Sizilien 2014
Primavera in mezzogiorno =
Frühling
in Süditalien
März 2014
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April 2014
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Mai 2014
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Montag, 10.03.2014 Wien - 18h - Villach - Bad Camping
2013, das Jahr der zahllosen Reparaturen an Mensch und fahrbarem Untersatz ist endlich vorbei;
sozusagen runderneuert starten wir in den Frühling. Sämtliche Listen,
die wir fabriziert haben, sind abgearbeitet, was wir trotzdem vergessen haben,
wird sich erst weisen.
Ewald hat ein neues Navigationssystem,
das uns während der Fahrt einigermaßen beschäftigt. Ansonsten genießen wir es
einfach, wieder unterwegs zu sein. Auf der Strecke über Bruck ist nur wenig
Verkehr, wir haben ideales Reisewetter und je weiter wir nach Süden kommen,
desto spätwinterlicher wird es wieder. Schließlich tauchen die Karawanken aus
dem Dunst auf noch tief verschneit – im Licht der tief stehenden Sonne ein traumhafter
Anblick.
Nachts wird es noch reichlich kalt, also
haben wir doch einen CP aufgesucht, da können wir unseren Heiz-quirl
uneingeschränkt Behaglichkeit verbreiten lassen (Bad Camping am Westende des
Ossiachersees).
Dienstag, 11.03.2014 10h15 CP - 13h30 San Daniele
Hu,hu 3°C in der Früh – das ist nicht viel! Drinnen ist es dank Heizquirl ein
bisschen wärmer. Trotzdem schauen wir, dass wir weiterkommen, die Friererei muss
endlich ein Ende haben.
In
Tarvis laufen wir die Straßen hinauf und hinunter auf der Suche nach
einem Laden, der dem Ewald zu einer italienischen Sim-Karte verhilft. Es hilft
niemand, der Einzige, der helfen könnte, sperrt erst um 15h30 auf, solang wollen
wir nicht warten. Uns steht der Sinn nach Sonne, Wärme und blühenden Bäumen.
Heuer probieren wir den SP in San Daniele aus. Er ist groß, es
gibt Wasser, Grauwasser- und WC-Entsorgung und eine bildschöne Aussicht auf die
angezuckerten Berge.
In den Ort geht man vielleicht eine Viertelstunde, meist bergauf und oben heißt es dann nicht alles Walzer, sondern - alles Schinken. Wohin der Blick auch fällt, fällt er auf eine Schinkenkeule. Wir haben für so viel Nachdruck nicht sehr viel übrig, außerdem brauchen wir viel dringender als Schinken unsere Sim-Karte. Schlussendlich schaffen wir das in zwei Anläufen auch, der Schinken bleibt, wo er ist.
Mittwoch, 12.03.2014 10h00 S. Daniele – 13h50 Caleri
Heut stiefelt Ewald noch einmal in
die Altstadt, weil das Internet noch immer nicht will, aber dann: Weiter nach Süden! Wir durchqueren
wieder einmal Friaul und Veneto auf gewundenen Pfaden, die uns an einer Menge wunderhübscher
Gärten vorbeiführen, in denen es geradezu explosionsartig Frühling wird. Büsche
und Ziergehölze prangen in weißem und rosafarbenem Hochzeitsstaat – alle werden
sie aber übertroffen von den vornehmen porzellanartigen Blüten der Magnolie, die
an Tulpen erinnern, und von ihrer moderneren Schwester, deren Äste mit
unzähligen strahlend weißen Sternen übersät sind.
Das neue Navi lotst und durch all
diese Pracht recht problemlos nach Caleri,
dem letzten Zipfelchen Land, das die Lagune von Caleri gegen das Meer abgrenzt –
ein wahrhaft Welt abgeschiedener Flecken, obwohl es dort einen
giardino botanico litoreale gibt, der sich allerdings nach dem
Winterschlaf noch die Augen rubbelt. Der erhoffte Spaziergang durch Dünen und am
Strand bleibt buchstäblich im Schlamm stecken; etliche Wege und Stege bedürfen
dringend der Erneuerung; dann sind sicher längere Spaziergänge möglich.
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Derzeit bohren dort lediglich Einheimische mit Löffeln im nassen Sand herum und fördern Muscheln zutage. Wie sie erkennen können, wo sie fündig werden, ist uns trotz genauester Observierung völlig unerklärlich geblieben.
Donnerstag, 13.03.2014 09h50 Caleri - 14h30 Fano
Wir werden von der Morgensonne
geweckt, die der Heizung hilft, das Womo aufzuwärmen – nachts ist es immer noch
recht frisch! Heute kommt ein langweiliger Streckenabschnitt, wenn man davon
absieht, dass das Podelta wassertechnisch mehr als spannend ist. Wir sehen
winzige Kanälchen und Schleuschen, die zu anderen Jahreszeiten wohl eher
verborgen bleiben und die wir auch nur deshalb entdecken, weil wir durch eine –
vor Jahren gesehene - ausgesprochen instruktive Fernsehsendung sozusagen
„vorgebildet“ sind und deshalb eine Spur genauer schauen. Die SS 16 bleibt uns
natürlich auch nicht erspart, weil wir ja Autobahn-verweigerer sind. Der Verkehr
hält sich aber sehr in Grenzen und uns bleibt genug Muße, die schauerlichen –
ehemals überrannten – Ferienziele wie Rimini, Cesernatico, Cattolica und wie sie
alle heißen – neuerlich zu bestaunen, bevor wir auf unseren SP in
Fano einschwenken, der recht
brauchbar ist – bis auf den Umstand, dass der Hahn der Wasserleitung kaputt und
somit das kostbare Nass unzugänglich ist. Irgendein Witzbold hat eine verbogene
Schraube hineingesteckt ….. (?)
Fano besitzt einen netten Altstadtkern und der erste Capuccino auf dem Stadtplatz in der Sonne ist ein Muss! Dann einkaufen, heimgehen, kochen, lesen, schlafen.
Freitag, 14.03.2014 09h10 Fano - 13h30 Loreto – Recanati
Ich muss mich bei dem Witzbold
entschuldigen – er war sogar sehr findig! Mein Herr Gemahl hat mir nämlich
demonstriert, dass die besagte Schraube sogar sehr sinnreich zurechtgebogen ist,
um in eine Nut gelegt werden zu können, auf dass man dann den Wasserhahn
aufdrehen könne . . . . . ja so pfiffig war ich nicht; zu meiner Verteidigung
kann ich nur anführen, das es gestern schon recht dämmrig war und ich die Nut
nicht gesehen habe.
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Auf zu neuen Taten: Loreto. Nicht unbedingt überwältigend, aber doch ein recht eindrucksvolles Bollwerk des Glaubens, das dort auf seinem Hügel thront.
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8km weiter südwestlich breitet sich vor uns sehr malerisch die Gesamtansicht von Recanati aus; leider ist der sehr nett beschriebene SP mit Baumbestand bereits Geschichte und den Bauboom zum Opfer gefallen; jetzt fristen die Camper auf einer öden Betonfläche in der prallen Sonne ihr Dasein. Wasser sowie Ver- und Entsorgung gibt es allerdings schon. Der Weg in die Altstadt ist nicht lang, dafür aber ausgesprochen steil. Ob er sich lohnt, ist Ansichtssache; uns hatte der SP hergelockt.
Samstag, 15. 03. 2014 11h30 Recanati - 14h30 Notaresco
Samstag
ist Markttag! Wir marschieren also
wieder steil bergan in die Altstadt, um einen wirklich typisch ländlichen Markt
zu erleben – die Einkaufsmöglichkeiten rundherum sind für den normalen
Alltagsbedarf wirklich bescheiden. Da müssen fliegende Händler her, die von
Kurzwaren und Wolle über Unterwäsche bis zu Flanellnachthemden alles dabei
haben. Obst und Gemüse gibt´s natürlich auch, wunderbar frischen Salat zum
Beispiel, später sehen wir schon ganze Felder davon. Herrlich! Ewald hat einen
beachtlich Schnupfen eingefangen; wir wählen unsere Strecke danach und stehen
nach 118km schon wieder. Notaresco heißt das Nest auf einem Gupf in der Landschaft. Es
besitzt 1 Kirche, 2 Cafes, natürlich 1 Municipio, klitzekleine Geschäfte für die
Nahversorgnung und 1 Tennishalle. Dort stehen wir mit Wasser und Gratisstrom und
haben Hunger.
Direkt unter uns am Hang findet sich eine Osteria, die schon rein
optisch überhaupt nicht hierher passt. Das Ambiente ist irgendwo zwischen
minimalistisch und Nobelkantine angesiedelt und hat zwar geöffnet, allerdings
ist eine Kindergeburtstagsparty im Gange. Einer näheren Erläuterung der
akustischen Gegebenheiten bedarf es sicher nicht, zumal in dem Raum außer
Tischtüchern keinerlei Textilien vorhanden sind, die den Schall dämpfen könnten
– es ist wirklich ohrenbetäubend. Unsere Mägen knurren jedoch noch lauter, also
lassen wir darauf ein und verlassen nach einer guten Stunde das Etablissement
mit leichtem Gehörschaden. Seither rätseln wir, wie hier – mitten in der Einöde
– so ein Restaurant existieren kann. Wir werden dieses Problem sicher nicht
lösen, ein anderes aber sehr wohl. Meine Schmerzgrenze in Sachen SS 16 war heute
erreicht und morgen werden wir der autostrada die Ehre erweisen . . . .
Sonntag, 16.09h00 Notaresco - ca. 13h30 Marina di Chieuti
Man glaubt es kaum, heute sind wir AB
gefahren und sie hat uns wohlbehalten wieder entlassen. Da ich weiß, wie
abscheulich die Strecke auf der SS 16 ist, habe ich die Fahrt durch die hübsche
Hügellandschaft besonders genossen; überall blühende Pfirsich- und Mandelbäume,
in den Vorgärten bunte Blumen, auf den Feldern sprießt schon das Getreide und an
den Straßenrändern blüht der Raps Es ist einfach eine Wohltat.
Unsere SP-Suche misslingt heute
gründlich, weder der beim Stausee noch in
Larino beim
Kapuzinerkloster gefällt es uns, also gondeln wir durchs Hügelland wieder an die
Küste zu unserer Freundin, der SS 16. Aber nicht lange, wir brauchen noch einen
Tag Erholung für den Schnupfenmann. Jetzt stehen wir in
Marina di Chieutii direkt am Meer
neben verwaisten Badeeinrichtungen und Lokalen. Die brauchen wir aber ohnehin
nicht, wir kochen selber. Vorher ist aber der erste „Barfuß-Strandspaziergang"
des Jahres 2014 ist fällig; das Meer ist blitzblau, aber nicht das
klitzekleinste Schiffchen lässt sich darauf blicken – richtig langweilig! Jetzt
am Abend wird es aber es interessant; die Sonne hat gerade ein paar
Wölkchen direkt rosa angepinselt und jetzt taucht die orangefarbene Kugel unseres
Trabanten aus dem Meer auf und rollt in den Himmel hinauf..
Montag, 17.03.2014 0930 M.d.Ch. - 13h30 Foresta umbra
Strahlend blauer Himmel, blankes
Meer, am Strand verkauft ein Fischer seinen Fang. Wir verziehen uns nach
Lesina, wo wir auf einen erstaunlich
gut sortierten Markt stoßen. Wir schnappen unser Glas mit Apfelgelee, das wir
seit Kärnten ums Verrecken nicht aufbekommen und präsentieren es mit möglichst
ratlosem Gesicht einem Standler mit diversen Küchenutensilien. Prompt zeigt er
auf ein Ding, das direkt vor uns liegt und eher wie ein überdimensionaler
Flaschenöffner ausschaut und – simsalabim – wir können endlich an unser
köstliches Gelee. Hochzufrieden erledigen wir unsere restlichen Einkäufe und
machen uns auf zur Gargano-Halbinsel:
nachdem wir die Lagune von Varano passiert haben, windet sich
die Straße in mehreren abenteuerlichen Kehren steil nach oben und wir bekommen
die ersten Ausblicke aufs tiefblaue Meer und kleine Ortschaften, die wie
Schwalbennester an den Felshängen kleben. Sie zu durchfahren ist allerdings ein
recht mäßiges Vergnügen und auch sonst fordert die Straße volle Aufmerksamkeit,
sodass man die Schönheit der Küste nicht wirklich genießen kann. Also lassen wir
Meer und Küste hinter uns und wenden uns erst einmal dem Inneren der Halbinsel
zu.
