Morgen geht's ab Richtung Portugal

  • Dienstag, 26.4.2016 Lissabon
    Für heute haben wir uns nur das Jeronimos-Kloster und den Torre de Belem vorgenommen, beide ins Verzeichnis des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.


    Wir kommen sehr kommod per Bus und Fähre, leider stehen Menschenschlangen vor der Klosterkassa, also drehen wir die Reihenfolge um: erst der Torre. Er stammt aus dem frühen 16. Jh., war als Hafenfestung und Prestigeobjekt gedacht und gilt als Musterbeispiel des sogenannten manuelinischen Baustils. Hier drängelt sich das Volk auch wie beim Osterspaziergang. Der Beschreibung entnehmen wir, dass man ihn aber nicht unbedingt von innen gesehen haben muss, also bewundern wir ihn gebührend von außen – er ist ja wirklich ein Prachtstück!


    Nach einem köstlichen Eis pilgern wir wieder zum Kloster zurück, wo sich die Schlange erfreulich verkürzt hat. 10 Minuten später sind wir drin und: es lohnt sich wirklich! Das Kloster ist sozusagen Portugals architektonisches Nationaldenkmal Nr. 1. Zu Recht! Der manuelinische Baustil ist hier in Vollendung zu bewundern. Ich bin absolut kein Kunstexperte, aber allein die Heiterkeit, die dieses Bauwerk ausstrahlt, hat mich restlos begeistert. Wär´ sehr schade gewesen, das nicht zu erleben.

  • Nicht unbedingt ein Kunstwerk, aber doch sehr imponierend, ist das „Denkmal der Entdeckungen“. 52m hoch, direkt am Ufer des Tejo gelegen, stellt es den stilisierten Bug einer Karavelle mit Segeln war, auf dem wichtige Persönlichkeiten der portugiesischen Geschichte – allen voran „Heinrich der Seefahrer“ – versammelt sind.


    Gleich daneben ist unsere Anlegestelle und wir kommen gerade recht, um unsere „Privatkaravelle“ zu besteigen und den Tejo ein letztes Mal zu überqueren. Ein letztes Mal würdigen wir die riesige „Doppeldeckerbrücke“ des 25. April, die ihn überspannt und neben der alles andere geradezu niedlich wirkt.


    Uns hat Lissabon gut gefallen; mir persönlich wären 2-3 Tage mehr sehr recht gewesen; allerdings auf einem anderen CP. Von hier ist die „Anreise“ doch etwas zeitaufwendig.

  • Ja, offensichtlich hat sich das Wetter jetzt gedreht und beschert uns Sonnenschein.
    Donnerstag, 28.4.2016 Mojito – Rio d. Mouro (30. Tag)
    Km – Stand: 168144 Rio d. Mouro – Praia de Guicho gef. km: 129
    Die Umrundung des Strohmeeres und Lissabons gelingt Ewald und dem Navi souverän, was absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Auf der Karte erinnern die verwirrenden und verworrenen Fäden der mautpflichtigen – und nicht mautpflichtigen - Autobahnen an das Werk einer Strickanfängerin. Sogar das Navi gerät ins Schwitzen. Wir erleben Alltags-Portugal pur. Die Fa. Morada beschäftigt sehr liebenswürdiges Personal, wir sind sehr angetan. Minimax offenbar auch; als ein Mitarbeiter den Kippschalter betätigt, senkt sich das Fenster anstandslos. Allzu überrascht sind wir nicht, vor ca. 2 Jahren hatten wir die gleiche Situation in Wien schon einmal; in der Werkstatt trat damals der gleiche Vorführeffekt auf und die Hoffnung keimte, es würde nicht wieder passieren. Mitnichten! Aber: hier kommt uns das wesentlich billiger. Zwei Stunden lang wird das Innere der Tür nach außen gekehrt, gereinigt, Kabelverbindungen eingesprüht, alles wieder zusammengebaut – um heiße € 50,--. Hochzufrieden begeben wir uns ans Meer. Cascais entpuppt sich als beliebtes Ziel für Kurztrips von Lissabon ans Meer (die armen Teufel haben ja nur das Strohmeer!) und ist dementsprechend überlaufen. Wir flüchten nach Norden – verführt von der Schulz-Bibel – und finden an der Praia do Guincho einen traumhaften Platz über dem Meer, an dem wir bleiben.


