Ziel steckengeblieben.
Aber jetzt sind wir da, finden auch den Bus- und LKW-Parkplatz, der uns
gar nicht gefällt. Wir unternehmen den irrwitzigen Versuch,
einen anderen Nächtigungsplatz zu finden, kehren aber bald
reumütig zurück und kommen zu der Erkenntnis, dass
der Platz so schlecht ja gar nicht ist: nicht laut, bewacht, 10
Gehminuten in die Altstadt und preiswert. Man kann nicht immer an
romantischen Masurenstränden stehen. Wir machen unser eigenes
Abendprogramm und ergötzen uns an den Peitschenleuchten am
Platz, die offenbar mit dem mageren Stromangebot nicht klarkommen und
interessante Lichtspiele veranstalten. Als ich dann auch noch eine
Ziege meckern höre, ist das für meinen
Göttergatten ein willkommener Anlass, sein
komödiantisches Talent voll auszuspielen – bis wir
uns müde gelacht haben undschlafen gehen.
31.07.2012: 10h Nowy Sacz - 13h30 Jez. Orava 138 km
Wir stehen wieder recht früh auf, um in die Stadt zu kommen;
das geht von dem Parkplatz aus recht schnell. Der Rynek ist schnell
gefunden – er ist wirklich recht groß, wenn auch
ein Vergleich mit Krakau ziemlich an den Haaren herbeigezogen scheint.
Das prachtvolle Rathaus thront mitten auf dem Platz, der ringsum von
sehr schön restaurierten Bürgerhäusern
gesäumt ist.
Wir bummeln durch die Fußgängerzone, in der zu dieser frühen Tageszeit noch nicht viel los ist. Sehr viel anders ist das auf dem Markt, auf dem fast ausschließlich Produkte aus dem Umland angeboten werden, mal frisch – mal etwas weniger frisch. Jede Menge Wurzelwerk, Kräuter, Pilze, Beeren, dazu Äpfel, Tomaten, Paprika, riesige Zucchini, winzige Gurken – kaum Importware. Geräucherter Käse, unglaublich viele Blumen. In Polen werden sehr viele Blumen gekauft, immer wieder sehen wir Menschen mit Blumensträußen auch zum Friedhof gehen, ebenso ist der Kirchgang nicht ausschließlich eine Angelegenheit für den Sonntag.
Fast immer, wenn man eine
Kirche betritt, sitzen oder knien dort relativ viele Menschen, oft mit
ihren Einkäufen neben sich und beten.
Schade, Nowy Sacz ist unser letzter Stop in Polen, langsam
müssen wir nach Hause. Wir machen das Womo startklar und
impfen das Nawi mit einem landschaftlich schönen Weg zur
Grenze. Allein – das technische Wunderding hat andere
Pläne und lotst uns auf der ganz normalen Route zum
Jez. Orava. Bis wir draufkommen, ist es für eine Korrektur
viel zu spät. Weil aber das Wetter ohnehin ein bisschen
verhangen ist, lassen wir´s einfach laufen und kommen
dafür schon gegen 14h beim See an. Ein ganz entlegener Winkel
der Slowakei mit einem ganz stillen Wiese-CP. Sehr gemütlich,
Angler sitzen am See in der stillen Hoffnung, etwas zu fangen.
Schwimmen könnte man auch, aber es ist nicht heiß genug. Jetzt wird erst einmal abgekocht und gegessen, dann nützen wir das günstige Wetter, um im Womo die Spuren von sechs Wochen Reise zu beseitigen. Unglaublich, was sich da alles ansammelt! Wir misten ordentlich aus, vervollständigen - wie nach jeder Reise - die To-do-Liste und gehen mit dem angenehmen Gefühl, fleißig gewesen zu sein, zum Campingwirt auf ein Bier.
1.08.2012: Jez. Orava - Wien
Nach einer angenehmen Nacht und einem ebensolchen
Frühstück satteln wir den Minimax und lenken seine
Nase Richtung Österreich. Teilweise sind die Straßen
ganz ordentlich und wir kommen rasch voran. Als wir die Grenze nach
Österreich passieren ist es noch zeitig am. Tag. So schnell
wollen wir aber doch noch nicht zu Hause sein. Was ist da zu tun? Wir
beschließen uns noch den Stellplatz in Illmitz anzuschauen
und eventuell dort zu nächtigen. Man kann ja
schließlich noch zu einem Weinbauern gehen und en "Kurzurlaub
ausklingen lassen.
Da der Stellplatz aber voll in der sonne liegt und es sehr
heiß ist, rollen wir doch wieder weiter Richtung Wien. In
Neusiedel am See statten wir noch einem Gasthaus einen Besuch ab, weil
die Weinbauern alle erst später aufsperren und wir nicht so
lange in der sonne braten wollen. Dafür bekommen wir da die
teuersten Eierschwammerl unseres Lebens serviert. Sie schmecken zwar
köstlich, aber in Polen hätten wir um das gleiche
geld wahrscheinlich einen ganzen Lastwagen voll Eierschwammerl bekommen!
Gesättigt und mit blanker Kassa fahren wir auf die Autobahn
und sind nach kurzer Zeit zu Hause........