Dort aber tut sich eine völlig andere Welt auf, wie man sie in Süditalien ganz gewiss nicht vermutet: Foresta umbra ist das Zauberwort: ein Waldgebiet, in dessen Zentrum sehr behutsam ein Erholungsgebiet geschaffen wurde, in dem man kürzere und längere Wanderungen unternehmen kann. Eine richtige Überraschung und wenn die Augen vom gleißenden Licht an der Küste müde sind, äußerst wohltuend. Aus dem Laub lugen schon Frühlingsanemonen, Lerchensporn, und Veilchen hervor und irgendwas Gelbes, das ich nicht kenne. Eine Stunde lang wandern wir durch den Wald, schauen beim Damhirschgehege vorbei, viel ist ja Mitte März noch nicht los.
Die Information sperrt erst am Palmsonntag auf und ganz ohne Plan wollen wir doch nicht loswandern. Macht nix, schön ist es hier trotzdem; wir genießen die Stille bzw. das vielstimmige Vogelgezwitscher und machen den restlichen Nachmittag auf Rekonvaleszenz.
Dienstag, 18.03.2014 10h00/11h00 Foresta umbra - 16h Barletta
Heute probieren wir es doch noch
einmal und siehe da: plötzlich taucht der beschriebene Laghetto auf, der sich
als ganz reizendes Biotop entpuppt. Als wir näher kommen, zieht sich eine ganze
Großfamilie Schildkröten eilig ins Wasser zurück und beäugt von dort den Gang
der Ereignisse. Dafür tauchen im seichten Ufergewässer Unken auf – im Huckepack
– die Herrschaften setzen gerade ihre Familienplanung in die Tat um.
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Eine Weile schauen wir dem Treiben zu, dann räumen wir taktvoll das Feld und wandern zum Womo zurück. Der Weg aus dem Wald führt uns zunächst in wilden Serpentinen ins Tal und dann über den Monte Sant´Angelo, der derzeit noch seligen Touristenwinterschlaf hält, wieder an die Küste. Ewald kurbelt voller Wonne! War die Straßenführung schon vorher nicht ohne, wird sie jetzt geradezu waghalsig. Die Hänge sind wirklich grausam steil, was durch die unzähligen, aus mühsam zusammengeklaubten Steinen errichteten Mauern noch besonders betont wird. Knochenarbeit, den Boden hier urbar zu machen und ihm einen Ertrag abzuringen. Kaum auf dem Boden der Tatsachen – sprich Meeresniveau – schwingt sich die Straße wieder in lichte Höhen und präsentiert uns nun die enthusiastisch gepriesenen Ausblicke auf Steilküste und Meer – wirklich spektakulär.
Unser Ziel ist, uns dies per Wanderung zu Gemüte zu führen – leider bleibt es beim Plan; der Einstieg zum Wanderweg ist völlig verparkt, am anderen Ende des Wanderweges ist sowieso noch tote Hose. Also kehren wir der Gargano-Halbinsel mit Bedauern den Rücken, heimsen noch einen weiteren Misserfolg bei der SP-Suche ein und rauschen dann kurz entschlossen Richtung Süden nach Barletta.
So ist es
gekommen, dass ich ausgerechnet in Süditalien an der Adriaküste in einem
Irish Pub sehr begeistert vor einem herrlich frischen Lager sitze, das begreiflicherweise nicht alleine bleiben
möchte.
Also gibt´s noch ein zweites und dazu: Linguine + Thunfisch + wildem
Fenchel = 1 Gedicht.
Mittwoch, 19.03.2014 09h00 - 13h30 Alberobello
Der SP in Barletta liegt ideal, 500m
ins Zentrum, in der Früh kommt man trotz Stau recht schnell aus der Stadt.
(ACSI-Platz, Via Leonardo da Vinci),
Unser Weg führt uns weiter nach <>Castel del Monte.
Selbst wenn man Fotos gesehen und
Wissenswertes gelesen hat, ist man nicht vorbereitet auf die sonderbare Wirkung,
die dieses Bauwerk – vor allem aus der Ferne – hat. Jede andere Burg oder
Festung, jedes Schloss oder Kastell, das wir kennen, vermittelt irgendwie eine
Art von Zweckdienlichkeit. Dieses achteckige Wunderwerk dagegen scheint völlig
zweckfrei und nur um seiner Schönheit willen wie aus einer anderen Welt dort auf
seinem Hügel placiert worden zu sein. Kein Wunder, dass die Welt gestaunt hat!
Wir haben es auch getan.
Alberobello ist gewissermaßen das Kontrastprogramm dazu. Das Zipfelmützendorf ist richtig
putzig, aber natürlich auch einigermaßen touristisch „gezeichnet“,
Unesco-Weltkulturerbe hin oder her. Da wir aber so früh im Jahr dran sind, ist
das Touristenaufgebot ausgesprochen mager (in Castel del Monte waren wir sogar
die Einzigen!).
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Morgen werden wir versuchen, im Umland noch ein Trulli vor die Linse zu bekommen, das entsprechend seinem ursprünglichen Verwendungszweck genutzt wird. Der SP nel verde ist recht gut, sehr sauber, wenn auch nicht ganz billig (€14,--)
Donnerstag, 20.03. 2014 ASTRONOMISCHER FRÜHLINGSBEGINN! 09h30 Alberobello – 15h45 Galatone
Die Tavoliere und Normannenschlösser
sind heute unser Thema. Wir rollen durch eine fruchtbare Ebene, in der viel
Grünzeug angebaut wird. Reif sind schon: Artischocken,
Erbsen, Fenchel, Spinat, Salat; auf den Märkten sehen wir sie alle wieder.
Olivenhaine, so weit das Auge reicht, derzeit sozusagen „unterfüttert“ mit
Millionen bunter Blumen, begleiten unsere Fahrt zu den trutzigen Burgen und
Schlössern, mit denen ganz Apulien übersät ist. In
Carovigno, von dem wir außer seinem schönen mandelförmigen Turm
leider nicht viel zu sehen bekommen,
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entdecken wir zusätzlich auf dem direkt angrenzenden Friedhof einen ganz eigenartigen Raum voller Urnengräber, die wie in einer Gemäldegalerie untergebracht sind – jedes mit einem Lichtlein versehen.
San Vito erweist sich leider als völlig unzugänglich, Corigliano wiederum entspricht mit seinen ganz besonders wuchtigen Ecktürmen geradezu bilderbuchartig einer trutzigen Grenzbefestigung. Danach lassen wir es für heute gut sein, denn die Straßen sind erbärmlich und die Genauigkeit unseres Navis heute auch – das strengt an! In Galatone lassen wir uns auf einem riesigen, kreisrunden Parkplatz nieder, der nur am Samstag und an Feiertagen freigehalten werden muss – Samstag ist Markttag. Morgen soll es wieder ans Meer gehen – diesmal das ionische.
Freitag, 21.03.2014 09h00 – Galatone – 12h30 Marina di Ginosa
Wir fahren immer noch durchs
Gemüseland. Überall leuchtet das intensive Rosa der Pfirsich- und
Nektarinenbäume zwischen den Feldern, in den immergrünen Plantagen glühen
Orangen und Zitronen um die Wette, das wirkt doch sehr appetitanregend! Wir
kaufen sicherheitshalber etwas mehr ein, denn wir wollen heute nicht weit
fahren, sondern ein bisschen ausspannen. Womöglich in Meeresnähe, wo – wie wir mittlerweile wissen –
um diese Zeit noch tote Hose ist. Wie tot
die Hose wirklich ist, sehen wir, als wir vor dem verschlossenen Tor des CP
„Amici della natura“ stehen (lt. ACSI ganzjährig geöffnet!!). Nachdem wir
entdeckt haben, das besagtes Tor gar nicht wirklich verschlossen ist, sondern
nur energisch auf die Seite geschoben gehört, entpuppt sich der Platz als
richtiger Glücksgriff – allerdings wirklich für Naturfreunde, denn die
Infrastruktur schläft noch – sprich: Strom, Wasser, Entsorgung und so. Wir haben
aber ohnehin alles dabei, spielt also keine Rolle.
Wir stehen mitten in der Sonne ganz allein auf einer riesigen Wiese, vom Meer trennt uns nur ein wundervoller Pinienwald mit Spielplatz und Lehrpfad. Letztere brauchen wir nicht mehr so dringend, aber die Sonne, die lassen wir uns jetzt gehörig auf den Pelz scheinen!
Später macht Ewald eine E-bike-Probefahrt ins Dorf, um Brot zu holen, dann wird nur mehr gekocht, gegessen und gefaulenzt.
Samstag, 22.03.2014 09h30 M.d. Ginosa – Matera – 17h10 Corigliano/CP Thurium
Um 5h früh dicker Nebel! Um 8h sieht man schon was. Wir verabschieden uns von
unserm netten Gastgeber, bekommen zwei Orangen geschenkt und als Draufgabe fährt
er uns auch noch hinterher, um uns zu sagen, dass unsere Treppe draußen ist. Mit
dem heutigen Tag hat unser Womo beschlossen, nicht mehr zu quietschen, wenn wir
mit diesem Toilettefehler starten. Wunderbar, wieder was Neues zum Aufpassen!
Auch recht. Auf unserm Weg nach
Matera machen wir einen kurzen Zwischenstop bei einem griechischen Tempel bzw.
seinen Überresten – schließlich sind wir in Grecia Magna und Herr Pythagoras
weilte auch schon hier- das gehört schon gewürdigt. Dann aber: Matera – dem
Vernehmen nach die berühmteste Höhlenstadt der Welt. Höhlenstadt ist nicht
gleich Höhlenstadt, das wissen wir jetzt auch; wir mussten uns geistig erst
einmal von Vergleichen mit Kappadokien und den dortigen Höhlensiedlungen
freimachen.
Diese hier ist eine, deren in historischen Zeiten gegrabene Höhlen aufgrund
mehrerer Initiativen seit 1950 restauriert, erweitert und wieder bewohnbar
gemacht wurden und werden. Der Stadt gegenüber liegt ein mit Höhlen geradezu
gespickter Steilhang, der sozusagen die geologische Ausgangssituation für die
Entstehung dieser Stadt wiedergibt – ein unglaubliches Unterfangen, sich an so
was niederlassen zu wollen.
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Ich finde die „Sassi“ nicht unbedingt schön,
aber ungemein imponierend. Durch die hübsche Hügellandschaft mit ihren
frischgrünen Feldern und kleinen Ansiedlungen auf den Höhenrücken geht es zurück
ans ionische Meer und weiter nach Süden. Die Strecke ist teilweise
landschaftlich sehr reizvoll; im Westen treffen die schrägen Sonnenstrahlen auf
etliche Berg- und Hügelketten und lassen kleine Dörfer – oft bewehrt mit einem kleinen Kastell -
aufleuchten.
Der CP des Tages
wurde bereits beim Frühstück auserkoren, jetzt ziert er sich gar sehr. Ein
Naturreservat und eine Bahnlinie machen dem Navi das Leben schwer, es kennt sich
nimmer aus. Also ignorieren wir es und fahren in Eigenregie weiter. Es wird
trotzdem nicht einfach, wir finden zwar hin, sind aber nur sehr wenig erbaut. So
schön die Lage ist – direkt am Meer unter Pinien – so jämmerlich ist der Rest.
Für vier Sterne darf ich heißes Wasser zum Abwaschen erwarten und von einem
Münzautomaten für die Dusche mehr als 2 Minuten Laufzeit – auch auf einem
ACSI-Platz! In zwei Minuten bringst ja nicht einmal die Seife wieder weg! Fertig
geduscht haben wir im Womo, das war noch nie da. Na, vielleicht entschädigt uns
die Morgensonne – wir stehen genau richtig.
Sonntag, 23.03.2014 09h30 Thurium – 18h Marina di Cropani
Ein dreifaches Hoch meinem
Womo-Piloten! Von den oben erwähnten gefahrenen Kilometern haben (vielleicht!)
20km geradeaus geführt, alles andere war Ringelwurmstraße und Hochschaubahn.
Nicht nur geographisch kann man sich
verfahren, auch wettertechnisch ist das durchaus möglich. Ausgestattet mit
milden Frühlingsgefühlen und dem Wunsch, eine Rundwanderung im NP Sila zu
unternehmen, verlassen wir das blumengesäumte Meeresgestade und suchen zunächst
den Codex purpureus in Rossano.