    Eine herrliche Brandung rollt an die Küste, wir gehen Bacalhau essen, schauen der Sonne zu, wie sie in den Atlantik versinkt. Wenn´s Wetter passt, werden wir morgen in die Dünen steigen.

  • Donnerstag, 29.4.2016 Praia do Guincho – Sintra – P.d.Guincho
    Km-Stand: 168202 gef. km: 58
    Vormittags machen wir uns daran, die Düne auf einem sehr geschickt angelegten Weg zu umrunden. Er verläuft ca. 2m über dem Sandboden (ähnlich wie bei uns durch Moor-Naturschutzgebiete), wodurch der Bewuchs, der den Sand festhalten soll, vor Spaziergängern oder herumtollenden Hunden geschützt wird.


    Es ist ohnehin ein Wunder, was sich hier alles gegen den ewigen Wind und die Sandverfrachtungen behaupten kann – sogar Orchideen! Oben werden wir mit einem phantastischen Blick auf den Atlantik belohnt.


    ........

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    Zweiter Punkt im Tagesprogramm ist Sintra. Schnell noch einkaufen, dann kraxeln wir in die Serra Sintra. Der Palacio Nacional da Pena liegt ja wie ein Adlerhorst möglichst unerreichbar und dementsprechend steil sind die Sträßchen dort hinauf. Die Parkplatznot ist groß, Ewald fädelt unsern Dicken aber sehr gekonnt auf einen PP unter Kastanien. Weil´s gar so steil ist, geht´s per Shuttle weiter zum „Märchenschloss“. Selbiges ist absolut unbeschreiblich, angesiedelt zwischen Ritterburg und Disneyland, eine Zauberwelt, die uns in die ehemalige Welt der Romantik entführt. Alle erdenklichen Stilelemente finden sich hier mehr oder weniger glücklich vereint – sehenswert ist die Burg allemal.



    Allein der Ausblick – wenn nicht so dunstverhangen wie heute – ist traumhaft. Drei Stunden sind wir vollauf mit dem Märchenschloss beschäftigt, dann ist es genug mit Kultur. Wir trollen uns wieder den Berg hinunter, machen einen kurzen Abstecher zum Cabo di Roca, wo man vor lauter Bussen nicht einmal stehen bleiben kann und kehren zurück zu unserer Bucht. Leider, leider belauert dort ein massiver, aber sehr niedriger Holzpfosten unser Womo und attackiert den Unterbodenstauraum heftig. Wir befinden uns tatsächlich auf einer Reparaturreise! Wieder einmal herrscht große Ratlosigkeit. Nach längerem Nachdenken findet sich aber eine Lösung, mit der wir zumindest weiterfahren können. Jetzt wär´s dann aber fein, wenn längere Zeit kein Malheur passiert.

  • Samstag, 30.4.2016 Praia d. Guincho – Lagoa de Obidos
    Km-Stand: 168370 gef. km 168
    Der bereits gestern Abend sehr heftige Wind beutelt das Womo nachts geradezu berserkerhaft durch. Während des Frühstücks legt er noch ein bisschen zu, sodass wir beschließen, einen küstenfreien Tag einzulegen. Quer durch die unglaublich üppig grüne Vegetation der Serra Sintas führt uns das Navi. Wir vertrauen uns seiner Technik widerspruchslos an, denn bezüglich mautfreier Autobahnen hat es uns bis jetzt noch nie in die Irre geführt (Ob das diesmal auch so war, wird sich weisen, wenn wir zuhause die Post durchschauen). Wir genießen die Fahrt durch die Estremadura. Auch hier ist es herrlich grün – so ein portugiesischer Frühling hat schon was! Viel Weite, viel Wein, viel Wind – wenig Leut´ .


    Das mittelalterliche Städtchen Obidos ruht richtig beschaulich innerhalb seiner Stadtmauern. In der Kirche trauen sich gerade zwei, weshalb wir sie (die Kirche!) nicht besichtigen. Aber auch in den malerischen Gässchen mit dem verschwenderische Blumenschmuck herumzuschlendern, ist ein Vergnügen.



