Sizilien, wir kommen

  • Ostersonntag, 20.4.2014
    08h45 Strand – Gola dell` Alcantara – CP – Amoetia/Lido San Marco 134393 – 134430 (37km)
    Gestern sind wir am CP vorbeigefahren, heute schauen wir nach, ob die „Heilbronner“ da sind. Ewald geht den CP ab, kann sie aber nicht entdecken. Ein SMS ruft dann aber Wolfgang vor die Tore – sie stehen im allerletzten Winkel des CP. Soweit hat mein GG seine Suche nicht ausgedehnt. Wir machen eine kurze CP-Besichtigung mit Morgentratsch, geloben wiederzukommen und fahren erst einmal zur Alcantara-Schlucht. Wir sind ja zuhause nicht gerade arm an Wasserfällen, Schluchten und Ähnlichem, aber dies hier wirklich etwas Besonderes – nämlich wegen der interessanten Formen des Gesteins, durch das sich der Alcantara seinen Weg gebahnt hat. An den Basaltwänden der Schlucht zeigt sich eine wahre Zauberwelt an prismenartigen Strukturen, die während des Erstarrungsprozesses der Lava entstanden sind. Bei entsprechend niedrigem Wasserstand kann man die Schlucht durchwandern; so niedrig ist er zwar nicht, aber Ewald schürzt zumindest sein Höschen und watet quer durch den Bach auf der Suche Fotomotiven. Oberhalb der Schlucht gibt es Wanderwege, auf dem man zwischen Orangenhainen, Ohrwaschelkakteen, Akanthusstauden, Aloen jeder Sorte und Größe und zahllosen anderen mediterranen Gewächsen zu Aussichtsplätzen wandern kann, von denen sich zum Teil recht spektakuläre Aus- bzw. Einblicke in die Schlucht bieten. Ein herrlicher Tag, das Wetter spielt auch mit und dann landen wir nach Gelati und Cappuccino doch etwas müde wieder am CP. Das Abendessen gestaltet sich recht heiter. Ewald bestellt für sich Menu pasqua, was ihn an die Grenzen seines Fassungsvermögens bringt: Fisch bis zum Abwinken! Ich lass mich auf ein Menu erst gar nicht ein, denn es gibt Pasta alla Norma – dem renn ich hier auf Sizilien schon die ganze Zeit nach.

  • Ostermontag, 21.4.2014
    Es könnte sein, dass wir gestern doch etwas zu reichlich gegessen haben. Keiner bewegt sich mehr als unbedingt notwendig. Wir stehen zwischen Obstbäumen in einer frisch gemähten Wiese und stellen Betrachtungen darüber an, was köstlicher duftet: die Wiese oder die Orangenbäume. Wunderbar erholsam. Taormina steht morgen sicher auch noch – dorthin werden wir mit dem Bus fahren.


    Dienstag, 22.4.2014
    Dieser Bus macht bei Bedarf einen Schlenker von der Hauptstraße zum CP – wenn Bedarf angemeldet wird. Vergisst der CP-Betreiber das, darf er sich in sein Privatauto setzen und die Gäste zur Hauptstraße bringen. So auch heute.
    Über Taormina wurden schon viele Seiten voll geschrieben, wir lassen es daher lieber. Das muss man schon selber sehen. Vorzugsweise natürlich bei schönem Wetter und nicht bei solchem Nebel, wie wir ihn heute haben, aber selbst da lässt sich der Zauber erahnen, den das Städtchen ausstrahlt. Wir machen eine Fleißaufgabe, fahren nach Castelmola und steigen von dort zu Fuß teils über Stufen, teils über einen elend steilen Weg, der später ein schotteriger Pfad wird, eineinhalb Stunden lang ins Centro storico hinunter. Die Knie sind schwer beleidigt, aber die Aussicht phantastisch. Wir wandern durch die hübsche Altstadt und lassen das griechische Theater links liegen – es lohnt bei diesem Wetter einfach nicht. Pünktlich zur Busabfahrt beginnt es zu regnen – wenn das kein Timing ist!