Als wir ihn endlich gefunden haben,
stellt sich heraus, dass Teile von ihm auf Erholungsurlaub sind. Während die
restauriert werden, dürfen die werten Touristen Kopien bewundern, was aber immer
noch eindrucksvoll genug ist.
Nach der Kultur ist Natur angesagt,
wir folgen den Wegweisern auf steilen und engen Serpentinenstraßen in den NP
Sila und geraten unversehens aus mediterranem Frühlingszauber in spätwinterliche
Verhältnisse mit Schneeresten und platt gedrückten Wiesen, die mit
Frühlingskrokussen übersät sind. An sich eine bildschöne Gegend, nur für jede
Art von Wanderung einfach noch zu unwirtlich. Auch der SP am Lago die Arvo ist
nur etwas für beherzte Gemüter – nichts für uns, also wieder zurück ans Meer!
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etzt wird´s aber erst richtig
spannend, denn die beiden brauchbaren Strecken dorthin sind gesperrt bzw. nur
für Fahrzeuge kürzer als 4,5m befahrbar. Das Navi steht diesem Umstand völlig
ratlos gegenüber, wir zunächst auch, müssen dann aber einsehen, dass uns noch
einmal viele Kilometer Kurvenkurbeln bevorstehen. Als wir endlich wieder auf
Meeresniveau sind, haben wir einen regelrechten Drehwurm, besonders ich.
Bevor es endgültig dunkel wird, flüchten wir auf den SP Area Sena Park in Marina
di Cropani, einfach, aber sehr empfehlenswert, sehr liebenswürdige Betreiber.
Fazit: NP Sila traumhaft schön, jederzeit wieder, aber mindestens einen Monat
später. Für heute sind wir geschafft.
Montag, 24.03.2014 Stehtag Marina di Cropani
Die heute früh hoffnungsfroh aus dem Womo geräumten Sessel sind ganz schnell
wieder drin, denn das angekündigte Italientief nähert sich wild entschlossen;
der Wind pfeift uns nur so um die Ohren, als wir einen Strandspaziergang wagen
und kurz darauf setzt es auch schon den ersten kräftigen Regenguss – garniert
mit ein paar Hagelkörnern.
Gut, dann eben nicht, wer braucht schon Frühlingssonne! Der Heizstrahler wird aus der Mottenkiste geholt, die Heizmatte eingeschaltet, die Bücher hervorgekramt und ein Lesetag nimmt seinen Lauf. Für abends bestellen wir bei unserer CP-Wirtin Spaghetti carbonara – und die werden wohl die seltsamsten unseres Lebens - vielleicht kennen dieses Gericht nur Norditaliener?
Dienstag, 25.03.2014 09h45 M.D. Cropani – Ardore Marina
Es regnet heute früh zwar nicht, aber für eine weitere Bergfahrt ist das Wetter
denkbar ungeeignet. Wir bleiben hübsch an der Küste, machen einen kurzen
Kulturabstecher nach Stilo zum wirklich sehr bezaubernden byzantinischen
Kirchlein,
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kaufen ein, und begeben uns auf den in der Schulz-Bibel genauestens beschriebenen Stellplatz in Ardore Marina. Es gibt Meeresblick, eine gut versteckte Entsorgung und Frischwasser für die Minestrone. Derzeit zeigt das Thermometer 14,5° - immer noch wärmer als zu Hause!
Mittwoch, 26.03.2014 09h30 Ardore Marina – 16h30 - Marinello/CP Olivero
Der Tag beginnt so strahlend, dass
wir uns doch verführen lassen, ins Aspromonte zu starten. Aber nicht
lang – kurz nach Plati stoppt ein Sackgassenschild
mit entsprechendem Text unseren Elan: die Straße ist unterbrochen. Erdrutsch,
Fahrbahnabbruch, alles ist hier möglich, wenn man sich die nicht beseitigten
Spuren früherer Vorkommnisse anschaut. Dabei ist es hier so schön, wenn man über
die Müllberge hinwegsehen kann.
Betrübt kehren wir ans Meer zurück, das sich sehr bemüht, gute Laune zu verbreiten – es glänzt geradezu unwiderstehlich in den unwahrscheinlichsten türkis- und ultramarinfarbenen Schattierungen. Wirklich schön, trotzdem kann uns das nicht über die Immobilienleichen hinwegtäuschen, die mit öden Betonwänden und blinden Fensterhöhlen unsere Fahrt begleiten. Die Dörfchen dazwischen sind zwar wahrhaft armselig, aber trotzdem ist dort Leben – Gott sei Dank, auch wenn nicht ganz klar ist, wovon die Menschen hier ihr Dasein fristen. Ab dem südlichsten Punkt der ionischen Küste wird es besser, der Strand ist schon gepflegt und goldene Wolken der Mimosenbäume und leuchtend gelber Ginsterbüsche säumen unseren Weg. Ticketkauf und Fährfahrt sind eine Sache von einer Dreiviertelstunde.
Messina!
Ein Ameisenhaufen ist dagegen ein Pensionistenheim! Man hat hier die
Verkehrszeichen zwar nicht abgeschafft, aber offenbar außer Kraft gesetzt – kein
Mensch kümmert sich um Schilder, Sperrlinien, Ampeln oder sonstige
Überflüssigkeiten – jeder fährt wie er glaubt. Ewald auch, der glaubt aber an
sein Navi und das will uns quer über den Berg jagen. Es wird einfach furchtbar;
als wirklich nichts mehr geht, kommt die Einsicht, dass man anders programmieren
muss, um dem Gerät ein Schnippchen zu schlagen.
So erreichen wir dann zwar
glücklich Castanea del furie, finden aber nicht den gewünschten Platz und
kehren um. Im nächsten Dorf wird´s wieder schauerlich eng, die Balkönchen kommen
näher und näher, dann leider zu nahe – und dann hat die Verkleidung der Markise
einen Riss. Nicht ganz unser Tag; auch der jetzt angepeilte CP ist trotz
gegenteiliger Behauptungen im ACSI-Katalog geschlossen und jetzt ist es einfach
genug. Autobahn – Falcone/Mariello/CP Oliveri –
hinstellen, essen – und aus. See you tomorrow!
Donnerstag, 27.03.2014 12h00 CP Oliveri - Santo Stefano 17h00
Die geknickte Markise räumen wir in
den hintersten Winkel unserer Gehirnkastln und vergessen sie vorläufig. Statt
dessen machen wir einen langen Strandspaziergang auf dem Lido im NP Marinello.
Herrlicher Blick über die Bucht von Patti auf die Berge und die hoch auf ihrem
Felsen thronende Wallfahrtskirche Tindari.
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Wir lassen uns vom Wind ordentlich durchblasen, dann packen wir unsereSiebensachen und machen uns wieder auf den Weg. Zunächst zu besagter Wallfahrtskirche, die über Mittag natürlich geschlossen ist. Das macht aber gar nichts, denn die Aussicht von hier oben ist großartig und deshalb sind wir ja auch herauf gefahren. Dann heißt es wieder: go west. Die Küste ist vielfach leider schon recht verbaut, aber ein paar Abschnitte sind geblieben, wo sie sich in ihrer ganzen Schönheit zeigen kann – besonders bei solchem Wetter wie heute – Inselwetter (wir kennen das von Irland, alle halben Stunden anders!) Im Westen steht eine Wetterfront, die nach und nach die Liparischen Inseln förmlich verschluckt.
Die sattgrünen besonnten Hänge neben uns bilden einen phantastischen Kontrast zum tiefdunklen blaugrauen Meer, auf das die Regenfahnen niedergehen. Später setzt sich die Sonne durch und zaubert die unwahrscheinlichsten Farben aufs Meer; einfach toll.
Man muss
wirklich aufpassen, dass man nicht vor lauter Schauen in den Graben fährt. Nicht
ganz so toll verläuft wie Stellplatzsuche; der einzige, der stimmt, ist in Santo
Stefano – klein, aber fein. So ein Pech aber auch, dass er ausgerechnet in der
Keramikstadt liegt.
Fernab jeglicher Massenware finden
wir ein Atelier, wo wir sehr bezaubernde Teller finden, deren Entstehung wir
auch in der Werkstatt anschauen dürfen. Ebenfalls fernab der Touristenmeile
gönnen wir uns danach in einer Trattoria ein köstliches Essen. Und gleich ums
Eck steht´s Womo, also müssen wir unsere vollen Bäuche nicht einmal weit tragen.
Freitag, 28.03.2014 09h45 Santo Stefano - 11h00 Cefalu
Finster schaut der Himmel drein, als wir uns auf den Weg nach Cefalu machen. Das
Meer ist in Aufruhr, die Brandung donnert ordentlich an die Küste. In Cefalu
empfängt uns heftiges Verkehrsgewühl, das Navi leitet uns wieder einmal in die
Irre, schließlich stehen wir aber doch auf einem brauchbaren Stellplatz.
Für 24h dürfen wir € 15,-- löhnen, ohne weitere Sucherei haben wir so auch gleich einen Schlafplatz. Die Kathedrale ist wirklich eindrucksvoll, eine imposante normannische Wehrkirche mit wuchtigen Doppeltürmen.
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Glanzpunkt sind die Mosaiken im Altarraum, die zu den ältesten in Sizilien zählen und neben Christus als Weltenherrscher Maria, die Apostel, Engel und Heilige darstellen. Es hat sich ausgezahlt herzufahren eine gute Einstimmung auf Monreale.
Samstag, 29.03.2014 08h50 Cefalu - 16h15 Piano Battaglia
Das Meer hat sich wieder beruhigt,
die Sonne lacht, wir fahren in den Parco naturale Madonien. Kaum sind wir einen
Kilometer gefahren, ist das Meer vergessen und die Vegetation explodiert
förmlich. Rund um uns nichts als frisches Grün und Blüten, vornehmlich gelb:
Wolfsmilch, Schmetterlingsginster, irgendein zitronengelber Klee, der
massenweise auf den saftigen Wiesen in den Olivenhainen wächst, dazwischen
hunderterlei bunte Wiesenblumen – es ist einfach ein Traum.
Alles, was nicht
mehr blüht, hat inzwischen das hellgrüne Frühlingsgewand an – absoluter Hit beim
Abstieg ist ein Pfirsichgarten in einer Wiese voller tiefvioletter
Knabenkrautorchideen.
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Ein Abstecher führt uns nach Pollina, ein Nest auf dem Berg mit toller Aussicht auf Meer und Liparische Inseln, von denen zwei wie einträchtig nebeneinander sitzende Opas ihre Vormittagspfeife rauchen.
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Anni und Franz sprachen dereinst: Castelbuono – dort muss man gewesen sein – wegen des Kuchens! Also folgen wir dem Ruf. Ich bin ja nicht so ein Leckemaul, aber der brave, brave Ewaldchauffeur muss eine Belohnung bekommen. Nach der ersten Verkostung steht allerdings fest: davon muss man mehr kaufen, Anni hat eindeutig recht: was Signore Fiasconaro fabriziert, ist absolute Spitzenklasse.
Wir durchqueren weiter den Parco Madonie, der weiter im Süden ein ganz anderes Gesicht zeigt; steile Feldswände, zerfurcht von tiefen Schotterrinnen, und die Gipfel werden höher und höher - eine ganz herrliche Gegend. Die Stellplatzsuche verläuft nicht ganz so herrlich (Isnello, piano Zucci, piano Battaglia 1,2,3,4. Ich glaube, wir stehen jetzt auf 5, die Numerierung im Womo-Buch stimmt nicht so recht mit den örtlichen Gegebenheiten überein; eines aber trifft haargenau zu: es liegt tatsächlich noch Schnee und gar nicht so wenig. Etliche Menschen sind heute am Samstag mit ihrem Nachwuchs hierher zum Rodeln gekommen. Jetzt sind sie aber alle weg und wir haben einen Superstellplatz. Ein bisschen frisch zwar, aber das erhält ja angeblich jung.