    Viele liebenswerte Dinge gibt es hier zu entdecken und ein kleiner Einkaufsbummel tut der Seele gut. Zum Schlafen befolgen wir den – goldrichtigen – Tip aus der „Schulzbibel“: Lagoa de obidos. Der Fluss Arelho bildet vor seiner Mündung in den Atlantik einen amöbenartig geformten See, der im Laufe der Jahrhunderte zu einem Salzwassersee geworden ist – in Vogelkreisen eine angesagte Adresse. Am kleinsten Arm bzw. Bein der Amöbe schlagen wir in Gesellschaft mehrerer Fischer unser Nachtquartier auf. Idyllischer geht es kaum. Für heute kann der Atlantik mitsamt seinem Wind bleiben, wo er ist. Das nahe Ufergasthaus ist – zumindest am Wochenende – bewirtschaftet; wir essen auf der noch sonnigen Terrasse und beobachten das lebhafte Treiben der Vogelwelt. Später entfaltet sich auf dem Wasser noch lebhafteres Treiben (Schlauchboot + Kajaks), dem wir entnehmen, dass a) dieses Gewässer nicht einmal knietief ist, b) morgen hier vielleicht eine wassersportliche Veranstaltung stattfinden wird.

  • Sonntag 1. 5. 2016 Ruhepause
    Das vermutete „Wassersportevent“ findet nicht statt. Die gestrigen Lichtspiele auf dem Wasser waren offenbar eine Art Nachtübung. Also wandern wir vormittags den Amöbenarm entlang Richtung Meer, beobachten Vögel und schauen zu, wie das Wasser in der Bucht steigt. Nebst Fischen hausen in diesem Flachwasser auch Krabben und alle möglichen Muscheln, die bald in den Töpfen der Einheimischen landen werden.



    Überall grünt und blüht es, Pinien und Eukalyptusbäume duften um die Wette. Als wir um den letzten Landzipfel vor der Küste biegen, bläst uns ein ziemlich frischer Wind entgegen, der uns recht flott wieder umkehren lässt. Um drei Perlmuttmuscheln reicher kehren wir zum Womo zurück und verbringen den Rest des Tages mit süßem Nichtstun.

  • Montag, 2. 5.2016 Lagoa de Obidos – Peniche der Felsen wegen – Lagoa de Obidos
    Km-Stand: 168433 gef. km: 83
    7h früh: 9°C! Einheizen! 7h30: Die Sonne zieht die Nebelschwaden in die Höhe und ein spiegelblanker See kommt zum Vorschein. Fische springen nach Mücken, blinken silbern in der Sonne und hinterlassen glitzernde Kreise auf der Wasseroberfläche. Der Reiher von gestern abend führt uns am gegenüberliegenden Ufer seine Ballettübungen vor und wir vertonen diesen Morgenzauber mit Haindlings Version von den Vier Jahreszeiten. Auch das ist Portugal! Im Vorbeirutschen entsorgen wir auf dem Stellplatz in Obidos, nehmen auch Frischwasser, weil ich den Tank leergeduscht habe. Der rächt sich sofort, die Pumpe röchelt uns was vor und Ewald darf sie wieder einmal ausbauen, um die falsche Luft aus dem Schlauch zu entfernen.
    Peniche wartet – wie versprochen – mit einer dramatischen Steilküste auf. Bei Praia Padoa trotzen kantige Türme der Brandung;


    die Küste ist zerfressen von Regen, Wind und Meer. Mit donnerndem Getöse bricht sich die türkisfarbene Brandung an gewaltigen Felsbrocken. Es gibt hier aber einige Plätze, an denen man bei halbwegs brauchbarem Wetter durchaus nächtigen kann. Beim Cabo Carvoeira findet das Felsenchaos seinen Höhepunkt. Geradezu urweltlich sieht es hier aus, als hätten die Zyklopen mit Steinquadern herumgeworfen. Zwischen Felsschloten und Gletscherspalten ähnlichen Schluchten kann man tief unten das Spiel der Brandung beobachten.