  • Mittwoch, 23.4.2014
    09h10 S.M. – 10h20 Messina Fähre – 12h10 – 12h45 Reggio d. C. – 18h40 Fuscaldo 134704 (274km)
    Vorbei ist der Traum Sizilien – und das liebe Festland empfängt uns mit erstklassigem Sauwetter. Nicht nur, dass es schüttet, was das Zeug hält – nein, wir bekommen dicken Nebel – man sieht keine 15 m weit. Eine Alarm blinkende Autoschlange bewegt sich auf der Autobahn mit 15km/h vorwärts – da kommt wirklich Freude auf. Kein Monte St. Elia, kein Blick aufs nächtlich erleuchtete Palmi, kein Tropea, kein Stromboli – nur weiße Suppe. Unerbittlich geht es nach Norden, es wird und wird nicht besser. Also muss ein Schlafplatz her und vorher Geld beschafft und eingekauft werden. In Amantea gibt´s Bankomat und Supermercato, dann wird´s richtig spannend. Der ACSI-SP-Führer weiß einen SP in Marino di Paola. Das Navi weiß aber nicht, wie dorthin zu finden ist, denn der Weg, den es uns vorschlägt, kann nicht nur nicht stimmen, sondern bringt uns in ärgste Schwierigkeiten. Mordsmäßig steil geht es in engen Serpentinen aufs Meeresniveau hinunter und – plötzlich ist die Straße aus. Das sind die Sternstunden des Womofahrers: kein Platz zum Wenden, steile nasse Straßen und Kehren, aus denen mit Vorderradantrieb kein Weiterkommen ist. Da gibt´s für den Beifahrer nur eins: Mund halten und den Fahrer werkeln lassen. Jetzt stehen wir neben einem noch nicht geöffneten Sosta Camper gratis mit Blick aufs sehr aufgeregte Meer.

  • Donnerstag, 24.4.2014
    09h30 Fuscaldo – 15h00 Capaccio 134704 – 134911 (207km)
    Das Meer blitzt unverschämt blau, aber über den Bergen hängen noch die Wolken des gestrigen Wetters. Wir bleiben an der Küste und rollen nach Norden. Verschlafene Feriendörfer, die wenig reizvoll sind, reihen sich aneinander, die Bahnlinie trennt uns vom Meer. Im Streiflicht der Morgensonne leuchten von den dramatisch umwölkten Bergkuppen zu unserer Rechten immer wieder kleine Dörfer und Überbleibsel von Kastellen herunter. Ab Scalea wird es interessant: wir umfahren ein Kap und die wunderschöne Bucht von Praia a Mare tut sich auf, Maratea mit der weißen Christusstatue kommt in Sicht und kurz darauf gibt es nur mehr Steilhänge, die buchstäblich ins Meer stürzen. Irgendwie windet sich dazwischen die Straße entlang, man weiß oft gar nicht wie! Ein traumhaft schöner Küstenabschnitt, der sich allzu viel Zersiedelung ziemlich erfolgreich widersetzt. Keine leichte Aufgabe für den Fahrer! Nach dieser Traumfahrt macht er es sich aber doch etwas leichter. Die SP 430 bringt uns nach Agropoli, landschaftlich auch sehr reizvoll. Wir kommen gerade zum Marktschluss zurecht und ergattern noch einen wunderbaren Pecorino fresco. Ziel ist Capaccio, wo sich eine WOMO-freundliche Gaststätte befinden soll. Mein lieber Ewald aktualisiert sein Naheverhältnis zu meiner liebsten Freundin und wirft das Navi an und prompt sehen wir uns binnen kurzem neuerlich einer zwirnsfadendünnen „Straße“ gegenüber, bei deren Anblick ich in Erinnerung an gestern dann doch ziemlich vernehmlich murre. Das Ganze wird per pedes in Augenschein genommen, dann nehmen wir doch die vernünftige Strasse (sicher 50cm länger!) und freuen uns, dass wir hergefunden haben. Ein hübscher Platz, kinderfreundlich, wirklich Womo-freundlich. . . . . Wir bekommen noch zu essen (abends ist nur Freitag, Samstag und Sonntag geöffnet, Montag überhaupt geschlossen) und wir dürfen auf dem Wiesenparkplatz schlafen, der uns ganz allein gehört. Als Draufgabe haben wir heute nicht Sonnenuntergang, sondern eine kleine Hündin, die hier mit ihren beiden Welpen untergebracht ist und für unsere Unterhaltung sorgt.