Sonntag. 30.03.2014 10h00 P. B. –
12h30 - Palermo/I.d. femmini/CP La Playa
Ewald gibt seine Schneewanderpläne
auf, uns ist nach Wärme. Eine weitere „unterbrochene“ Straße (Erdrutsch,
Fahrbahnabbruch ???) vereitelt unsere Pläne, nach Polizzi Generosa zu fahren;
auch die Festung Caccamo erweist sich als unzugänglich, also pfeifen wir auf
Ausflüge ins Landesinnere und rollen nach eingehendem Studium der
CP+SP-Situation auf der AB Richtung Palermo mit Ziel Isola dei femmini CP La
Playa. Diesmal stimmt alles, was im Womo-Buch steht, einschließlich der
vielsprachigen Frau Daniela, die ihre Gäste wahrhaft rührig und rührend betreut.
Es wird Zeit, dass wir unsere Batterien auftanken!
Montag, 31.03.2014 Stehtag Palermo/CPLa Playa
Die ferrovia bringt uns in 20min. in
die Stadt direkt zum palazzo die Normannii, der in der Früh noch wohltuend leer ist,
sodass wir mit Muße dieses eindrucksvolle Zeugnis vergangener Baukulturen
bewundern können.
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Anschließend machen einen Abstecher zu S. Giovanni degli Erimiti, eine bezaubernde Oase inmitten des
brodelnden Morgenverkehrs. Die Begeisterung der Normannen für orientalische
Baukunst ist hier besonders deutlich spürbar.
Der Vormittagsmarkt im Stadtviertel Ballaro
– ein Rausch an Farben und Düften. Es gibt praktisch alles, Berge von
Artischocken, Melanzani, Tomaten und sonstigem Gemüse, Fische, Fleisch, jede
Menge Käse aus den unterschiedlichsten Regionen, mindestens zehn verschiedene
Olivenarten; besonders interessant sind die zahllosen Spielarten von Bohnen in
allen nur erdenklichen Farben.
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Man könnte ewig weiter aufzählen. Rund um den Markt zerbröckeln die Häuser, der Müll häuft sich – Palermo eben! Zum Mittag gibt´s einen Imbiss, dann wird´s wieder kulturell: La Martorana, ein seltsames Gemisch aus Orientalik und Barock – absolut gewöhnungsbedürftig; seltsam anrührend San Cataldo daneben, ein ganz kleiner kubischer Bau, ebenfalls im normannisch-arabischen Stil. Wir streifen noch ein bisschen durch die Straßen
und beehren zum Schluss die Kathedrale, die von außen zwar recht imposant ist, im Inneren allerdings nicht viel hergibt.
Damit ist es genug Palermo, die müden Füße streben nach Hause zu Pasta alla Norma und einem kühlen Bier.
Dienstag. 1.04.2014 Stehtag
Wir stellen die Liegestühle zwischen
Olivenbäumen in die grüne Wiese und lassen es uns gut gehen; zwischendurch fährt
Ewald einkaufen. Einmal gehen wir schauen, ob das Meer noch da ist und machen
eine erstaunliche Entdeckung, die für Hausfrauen und Hausmänner gleichermaßen
interessant sein dürfte: zu Saisonbeginn pflegt man hier den felsigen Strand per
Mega(staub)sauger zu reinigen – ein ebenso befremdlicher
wie erheiternder Anblick!
Mittwoch, 2.04.2014 Monreale Stehtag
Der Begriff „Stehtag“ erhält heute
eine neue Dimension! Insgesamt sind wir heute mindestens drei Stunden gestanden:
eine gute Stunde beim Bus 389 nach Monreale, eine Viertelstunde beim Shuttlebus,
eine weitere bei der Rückfahrt mit dem Shuttle, eine Stunde beim 389er
Richtung Heimat, eine dreiviertel Stunde beim Zug. Und das alles für eineinhalb
Stunden Dom + Kreuzgang, wo wir natürlich auch hauptsächlich gestanden sind!
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Er ist es aber trotzdem unbedingt wert, so was sieht man wirklich nicht alle Tage – sehr beeindruckend!
Donnerstag, 3.04.2014 11h30 La Playa – Segesta – Nähe Scopello
Gründlicher Womo-Putz, Genussdusche, Markteinkauf und wir sind wieder unterwegs.
Nach zwei Dörfern entscheiden wir uns für die AB und sind nach einer dreiviertel
Stunde in Segesta. Der riesige dorische Tempel steht in einer herrlichen
Hügellandschaft. Die Frühlingswiesen sind übersät mit tausenden Blumen in allen
erdenklichen Farben: intensiv orange
Ringelblumen wetteifern mit dem einzigartigen Blau des wilden Borretsch,
dazwischen purpurrosa Lichtnelken, und irgendwas, das die Thymian aussieht,
goldgelbe Margeriten, hier und da ein paar zartfarbene Orchideen und über allem
die riesigen Fenchelstauden.
Ein heftiger Schirokko fegt über die Hügel; er
macht die Mittagshitze erträglich und so steigen wir recht ausgiebig und sehr
begeistert in der Landschaft herum. Zum Schluss gibt es ein Eis
(sehr gut!),
dann machen wir uns auf den Weg zum Schlafplatz beim Riservato Zingaro am
nordwestlichsten Zipfelchen von Sizilien.
Wir finden eine kleine Bucht, in der schon „Bodenseeanrainer“ stehen (Friedrichshafen), mit denen wir einen Womoplausch halten,
Ewald nimmt sein erstes Meeresbad 2014 (brrrrr),
dann treibt uns der Schirokko ins Womo, welches er seither ungestüm hin und her beutelt. Wird eine interessante Nacht!
Freitag, 4.04.2014 09h15 Scopello/Cala Bianca - Zingaro – Golfo di Cofano
Wie wahr! Bin ziemlich gerädert und
finde nur sehr langsam in den Tag. Die Wanderung im P.N. ist ein Traum. Die
Forstverwaltung hat sich allerhand einfallen lassen und unterstützt die
natürliche Flora auf behutsame Art und Weise, sodass hier geradezu ein
Informationspfad in Sachen mediterraner Pflanzenwelt entstanden ist.
Hier gibt es praktisch alles: von Rosmarin über Ginster bis Palme, von Orchidee bis wilde Gladiole, ich fang besser nicht an aufzuzählen, das nimmt sonst kein Ende. Vor allem blüht hier alles gleichzeitig, worauf wir woanders wochenlang sehnsüchtig warten. Der Hang, in dem die Wege verlaufen, ist wild zerklüftet, etliche Wildbäche haben sich ihren Weg hindurchgefräst. Und immer wieder phantastische Ausblicke hinunter ins tiefblaue Meer, auf dem der Schirokko noch immer wilde Wellenmuster zeichnet.
Ein Traumweg – besonders mit zwei gesunden Knien. Meine sind´s nicht, drum kehren wir (leider) in der Hälfte wieder um.
Ewald ist natürlich neugierig aufs „land´s end“, also fahren wir um die winzige Halbinsel herum Richtung San Vito lo Capo. Weit kommen wir nicht, denn ein Abzweig „spiaggia“ lockt uns von der Straße direkt ans Meer. Eine weite Bucht bietet (zumindest jetzt) haufenweise Stellmöglichkeiten. Das Meer glitzert tiefblau, weiße Brandung rollt herein und unser Schicksal ist besiegelt.
Seither genießen wir „mare-TV“ und da tut sich Einiges. Die Flut kommt zurück, eine Wetterfront zieht auf, das Meer ändert mehrmals seine Farbe, die Brandung wird ziemlich heftig,
zusätzlich aufgepeitscht durch die Fallwinde – es ist richtig spannend, zumal wir in dem wilden Treiben sogar einen „Scheinvulkan“ ausmachen.
Es ist ein richtig spannender Nachmittag. An Spazierengehen ist zwar bei dem Sturm nicht mehr zu denken, aber vom warmen Womo aus schaut das alles richtig toll aus.
Samstag, 5.04.2014 11h45 Cala di Tufo – 14h30 Birgi Novo
Nachts schüttet es erheblich, es klingt, als ob jemand Reiskörner aufs Womo
schüttet; Hagel ist aber keiner dabei. Der morgendliche Blick ist also etwas
getrübt. Das steigert sich, als beim Waschbecken im Womo-Badezimmer der Auslass
durchbricht. Kann man erst daheim reparieren, also müssen wir das
„Wassermanagement“ an Bord umstellen. Das Meer tobt weiter vor sich hin, der
Himmel macht auch kein freundlicheres Gesicht, also versuchen wir uns in Planung
der Weiterfahrt.
Das erste Ziel <>Erici verschwindet in den tief
hängenden Wolken buchstäblich von der Bildfläche,
S. Vito lo Capo versinkt ebenfalls im Nebel. Das brauchen wir nun wirklich
nicht, wir fahren nach Süden, wo zwar das Wetter besser wird, dafür die Küste
immer hässlicher. Salinenfelder, umstanden von Ruinen ehemaliger Industriebauten
nebst den dazugehörigen Überbleibseln wie Schutt, rostige Eisenstangen,
leckgeschlagene Boote u.ä.m.
Das wollen wir eigentlich auch nicht, ziehen das Womo-Buch zu Rate und landen nach einigem Hin und Her auf dem SP Birgi Novo mit Blick auf ein äußerst seltsames Meer – sieht aus wie der Neusiedlersee bei Sturmwarnung – eine einzige braune Brühe, in der schwarzes Seegras schwappt.
Uns gegenüber sitzen in der Brühe zwei Inseln, die zu den ägadischen gehören. Hier bleiben wir jetzt, bis sich der Wettergott beruhigt, dem Vernehmen nach soll er das im Lauf des morgigen Tages tun.
Sonntag, 6.04.2014 09h30 Birgi Novo - 16h00 Granitola beim Leuchturm
Gestern hatten wir noch Besuch von unserer Nachbarin, einer Solofahrerin aus
Bayern, die in umgekehrter Richtung unterwegs ist, verschiedentlich
Informationen eingeholt und uns auch solche zukommen hat lassen. Heute wollen
wir nicht weit, nur ein bisschen die Küste entlang bummeln, diese eigenartige
Welt erforschen, in der sich Meer und Land fast durchdringen. Flamingos stehen
in der Salzbrühe und fischen nach Krebschen, denen sie ihre schicke Farbe
verdanken. Ein besonders langbeiniger Typ steht nur auf einem Bein, das andere
hat er zur Erholung auf dem Rücken abgelegt. Im Hinterland wird Gemüse angebaut
und natürlich Wein, schließlich bewegen wir uns im Raum Marsala. Die Dörfer sind
wie ausgestorben, was das Fahren recht angenehm macht.
Wir wollen nach
Rocche (Cave) di Cusa, sozusagen in die Kinderstube des Tempelbaus.
Heute ein ganz verwunschener Ort, wo inmitten üppig blühender Natur Teilstücke
für Säulen und Kapitelle im Dämmerschlaf liegen. Vor 2550 Jahren haben die dort
schuftenden Sklaven (angeblich Gefangene aus diversen Feldzügen) den Ort wohl eher verwünscht. Es muss
eine grausame Knochenarbeit gewesen sein, diese riesigen Stücke aus dem Fels zu
fräsen, schneiden, meißeln – es ist nicht ganz klar, wie sie dabei vorgegangen
sind und wohl noch weniger klar ist, wie das Ganze dann nach
Selinunte gebracht wurde.
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Auf jeden Fall ist dieses Areal für meine Begriffe der ideale Einstieg, um die Tempelbauten inSelinunte im richtigen Licht sehen zu können. Auf der Suche nach einem schönen Schlafplatz geraten wir zunächst nach Tre Fontane, wo der Begriff „Sandstraße“ eine völlig neue Bedeutung bekommt.
Das gefällt uns gar nicht, wir suchen weiter und landen schlussendlich beim Leuchtturm in Granitola, stehen wieder einmal Aug in Aug mit dem Meer und finden den Platz einfach toll. Hier gibt es außer dem Faro und uns nichts.
Montag, 7.04.2014 09h15 Granitola
– Selinunte – 16h30 CP „Kamemi“ b. Ribera
Um 10h stehen wir nach einer Fahrt durch wundervolle Landschaft auf dem PP
Selinunte, weisen unsere Tickets von gestern vor und machen uns auf den
Weg in die Vergangenheit. Es wird ein traumhaft schöner Tag. In Hinblick auf das
gestern Gesehene wirkt der monumentale Hera-Tempel womöglich noch unglaublicher,
als er es ohnehin schon ist.
Wir steigen eine ganze Weile um ihn und zwischen den zyklopenhaften Trümmern herum und rätseln, wie denn das wohl alles zustande kommen konnte.