    Der Atlantik trägt heute leuchtendblau mit weißen Schaumkronen, die Berlinga-Inseln sitzen behäbig mittendrin.
    Genug Atlantik, genug Brandung – wir kehren an unseren See zurück, allerdings auf die andere Seite, zum Foz de Arehlo, wo sich ein vollkommen anderes Bild bietet. Tatsächlich drängt sich der Vergleich mit einer Fata Morgana auf. Flache Sandinseln, dazwischen leicht gekräuseltes blaues Wasser – es erinnert im grellen Sonnenlicht wirklich an eine Luftspiegelung.


    Noch ist keine Saison, also auch kein Touristenwirbel, aber man hat dazu gelernt und einen riesigen Womo-Parkplatz geschaffen (€3,--/24h). V+E gibt´s auch, kostet zusätzlich (€2,--). Die ganze Bucht ist im Sommer sicher ein toller Badeplatz, weil sie vor der Atlantikbrandung völlig geschützt ist; für Frühjahrsfahrer kommt eher Strandwandern in Betracht, weil das Wasser einfach noch viel zu kalt ist. Und Sonne gibt´s hier vom Auf- bis zum Untergang.

  • Dienstag, 3.5.2016 Foz de Arelho – Praia do Salgado
    Km-Stand: 168499 gef. km: 46
    Einen Strand-Geheimtip besuchen wir noch, dann kehren wir der Küste vorerst einmal den Rücken, zumal das auch der Wetterbericht nahelegt. Regen macht selten Spaß, aber an der Küste kann man rein gar nichts anfangen. Noch liegen wir aber im goldenen Sand an der Praia Salgado, genießen die Sonne und beobachten, wie sich aus dem tiefblauen Atlantik durchsichtig grüne Brecher aufbauen, an den Strand donnern und dort in weißen Schaum verwandeln.


    Von der Terrasse des Strandbeisels hat man einen herrlichen Ausblick nach Amerika. Abends kontrollieren wir noch, ob die Sonne auch ordentlich schlafen geht. Aufgrund eines fadendünnen Wolkenstreifens entstehen durch die Luftspiegelung knapp über dem Horizont recht ulkige Formen – zuerst Erdnuss, dann Steinpilz, dann Eichel. Zum Schluss schwebt nur noch ein winzig kleines orangerotes Ufo am Horizont. Leider keine Bilder – alles kann Fototechnik eben auch nicht.

  • Mittwoch, 4.5.2016 Praia do Salgado – Alcobaca - Batalha
    Km-Stand: 168549 gef. km: 50
    Das Wetter stellt sich um. Es ist schwül, wir werden Regen bekommen. Kultur ist angesagt: Die Zisterzienserabtei Alcobaca. Das größte Gotteshaus und das erste Bauwerk Portugals in rein gotischem Stil – von beeindruckender Schlichtheit.



    Die barocke Fassade hat man der Kirche erst 500 Jahre später aufgepfropft, na ja. Berühmt ist die 18m hohe Küche mit einem mächtigen Kamin, unter dem zwei Ochsen gleichzeitig gebraten werden konnten. Das hat´s bei der Belegschaft (laut Ordensregeln einer weniger als 1000) auch gebraucht! Die gesamte Küche samt Kamin ist verfliest und vom nahen Flüsschen wird Fließwasser durch die Küche geleitet. Sehr modern!
    Nächstes Ziel ist Batalha, wieder ein Kloster, aber was für eines! Vorerst suchen wir aber nur den Stellplatz auf, denn es ist schlagartig drückend heiß geworden. Erst spätnachmittags wagen wir uns wieder aus dem Womo und umrunden den riesenhaften Bau zumindest einmal und sind allein von der Außenansicht mehr als beeindruckt. Die eigentliche Besichtigung nehmen wir morgen in Angriff.

  • Donnerstag, 5.5.2016 Batalha – Tomar
    Km-Stand: 168601 gef. km: 52km
    Und heute regnet es! Umso besser, dass wir die Fassaden gestern noch bei gutem Licht betrachten konnten - ein Wunderwerk der Bau- und Steinmetzkunst!