  • Freitag, 25.4.2014
    09h30 Capaccio – 11h45 Pompeji 134911 – 135003 (92km)
    Während wir in der Morgensonne frühstücken, werden die kleinen Kerlchen munter und wir können ihnen vom Womo aus bei ihrem putzigen Treiben auf der Wiese zuschauen. Tierbabys haben wirklich etwas Bestrickendes. Die zahllosen Radfahrer auf der Straße sind weit weniger bestrickend. Als es immer mehr werden, beschleicht uns eine böse Ahnung, die gleich darauf vom DUMONT-Reiseführer bestätigt wird: Italien feiert den Tag der Befreiung von der deutschen Wehrmacht. Ja, dann! Wir streichen Paestum (drei Tempel weniger werden uns auch nicht umbringen). Schifferlfahren vor der Amalfiküste hat wegen tief hängender Wolken auch keinen Sinn, also wagen wir uns nach Pompeji. Ausnahmsweise fahren wir Autobahn. Wir haben Glück, bekommen auf dem CP Zeus trotz verlängertem Wochenende einen brauchbaren Platz. Die Schlange vor der Kassa zu den Ausgrabungen ist sehr sehr lang, also kehren wir zum Womo zurück und vertagen das Unternehmen Kultur auf den Nachmittag. Sehr eindrucksvoll. Allein schon die Ausdehnung und Urbanität der damaligen Stadt, ganz zu schweigen von der unglaublichen Leistung, das alles aus meterdicken Schichten ausgegraben zu haben. Freilich ist vieles nicht an Ort und Stelle zu besichtigen und im Museum in Neapel viel besser aufgehoben; da muss man sich halt hinbemühen oder Bücher zu Rate ziehen. Aber die Stadt sollte man schon in natura gesehen haben. Sehr amüsiert haben wir uns über die ziemlich rigorosen Maßnahmen zur Verkehrsregelung – vor 2000 Jahren!

  • Samstag, 26.4.2014
    10h30 Pompeji - 16h00 Fogliano/Lungomare 135003 – 135240 (237km)
    Nach sieben Wochen machen sich langsam Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Wir verschlafen gründlich. Der Vesuv steckt tief in den Wolken, also auf ans Meer, dort scheint das Wetter besser zu sein. Neapel umrunden wir respektvoll – das Müllproblem ist eine einzige Katastrophe; sogar die Satellitenstädte ersticken im Abfall. Nach dem Lago di Patria besieht sich die Sonne bekümmert kilometerlange, hermetisch abgesperrte Strände, geschlossene Campingplätze und reichlich unschöne Feriendörfer, in denen dem ältesten Gewerbe der Welt auch Samstagmittag ziemlich unverhohlen nachgegangen wird. Damit haben wir hier nun doch nicht gerechnet. Dafür entdecken wir nach Castello Volturno auf den Wiesen Wasserbüffel, die Lieferanten für den Mozzarella und machen einen Einkehrschwung, um den Quietschkäse im Original zu erwerben. Schön wird die Küste wieder bei Formia, die Berge kommen wieder ganz nahe an die Küste; sie halten freundlicherweise den Regen auf, sodass wir bei leidlich gutem Wetter in Sabaudia eintreffen. Nach wenigen Minuten wird klar, welch geschichtsträchtigen Boden wir gerade befahren. Wenige Kilometer südöstlich ragt der Felsen der Circe auf; das ist jene Dame, die laut Homer den erschöpften Herrn Odysseus vor ein paar tausend Jahren zu „becircen“ versuchte doch bei ihr zu bleiben, was ihr nicht gelungen ist. Für uns kommt jetzt ein ausnehmend schönes – für Italien ganz untypisches – Stück Küste: gute 20km lang nichts als Dünen, dicht bewachsen, alle paar hundert Meter führt eine „Passerella“ hinunter zum Strand, nirgendwo Müll, traumhafte Ausblicke aufs Meer und ins Hinterland über den Lago di Fogliano zu den Bergen. Wir stellen uns zu einer (noch geschlossenen) Imbissbude und übersehen geflissentlich die gebührenpflichtige Parkspur. Nachts wird das wohl niemanden kümmern und morgen sind wir schon wieder weg. Der Sonnenuntergang ist absolut sehenswert, der Strandspaziergang wohl der letzte auf dieser Reise . . . .

  • Danke Silvia und Ewald, für diese schönen Berichte und Bilder. Leider hattet ihr jetzt zum Schluss in Taormina kein schönes Wetter. Taormina und Naxos ist bei schönem Wetter wunderschön und vor allem die Fahrt nach Taormina hinauf. ____________________________________________________________________________________

  • Servus Silvia und Ewald!