Seit wir um die Süd-West-Ecke Siziliens gebogen und dem kalten Nordwind entronnen sind, ist´s schon wieder ein Stückchen sommerlicher und zwischen den gewaltigen Felsbrocken und Säulenteilen leuchtet neben allen anderen Blumen und Wildkräuter nun endlich auch der Mohn. Die Sonne scheint, ein leichter Wind weht, wir wandern fast durch die gesamte Anlage - es ist ein einziges Vergnügen. Von wegen alte Steine: Ewald hat sogar eine Sitzbadewanne entdeckt!
Auf einer Allee aus blühenden Mimosenbäumen und Platanen wandern wir nach gut drei Stunden zum Womo zurück und gondeln auf schmalen Straßen zu einem neuen Schlafplatz. Der sich aber gar nicht so leicht finden läßt. CP Athene in Selinunte ist uninteressant, weil Resti montags geschlossen, Platz selbst - na ja. SP am Meer – siehe gestern, alles voller Sand.
...das ist eine asphaltierte Straße.....
CP Helios in Triscina ist – zumindest
derzeit – wohl etwas für Minimalisten. Schließlich geben wir nach etlichen
kniffligen Wendemanövern in den engen Gassen diesen Küstenstrich auf und starten
Richtung Sciacca/Ribera zum CP Kamemi“,
der **** vorzuweisen hat. Es ist nicht ganz klar, wofür er sie hat, aber eines
hat er: heißes Duschwasser, das nicht abrupt zu Ende geht, dafür aber nichts
zusätzlich kostet.
Der Weg zum Abendessen wird für mich leider zu einer ziemlich
schmerzhaften Angelegenheit. Das Knie, das Knie.
. . . . Wir essen aber überraschend gut, was angesichts des vollkommen leeren
Lokals nicht so sicher war. 1x Spaghetti mit Schwertfisch (spada) und Melanzani,
1x Spaghetti frutti di mare, vorher Antipasti – mmmmmh.
Dienstag, 8.04.2014 10h00 CP Kamemi - Eraclea Minoa/Badeplatz b. Lido Garibaldi
Der Tag beginnt wenig
verheißungsvoll. Sciacca (Keramik!) gerät wieder mal zu kniffliger Fädelarbeit
ohne Chance auf einen Parkplatz (außer beim Hafen, das packen aber meine Gebeine
noch nicht wieder), Calabellotta versuchen wir erst gar nicht (für Dickschiffe ungeeignet), sondern fahren zum
Archäologischen Park Eraclea Minoa. Von dort oben sehen
wir die „ultimative“ Traumbucht - schneeweiße Steilküste und Pinienwald umrahmen
eine weite sichelförmige Bucht mit herrlichem Badestrand und tiefblauem Meer (<>Capo bianco).
Wir finden problemlos durch die Pineta an die Küste und dort gibt es zusätzlich auch
noch ein sehr empfehlenswertes „Wirtsgehäuse“ namens
Lido Garibaldi, in dem wir bald eine köstliche Paella Siciliana
verzwicken. In der Vorsaison ein phantastischer Platz, sonst wahrscheinlich
hoffnungslos überfüllt und vielleicht auch nicht mehr so makellos sauber.
Abends fragen wir anstandshalber, ob wir
hier schlafen dürfen – wir dürfen. Morgen soll es nach Agrigento gehen.
Mittwoch, 9.04.2014 10h15 Lido Garibaldi – 17h00 Marina di Palma/Torre
Heute haben wir „Frühstücksfernsehen“ – deshalb kommen wir auch so spät weg.
Vier Fischerboote ziehen direkt vor uns – buchstäblich in „Schwimmnähe“ - ihre
Kreise und legen ihre Netze aus, um sie wenig später wieder einzuholen.
Das Ganze sieht aus wie ein Schiffsballett; wir sind so gefesselt, dass wir ganz vergessen, dass wir eigentlich nach <>Agrigento wollen. Unterwegs stocken wir unseren Lebensmittel- und Getränke(!)vorrat auf, dann also der dritte Akt in Sachen Magna Grecia. Freilich, hier findet man die am besten erhaltenen Tempel und beredtesten Zeugnisse einer triumphalen Epoche, von der der griechische Philosoph Empedokles meinte: Meine Mitbürger speisen, als würden sie morgen sterben, und bauen, als könnten sie ewig leben. Sehr treffend. Und vielleicht genau deshalb ist uns Selinunte viel lieber.
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Reichlich erschöpft landen wir wieder beim Womo – nicht ohne eine sizilianische Fahne – und machen uns wieder auf Stellplatzsuche am Meer. CP Nettune sagt uns nicht zu (€ 20,--, wenn wir Womo-Dusche benützen € 15,-- hallo ?). Wir rollen auf Geheiß des Navis ein Stück durchs sehr hübsche, gemüsige Hinterland, dann wieder an die Küste und landen bei einem etwas baufälligen Turm, bei dem wir auf einer ziemlich schotterigen Fläche zu stehen kommen, die von allerlei Strandgut und sonstigen Unerfreulichkeiten verunziert wird.
Wir schließen nach Sonnenuntergang davor die Augen bzw. Rollos und fabrizieren ein höchst erfreuliches Nachtmahl. Es folgt eine gepflegte Dusche, dann beziehen wir unsere Schreib- bzw. Leseplätze.
Donnerstag, 10.04.2014 - - - Heute sind wir genau einen Monat unterwegs !
09h20 M. d.Palma – Enna 18h30 Piazza Armerina
Enna – der tollen Aussicht wegen! Kaum haben wir unsere Bucht verlassen,
geraten wir in einen „Mega-Gemüsegarten“. Ein weites Tal erstreckt sich
vor uns – verunziert durch zahllose Gewächshäuser, Folientunnels und Weingärten, die mit Netzen überspannt
sind. Es steht uns selbstverständlich überhaupt nicht zu, das zu kritisieren.
Schließlich freuen wir uns auch wie die Esel, dass schon so viel Gemüse reif ist
und das geht eben um diese Jahreszeit nur so. Aber schön ist es trotzdem nicht.
Kaum haben wir die SS115 verlassen, ändert sich das Bild schlagartig. Eine
wunderbare Hügellandschaft nimmt uns auf, vielen Kuppen werden von
Minikastellchen oder deren Überbleibsel gekrönt. Später werden die Olivenhaine
und kleinen Platanenwäldchen abgelöst von grüngoldenen weitläufigen Ackerflächen
– eine richtige Wohltat für die Augen. In Enna irren wir eine Weile herum
bis wir den „Einstieg“ auf die Panoramica Lombardia
gefunden haben. Die hat´s dann wirklich in sich, aber Herr und Womo schaffen das
souverän.
Kaum stehen wir an der Kastellmauer, taucht ein zweites Womo mit Anhängsel (Smart) auf und wird wie von Zauberhand neben uns rückwärts eingeparkt. Ein richtiges nettes Ehepaar aus Heibronn entsteigt dem Womo und wir hören, dass sie auf demselben Weg hier heraufgekommen sind! Wir erwandern die Altstadt, was angesichts der Siesta nicht sehr ergiebig ist – der Dom aber ist offen und wird gebührend bewundert, besonders die schöne Holzkassettendecke.
Zurück beim Womo erfahren wir, dass der Turm gesperrt ist, also können wir leider/Gott sei Dank nicht hinauf und begnügen uns mit einer Burgumrundung, bei der wir die wirklich phantastische Aussicht genießen.
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Den Plan, hier zu nächtigen, geben wir auf; wir wollen zum CP Agricasale bei Piazza Armerina (Womo-Buch Nr. 224), um möglichst nahe der Villa Romana del Casale zu stehen für die morgige Besichtigung. Aber: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Nach einer sehr rustikalen Anfahrt stehen wir vor verschlossenen Toren. Niemand da, keine Benachrichtigung – chiuso. Gut, dann eben nicht. Wir verständigen die Heilbronner per Handy, verabreden uns bei der Villa Romana, wo wir vom Parkwächter zu einem erlaubten SP geführt werden, da man bei der Villa nächtens nicht parken darf (so ist er auch zu seinem Körberlgeld gekommen). Hier hab ich zum Kochen herrliche Aussicht auf die wunderbare Hügellandschaft, die sich im Abendlicht vor uns ausbreitet.
Freitag, 11.04.201412h00 Villa Romana – 14h00 Caltagirone
Villa Romana del Casale – unbedingt sehenswert. Die Mosaiken sind für die Besichtigung
größtenteils gut erschlossen. Schade ist nur, dass sie in natura nicht so
farbenfroh sind, wie auf den Aufnahmen der Fotobücher, für die wohl vorher
„abgestaubt“oder „aufgewaschen“
werden muss. Lebendigkeit und Detailgenauigkeit der
Darstellungen dagegen sind einzigartig, es ist auch viel Witz in ihnen verborgen
– man muss sich zum Schauen nur Zeit nehmen.
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Und das tun wir auch – sind wir doch bei den allerersten Besuchern und die Ausstellung ist zunächst fast leer – ein Vergnügen.
Nach drei Stunden lassen wir es genug sein und peilen unser heutiges Ziel Caltagirone an. Wir landen auf einem schauderhaft vermüllten SP und machen erst einmal Siesta, bevor wir uns auf den Weg ins Städtchen machen. Die <>Citta della Ceramica, oder Qual´at al Ghiram - Berg der Vasen, wie sie bereits die Araber nannten, ist bereits seit der Antike wegen ihrer reichen Tonvorkommen ein Zentrum der Keramikproduktion – und deshalb sind wir hier. Die nach dem Erdbeben 1693 wieder auferstandenen Barockbauten vernachlässigen wir ohne schlechtes Gewissen – die Stadt mit 40.000 Einwohnern hat allein 29 Kirchen! Keramikwerkstätten gibt´s sicher genau so viele, die interessieren mich mehr. Eine davon wird eine echte Versuchung für mich, der ich aber tapfer widerstehe! Wir überwinden viele, viele Stiegen, bewundern natürlich auch die Freitreppe Scala di S. Maria del Monte. Hunderte von Majolikafliesen zieren die 142 Stufen und zeigen all jene Motive, die seit der Zeit der Araber bis heute hier entworfen und umgesetzt worden sind – ein Prunkstück!
Es wird spät und kalt, daheim beim Womo gibt´s Minestrone, dann geht´s ab in die Heia.
Samstag, 12.04.2014 10h00 Caltagirone – 11h30 CP Scarabeo Punta secca
Um 5h00 früh ist der Nebel so dick,
dass ich nicht einmal die Bäume neben uns sehen kann. Um 08h00
schaut die Sache schon anders aus und
nach einem gemütlichen Frühstück verabschieden wir uns von unseren Heilbronner
Nachbarn und machen uns auf in Richtung Meer zum CP Scarabeo.
Irgendwie haben wir das dringende Bedürfnis nach Aufgeräumtheit. Sizilien ist so unglaublich schön, aber diese müllgesäumten Straßen und überquellenden Mistkübel können einen schon gründlich verdrießen. Dabei haben wir auf Sizilien schon mehrmals gesehen, dass es sehr wohl auch anders geht. So wie eben auch hier. In der Vorsaison ein wirklich feiner Platz mit direktem Zugang zum Meer, sehr liebevoll gepflegt, alles funktioniert – herrlich. In der Hauptsaison wäre er – zumindest für mich – entschieden zu heiß. Aber jetzt ist er ein Traumplatz und wir genießen ihn in vollen Zügen.
Sonntag, 13.04.2014 CP Scarabeo - Stehtag
Hurra – der angekündigte Regen findet
nur in der Nacht statt – tagsüber werden wir mit Sonnenschein und mare blu
verwöhnt. Strandwanderung ist angesagt, die Bucht ist aber bald erforscht. Also
gönne ich dem Womo eine Putzstunde. Danach gibt´s nur mehr Faulsein. Gestern war
der Gemüsetandler da, er hatte herrliche Orangen im Gepäck und ganz junge
fagiolini. Fisolensalat mit Kernöl in Sizilien - das hat schon was!
Montag, 14.04.2014 CP Scarabeo - Stehtag
Wir genießen
- Campingleben. Viel duschen - RB vervollständigen – Blumen
photographieren - Sonne beim Untergehen + Vollmond beim Aufgehen zuschauen – mit CP-Betreuerin sizilianische
Rezepte diskutieren – Nudelsalat kosten, Wein kosten und ähnlich wichtige Dinge
- . . . . . . .