    Kein Bogen, keine Säule, die nicht in geradezu unglaublicher Feinarbeit im manuelinischen Stil verziert sind. Gotische Deckenkonstruktionen sind meist hoch und steil – hier im Kapitelsaal ist das anders. Die statischen Gesetze scheinen außer Kraft gesetzt; ohne Stützpfeiler überspannt das Gewölbe ein Quadrat von 19m Seitenlänge.Drei Nächte lang schlief der Baumeister unter dem Schlussstein der damals gewagten Konstruktion, um sein Vertrauen in die eigene Bautechnik zu demonstrieren. Nach ausführlichster Besichtigung dieses großartigen und wohl schönsten Kirchenbaues Portugals wenden wir uns nach Osten. Dort steht die „Christusritterburg“ Tomar. Sie wird die dritte im Bunde der Kulturziele sein. Hoffentlich bessert sich bis morgen das Wetter; derzeit stehen wir auf dem CP Municipal in Tomar und freuen uns über die Regenwäsche fürs Womo.

  • Danke für den wunderbaren Reisebericht.
    Und der Schreibstil, mir kommt vor, ich würde ein Buch lesen. :danke: :buchles: :danke:
    Weiterhin einen schönen, guten Reiseverlauf!

  • Freitag, 6.5.2016 Tomar
    Es regnet immer noch. Wir freuen uns nicht mehr so sehr. Nachmittags trotzen wir dem Wettergott und marschieren ins Städtchen. Das arabische Wasserrad auf der Insel ist leider grad nicht in Betrieb.


    Wir bestaunen in der Kirche den sonderbaren hochzeitstortenartigen Altaraufbau,


    wandern in den alten Gässchen herum und versuchen herauszufinden, was Tomar wohl in den Augen der Eingeweihten wohl zur „schönsten Stadt“ Portugals macht.


    Der wieder einsetzende Regen ist dabei nicht hilfreich. Wir flüchten in ein Einheimischenlokal, wo ich einen neuen Bacalhau-Versuch starte. Es schmeckt gut, aber danach weiß ich, dass mein Magen dieses Überangebot an Salz doch nicht sehr schätzt. Mit Einkäufen und weiteren Regengüssen kehren wir nach Hause und verbringen den Abend mit vorsichtigen Reiseplanungen und Lesen.

  • Samstag, 7.5.2016 Tomar – Coimbra/Wald v. Bucaco
    Km-Stand: 168734 gef. km: 133
    Ewig können wir aber auch nicht auf besseres Wetter warten und Burg besichtigen kann man auch bei Regen. Das Womo nehmen wir gleich mit, denn wir planen nach Coimbra bzw. Bussaco weiter zu fahren. Von dem vielen, das wir gesehen haben,



    hat uns das manuelinische Fenster am besten gefallen


    In Begleitung des obligaten Regens machen wir uns auf zum „Verwunschenen Wald“ nach Bussaco. An Spaziergang ist nicht zu denken, es schüttet aus Kannen. Auf dem riesigen Parkplatz vorm Tor „Sula“ steht ein zweites Womo, bei dem rätselhafte Dinge vor sich gehen: die Tür vom Heckstauraum ist offen (bei strömenden Regen!), dafür steht darunter ein Stockerl (Hocker). Nach einiger Zeit kommt jemand aus dem Womo, räumt das Stockerl weg und schließt die Tür. Wenig später steht´s Stockerl wieder da und die Tür ist wieder offen (Katze ?????). Kurz vor Einbruch der Dunkelheit klärt sich das Rätsel: ja, dort hinten wohnt – oder soll wohnen – eine Katze. Ich seh´ sie unters Auto huschen, Frauli räumt brav auf und stellt sich dann geduldig vors Womo (im Regen) bis es dem Stubentiger beliebt, einzusteigen – in den Hauptraum, versteht sich! Mit solchen Betrachtungen verbringen wir unsere verregneten Portugaltage . . . .