    Immer sehr informativ gemachter Bericht mit schönen Fotos untermalt. Wir wünschen Euch eine unfallfreie Rückreise.

  • Sonntag, 27.4.2014
    08h50 – Lago di Fogliano – 10h45 Lago di Bracchiano/Roma flash 135240 – 135374 (134km)
    So schöne Dünen und das Wetter spielt nicht mit! Dicke Wolken hängen in den Bergen – es sieht nicht gut aus. Also lassen wir die Küste wehmütig hinter uns, brausen – soweit es die Straßenqualität zulässt – Rom entgegen, daran vorbei und genießen das sonntäglich magere Verkehrsaufkommen. Seit wir Sizilien verlassen haben, reisen wir sozusagen „Frühling rückwärts“. Die Straßenränder sind gesäumt von Traubenkirschbäumen – Wolken aus Maigrün und Weiß – und goldgelbem Besenginster. Rapsfelder leuchten mit ihrem hellen Gelb herüber, in den Gärten blühen Magnolien und Obstbäume – richtig vertrauter Frühling. Und – es liegt fast kein Müll mehr herum! Der CP Roma flash nimmt uns müde Wanderer auf, wir freuen uns sehr, hier zu sein. Das Wetter benimmt sich nachmittags noch halbwegs manierlich, die Wildenten fragen um Futter an. Abends fängt es an, erst zu regnen, dann zu schütten, schließlich zu donnern – also richtig schönes Sauwetter. Wir haben sogar unseren Heizquirl in Betrieb genommen, um die Feuchtigkeit aus dem Womo zu vertreiben. Ein Glück, dass wir nicht mehr in den Dünen stehen! Die Rombesucher tun mir in der Seele leid.

  • Montag, 28.4.2014
    Wir bleiben einfach noch da – es ist so schön! Der See blitzt in der Sonne, die Schwäne holen sich Frühstück. Es ist eine Wonne – wir genießen die warmen Sonnenstrahlen und sind einfach nur faul. Leider dauert der Zauber nur bis zum frühen Nachmittag, dann wiederholt sich das gestrige Schauspiel. Es schüttet aus Kannen – jetzt sind wir erst recht froh, nicht gefahren zu sein, setzen uns ins Womo und nützen die Zeit, um die Route für die Heimfahrt ein bisschen zu skizzieren. Nachts gibt´s noch einmal ein richtiges Getöse mit Blitz und Donner; Hagelkörner prasseln aufs Womo, die nachfolgenden Regengüsse nehmen uns das Waschen ab. An Schlaf ist kaum zu denken, erst um 4h früh ist der Zirkus vorbei.

  • Dienstag. 29.4.2014
    10h40 Bracciano – 14h35 Todi 135374 – 135516 (142km)
    Wie wenn nichts gewesen wäre – strahlend schönes Wetter! Am liebsten würden wir noch bleiben, aber langsam heißt es doch an zuhause denken – es kommen schon diskrete Anfragen, wann wir denn gedenken, einzutrudeln. Vorläufig ist Todi unser Ziel. In Wahrheit ist aber heute der Weg das Ziel, der uns über Nepi, Civita Castellana, Nardi und San Gemini durch eine bezaubernd schöne Frühlingslandschaft führt, besonders als wir nach Umbrien kommen. Überall zartes duftiges Grün; die Wiesen sind noch nicht gemäht, der Mohn blüht – am besten, man kommt nie an. Dabei ist Todi absolut sehenswert. Besonders der Blick aus dem Tal zeigt die beherrschende und uneinnehmbare Lage – fast eine Festung. Sicherheit war damals angesagt, nicht Bequemlichkeit! Das merken wir auch gleich, als wir das Städtchen vom SP aus zu Fuß erobern, das uns sofort für sich einnimmt. Nicht aufgemascherlt, wie wir das schon mancherorts erlebt haben; hier wird einfach gelebt, gewohnt, gearbeitet und jeder Fußbreit Boden genützt und liebevoll gepflegt, ohne unbedingt auf Touristen zu schielen. Eine bezaubernde Provinz, auch ohne den Fremdenverkehrsmagneten „Meer“. Es gefällt uns hier nach diversen Merkwürdigkeiten an der Küste ausnehmend gut.