Dienstag, 15.04.2014 10h20 wieder unterwegs - 15h30 Calabernardo
Wir erarbeiten uns den Südostzipfel
der Insel – kein ganz ungetrübtes Vergnügen. Zum einen begleiten uns zeitweise
die sattsam bekannten Plastikfelder, zum anderen pfeift ein unangenehmer
Schirokko, der einem den Atem nimmt und den Sand der Dünen von
<>Pozzallo (nicht von den Kränen der Werft abschrecken lassen!) in
die Augen treibt - für Kite-Surfer ideale Windverhältnisse!
Während der Saison zweifellos ein angesagtes Stück Küste (es wird auch schon aufgeräumt!), das türkisblaue Meer wirkt durchaus badetauglich und in den Dünen ist sicher gut sonnenbaden. Wir schauen den waghalsigen Kunststücken der Sportler eine Weile zu und finden es mehr als erstaunlich, dass sich ihre Schnüre nicht alle ineinander verhaspeln – so knapp, wie sie aneinander vorbeiflitzen. Bleiben wollen wir hier aber bei diesen stürmischen Verhältnissen doch nicht; wir schauen, dass wir „um die Ecke“ (Capo del correnti) in den Windschatten kommen. Für Sightseeing in der Barockstadt <>Noto haben wir eigentlich nicht mehr genug Energie, außerdem haben wir unterwegs Fisch gekauft, der muss heute gegessen werden. Die Stellplätze in Lido di Noto machen uns nicht so recht glücklich, aber bei der Mündung des Asinaro in Calabernardo werden wir fündig und stehen jetzt minimalistisch, aber exquisit. Zutaten: 15m entfernt türkisblaues Meer, neben uns eine kleine Flussmündung + Sandbank mit Möwen, Reihern, Bachstelzen, Palmen, Meerlavendel.
Bevor die Sonne etwas verschleiert untergeht, fabriziert Ewald eine köstliche Fischmahlzeit; dann mache ich mich mit Unterstützung einiger Gläschen Rotwein daran, den RB zu schreiben und dem Mond aufzulauern (ab heute sind wir nämlich auf der Ostseite der Insel!). Jetzt ist er da – eigentümlicherweise noch genau so rund wie gestern. Ob das wohl am Rotwein liegt?
Mittwoch, 16.04.2014 09h10 Calabernardo - ca. 13h00 Noto Cava grande
Strahlender Sonnenschein – genau
richtig für die Besichtigung von Noto, und die Stadt zeigt
auch im Morgenlicht ihre ganze Schönheit – „honigfarbenen Barock“ - den
Reiseführern ist nichts hinzuzufügen.
Den Ewald zieht´s wieder ins Grüne. Wir lassen uns ein auf die „Cava grande“, den Grand Canyon von Sizilien, wie manche meinen. Unser Weg führt uns durch eine bezaubernde Frühlingslandschaft.
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Wir verfahren uns nur ein ganz kleines bisschen, dann stehen wir auf dem leicht überfüllten Parkplatz „Belvedere“. Da sich aber sowieso niemand um irgendwelche Verbote kümmert, tun wir´s genauso wenig und finden auch noch Platz. Ein Blick in die Tiefe belehrt mich, dass ich diesen Abstieg besser lasse.
Ewald steigt allein in die Schlucht, ich streune oben auf den sonnigen Wiesen herum.
Da gibt es wilden Salbei, viele Orchideen und die riesigen Fenchelstauden sind auch wieder da. Zistrosen blühen, hunderte Wildblumen und –kräuter – es wär` glatt zum in die Wiese legen - allein der Duft!
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Braves Eheweib geht aber nach einer guten Stunde zurück zum Womo und
setzt sich mit Stockerl auf dem
Parkplatz in die Sonne, um der Rückkunft des Ehegemahls zu harren - wie die
Spinnerin am Kreuz!
Jetzt ist der Parkplatz mittlerweile
leer, der Magen voll, der Ätna hat sich in Wolken gehüllt und wir haben von hier
einen phantastischen Blick über den Canyon hinaus zum Meer nach Siracusa, wo
inzwischen Lichterketten die Küste säumen.
Donnerstag, 17.04.2014 09h00 Cava grande - Siracusa Augusta/Brucoli
Theater = Bretter, die die Welt
bedeuten. Hier in Siracusa
bedecken sie allerdings nicht die Bühne, sondern das Zuschauerrund. Ein ziemlich
befremdlicher Anblick; noch eigenartiger ist die Scena, die mit einem
schwarzbraunen Bühnenaufbau überdeckt ist.
Drei Scheinwerfertürme
vervollständigen das unerfreuliche Bild – es wäre nett gewesen, die Besucher
darauf vorzubereiten. Jedes, aber auch jedes griechische Theater, egal ob in
Griechenland oder Kleinasien, hat uns besser gefallen, als dieses hier. Eine
Zumutung.
Das Ohr des Dionysos ist zumindest originell
und die (verbotene) Kraxlerei bei den
Steinbrüchen spannend.
Beim Rückweg stolpern wir über den Papyrusgarten, von dem wir schon gelesen haben, lassen uns zeigen, wie man aus den Schäften der Stauden Papier erzeugt hat und wenden dann dem barocken Siracusa den Rücken.
Augusta/Brucoli ist unser Ziel. Nächste Bucht, nächste Schreck:
Raffinerieanlagen ohne Ende, dazwischen sehr originell eingebettet eine
Ausgrabung „Megara hyblea“, man kann
sich nur wundern.
Brucolitröstet uns dann wieder, ein liebes, kleines Fischerdorf, das vorsichtig am
Tourismus schnuppert. Wir finden einen Stellplatz am Kanal zum Fischerhafen mit
herrlichem Blick auf den Ätna und die Hafenausfahrt.
Rund um unser Womo wachsen viele winzig kleine Zwergiris. Nach zwei Regengüssen wagen wir uns ins Dorf, besuchen den Platz, auf dem Anni und Frankie waren und kehren zum Schluss noch auf einen halben Roten ein.
Freitag, 18.04.2014 09h30 Brucoli –
Aci Trezza – Capo Mulini –14h00 S.M. la Scala/CP Timpa
Taormina und Ätna, diese beiden Wünsche sind noch
offen. Dazwischen liegt leider Catania. Die Umrundung gestaltet sich schwierig,
zur Fahrweise der Einheimischen sei gesagt: wehe, wenn sie losgelassen. Mitten
im dicksten Verkehrsgewühl meldet sich „Heilbronn“, geht aber gleich wieder
verloren und wir arbeiten uns durch die ziemlich engen Küstendörfer,
in denen es nur so wuselt. Aci Castello, Aci Trezza, Capo Mulini – auf einem schwarzen Lavakegel gebaut,
Acireale – alle sehenswert, nirgends kann man heute stehen bleiben. Schließlich landen wir beim Terrassencamping La Timpa, das in der Tat eine sehr enge und auch steile Zufahrt hat, aber sehr liebenswürdige Betreiber und einen tollen Ausblick aufs Meer. (Achtung: wer Internet will, sollte seine IP-Adresse wissen, die wird hier verlangt!) Die angepriesene Busverbindung nach Taormina ist leider mit einer längeren „Bergwanderung“ zur Haltestelle verbunden – da ich das derzeit nicht kann, werden wir morgen weiterfahren, wohin, hängt vom Wetter ab.
Samstag, 19.04.2014 09h15 La Timpa –
Ätna/Nicolosi – Giardini Naxos – San Marco/Strand 17h15
Meer und Himmel veranstalten einen Wettbewerb in Blau, was uns bald in Bewegung
setzt. Vielleicht geht sich Ewalds Herzenswunsch – der Ätna – ja doch aus. Die
Fahrt nach Nicolosi zieht sich, etliche Photostops verzögern die Anfahrt;
um 12h sitzen wir aber in der Kabine der Seilbahn und kommen gemeinsam mit den ersten Wolken oben an. Mit Jeeps rumpeln wir durch riesige schwarze Lavahalden voller bizarrer Gebilde. <7p>
Als die Jeeps uns ausspucken, stehen wir im Schnee und eiskalter Wind weht vom Krater herunter. Ewald marschiert dorthin, wo man zum Krater sehen könnte, würden nicht von allen Seiten die Nebelwände emporsteigen.
Ich geb´s billiger, stapfe in der näheren Umgebung herum und stelle unwillkürlich Vergleiche mit unserer heimischen Bergriesen an. Die Dimensionen sind ja so unähnlich nicht, aber unsere Berge halten wenigstens still!
Wirklich sichtbar wird das Ausmaß der Zerstörungen, als wir von der Talstation auf einer wunderbar angelegten Straße (SP92) in unzähligen Serpentinen einen der Lavakegel (Ausbruch 2001) durchqueren. Gewaltige Massen des erstarrten Lavastromes, dem man die Bewegung, in der er zum Stillstand kam, auch heute noch ansehen kann und aus dem die absonderlichsten Gebilde in die Höhe ragen. Die ganze Welt ist schwarz oder anthrazitfarben und scheinbar tot. Und doch regt sich in dieser finsteren Mondlandschaft schon wieder Leben! Auch ohne rauchenden Krater vor blauem Himmel ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Wieder zurück in der Wärme machen wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wider besseres Wissen (Ostern!) probieren wir Giardini Naxos, wo sämtliche Stellplätze brechend voll sind. Und es ist gut so – der Kontrast zum NP des Ätna wäre gar zu groß. Jetzt stehen wir am Strand von San Marco, wo zwar die Zufahrtsstraße dezent vermüllt ist (wir haben in unserem Blickfeld ein bisschen aufgeräumt), aber ansonsten ist hier nur Natur pur – feinster Kiesstrand, blaues Meer und die Mündung des Fiume freddo – weil er so heißt, habe ich ihn gar nicht erst ausprobiert.
Ostersonntag, 20.04.2014 08h45 Strand – Gola dell` Alcantara – CP –
Amoetia/Lido San Marco
Gestern sind wir am CP vorbeigefahren, heute schauen wir nach, ob die
„Heilbronner“ da sind. Ewald geht den CP ab, kann sie aber nicht entdecken. Ein
SMS ruft dann aber Wolfgang vor die Tore – sie stehen im allerletzten Winkel des
CP. Soweit hat mein GG seine Suche nicht ausgedehnt. Wir machen eine kurze
CP-Besichtigung mit Morgentratsch, geloben wiederzukommen und fahren erst einmal
zur Alcantara-Schlucht. Wir sind ja zuhause nicht gerade arm an Wasserfällen,
Schluchten und Ähnlichem, aber dies hier ist wirklich etwas Besonderes – nämlich
wegen der interessanten Formation des Gesteins, durch das sich der Alcantara
seinen Weg gebahnt hat. An den Basaltwänden der Schlucht zeigt sich eine wahre
Zauberwelt an prismenartigen Strukturen, die während des Erstarrungsprozesses
der Lava entstanden sind.
Bei entsprechend niedrigem Wasserstand kann man die Schlucht durchwandern; so niedrig ist er zwar nicht, aber Ewald schürzt zumindest sein Höschen und watet quer durch den Bach auf der Suche nach Fotomotiven.
Oberhalb der Schlucht gibt es Wanderwege, auf denen man zwischen Orangenhainen, Ohrwaschelkakteen, Akanthusstauden, Aloen jeder Sorte und Größe und zahllosen anderen mediterranen Gewächsen zu Aussichtsplätzen wandern kann, von denen sich zum Teil recht spektakuläre Aus- bzw. Einblicke in die Schlucht bieten.
Ein herrlicher Tag, das Wetter spielt auch mit und dann landen wir nach Gelati und Cappuccino doch etwas müde wieder am CP. Das Abendessen gestaltet sich recht heiter. Ewald bestellt für sich Menu pasqua, was ihn an die Grenzen seines Fassungsvermögens bringt: Fisch bis zum Abwinken! Ich lass mich auf ein Menu erst gar nicht ein, denn es gibt Pasta alla Norma – dem renn ich hier auf Sizilien schon die ganze Zeit nach.
Ostermontag, 21.04.2014 Stehtag
Es könnte
sein, dass wir gestern doch etwas zu reichlich gegessen haben. Keiner bewegt
sich mehr als unbedingt notwendig. Wir stehen zwischen Obstbäumen in einer
frisch gemähten Wiese und stellen Betrachtungen darüber an, was köstlicher
duftet: die Wiese oder die Orangenbäume. Wunderbar erholsam. Taormina steht
morgen sicher auch noch – dorthin werden wir mit dem Bus fahren.