  • Sonntag, 8.5.3026 Bussaco – Praia da barra
    Km-Stand: 168845 gef. km: 111
    Ja, es regnet noch immer! Während des sehr späten Frühstücks hört´s aber auf, wir verfrachten das Geschirr ins Bad, um ja keine der zwei vom Wetterbericht versprochenen Sonnenstunden zu versäumen. Abwaschen kann man später auch. Man kann den Wald von Bussaco getrost als Urwald bezeichnen, so viele verschiedene Bäume und Sträucher haben hier ein Zuhause gefunden, die alle prächtig gedeihen – ein Vermächtnis der Karmelitermönche, die hier ein Arboretum geschaffen haben, das durch „Mitbringsel“ der portugiesischen Seefahrer - exotische Pflanzen und Sämereien - immer wieder erweitert wurde.


    Auch ohne die fehlende Beschilderung finden wir den Weg zum Schloss, einem richtigen Märchenschloss in manuelinischem Stil, mit prächtigen Arkaden und wundervollen Azulejos,



    umgeben von einem barocken Schlossgarten. Sehr wirkungsvoll so mitten in einem „verwunschenen Wald“ und ein wunderschöner Ausflug nach den vielen Regentagen. Ein Blick gen Himmel zeigt, dass es an der Küste aufklart, also auf gen Westen! Über Agueda und zahllose Bauerndörfer sowie nach einigen Regenschauern kommen wir zur Praia da barra, einem schmalen Landstreifen zwischen der Ria de Aveiro und dem Meer, gesäumt von kleinen Fischerhäuschen, viele von ihnen bunt gestreift wie die Strandkörbe an der Ostsee. Wir erobern einen Stellplatz, kraxeln auf die Düne und sehen uns einem rabiaten Meer gegenüber. Der Atlantik war an dieser Küste schon mehrmals ziemlich zerstörerisch tätig. 1575 hat eine verheerende Sturmflut den Schifffahrtskanal verschlossen und damit das gesamte Fischereiwesen zerstört; Aveiro verlor seine Bedeutung. 1808 spülte eine weitere Sturmflut den Kanal wieder frei, der dann eilig mit Dammbauten gesichert wurde. So schlimm ist es heute nicht, aber es weht ein ordentlicher Sturm. Die Brecher, die hereinrollen, sind gewaltig und Dünenwanderung muss stumm erfolgen, sonst hat man den ganzen Mund voller Sand.

  • Montag, 9.5.2016 Praia da barra – Aveiro – Furadouro
    Km-Stand: 168925 gef. km: 80
    Aveiro gilt seit der Flutkatastrophe als einer der besten Häfen Portugals; uns beschäftigt aber mehr die Altstadt, durch die Lage an der Lagune und die Kanäle fühlt man sich tatsächlich ein wenig an Venedig erinnert. Über eine sehr originelle Brückenkonstruktion streben wir ins Zentrum an den „Central Canal“.


    Dort liegen die bunten, eigenartig geformten Boote, mit denen früher die Tangfischer ausgefahren sind, ein seinerzeit wichtiger Erwerbszweig. Heute werden damit allerdings Touristen herumgeschippert, Tang als Dünger hat ausgedient.


    Die Salzgewinnung ist dagegen auch heute noch eine wichtige Einkommensquelle für Aveiro. Den Kanal säumen bezaubernde Jugendstilhäuser und an allen Ecken und Enden begegnet man Azulejos an Kirchenwänden und Mosaiken auf den Gehsteigen.


    Das Vergnügen währt nur kurz; ein heftiger Wolkenbruch scheucht uns ins nächste Cafe. In der ersten Regenpause, die auch die letzte ist, eilen wir zurück zum Womo. Dauerregen ist angesagt. Um dieser betrüblichen Nässe zu begegnen, braucht´s einen CP, damit man elektrisch heizen und die Feuchtigkeit aus Kleidung und Womo vertreiben kann. Wir peilen Furadouro an, wo es drei CP geben soll. Zwei sind völlig indiskutabel, der dritte wird´s dann. Ziemlich unorthodox stellen wir uns quer über zwei Stellplätze, um sicher zu sein, dass wir nicht im aufgeweichten Erdreich steckenbleiben. Da ohnehin nur zwei Tagesgäste am Platz sind, spielt´s keine Rolle.

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