  • Mittwoch, 30.4.2014
    09h10 Todi – 11h15 Gubbio 135516 – 135611 (95km)
    Umbrien im Frühling ist einfach ein Traum. Unsere heutige Etappe (E45 + SS 298) ist fast zu kurz, um all die Schönheit zu genießen. Gubbio breitet sich geradezu theatralisch unter finsterem Gewölk am Hang aus – ein bisschen erinnert es uns von fern an Assisi. Wir beziehen den SP, Ewald erforscht in kriminalistischer Kleinarbeit, warum der angepriesene Bus heute nicht fährt; ein anderer fährt angeblich schon, stimmt aber auch nicht, schlussendlich latschen wir zu Fuß in die Stadt. Pünktlich bei der Loggia der Wollzieher beginnt es zu regnen und das bleibt auch so, was aber unserem Eindruck von Gubbio gar keinen Abbruch tun kann – ganz im Gegenteil. Kaum etwas ist mehr geeignet, seinerzeitige „Lebensqualität“ zu demonstrieren, als kaltes, nasses Gemäuer und zugige Gassen – das räumt mit diversen romantischen Vorstellungen ziemlich gründlich auf. Über den Komfort zweier Lifte sind meine geschundenen Knie allerdings trotzdem sehr begeistert – sehr inkonsequent! Der Weg zum Womo erfolgt in gleicher Weise – zu Fuß. Der Fahrplan für den Bus ist außer Kraft, eine neuen gibt´s noch nicht.

  • Donnerstag, 1.5.2014
    09h50 – Gubbio – 13h00 S. Alberto 135611 – 135827 (216km)
    Walpurgisnacht! Zwar tanzen nicht grad die Hexen auf dem Brocken, aber bewegt ist es trotzdem. Sehr viel Wasser kommt vom Himmel, morgens können wir gar nicht glauben, dass die Sonne scheint. Sie zieht aber schnell den Nebel in die Höhe und wir haben wunderbares Reisewetter. Die E45 führt uns durch herrlich frischgrüne Berg- und Hügellandschaft Richtung Ravenna, unter anderem am Quellgebiet des Tiber vorbei (Sorgenti di Tevere). Wehmütig rollen wir in die Ebene hinaus; damit`s nicht zu schnell Richtung Norden geht, steuern wir S. Alberto am Ufer des Fiume Reno an, der südlich der Laguna di Comacchio in die Adria mündet. Überraschung – wir erleben 1. Maggio auf italienisch! SP gefunden – Womo abgestellt – per pedes ins Dorf – natürlich während der Siesta – Dorf leer. Orientierung nach Norden führt zu Festwiese + Fiume + Winzigfähre, die außer Fußgängern, Radfahrern und PKW´s doch tatsächlich Womos bis 3,5t übersetzt (Fahrtdauer gezählte 40sec.)! Das müssen wir uns natürlich anschauen (0,50 p.P.) Drüben steigen wir auf den Fahrdamm und die gesamte Lagune breitet sich vor uns aus – samt Reihern, Flamingos und sonstigen gefiederten Wesen. Ein einzigartiges Biotop – wir lesen darüber später im Museum – und eine seltsam zwittrige Landschaft zwischen Festland und Meer. Wasser, Schilfinseln, Kanäle, Felder, Radwege – eine ganz eigene Welt. Für eine Reise in den Süden ein ideales Etappenziel.

  • Freitag, 2.5.2014
    08h45 S. Alberto – 12h30 Sacile 135827 – 136101 (274km)
    Die Sonne sendet versuchsweise ein paar Strahlen auf die Erde, das war´s dann für heute. Es regnet praktisch ohne Unterlass, mal weniger, meistens mehr, auch ein Hagelwetter bekommen wir ab. Dafür sind wir flott auf der AB unterwegs. Der SP in Sacile liegt sehr praktisch gleich hinter dem A&O-Supermarkt. Wir gehen einkaufen und - die haben doch wirklich Ricotta fresca di Perocino! Zwar gemischt mit Kuh, aber trotzdem – super! Ich freu mich sehr. Die Sonne sendet erneut versuchsweise ein paar Strahlen auf die Erde, was uns sofort in die Schuhe hüpfen läßt. Sacile ist hübsch, wohltuend aufgeräumt, in der Kirche werden alte Klavierinstrumente ausgestellt, von 1620 aufwärts, unter anderem ein „Clavier a lira“, bei dem sich an Stelle des gewohnten senkrechten Teils eines Pianos, der die Saiten beherbergt, eine Lyra befindet, in deren Rahmen die Klaviersaiten eingespannt sind. Noch nie gesehen. Über Lautsprecher hören wir auch Interpretationen auf diesen alten Instrumenten – sehr gewöhungsbedürftig. Auf dem Weg ins centro storico kommen wir zur Livenza; sie führt ziemlich viel Wasser sehr temperamentvoll nach Caorle in die Adria. Gleich bei der Brücke ist ein Wildwasserparcour installiert; wir schauen den jungen Kajakfahrern und –fahrerinnen eine Weile zu und verdienen uns so ein exzellentes Gelato und einen Capuccino. Auf dem Heimweg erwerben wir noch ein Thermometer fürs Womo, weil wir dem „hauseigenen“ einfach nicht glauben wollen, dass es im Womo 28° haben soll. Es stimmt aber, was bedeutet, dass wir daheim bei 21° erbärmlich frieren werden, denn wir haben uns an die Wärme schon sehr gewöhnt.