Dienstag, 22.04.2014 Stehtag
Dieser Bus macht bei Bedarf einen
Schlenker von der Hauptstraße zum CP – wenn Bedarf angemeldet wird. Vergisst der
CP-Betreiber das, darf er sich in sein Privatauto setzen und die Gäste zur
Hauptstraße bringen. So auch heute.
Über Taormina wurden schon viele
Seiten voll geschrieben, wir lassen es daher lieber. Das muss man schon selber
sehen. Vorzugsweise natürlich bei schönem Wetter und nicht bei solchem Nebel,
wie wir ihn heute haben, aber selbst da lässt sich der Zauber erahnen, den das
Städtchen ausstrahlt.
Wir machen eine Fleißaufgabe, fahren nach Castelmola und steigen von dort zu Fuß teils über Stufen, teils über einen elend steilen Weg, der später ein schotteriger Pfad wird, eineinhalb Stunden lang ins Centro storico hinunter.
Die Knie sind schwer beleidigt, aber die Aussicht phantastisch. Wir wandern durch die hübsche Altstadt und lassen das griechische Theater links liegen – es lohnt bei diesem Wetter einfach nicht. Pünktlich zur Busabfahrt beginnt es zu regnen – wenn das kein Timing ist!
Mittwoch, 23.04.2014 09h10 S.M. –
10h20 Messina Fähre – 12h45 Reggio d. C. – 18h40 Fuscaldo
Vorbei ist der Traum Sizilien – und das liebe Festland empfängt uns mit
erstklassigem Sauwetter. Nicht nur, dass es schüttet, was das Zeug hält – nein,
wir bekommen dicken Nebel – man sieht keine 15 m weit. Eine Alarm-blinkende
Autoschlange bewegt sich auf der Autobahn mit 15km/h vorwärts – da kommt
wirklich Freude auf. Kein Monte St. Elia, kein Blick aufs nächtlich erleuchtete
Palmi, kein Tropea, kein Stromboli – nur weiße Suppe. Unerbittlich geht es nach
Norden, es wird und wird nicht besser. Also muss ein Schlafplatz her und vorher
Geld beschafft und eingekauft werden. In Amantea gibt´s Bankomat und
Supermercato, dann wird´s richtig spannend. Der ACSI-SP-Führer weiß einen SP in
Marino di Paola. Das Navi weiß aber nicht, wie dorthin zu finden ist, denn der
Weg, den es uns vorschlägt, kann nicht nur nicht stimmen, sondern bringt uns in
ärgste Schwierigkeiten. Mordsmäßig steil geht es in engen Serpentinen aufs
Meeresniveau hinunter und – plötzlich ist die Straße aus. Das sind die
Sternstunden des Womofahrers: kein Platz zum Wenden, steile nasse Straßen und
Kehren, aus denen mit Vorderradantrieb kein Weiterkommen ist. Da gibt´s für den
Beifahrer nur eins: Mund halten und den Fahrer werkeln lassen. Jetzt stehen wir
neben einem noch nicht geöffneten Sosta Camper gratis mit Blick aufs sehr
aufgeregte Meer.
Donnerstag, 24.04.2014 09h30 Fuscaldo – 15h00 Capaccio
Das Meer blitzt unverschämt blau,
aber über den Bergen hängen noch die Wolken des gestrigen Wetters. Wir bleiben
an der Küste und rollen nach Norden. Verschlafene Feriendörfer, die wenig
reizvoll sind, reihen sich aneinander, die Bahnlinie trennt uns vom Meer. Im
Streiflicht der Morgensonne leuchten von den dramatisch umwölkten Bergkuppen zu
unserer Rechten immer wieder kleine Dörfer und Überbleibsel von Kastellen
herunter. Ab Scalea wird es
interessant: wir umfahren ein Kap und die wunderschöne Bucht von
Praia a Mare tut sich auf, Maratea mit der weißen
Christusstatue kommt in Sicht und kurz darauf gibt es nur mehr Steilhänge, die
buchstäblich ins Meer stürzen. Irgendwie windet sich dazwischen die Straße
entlang, man weiß oft gar nicht wie! Ein traumhaft schöner Küstenabschnitt, der
sich allzu viel Zersiedelung ziemlich erfolgreich widersetzt. Keine leichte
Aufgabe für den Fahrer!
Nach dieser Traumfahrt macht er es sich aber doch etwas leichter. Die SP 430 bringt uns nach Agropoli, landschaftlich auch sehr reizvoll. Wir kommen gerade zum Marktschluss zurecht und ergattern noch einen wunderbaren Pecorino fresco. Ziel ist Capaccio, wo sich eine WOMO-freundliche Gaststätte befinden soll. Mein lieber Ewald erneuert sein Naheverhältnis zu meiner liebsten Freundin, d.h. er wirft das Navi an und prompt sehen wir uns binnen kurzem neuerlich einer zwirnsfadendünnen „Straße“ gegenüber, bei deren Anblick ich in Erinnerung an gestern dann doch ziemlich vernehmlich murre. Das Ganze wird per pedes in Augenschein genommen, dann nehmen wir doch die vernünftige Strasse (sicher 50cm länger!) und freuen uns, dass wir hergefunden haben. Ein hübscher Platz, kinderfreundlich, wirklich Womo-freundlich.
. . . . Wir bekommen noch zu essen (abends ist nur Freitag, Samstag und Sonntag geöffnet, Montag überhaupt geschlossen) und wir dürfen auf dem Wiesenparkplatz schlafen, der uns ganz allein gehört. Als Draufgabe haben wir heute nicht Sonnenuntergang, sondern eine kleine Hündin, die hier mit ihren beiden Welpen untergebracht ist und für unsere Unterhaltung sorgt.
Freitag, 25.04.2014 09h30 Capaccio – 11h45 Pompeji
Während wir in der Morgensonne frühstücken, werden die kleinen Kerlchen munter
und wir können ihnen vom Womo aus bei ihrem putzigen Treiben auf der Wiese
zuschauen. Tierbabys haben wirklich etwas Bestrickendes. Die zahllosen Radfahrer
auf der Straße sind weit weniger bestrickend. Als es immer mehr werden,
beschleicht uns eine böse Ahnung, die gleich darauf vom DUMONT-Reiseführer
bestätigt wird: Italien feiert den Tag der Befreiung von der deutschen
Wehrmacht. Ja, dann! Wir streichen Paestum (drei Tempel weniger werden uns auch
nicht umbringen). Schifferlfahren vor der Amalfiküste hat wegen tief hängender
Wolken auch keinen Sinn, also wagen wir uns nach Pompeji.
Ausnahmsweise fahren wir Autobahn. Wir haben Glück, bekommen auf dem CP Zeus trotz verlängertem
Wochenende einen brauchbaren Platz. Die Schlange vor der Kassa zu den
Ausgrabungen ist sehr, sehr lang, also kehren wir zum Womo zurück und vertagen
das Unternehmen Kultur auf den Nachmittag. Sehr eindrucksvoll. Allein schon die Ausdehnung und Urbanität der
damaligen Stadt; ganz zu schweigen von der unglaublichen Leistung, das alles aus
meterdicken Schichten ausgegraben zu haben.
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Freilich ist vieles nicht an Ort und Stelle zu besichtigen und im Museum in Neapel viel besser aufgehoben; da muss man sich halt hinbemühen oder Bücher zu Rate ziehen. Aber die Stadt sollte man schon in natura gesehen haben. Sehr amüsiert haben wir uns über die ziemlich rigorosen Maßnahmen zur Verkehrsregelung – vor 2000 Jahren!
Samstag, 26.04.2014 10h30 Pompeji - 16h00 Fogliano/Lungomare
Nach sieben Wochen machen sich
langsam Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Wir verschlafen gründlich. Der Vesuv
steckt tief in den Wolken, also auf ans Meer, dort scheint das Wetter besser zu
sein. Neapel umrunden wir respektvoll – das Müllproblem ist eine einzige
Katastrophe; sogar die Satellitenstädte ersticken im Abfall. Nach dem
Lago di Patria besieht sich die Sonne
bekümmert kilometerlange, hermetisch
abgesperrte Strände, geschlossene Campingplätze und reichlich unschöne
Feriendörfer, in denen dem ältesten Gewerbe der Welt auch Samstagmittag ziemlich
unverhohlen nachgegangen wird. Damit haben wir hier nun doch nicht gerechnet.
Dafür entdecken wir nach Castello Volturno
auf den Wiesen Wasserbüffel, die Lieferanten für den Mozzarella und
machen einen Einkehrschwung, um den Quietschkäse im Original zu erwerben.
Schön wird die Küste wieder bei Formia,
die Berge kommen wieder ganz nahe an die Küste; sie halten freundlicherweise den
Regen auf, sodass wir bei leidlich gutem Wetter in
Sabaudia eintreffen. Nach wenigen
Minuten wird klar, welch geschichtsträchtigen Boden wir gerade befahren. Wenige
Kilometer südöstlich ragt der Felsen der Circe auf; das ist jene Dame, die
laut Homer den erschöpften Herrn Odysseus vor ein paar tausend Jahren zu
„becircen“ versuchte, doch bei ihr zu bleiben, was ihr nicht gelungen ist. Für
uns kommt jetzt ein ausnehmend schönes – für Italien ganz untypisches – Stück
Küste: gute 20km lang nichts als Dünen, dicht bewachsen, alle paar hundert Meter
führt eine „Passerella“ hinunter zum Strand,
nirgendwo Müll, traumhafte Ausblicke aufs Meer und ins Hinterland über den Lago di Fogliano zu den Bergen. Wir stellen uns zu einer (noch geschlossenen) Imbissbude und übersehen geflissentlich die gebührenpflichtige Parkspur. Nachts wird das wohl niemanden kümmern und morgen sind wir schon wieder weg. Der Sonnenuntergang ist absolut sehenswert, der Strandspaziergang wohl der letzte auf dieser Reise . . . .
Sonntag, 27.04.2014 08h50 – Lago di Fogliano – 10h45 Lago di Bracchiano/Roma flash
So schöne Dünen und das Wetter spielt
nicht mit! Dicke Wolken hängen in den Bergen – es sieht nicht gut aus. Also
lassen wir die Küste wehmütig hinter uns, brausen – soweit es die
Straßenqualität zulässt – Rom entgegen, daran vorbei und genießen das
sonntäglich magere Verkehrsaufkommen. Seit wir Sizilien verlassen haben, reisen
wir sozusagen „Frühling rückwärts“. Die Straßenränder sind gesäumt von
Traubenkirschbäumen – Wolken aus
Maigrün und Weiß – und goldgelbem
Besenginster. Rapsfelder leuchten mit ihrem hellen Gelb herüber, in den Gärten
blühen Magnolien und Obstbäume – richtig vertrauter Frühling. Und – es liegt
fast kein Müll mehr herum! Der CP Roma
flash nimmt uns müde Wanderer auf, wir freuen uns sehr, hier zu sein. Das
Wetter benimmt sich nachmittags noch halbwegs manierlich, die Wildenten fragen
um Futter an. Abends fängt es an, erst zu regnen, dann zu schütten, schließlich
zu donnern – also richtig schönes Sauwetter.
Wir haben sogar unseren Heizquirl in Betrieb genommen, um die Feuchtigkeit aus dem Womo zu vertreiben. Ein Glück, dass wir nicht mehr in den Dünen stehen! Die Rombesucher tun mir in der Seele leid.
Montag, 28.04.2014 Stehtag
Wir bleiben einfach noch da – es ist
so schön! Der See blitzt in der Sonne, die Schwäne holen sich bei den
Nachbarn Frühstück.
Es ist eine Wonne – wir genießen die warmen Sonnenstrahlen und sind einfach nur faul. Leider dauert der Zauber nur bis zum frühen Nachmittag, dann wiederholt sich das gestrige Schauspiel. Es schüttet aus Kannen – jetzt sind wir erst recht froh, nicht gefahren zu sein, setzen uns ins Womo und nützen die Zeit, um die Route für die Heimfahrt ein bisschen zu skizzieren. Nachts gibt´s noch einmal ein richtiges Getöse mit Blitz und Donner; Hagelkörner prasseln aufs Womo, die nachfolgenden Regengüsse nehmen uns das Waschen ab. An Schlaf ist kaum zu denken, erst um 4h früh ist der Zirkus vorbei.
Dienstag. 29.04.2014 10h40 Bracciano – 14h35 Todi
Wie wenn nichts gewesen wäre –
strahlend schönes Wetter! Am liebsten würden wir noch bleiben, aber langsam
heißt es doch an zuhause denken – es kommen schon diskrete Anfragen, wann wir
denn gedenken, einzutrudeln. Vorläufig ist
Todi unser Ziel. In Wahrheit ist aber heute der Weg das Ziel, der uns
über Nepi, Civita Castellana, Nardi
und San Gemini durch eine bezaubernd
schöne Frühlingslandschaft führt, besonders als wir nach Umbrien kommen. Überall
zartes duftiges Grün; die Wiesen sind noch nicht gemäht, der Mohn blüht – am
besten, man kommt nie an. Dabei ist Todi absolut sehenswert. Besonders
der Blick aus dem Tal zeigt die beherrschende und uneinnehmbare Lage – fast eine
Festung.
Sicherheit war damals angesagt, nicht Bequemlichkeit! Das merken wir auch gleich, als wir das Städtchen vom SP aus zu Fuß erobern, das uns sofort für sich einnimmt. Nicht aufgemascherlt, wie wir das schon mancherorts erlebt haben; hier wird einfach gelebt, gewohnt, gearbeitet und jeder Fußbreit Boden genützt und liebevoll gepflegt, ohne unbedingt auf Touristen zu schielen.
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Eine bezaubernde Provinz, auch ohne den Fremdenverkehrsmagneten „Meer“. Es gefällt uns hier nach diversen Merkwürdigkeiten an der Küste ausnehmend gut.
Mittwoch, 30.04.2014 09h10 Todi – 11h15 Gubbio
Umbrien im Frühling ist einfach ein
Traum. Unsere heutige Etappe (E45 + SS 298) ist fast zu kurz, um all die Schönheit zu genießen. Gubbio breitet sich
geradezu theatralisch unter finsterem Gewölk am Hang aus – ein bisschen erinnert
es uns von fern an Assisi.
Wir beziehen den SP, Ewald erforscht in kriminalistischer Kleinarbeit, warum der angepriesene Bus heute nicht fährt; ein anderer fährt angeblich schon, stimmt aber auch nicht, schlussendlich latschen wir zu Fuß in die Stadt.
Pünktlich bei der Loggia der Wollzieher beginnt es zu regnen und das bleibt auch so, was aber unserem Eindruck von Gubbio gar keinen Abbruch tun kann – ganz im Gegenteil. Kaum etwas ist mehr geeignet, seinerzeitige „Lebensqualität“ zu demonstrieren, als kaltes, nasses Gemäuer und zugige Gassen – das räumt mit diversen romantischen Vorstellungen ziemlich gründlich auf.
Über den Komfort zweier Lifte sind meine geschundenen Knie allerdings trotzdem sehr begeistert – sehr inkonsequent! Der Weg zum Womo erfolgt in gleicher Weise – zu Fuß. Der Fahrplan für den Bus ist außer Kraft, eine neuen gibt´s noch nicht.
Donnerstag, 1.05.2014 09h50 – Gubbio – 13h00 S. Alberto
Walpurgisnacht! Zwar tanzen nicht grad die Hexen auf dem Brocken, aber bewegt
ist es trotzdem. Sehr viel Wasser kommt vom Himmel, morgens können wir gar nicht
glauben, dass die Sonne scheint. Sie zieht aber schnell den Nebel in die Höhe
und wir haben wunderbares Reisewetter. Die E45 führt uns durch herrlich
frischgrüne Berg- und Hügellandschaft Richtung Ravenna, unter anderem am
Quellgebiet des Tiber vorbei (Sorgenti di Tevere). Wehmütig rollen wir in die
Ebene hinaus; damit`s nicht zu schnell Richtung Norden geht, steuern wir
S. Alberto am Ufer des Fiume Reno an, der südlich der
Laguna di Comacchio in die Adria mündet. Überraschung – wir erleben 1.
Maggio auf italienisch! SP gefunden – Womo abgestellt – per pedes ins Dorf –
natürlich während der Siesta – Dorf leer.
Orientierung nach Norden führt zu Festwiese + Fiume + Winzigfähre, die außer Fußgängern, Radfahrern und PKW´s doch tatsächlich Womos bis 3,5t übersetzt (Fahrtdauer gezählte 40sec.)!
Das müssen wir uns natürlich anschauen (0,50 p.P.)
Drüben steigen wir auf den Fahrdamm und die gesamte Lagune breitet sich vor uns aus – samt Reihern, Flamingos und sonstigen gefiederten Wesen. Ein einzigartiges Biotop – wir lesen darüber später im Museum – und eine seltsam zwittrige Landschaft zwischen Festland und Meer. Wasser, Schilfinseln, Kanäle, Felder, Radwege – eine ganz eigene Welt. Für eine Reise in den Süden ein ideales Etappenziel.
Freitag, 2.05.2014 08h45 S. Alberto – 12h30 Sacile
Die Sonne sendet versuchsweise ein
paar Strahlen auf die Erde, das war´s dann für heute. Es regnet praktisch ohne
Unterlass, mal weniger, meistens mehr, auch ein Hagelwetter bekommen wir ab.
Dafür sind wir flott auf der AB unterwegs. Der SP in
Sacile liegt sehr praktisch gleich hinter dem A&O-Supermarkt.
Wir gehen
einkaufen und - die haben doch wirklich Ricotta fresca di Perocino! Zwar
gemischt mit Kuh, aber trotzdem – super! Ich freu mich sehr. Die Sonne sendet
erneut versuchsweise ein paar
Strahlen auf die Erde, was uns sofort in die Schuhe hüpfen läßt.
Sacile ist
hübsch, wohltuend aufgeräumt, in der Kirche werden alte Klavierinstrumente
ausgestellt, von 1620 aufwärts, unter anderem ein „Clavier a lira“, bei dem sich
an Stelle des gewohnten senkrechten Teils eines Pianos, der die Saiten
beherbergt, eine Lyra befindet, in deren Rahmen die Klaviersaiten eingespannt
sind. Noch nie gesehen. Über Lautsprecher hören wir auch Interpretationen auf
diesen alten Instrumenten – sehr gewöhungsbedürftig.
Auf dem Weg ins centro storico kommen wir zur
Livenza; sie führt ziemlich viel Wasser sehr temperamentvoll nach Caorle
in die Adria. Gleich bei der Brücke ist ein Wildwasserparcour installiert; wir
schauen den jungen Kajakfahrern und –fahrerinnen eine Weile zu und verdienen uns
so ein exzellentes Gelato und einen Capuccino. Auf dem Heimweg erwerben wir noch
ein Thermometer fürs Womo, weil wir dem „hauseigenen“ einfach nicht glauben
wollen, dass es im Womo 28° haben soll. Es stimmt aber, was bedeutet, dass wir
daheim bei 21° erbärmlich frieren werden, denn wir haben uns an die Wärme schon
sehr gewöhnt.
Samstag, 3.05.2014 10h00 Sacile - 17h00 Lavamünd/Fhf.
Der schwache Hoffnungsschimmer auf
Wetterbesserung vergeht ziemlich bald. Die heimatlichen Berge schauen recht
finster her und an der Grenze schüttet es schon wieder richtig; der Taliamento
ist unerklärlich dürr. Bei der Griffenrast trösten wir uns über den unwirtlichen
Empfang, fahren weiter nach Lavamünd, wo wir einen SP wissen. Der ist aber heute
von Fussballspielern belagert, also wird Trick 17 angewendet: der örtliche Friedhof.
Ein schöner ebener Parkplatz mitten im Grünen ohne
Verkehrslärm – mehr brauchen wir heute nicht mehr. Morgen werden wir
voraussichtlich nach Banovci fahren – Reisestaub abschütteln und Wärme tanken.
Sonntag, 4.05.2014 09h15 Lavamünd - ??? Banovci
Auf Friedhofsparkplätzen schläft es
sich wunderbar. Gut ausgerastet setzen wir uns Richtung Banovci in Bewegung und
freuen uns über die phantastischen Ausblicke von der Soboth-Bundesstraße auf die
angezuckerten Karawanken und Nockberge. Unten im Tal empfangen uns frisch gemähte Wiesen mit
Margeriten-Inseln, bunte Dörfern mit fröhlichen Vorgärten und eine ausgewachsene
Sonntagsüberraschung. Auf unserer Strecke begegnen uns ziemlich viele Womos,
deren Bewohner offenbar ihren Badeaufenthalt beendet haben und nach Hause
streben. Eines davon hat ein Mödlinger Kennzeichen!
Der Regisseur „Zufall“ hat
die Hände im Spiel und inszeniert eine Begegnung der besonderen Art, denn wenig
später läutet unser Handy, ich sag zu Ewald`s Verblüffung noch: „Bin neugierig,
ob das jetzt der Frankie ist“ – und
sie sind´s wirklich! Seither hat die B69 den Namen „route sixty-nine“ (Frankie
und ich sind Krebse!) Wir telefonieren uns zusammen und fahren dann gemeinsam
weiter nach Banovci. Es ist nämlich trotz Sonnenschein derart stürmisch, dass
nicht einmal die sportliche Anni an Radfahren denkt und so sind wir alle im
warmen Wasser gut aufgehoben und können ausgiebig über sizilianische Erfahrung
tratschen.
Montag, 5.05.2014 Banovci Stehtag
Es ist heute ein wunderschöner, warmer Tag, die Sonne lacht vom
Himmel. dass es eine Freude ist. Anni und Franz werfen sich auf die Räder und
drehen eine ausgiebige Runde, wir werfen uns in's Wasser. Beides ist herrlich!
Am Nachmittag holen wir uns aus dem Restaurant 1 kg gebackene Hühnerbrüste mit
Pommes, machen uns verschiedene Salate dazu und würzen das Ganze mit einigen
Schlucken Wein aus Jeruzalem. Da wir noch das Frühstück für morgen bestellen
müssen, fahren Franz und Ewald noch einmal vor in die Rezeption und bringen auch
gleich wieder etwas Wein - die Flaschen sind ja sooo klein - mit. Den vernichten
wir dann im WOMO vom Franki, da es schon leidlich kühl geworden ist.
Als uns
das geschliffene Formulieren unserer Aussagen schon ein wenig schwer fällt gehen
wir in unseren Minimax und lassen uns in's Bett fallen.
Dienstag, 6.05.2014 Banovci - Wien
Ja, das
Frühstücksbuffet im Hotel ist schon ganz was feines. Es ist alles da, was das
Herz begehrt. Sogar Palatschinken.
Nach ausgiebiger Stärkung geht es leider
weiter Richtung Heimathafen. Das geht aber nicht, ohne beim Gründl in
Labuttendorf vorbeizuschauen. Wir müssen unseren Wein-Fehlstand zu Hause wieder
ergänzen. Auch Franz nimmt sich einige Flaschen mit, obwohl das ja nicht direkt
seine Geschmacksrichtung ist. Dann geht es an's Abschiednehmen. Anni und Franz
wollen noch einige Tage im Süden Österreichs verbringen. Wir müssen aber nach
Hause. Versprochen ist versprochen. Tochter und Nachbar(innen) warten schon.
Zusammenfassung:
Eine Reise nach Sizilien ist im
April und Anfang Mai wirklich ein ständiger Augenschmaus. Die Natur explodiert
förmlich und zaubert die buntesten Wiesen und Wälder hervor, Blumen sprießen in
schier unermesslicher Zahl in allen Farben. Die Temperaturen sind unter Tags
sehr angenehm, in der Nacht noch recht kühl. Speziell wenn man in's
Landesinnere fährt. Die niederen Küstengebiete verwöhnen auch in der Nacht
mit angenehmen Schlaftemperaturen.
Die Straßen in (Süd)Italien und
Sizilien sind zum Teil wirklich eine Zumutung. Es herrscht die Überzeugung vor,
dass bei Schäden eine Tafel genügt - ausbessern ist nicht. Dass speziell in
Süditalien und Sizilien ein akutes Müllproblem herrscht, ist ja allgemein
bekannt. Obwohl ich sagen muss, dass es auch dort schöne, saubere Dörfer gibt.