  • Samstag, 3.5.2014
    10h00 Sacile - 17h00 Lavamünd/Fhf. 136101 – 136441 (340km)
    Der schwache Hoffnungsschimmer auf Wetterbesserung vergeht ziemlich bald. Die heimatlichen Berge schauen recht finster her und an der Grenze schüttet es schon wieder richtig; der Taliamento ist unerklärlich dürr. Bei der Griffenrast trösten wir uns über den unwirtlichen Empfang, fahren weiter nach Lavamünd, wo wir einen SP wissen. Der ist aber heute von Fussballspielern belagert, also wird Trick 17 angewendet: der örtliche Friedhof. Ein schöner ebener Parkplatz mitten im Grünen ohne Verkehrslärm – mehr brauchen wir heute nicht mehr. Morgen werden wir voraussichtlich nach Banovci fahren – Reisestaub abschütteln und Wärme tanken.

  • Sonntag, 4.5.2014
    09h15 Lavamünd - ??? Banovci 136441 – 136595 (154km)
    Auf Friedhofsparkplätzen schläft es sich wunderbar. Gut ausgerastet setzen wir uns Richtung Banovci in Bewegung und freuen uns über die phantastischen Ausblicke von der Soboth-Bundesstraße auf die angezuckerten Karawanken und Nockberge. Unten im Tal empfangen uns frisch gemähte Wiesen mit Margeriten-Inseln, bunte Dörfern mit fröhlichen Vorgärten und eine ausgewachsene Sonntagsüberraschung. Auf unserer Strecke begegnen uns ziemlich viele Womos, deren Bewohner offenbar ihren Badeaufenthalt beendet haben und nach Hause streben. Eines davon hat ein Mödlinger Kennzeichen! Der Regisseur „Zufall“ hat die Hände im Spiel und inszeniert eine Begegnung der besonderen Art, denn wenig später läutet unser Handy, ich sag zu Ewald`s Verblüffung noch: „Bin neugierig, ob das jetzt der Frankie ist“ – und sie sind´s wirklich! Seither hat die B69 den Namen „route sixty-nine“ (Frankie und ich sind Krebse!) Wir telefonieren uns zusammen und fahren dann gemeinsam weiter nach Banovci. Es ist nämlich trotz Sonnenschein derart stürmisch, dass nicht einmal die sportliche Anni an Radfahren denkt und so sind wir alle im warmen Wasser gut aufgehoben und können ausgiebig über sizilianische Erfahrung tratschen.

  • Montag, 6.5.
    Banovci
    Es st heute ein wunderschöner, warmer Tag, die Sonne lacht vom Himmel, dass es eine Freude ist. Anni und Franz werfen sich auf ihre Räder und drehen eine ausgiebige Runde, wir werfen uns in's Wasser. Beides ist herrlich!
    Am Nachmittag holen wir uns im Restaurant 1 kg gebackene Hühnerbrüste mit Pommes, machen und verschiedene Salate dazu und würzen das Ganze mit einigen Schlucken Wein aus Jeruzalem. Da wir noch das Frühstück für morgen bestellen müssen, fahren Franz und Ewald noch einmal zur Rezeption und bringen auch gleich wieder etwas Wein - die Flaschen sind ja soooo klein - mit. Den vernichten wir dann im WOMO von Franki, da es schon leidlich kühl geworden ist.
    Als uns das geschliffene Formulieren unserer Aussagen schon ein wenig schwer fällt gehen wir in unseren Minimax und lassen uns in's Bett fallen.

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